Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

ablassen

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GrammatikVerb · lässt ab, ließ ab, hat abgelassen
Aussprache 
Worttrennung ab-las-sen
Wortzerlegung ab- lassen
Wortbildung  mit ›ablassen‹ als Erstglied: Ablass-Schleuse · Ablasshahn · Ablassrohr · Ablassschleuse · Ablassventil
 ·  mit ›ablassen‹ als Grundform: Ablass
Mehrwortausdrücke  Dampf ablassen
eWDG

Bedeutungen

1.
etw. abgehen lassen
a)
eine Flüssigkeit ablaufen lassen
Beispiele:
Wasser (aus der Badewanne, dem Boiler) ablassen
lassen Sie sich [Dativ] ein paar Eimer Wasser ab!
Bier, Wein (vom Fass) ablassen
das verbrauchte Öl (des Motors) ablassen
flüssiges Erz ablassen (= abstechen)
b)
Beispiel:
Dampf, Gas (aus dem Kessel) ablassen (= abströmen lassen)
c)
Eisenbahn
Beispiele:
den Zug ablassen (= abfahren lassen)
daß ein Zug … aus der nächstliegenden Station abgelassen sei [ G. Hauptm.Bahnw. Thiel4,40]
d)
etw. abfliegen lassen
Beispiel:
Brieftauben, einen Luftballon, eine Rakete ablassen
e)
etw. herunterlassen
Beispiel:
eine Fahne vom Mast ablassen
f)
veraltet etw. abschicken
Beispiele:
von dem scharfen Schreiben, das … an sie abgelassen wäre [ Ric. HuchDreißigjähr. Krieg1,160]
als das Telegramm abgelassen wurde [ RaabeII 5,215]
2.
etw. leerlaufen lassen
Beispiel:
die Wanne, den Kessel, Teich, das Staubecken ablassen
3.
jmdm. etw. verkaufen
Beispiele:
jmdm. etw. billig, zum Selbstkostenpreis, unter dem Preis ablassen
wenn Sie das Porträt mir ablassen wollen [ Feuchtw.Goya403]
4.
den Preis herabsetzen
Beispiel:
er ließ uns (noch weitere) 10 Euro ab
5.
gehoben von etw., jmdm. abstehen, etw., jmdn. aufgeben
Beispiele:
von der Verfolgung, Beute nicht ablassen
er lässt von ihr nicht ab
von seinem Vorhaben, einer Absicht, Gewohnheit, Bemühung, von seinem Glauben nicht ablassen
mit Bitten nicht ablassen (= aufhören)
rief er den Hund, der mit gesenktem Kopfe von dem Igel abließ [ Storm6,158]
Die Horde ließ von Stephan ab [ WerfelMusa Dagh488]
mein Auge konnte fast nicht ablassen (= konnte sich nicht trennen) von dem Euren [ StifterHochwald1,141]
ohne aber hierbei von ihrer Arbeit abzulassen [ KafkaSchloß205]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
lassen · ablassen · unablässig · anlassen · Anlasser · Anlaß · anläßlich · veranlassen · auslassen · ausgelassen · einlassen · Einlaß · entlassen · Entlassung · erlassen · Erlaß · unerläßlich · hinterlassen · Hinterlassenschaft · nachlassen · Nachlaß · nachlässig · vernachlässigen · niederlassen · Niederlassung · überlassen · unterlassen · Unterlaß · verlassen · Verlaß · verläßlich · zulassen · zulässig
lassen Vb. ‘dulden, erlauben, bitten, veranlassen, daß etw. geschieht, unterlassen, aufhören mit etw., überlassen, geben, aufgeben’. Das gemeingerm., ehemals reduplizierende Verb ahd. lāʒan (8. Jh.), Kurzform lān, mhd. lāʒen, lān, asächs. lātan, mnd. mnl. lāten, nl. laten, aengl. lǣtan, engl. to let, anord. lāta, schwed. låta, got. lētan ist mit den unter lasch und lässig (s. d.) angegebenen Formen und außergerm. mit griech. lēdé͞in (ληδεῖν) ‘träge, müde sein’, lat. lassus (aus *lədto-) ‘laß, matt, müde, abgespannt’, alban. lodh ‘er ermüdet jmdn.’ und lit. léisti ‘(los)lassen, freilassen’ auf eine Wurzelerweiterung ie. *lē(i)d-, *ləd- der Wurzel ie. *lē(i)- ‘nachlassen’ rückführbar. – ablassen Vb. ‘von etw., jmdm. abstehen, aufgeben, entweichen lassen, herniederlassen, (käuflich) überlassen’, ahd. oblāʒan (für gewöhnliches aba-) ‘erlassen, Nachlaß gewähren’ (8. Jh.), mhd. abelāʒen, auch ‘aufgeben, Abstand nehmen, losgehen lassen, entweichen lassen, niederlassen’; s. Ablaß; unablässig Adj. ‘nicht ablassend, andauernd, ohne Unterbrechung’ (16. Jh.). anlassen Vb. ‘(Kleidung) nicht ablegen, eine Vorrichtung nicht ausschalten, einen Motor in Gang setzen’, reflexiv ‘beginnen, in Betrieb kommen’; vgl. ahd. analāʒan ‘hineinlassen, etw. über jmdn. (sich) kommen lassen’ (8. Jh.), mhd. anelāʒen ‘erfinden, angeben, loslassen, in Bewegung setzen’; Anlasser m. ‘Vorrichtung zum In-Gang-Setzen eines Motors, einer Maschine’ (älter Anlaßhebel, 19. Jh.), bei Elektromotoren ‘vorgeschalteter Widerstand, der ein langsames Anlaufen gewährleistet’ (um 1900); Anlaß m. ‘Ursache, Grund’, mhd. ane-, anlāʒ ‘Anfang, Beginn, Punkt, von dem ein Wettrennen ausgeht, Anreiz, Gelegenheit, Kompromiß’; anläßlich Präp. ‘bei Gelegenheit, aus Anlaß’ (19. Jh.), älter (selten) auch adjektivisch und adverbial (15. Jh.); veranlassen Vb. (schwach flektierend) ‘anregen, anordnen, bewirken’, frühnhd. ‘etw. auf jmdn. schieben, jmdn. für etw. auswählen’ (15. Jh.). auslassen Vb. ‘loslassen, weglassen, nicht beachten, (Kleider) verlängern, (Ärger, Zorn) Unschuldige entgelten lassen’, ahd. ūʒlāʒan ‘fortschicken, ausschütten, freilassen, nicht zurückhalten, vergießen, aussprechen, beenden’ (9. Jh.), mhd. ūʒlāʒen; ausgelassen Part.adj. ‘unbändig, hemmungslos’ (vgl. in älterer Sprache ausgelassener Trotz, ausgelassene Leidenschaft), ‘sehr fröhlich’, eigentlich ‘freigelassen’ (16. Jh.). einlassen Vb. ‘herein-, hineinlassen, einfügen’, reflexiv ‘auf etw. eingehen, mit jmdm. verkehren’, ahd. inlāʒan ‘hineinwerfen, einlassen’ (8. Jh.), mhd. īnlāʒen; Einlaß m. ‘das Hineinlassen, Öffnen, Eintritt, Tür’ (16. Jh., Einlaß begehren). entlassen Vb. ‘freigeben, verabschieden, (aus einem Amt) wegschicken, jmds. (Arbeits)vertrag aufkündigen’, ahd. intlāʒan ‘nachlassen, verzeihen, loslassen, lösen, entspannen, weichen’ (8. Jh.), mhd. entlāʒen ‘loslassen, fahrenlassen’, reflexiv ‘sich entfalten’; Entlassung f. ‘Freilassung, Verabschiedung, Entfernung aus einem Amt’ (17. Jh.). erlassen Vb. ‘in Kraft treten lassen, anordnen, von etw. befreien, eine Anordnung aufheben’, ahd. irlāʒan ‘unterlassen, befreien von’ (9. Jh.), mhd. erlāʒen ‘wovon freilassen’, reflexiv ‘auseinandergehen, sich enthalten, unterlassen’; Erlaß m. ‘Verfügung, Anordnung, Aufhebung’ (18. Jh.); unerläßlich Adj. ‘unbedingt erforderlich, nicht aufhebbar’ (17. Jh.). hinterlassen Vb. ‘(einem anderen) zurücklassen, etw. vererben’ (16. Jh.); Hinterlassenschaft f. ‘Zurückgelassenes, Erbe’ (19. Jh.). nachlassen Vb. ‘Spannung lockern, vermindern, schlechter werden, zurücklassen, Preise herabsetzen’, spätmhd. nāchlāʒen; Nachlaß m. ‘das Nachlassen’ (16. Jh.), ‘Hinterlassenschaft’ (18. Jh.), literarischer Nachlaß (19. Jh.); nachlässig Adj. ‘säumig, unzuverlässig, unordentlich’ (15. Jh.); vernachlässigen Vb. ‘nicht gehörig betreuen oder beachten’ (18. Jh., durch Lessing und Goethe verbreitet). niederlassen Vb. ‘von oben herunterlassen’, reflexiv ‘sich ansiedeln, einen festen Wohnsitz, ein Geschäft, eine Firma einrichten’, ahd. nidarlāʒan ‘sinken lassen, nach unten wenden, hinab-, herablassen, versenken’ (9. Jh.), mhd. niderlāʒen; Niederlassung f. ‘das Senken, Ansiedlung, Gründung eines geschäftlichen Unternehmens, Filiale’ (16. Jh.). überlassen Vb. ‘abtreten, übergeben, anheimstellen’ (15. Jh.). unterlassen Vb. ‘nicht tun, versäumen zu tun’, ahd. untarlāʒan (9. Jh.), mhd. underlāʒen ‘abstehen, nicht tun’; Unterlaß m. nur noch in der Fügung ohne Unterlaß ‘ohne Unterbrechung, unaufhörlich’, ahd. āno untarlāʒ, mhd. āne underlāʒ; vgl. ahd. untarlāʒ ‘Unterbrechung’ (9. Jh.), mhd. underlāʒ ‘das Innehalten, Unterbrechung, Beherbergen’, frühnhd. auch ‘Unterkunft, Lagerplatz’ (16. Jh.). verlassen Vb. ‘sich von einem Ort, von jmdm. entfernen, aufgeben, zurück-, alleinlassen’, reflexiv sich verlassen auf ‘vertrauen’, ahd. firlāʒan ‘entlassen, vorbei-, zurücklassen’ (8. Jh.), mhd. verlāʒen ‘fahrenlassen, fort-, loslassen, anbefehlen, verzeihen, zulassen, anvertrauen, hinterlassen, vertrauen’; Verlaß m. ‘Vertrauen, Zuverlässigkeit’ (19. Jh.), frühnhd. ‘Verabredung, Absprache’, auch ‘Hinterlassenschaft’, mhd. verlāʒ ‘Lässigkeit, Untätigkeit’; heute in der Wendung auf jmdn., etw. ist (kein) Verlaß, wohl aus dem Nd., vgl. dar is nien verlaat to (18. Jh.); verläßlich Adj. ‘zuverlässig’ (19. Jh.), dafür zuvor verlässig (18. Jh.). zulassen Vb. ‘gestatten, erlauben’, ahd. zuolāʒan ‘hinzulassen, zukommen lassen, zuschicken’ (10. Jh.), mhd. zuolāʒen; zulässig Adj. ‘erlaubt, gestattet’ (16. Jh.), ‘annehmbar, möglich’ (18. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

abfließen lassen · ablassen · ableiten · unterlassen

(eine Gewohnheit / Untugend) ablegen · (etwas) einstellen · (sich) abgewöhnen · abstellen · aufgeben · aufhören (mit etws / etwas zu tun) · beenden · beilegen · bleiben lassen · bleibenlassen · nicht weiterführen · nicht weitermachen · ruhen lassen  ●  ablassen (von) geh. · fahren lassen geh., altertümlich, dichterisch · sein lassen ugs.
Assoziationen

Oberbegriffe

(einer Sache) ein Ende machen · (sich) abwenden von · (sich) verabschieden von · aufgeben · beenden · fallen lassen · fallenlassen · hinter sich lassen · sausen lassen · stoppen · vergessen  ●  (einen) Schlussstrich ziehen fig. · Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. sprichwörtlich · beerdigen fig. · über den Haufen werfen (Planungen) fig. · (davon) Abschied nehmen ugs. · ablassen (von) geh. · abräumen (politische Position) ugs., fig. · ad acta legen geh., bildungssprachlich · an den Nagel hängen ugs., fig. · den Rücken kehren ugs., fig. · einstampfen ugs., fig. · sterben lassen ugs., fig. · zu Grabe tragen ugs., fig. · über Bord werfen ugs., fig.
Unterbegriffe
  • (das) Arbeitsverhältnis beenden  ●  (die) Zusammenarbeit beenden verhüllend, floskelhaft · (sich) trennen verhüllend, floskelhaft
Assoziationen

unüberlegt daherreden  ●  (Sprüche) ablassen ugs., salopp · (Sprüche) rauslassen ugs., salopp · (etwas) raushauen ugs., salopp
Oberbegriffe
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›ablassen‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›ablassen‹.

Verwendungsbeispiele für ›ablassen‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Schon nach der ersten halben Stunde lassen Sie das erste Öl ab. [Spoerl, Alexander: Mit dem Auto auf Du, Berlin u. a.: Dt. Buchgemeinschaft 1961 [1953], S. 43]
Auch wenn die Studenten schliefen, ließen sie nicht ab von dieser Stadt. [Morgner, Irmtraud: Leben und Abenteuer der Trobadora Beatriz nach Zeugnissen ihrer Spielfrau Laura, Berlin: Aufbau-Verl. 1974, S. 353]
Und die ließ ihren Ärger sogleich in zahlreichen Foren kräftig ab. [C’t, 2001, Nr. 14]
Verschreckt ließen die Väter des Gesetzes von der geplanten Regelung ab. [Die Zeit, 16.03.2000, Nr. 12]
Um sie auf den Reifen zu bringen, muß man die Luft ablassen. [Spoerl, Alexander: Mit dem Auto auf Du, Berlin u. a.: Dt. Buchgemeinschaft 1961 [1953], S. 269]
Zitationshilfe
„ablassen“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/ablassen>.

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Worthäufigkeit

selten häufig

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Wortverlaufskurve 1600−1999
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