abschöpfen
GrammatikVerb · schöpft ab, schöpfte ab, hat abgeschöpft
Aussprache
Worttrennung ab-schöp-fen
Wortbildung
mit ›abschöpfen‹ als Erstglied:
Abschöpfung
Mehrwortausdrücke
das Fett abschöpfen ·
den Rahm abschöpfen
Bedeutungsübersicht
- 1. die oberste Schicht in einer Flüssigkeit schöpfend abnehmen, etw. in einer Flüssigkeit Schwimmendes schöpfend entfernen
- 2. [übertragen, gelegentlich abwertend] etw. (z. B. Geld, Gewinn) an sich bringen, für sich nehmen, sich etw. aneignen, vorhandene Geldmittel anderer für seine Zwecke nutzen
- 3. [übertragen, häufig abwertend] Informationen, Daten (von jmdm.) an sich bringen, sich (oft auf illegalem Weg) beschaffen, Wissen oder Können anderer (unerlaubt) für seine Zwecke nutzen
DWDS-Vollartikel
Bedeutungen
1.
die oberste Schicht in einer Flüssigkeit schöpfend (1) abnehmen, etw. in einer Flüssigkeit Schwimmendes schöpfend entfernen
Kollokationen:
mit Akkusativobjekt: Rahm, Sahne abschöpfen
hat Präpositionalgruppe/-objekt: etw. von einer Oberfläche abschöpfen
Beispiele:
Von homogenisierter Milch können Sie keinen Rahm abschöpfen und daher aus ihr auch keine Butter machen. [Der Standard, 15.03.2015]
Die übrigen Früchte auspressen, durch ein feines Sieb passieren und den Saft mit dem Zucker aufkochen, dabei den aufsteigenden Schaum abschöpfen. [Welt am Sonntag, 25.01.2015]
Die an der Wasseroberfläche schwimmenden Verunreinigungen sind abzuschöpfen. [Grahneis, Heinz / Horn, Karlwilhelm (Hg.): Taschenbuch der Hygiene. Berlin: Verlag Volk u. Gesundheit 1972 [1967], S. 495]
Das Fett abschöpfen, den Bratsatz mit Brühe oder Wasser loskochen und mit kalt angerührtem Stärkemehl binden. [[o. A.]: Wir kochen gut. Leipzig: Verlag für die Frau 1968 [1963], S. 110]
Irgendwann wird der Rahm dann auch einmal abgeschöpft und gerührt worden sein. [Hahn, Christian Diederich: Bauernweisheit unterm Mikroskop. Oldenburg i. O.: Stalling 1943 [1939], S. 70]
Phrasem:
⟨den Rahm abschöpfen (= das Beste für sich nehmen)⟩
Beispiele:
Wer als Erster mit einer optimierten Lösung am Markt ist, kann den Rahm in Form von extrahohen Margen abschöpfen. [Der Standard, 03.09.2015]
Während Branchengrößen […] den Rahm des Wachstums abschöpfen […], wird es für die große Masse der kleinen E‑Commerce‑Firmen immer schwieriger, auf der Onlinewoge mitzusurfen. [Die Welt, 26.10.2016]
Die Sorge, dass andere Staaten den Rahm in Form von gewinnträchtigen Patenten abschöpfen könnten, hat in den letzten Monaten immer wieder hochrangige Politiker mehr Freiheit für die Stammzellforscher fordern lassen […]. [Berliner Zeitung, 14.09.2004]
Da gibt es auch das Problem jener Handwerker, mit denen sich die Handwerkskammer nicht erfolgreich auseinandersetzt und ihnen klarmacht, daß sie nicht nur den fetten Rahm der Neubauten abschöpfen können, sondern auch verpflichtet sind, im Interesse ihrer Mitbürger etwas im Reparaturhandwerk zu tun. [Berliner Zeitung, 25.08.1956]
2.
übertragen, gelegentlich abwertend etw. (z. B. Geld, Gewinn) an sich bringen, für sich nehmen, sich etw. aneignen, vorhandene Geldmittel anderer für seine Zwecke nutzen
Kollokationen:
mit Akkusativobjekt: Kaufkraft, Liquidität abschöpfen; Gewinne abschöpfen
mit Aktivsubjekt: der Fiskus, der Staat schöpft etw. ab
Beispiele:
Damit rücken von Jahr zu Jahr immer mehr Arbeitnehmer in höhere Steuerklassen vor – ein Teil ihrer Lohnsteigerungen wird somit vom Finanzamt abgeschöpft. [Der Standard, 06.04.2015]
Dabei aber bringt es nichts, im linken Lager Stimmen abzuschöpfen […]. [Süddeutsche Zeitung, 16.01.2015]
Sie [Hotels der Mittelklasse] schöpfen einen Teil der Nachfrage ab, die bei den höherklassigen Hotels weggebrochen ist. [Süddeutsche Zeitung, 12.01.2004]
Weil aber der Staat die Abgaben erhöht und so immer mehr von den Lohneinkommen abgeschöpft hat, kommt die private Nachfrage nicht in Gang. [Die Zeit, 10.06.1998]
Inlandliquidität sollte nach Möglichkeit durch Kassenoperationen des Staates abgeschöpft werden. [Archiv der Gegenwart, 2001 [1970]]
3.
übertragen, häufig abwertend Informationen, Daten (von jmdm.) an sich bringen, sich (oft auf illegalem Weg) beschaffen, Wissen oder Können anderer (unerlaubt) für seine Zwecke nutzen
Kollokationen:
mit Adverbialbestimmung: massenhaft [Daten] abschöpfen
mit Akkusativobjekt: Daten, Wissen abschöpfen; jmdn. abschöpfen
mit Aktivsubjekt: der Geheimdienst schöpft jmdn., etw. ab
Beispiele:
Das äusserst kompetitive Geschäft treibt Google und Facebook dazu, so viele Nutzerdaten wie möglich abzuschöpfen. [Neue Zürcher Zeitung, 25.09.2017]
Sie sollte eine enge Beziehung zu einem […]Führungsmitglied aufbauen und auf diese Weise wichtige Informationen über die Terrortruppe abschöpfen. [Bild am Sonntag, 15.02.2015]
Aus seiner Sicht aber wurde er lediglich »abgeschöpft«, wie dies im Geheimdienstjargon genannt wird. [Der Spiegel, 23.05.2006 (online)]
Es ist kaum zumutbar, Spitzenkräfte in die Bundesrepublik zu locken, von ihnen in einem begrenzten Zeitraum Wissen und Können abzuschöpfen, um sie dann unter Zwang zu entlassen. [Die Zeit, 23.03.2000]
Die Beteuerungen der Stasi‑Offiziere Wiegand und Roßberg […], Fink sei ohne sein Wissen abgeschöpft worden, wertete das Gericht als vollkommen unglaubhaft, abstrus und als bewußte Verschleierung. [Die Zeit, 14.03.1997]
letzte Änderung:
Bedeutungsverwandte Ausdrücke
abschöpfen ·
herunternehmen
Typische Verbindungen zu ›abschöpfen‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›abschöpfen‹.
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