Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

abfassen

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GrammatikVerb · fasst ab, fasste ab, hat abgefasst
Aussprache 
Worttrennung ab-fas-sen
Wortzerlegung ab- fassen
Wortbildung  mit ›abfassen‹ als Erstglied: Abfassung
eWDG

Bedeutungen

1.
einen Text verfassen
Beispiele:
einen Artikel, Aufsatz, eine Rede, einen Bericht, Brief abfassen
ein Schriftstück, Protokoll, Gesuch, eine Klage, einen Vertrag, ein Gutachten, Urteil, Testament abfassen
einen Roman, ein Gedicht abfassen
etw. in Versen, in Geheimschrift, in französischer Sprache abfassen
etw. geschickt, vorsichtig, neu, im strengen Geschäftsstil abfassen
Archivrat Bock […] welcher ein weitläufiges Werk über nürnbergische Geschichte abfaßte [ Wasserm.Gänsemännchen90]
so vorsichtig und schonend sie [die Nachrichten] der Pastor auch abfaßte (= formulierte) [ FalladaJeder stirbt479]
2.
jmdn. abfangen
a)
jmdn. auf frischer Tat ertappen und überführen
Beispiele:
er wurde (beim Holzdiebstahl, beim Wildern) abgefasst
Josefs […] Gerichte behandeln die Abgefaßten mit Milde [ Feuchtw.Jüd. Krieg130]
Der Coletto […] ist mit der Kleinen abgefaßt worden [ H. Mann3,96]
b)
landschaftlich jmdn. auf seinem Wege anhalten
Beispiel:
Auf dem Heimweg hat mich der Patscheider abgefaßt [ GanghoferHubertus226]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
fassen · faßlich · faßbar · unfaßlich · unfaßbar · gefaßt · Fassung · fassungslos · abfassen · befassen · erfassen · einfassen · Einfassung · umfassen · umfassend
fassen Vb. ‘(mit der Hand) ergreifen, in Gewahrsam nehmen, enthalten, eine Fassung, Umrahmung geben, sich innerlich zu eigen machen, begreifen’, reflexiv ‘die Selbstbeherrschung (wieder)erlangen’, ahd. faʒʒōn ‘in ein Gefäß füllen, gießen, beladen, bepacken, mit etw. bekleiden’ (9./10. Jh.), mhd. vaʒʒen ‘ergreifen, zusammenpacken, aufladen, überziehen mit etw., rüsten, kleiden, schmücken’, mnd. mnl. vāten, vatten, nl. vatten, anord. fata ‘lose zusamenfügen’ ist wohl zu einem in ahd. faʒʒa ‘Bündel, Bürde, Gepäck, Last’ (um 800), anord. fata ‘Kanne, Bütte’ belegten Substantiv gebildet und gehört daher etymologisch zu Faß (s. d.); vgl. Wissmann Nomina postverbalia 1 (1932) 12. Ausgangsbedeutung ist ‘(in ein Gefäß) füllen, umhüllen, bekleiden’, die in den heute vielfältigen Verwendungsweisen sowie in den meisten Ableitungen und Komposita noch erkennbar ist. – faßlich Adj. (17. Jh.), faßbar Adj. (19. Jh.) ‘gut verständlich, einprägsam, konkret’; unfaßlich Adj. (16. Jh.), unfaßbar Adj. (17. Jh.) ‘das geistige Fassungsvermögen übersteigend, absurd’; gefaßt Part.adj. ‘innerlich gerüstet, beherrscht, gelassen’ (16. Jh.). Fassung f. ‘Umrahmung, Vorlage, Version, Selbstbeherrschung’, ahd. faʒʒunga ‘Last, Ladung’ (Hs. 12. Jh.), mhd. vaʒʒunge ‘Faß, Bekleidung, Schmuck’; fassungslos Adj. ‘bestürzt, außer sich’ (19. Jh.). abfassen Vb. ‘in Schriftform bringen, konzipieren’ (17. Jh.), ‘abfangen, festnehmen’ (19. Jh.). befassen Vb. mhd. bevaʒʒen ‘besetzen, befestigen’, später (bis zum 17. Jh.) ‘mit den Händen begreifen, umfassen, einschließen, erfassen’, heute meist reflexiv sich mit etw. befassen ‘beschäftigen’ (18. Jh.). erfassen Vb. ‘ergreifen, begreifen, registrieren’ (17. Jh.). einfassen Vb. ‘umgeben, umschließen, einfüllen’, mhd. īnvaʒʒen; Einfassung f. ‘Einrahmung’ (16. Jh.). umfassen Vb. ‘(mit den Armen) umfangen, einschließen’ (15. Jh.); umfassend Adj. ‘weitreichend, universal’ (18. Jh.). Ferner s. verfassen.

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

Protokoll schreiben · abfassen · aufschreiben · ausstellen (amtliches Dokument) · dokumentieren · notieren · protokollieren · schreiben · texten · textlich erfassen · verfassen · zu Protokoll bringen  ●  zu Papier bringen auch figurativ · aufs Papier bringen ugs., auch figurativ
Unterbegriffe
Assoziationen


abfassen  ●  erstellen Papierdeutsch · aufsetzen (Schreiben, Kaufvertrag, ...) fachspr. · errichten (Testament, Patientenverfügung, ...) fachspr., juristisch · machen ugs.

Typische Verbindungen zu ›abfassen‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›abfassen‹.

Verwendungsbeispiele für ›abfassen‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Die Lieder waren so abgefaßt, daß man sie auch nach bekannten Weisen singen konnte. [Lipphardt, Walther: Christelius. In: Die Musik in Geschichte und Gegenwart, Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1973], S. 14707]
Ich wiederhole, das war so nachdrücklich abgefaßt, daß wir viel darüber gesprochen haben. [o. A.: Einhundertfünfzigster Tag. Samstag, 8. Juni 1946. In: Der Nürnberger Prozeß, Berlin: Directmedia Publ. 1999 [1946], S. 18752]
Sein Testament, einige Jahre vor seinem Ableben abgefaßt, verzeichnet 656 Model. [o. A.: Lexikon der Kunst – Z. In: Olbrich, Harald (Hg.), Lexikon der Kunst, Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1994], S. 35072]
Hierüber ist eingehend beraten worden, und die alliierten Pläne scheinen gut abgefaßt zu sein. [Archiv der Gegenwart, 2001 [1943]]
Er beabsichtige, den Roman auf Spanisch abzufassen, obgleich er lange Zeit beinahe ausschließlich auf Deutsch geschrieben hat. [Die Zeit, 18.04.2011, Nr. 16]
Zitationshilfe
„abfassen“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/abfassen>.

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Worthäufigkeit

selten häufig

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Wortverlaufskurve 1600−1999
Wortverlaufskurve ab 1946

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