Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

abfinden

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GrammatikVerb · findet ab, fand ab, hat abgefunden
Aussprache 
Worttrennung ab-fin-den
Wortzerlegung ab- finden
Wortbildung  mit ›abfinden‹ als Erstglied: Abfindung
eWDG

Bedeutungen

1.
eine Verpflichtung gegen jmdn. erfüllen
a)
jmds. Rechtsansprüche (teilweise) befriedigen
Beispiele:
jmdn. (in) bar, mit Geld abfinden
seine Gläubiger abfinden
übertragen jmdn. zufriedenstellen
Beispiele:
jmdn. mit einer Kleinigkeit, ein paar Worten abfinden
er [Hauke] ließ sich mit dem Einwand abfinden [ StormSchimmelr.7,174]
b)
landschaftlich, besonders ostmitteldeutsch sich bei jmdm. erkenntlich zeigen, revanchieren
Beispiele:
ich werde mich bei Gelegenheit (dafür) abfinden
ich werde mich bei ihm abfinden
2.
sich mit etw. zufriedengeben, in etw. schicken
Beispiele:
er kann sich damit nicht, (nur) schwer abfinden
sich mit seinem Schicksal, seiner Lage, den Verhältnissen abfinden
Ich weiß mich trefflich mit der Polizei, / Doch mit dem Blutbann schlecht mich abzufinden [ GoetheFaustI 3715]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
finden · abfinden · Abfindung · erfinden · Erfindung · Erfinder · erfinderisch · unerfindlich · Fund · Fundgrube · Findelkind · Findling · findig · spitzfindig · ausfindig · fündig
finden Vb. ‘durch Zufall, durch Suchen, durch Nachdenken auf etw. stoßen’, ahd. findan (8. Jh.), mhd. vinden, asächs. fīðan, findan, mnd. mnl. nl. vinden, aengl. findan, engl. to find, anord. schwed. finna, got. finþan. Herkunft ungewiß. Vielleicht mit griech. paté͞in (πατεῖν) ‘auf etw. treten’ und lat. pōns (Genitiv pontis) ‘Knüppelweg, Brücke’ zur Wurzel ie. *pent(h)- ‘treten, gehen, worauf treten, antreffen, finden’ (s. auch fahnden). – abfinden Vb. ‘Ansprüche befriedigen’, reflexiv ‘sich zufriedengeben’ (16. Jh.); zuerst (14. Jh.) in der nd. Rechtssprache belegt mit der Bedeutung ‘durch Gerichtsurteil absprechen, aberkennen’. Abfindung f. ‘Befriedigung von Ansprüchen, Entschädigung’ (16. Jh.). erfinden Vb. ‘bisher noch nicht Vorhandenes ersinnen, erschaffen’, ahd. irfindan ‘erfahren, erkennen, erfassen’ (9. Jh.), mhd. ervinden ‘ausfindig machen, bemerken, erfahren’. Erfindung f. ‘das Ersonnene, Erschaffene’ (15. Jh.). Erfinder m. ‘wer bisher nicht Vorhandenes ersinnt, erschafft’ (15. Jh.), heute besonders im technischen Bereich. erfinderisch Adj. ‘einfallsreich’ (18. Jh.). unerfindlich Adj. ‘unerklärlich’, spätmhd. unervindelich. Fund m. ‘das Finden, das Gefundene’, in der Schwundstufe des Verbs, mhd. vunt, auch bergmannssprachlich ‘neuentdeckte Lagerstätte von Erzen’, dafür auch Fundgrube f. (14. Jh.), übertragen ‘Ort, wo eine Fülle von Erkenntnissen, Belehrungen anzutreffen ist’ (Ende 15. Jh.). Ursprünglich wohl zu ablautendem Fund gebildet und nachträglich (meist im 16. Jh.) an finden angelehnt sind: Findelkind n. ‘ausgesetztes, von Fremden gefundenes Kind’, vgl. mhd. vuntkint, dann auch frühnhd. vündelkint, zu frühnhd. vündel, vindel ‘Findelkind’, Deminutivum zu vunt. Findling m. ‘Findelkind’, mhd. vundelinc; seit dem 19. Jh. auch ‘ein durch Gletscher transportierter Gesteinsblock’. findig Adj. ‘erfinderisch, schlau’, mhd. vündec, vündic ‘erfinderisch, findbar’, seit dem 16. Jh. in der Form findig, s. aber unten fündig. spitzfindig Adj. älter spitzfündig, ‘listig, überklug’ (16. Jh.), vgl. auch spitzer Fund (Luther) und Spitzfund m. (16. Jh.) ‘überklug, trügerisch Erdachtes’. ausfindig Adj. älter ausfündig, meist in festen Wendungen ausfindig machen, werden ‘bekanntmachen, bekannt werden, herausfinden, erforschen’ (15. Jh.). fündig Adj. ‘Bodenschätze aufweisend, ergiebig’, seit dem 16. Jh. bedeutungsdifferenzierend die alte Form gegenüber findig (s. oben) bewahrend.

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

(einen) Rückzieher machen · (es mit/bei etwas) bewenden lassen · (es) aufgeben · (es) aufstecken · (etwas) auf sich beruhen lassen · (sich dem) Schicksal ergeben · (sich dem) Schicksal fügen · (sich mit etwas) abfinden · (sich) beugen · (sich) geschlagen geben · aufgeben · aufhören zu kämpfen · kapitulieren · klein beigeben · nicht weiter versuchen · nicht weiterverfolgen · nicht weiterversuchen · passen · passen müssen · resignieren  ●  (das) Feld räumen (müssen) fig. · (die) Waffen strecken fig. · (das) Handtuch schmeißen ugs., fig. · (das) Handtuch werfen ugs., fig. · (den) (ganzen) Bettel hinschmeißen ugs. · (den) (ganzen) Bettel hinwerfen ugs. · (den) (ganzen) Kram hinschmeißen ugs. · (den) (ganzen) Krempel hinschmeißen ugs. · (die) Brocken hinschmeißen ugs. · (die) Brocken hinwerfen ugs. · (die) Flinte ins Korn werfen ugs., fig. · (die) Segel streichen ugs. · (etwas) stecken ugs. · (sich) ins Bockshorn jagen lassen ugs. · (sich) schicken (in) geh., veraltet · abbrechen ugs. · aufstecken ugs. · die weiße Fahne hissen ugs., fig. · einpacken (können) ugs., fig. · hinschmeißen ugs. · in den Sack hauen ugs. · schmeißen ugs., fig. · zurückrudern ugs., fig.
Assoziationen

Ausgleichszahlungen leisten · Entschädigungszahlungen leisten · Wiedergutmachung zahlen · abfinden · entschädigen · kompensieren · wiedergutmachen
Assoziationen

(seinen) Widerstand aufgeben · (sich) abfinden · keine (weiteren) Einwände erheben  ●  (zu allem) Ja und Amen sagen ugs.
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›abfinden‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›abfinden‹.

Verwendungsbeispiele für ›abfinden‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Jedoch noch weniger sind sie imstande, sich mit diesem Prozeß abzufinden. [Deutsche Zeitschrift für Philosophie, 1983, Nr. 6, Bd. 31]
Aber inzwischen hat er sich abgefunden und scheint manchmal direkt begeistert. [Schmidt-Rogge, Carl H.: Dein Kind – Dein Partner, München: List 1973 [1969], S. 26]
Aber die kausale Folge, die zu einem Fehler geführt hat, zu begreifen, bedeutet keineswegs, sich mit ihm abzufinden. [Lukács, Georg: Geschichte und Klassenbewußtsein, Neuwied u. a.: Leuchterhand 1970 [1923], S. 621]
Auch mit dem geistlichen Vorbehalt fand er sich notgedrungen ab. [Jahresberichte für deutsche Geschichte, 1937, S. 232]
Ray kann sich, inzwischen erwachsen, nicht damit abfinden, daß er »aus Tod zusammengeschraubt« ist. [Die Zeit, 29.03.1996, Nr. 14]
Zitationshilfe
„abfinden“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/abfinden>.

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