Ziege
f.
Name für Angehörige einer Gattung der Horntiere
mit kräftigen Hörnern und rauhem Fell,
besonders für das seit alters
als Milchlieferant gehaltene Haustier,
ahd.
ziga
(9. Jh.),
mhd.
zige
(daraus
mnd.
sēge,
tzēge,
zēge,
schēge,
mnl.
sēghe,
zēghe,
tsēghe).
Herkunft nicht gesichert.
Die oben sowie die unter
Zicke
(s. unten)
genannten Formen sind lediglich mit einer vereinzelten Hesych-Glosse
griech.
díza
(
δίζα)
‘Ziege’
und mit
armen.
tik,
ursprünglich wahrscheinlich
‘Ziegenhaut, -fell’,
dann
‘Wein-, Wasserschlauch’
(vorzugsweise aus Ziegenhaut)
vergleichbar.
Als Wurzel ist wohl
ie.
*dig(h)-
‘Ziege’
anzusetzen.
Vom
Frk. ausgehend,
hat sich
Ziege
ausgebreitet,
gelangt durch
Luthers
Bibelübersetzung in die Literatursprache
und hat
Zicke
(s. unten),
Geiß
(s. d.)
und andere landschaftliche Ausdrücke weitgehend verdrängt;
vgl.
Rein
in: Dt. Wortforsch. in europ. Bezügen
1 (1958) 191 ff.
Bereits seit mhd. Zeit steht
Ziege
auch als Schimpfwort für eine weibliche Person.
Als Bezeichnung des männlichen Tieres
Ziegenbock
m.
(14. Jh.),
verdeutlichend neben
Bock
(s. d.).
Ziegenpeter
m.
‘Ohrspeicheldrüsenentzündung’
(Mitte 19. Jh.;
s. auch
Mumps).
Eine eindeutige Erklärung für die Bildung des Kompositums fehlt.
Der Personenname
Peter
ist wohl im Sinne von
‘Tölpel’
aufzufassen,
da ein durch diese Krankheit entstellter Mensch
ein tölpelhaftes Aussehen hat wie einer,
der nur zum Ziegenhüten geeignet ist
(vgl. auch die landschaftliche Bezeichnung
Wochentölpel).
Das Bestimmungswort kann auch vergleichend
auf eine bei Ziegen auftretende
und diese Tiere entstellende Krankheit anspielen.
Zicke
f.
‘weibliche Ziege’,
ein in Umgangssprache und Mundart
(
md.,
besonders
omd.)
verbreiteter Ausdruck,
der keinen Eingang in die Literatursprache findet.
Auszugehen ist von
ahd.
(9. Jh.),
mhd.
zickīn
n.
‘kleine junge Ziege’,
mnd.
zi(c)ken
(15. Jh.),
aengl.
ticcen,
einer Bildung mit
īn-Suffix
zur Bezeichnung von Tierjungen.
Durch Übergang vom neutralen zum natürlichen Geschlecht
und daraus resultierendem
n-Abfall
entsteht die für das feminine Genus übliche Form auf
-e,
und der deminutive Gehalt weicht der neuen Bedeutung
‘weibliche (Mutter)ziege’.
Als Bildung mit affektischer Konsonantenverschärfung stellt sich
Zicke
mit
norw.
(mundartlich)
tikka
‘Mutterschaf’,
mnd.
tīke,
anord.
tīk,
schwed.
norw.
tik
‘Hündin’
und
(aus dem
Skandinav.)
engl.
tyke
‘Köter’
sowie den Weiterbildungen
norw.
(mundartlich)
tiksa
‘Schaf, Hündin’,
tikla
‘junges weibliches Schaf, junge Kuh’
zu dem oben behandelten Substantiv
Ziege.
Zicklein
n.
‘kleine Zicke’,
mhd.
zickelīn.