Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

abgeneigt

Grammatik partizipiales Adjektiv (in Verbindung mit »sein«; meist verneint)
Aussprache 
Worttrennung ab-ge-neigt
eWDG

Bedeutung

nicht geneigt, abhold
in gegensätzlicher Bedeutung zu geneigt
Beispiele:
einem Plan, Vorschlag, Wunsch nicht abgeneigt sein
sie ist ihm nicht abgeneigt (= mag ihn ganz gern)
Der … ihm persönlich abgeneigte Kardinal [ C. F. MeyerJenatsch1,128]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

neigen · geneigt · abgeneigt · Neigung · Abneigung · Neige · verneigen · Verneigung · zuneigen · Zuneigung
neigen Vb. ‘beugen, schräg stellen, senken’, reflexiv ‘zu Ende gehen’. Das schwache Verb ahd. (h)neigen ‘neigen, senken, biegen, abwenden, beugen, unterwerfen’ (8. Jh.), mhd. neigen, asächs. gihnēgian, mnl. neighen, nl. neigen, aengl. hnǣgan, anord. hneigja, got. hnaiwjan ‘erniedrigen’ (germ. *hnaigwjan) kann entweder als Kausativum zum starken Verb (im Dt. bis 15. Jh. belegt) ahd. (h)nīgan ‘sich neigen (vor), sich niederbücken’ (8. Jh.), mhd. nīgen, asächs. aengl. hnīgan, mnd. nīgen, mnl. nīghen, nl. nijgen, anord. hnīga ‘sich neigen, sinken, fallen’, schwed. niga ‘knicksen’, got. hneiwan ‘sich neigen’ (germ. *hneigwan) oder als denominative jan-Ableitung zu dem in aengl. hnāg, hnāh ‘gebeugt, demütig’, got. hnaiws ‘niedrig, demütig’ vorliegenden Adjektiv angesehen werden. Außergerm. vergleichbar ist lediglich die Wortgruppe lat. nītī (nīs(s)us, (g)nīxus sum) ‘sich stemmen, stützen, sich in der Schwebe halten, steigen, klettern’, nictāre ‘zwinkern’, cōnīvēre ‘die Augen zudrücken, blinzeln’, so daß von ie. *kneigu̯h- ‘neigen, sich biegen’ ausgegangen werden kann. Dazu stellt sich mit Labialerweiterung ie. *kneib-, wozu anord. hnipinn ‘mißmutig, biegsam’, hnīpa ‘den Kopf hängen lassen, mißmutig sein’ und wohl auch lit. knìbti ‘zusammenknicken, zusammensinken’, kneĩbtis, kneĩptis ‘sich beugen, sich versenken, sich vertiefen’. – geneigt Part.adj. ‘gewogen, zugetan’, in der Fügung geneigt sein, mhd. geneiget sīn; abgeneigt Part.adj. ‘nicht willens, frei von jeder Neigung, übel gesinnt’ (17. Jh.). Neigung f. ‘Zuneigung, freundschaftliche Gesinnung’, mhd. neigunge; dann auch ‘geneigte Haltung, Lage’ (2. Häfte 16. Jh.). Abneigung f. ‘ablehnende Haltung, Widerwille’ (17. Jh.), vgl. mhd. abeneigunge ‘Gefälle’. Neige f. ‘letzter Inhalt eines Gefäßes’ (Ende 15. Jh.), vor allem in der Wendung bis zur Neige ‘völlig, restlos’ und zur Neige gehen ‘dem Ende zugehen’ (Anfang 17. Jh.); vgl. mhd. neige ‘Biegung, Senkung, Tiefe, Ende’. verneigen Vb. reflexiv ‘sich verbeugen’ (17. Jh.); vgl. mhd. verneigen ‘herabbeugen, unterdrücken’; Verneigung f. ‘Verbeugung’ (Anfang 19. Jh.). zuneigen Vb. ‘hinwenden, eine Vorliebe haben’, reflexiv ‘Sympathie empfinden, sich hingezogen fühlen’, mhd. zuoneigen ‘hinwenden’; Zuneigung f. ‘das Hingewendetsein, Liebe’ (15. Jh.).

Thesaurus

Synonymgruppe
(sich) wenig begeistert zeigen (über) · abgeneigt · lustlos · ungeneigt · ungern · unwillig · widerstrebend  ●  abhold  geh. · aversiv  geh.
Oberbegriffe
  • beschreibend (negativ)
Assoziationen
  • freudlos · gelangweilt · lieblos · nicht mit dem Herzen dabei · nicht mit ganzem Herzen dabei · ohne Begeisterung · ohne Einsatz · ohne Engagement · ohne Freude dabei · ohne sich Mühe zu geben · ohne sich anzustrengen · unengagiert  ●  lustlos Hauptform · wurschtig ugs. · wurstig ugs.
  • (dankend) absagen · (dankend) abwinken · (sich) nicht interessiert zeigen · kein Interesse haben · kein Interesse zeigen · keine Lust haben · unmotiviert sein  ●  (einfach) nicht wollen ugs. · (sich) wenig geneigt zeigen (zu) geh. · keinen Bock haben (auf) ugs. · keinen Nerv haben ugs. · null Bock haben (auf) ugs.

Typische Verbindungen zu ›abgeneigt‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›abgeneigt‹.

Verwendungsbeispiele für ›abgeneigt‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Auch Reformen der Reformen scheint sie nicht abgeneigt gegenüber zu stehen. [Die Welt, 19.07.2004]
Ich bin zwar nicht abgeneigt, doch derzeit läuft es bei uns nicht so gut. [Bild, 30.11.2000]
Auch Hitzfeld gab sich nicht abgeneigt, sein Engagement über das Jahr 2003 hinaus fortzusetzen. [Süddeutsche Zeitung, 25.11.2000]
Auch Scharon ist plötzlich nicht mehr abgeneigt, über die Bildung einer großen Koalition zu reden. [Süddeutsche Zeitung, 27.07.2000]
Diesen bejahenden Gefühlen aber traten ebenso stark ängstliche und abgeneigte Empfindungen entgegen. [Werfel, Franz: Die Vierzig Tage des Musa Dagh II, Stockholm: Bermann – Fischer 1947 [1933], S. 55]
Zitationshilfe
„abgeneigt“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/abgeneigt>.

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