Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Zivilist, der

Grammatik Substantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Zivilisten · Nominativ Plural: Zivilisten
Aussprache 
Worttrennung Zi-vi-list
Wortzerlegung zivil -ist
Wortbildung  mit ›Zivilist‹ als Erstglied: zivilistisch
eWDG

Bedeutungen

1.
jmd., der Zivilkleidung trägt
Beispiele:
neben dem Offizier saß ein Zivilist am Steuer
vier Männer drangen herein, Zivilisten [ WeisenbornMemorial25]
2.
jmd., der nicht Angehöriger der Streitkräfte eines Landes ist
Beispiele:
wie ihr Zivilisten euch das Militär vorstellt [ St. ZweigUngeduld242]
Ich bin ein Zivilist und habe die Offiziersehre nie begriffen [ DürrenmattRomulusIII]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

zivil · Zivil · Zivilist1 · Zivilist2 · zivilisieren · zivilisiert · Zivilisation · zivilisatorisch
zivil Adj. ‘nach den gesellschaftlichen Normen handelnd und auftretend, gesittet, zivilisiert’ (17. Jh.), in der Kaufmannssprache ‘angemessen, annehmbar, nicht überhöht’, vgl. einen civilen Preiß (2. Hälfte 17. Jh.), entlehnt aus lat. cīvīlis ‘den Bürger betreffend, bürgerlich, voll Bürgersinn, gemeinnützig, leutselig, populär, höflich, den Staats-, Zivildienst betreffend, öffentlich’; zu lat. cīvis ‘Bürger, Mitbürger’, ursprünglich ‘Haus-, Gemeindegenosse’. Früher bezeugt ist civilisch (16. Jh.) ‘den Staatsbürger, das öffentlich-politische Gemeinwesen, die Rechtsfähigkeit des Bürgers betreffend, privatrechtlich’ und (17. Jh.) ‘außerhalb des Militärs stehend’; in der Komposition gilt dafür (reich bezeugt) Civil-, vgl. (für den bürgerlich-privatrechtlichen Bereich) Civilsache (16. Jh.), -strafe (17. Jh.), -recht, -prozeß (18. Jh.) und (für den nichtmilitärischen Bereich) Civilgebäu (17. Jh.), -stand (18. Jh.), -behörde, -bevölkerung (19. Jh.). Erst spät tritt in diesen Verwendungen zivil als freies Adjektiv auf, und zwar zuerst für ‘nichtmilitärisch’ (Mitte 19. Jh.), dann für ‘bürgerlich-privatrechtlich’ (um 1900). – Zivil n. ‘nicht zum Militär gehörender Teil der Bevölkerung, nichtmilitärischer Lebensbereich’ (vgl. Civil oder Militair, Anfang 18. Jh.), ‘nichtmilitärische Kleidung’ im Unterschied zur Uniform (2. Hälfte 19. Jh., besonders in Civil); vgl. Räuberzivil ‘Kleidung, an der man den Offizier bzw. den gesellschaftlichen Stand nicht erkennt’ (2. Hälfte 19. Jh.), jünger ‘bequeme, unangemessene, auch abgerissene Kleidung’. Zivilist1 m. ‘Kenner, Lehrer, Student des bürgerlichen Rechts, des Zivilrechts’, entlehnt (Ende 17. Jh.) aus gleichbed. mlat. civilista. Zivilist2 m. ‘wer nicht den Streitkräften angehört, wer keine Uniform trägt’ (Ende 18. Jh.), abgeleitet von zivil (s. oben). zivilisieren Vb. ‘urgesellschaftliche Zustände überwinden, technischen Fortschritt, moderne Lebensformen einführen’ (Anfang 18. Jh.), ‘mit technischen Hilfsmitteln urbar machen, kultivieren’ (1. Hälfte 20. Jh.), rückgebildet (wohl in Anlehnung an gleichbed. mfrz. frz. civiliser) aus zivilisiert Part.adj. ‘Zivilisation besitzend, fortgeschritten, entwickelt, gesittet, gebildet’ (2. Hälfte 17. Jh., entsprechend unzivilisiert), aus gleichbed. mfrz. frz. civilisé. Zivilisation f. ‘mit der Auflösung der Urgesellschaft beginnender Zeitabschnitt, auf technischem und wissenschaftlichem Fortschritt beruhende Lebensweise, durch Erziehung und Bildung geprägte Lebensart’ (2. Hälfte 18. Jh.), nach frz. civilisation, engl. civilization. zivilisatorisch Adj. ‘die Zivilisation betreffend, sie fördernd, auf ihr beruhend’ (1. Hälfte 19. Jh.).

Thesaurus

Synonymgruppe
Zivilist · Zivilperson
Oberbegriffe
Assoziationen
  • nichtmilitärisch · zivil

Typische Verbindungen zu ›Zivilist‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Zivilist‹.

Leidtragende Opfer afghanisch albanisch eingeschlossen ermorden ermordet erschießen getötet irakisch israelisch kommen libanesisch moslemisch palästinensisch schützen serbisch sterben tamilisch tschetschenisch töten umkommen unbeteiligt unbewaffnet unschuldig verletzen wehrlos

Verwendungsbeispiele für ›Zivilist‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Da stieg aus dem Loch ein Zivilist böse lächelnd heraus. [Renn, Ludwig [d. i. Vieth v. Golßenau, Arnold Friedrich]: Krieg – Nachkrieg, Berlin: Aufbau-Verl. 1951 [1928], S. 32]
Von weitem schon versuchte er den vermutlichen Zivilisten vom Platze zu brüllen. [Lochner, Rudolf: Gulle, Rammkeil und Muck. In: Flieger am Feind, Gütersloh: Bertelsmann 1934 [1934], S. 217]
Was hat es also für einen Sinn, Zivilisten brutal zu behandeln? [Archiv der Gegenwart, 2001 [2000]]
Dabei kamen in wenigen Tagen Hunderte von Zivilisten ums Leben. [Archiv der Gegenwart, 2001 [1999]]
Wie ich vor einem der großen Schuppen stand, kam ein Zivilist vorbei. [Renn, Ludwig [d. i. Vieth v. Golßenau, Arnold Friedrich]: Krieg – Nachkrieg, Berlin: Aufbau-Verl. 1951 [1930], S. 904]
Zitationshilfe
„Zivilist“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Zivilist>.

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