absehen
Bedeutungsübersicht
- 1. durch aufmerksames (heimliches) Hinsehen
- 2. etw. voraussehen, erkennen
- 3. von etw. abstehen, etw. unterlassen
- 4. über etw. hinwegsehen, etw. außer Acht lassen
- 5. [umgangssprachlich] ⟨es auf etw., jmdn. absehen⟩
- 6. [veraltet] etw. einsehen
eWDG
Bedeutungen
1.
durch aufmerksames (heimliches) Hinsehen
a)
etw. von jmdm. erlernen, abgucken
Beispiele:
jmdm. eine Fertigkeit, einen Kunst(griff) absehen
etw. von einem Modell, dem Leben absehen
b)
etw. (von jmdm.) unerlaubt abschreiben, abgucken
Beispiel:
der Schüler hat (von seinem Nachbarn) abgesehen
c)
jmdm. etw. ansehen
Beispiele:
jmdm. alles an den Augen absehen (= jeden unausgesprochenen Wunsch erfüllen)
etw. ablesen
Beispiele:
einen Laut am Mund absehen
etw. an der Kurve, am Test absehen
2.
3.
von etw. abstehen, etw. unterlassen
Beispiele:
von dem Kauf absehen
von der Klage, einer Bestrafung absehen
von seiner Anstellung absehen
davon wollen wir (jetzt ganz, diesmal noch) absehen
4.
5.
umgangssprachlich ⟨es auf etw., jmdn. absehen (= es auf etw., jmdn. anlegen, auf etw., jmdn. abzielen)⟩
Beispiele:
er hat es darauf abgesehen (mich zu ärgern)
es war darauf, auf ihn abgesehen
er hat es auf mich abgesehen (= er will mich schädigen) (= er will mich gewinnen)
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
sehen · Sehe · Seher · sehenswürdig · Sehenswürdigkeit · Sehkraft · absehen · absehbar · ansehen · Ansehen · Ansicht · Ansichtskarte · angesehen · ansehnlich · aufsehen · Aufsehen · Aufseher · Aufsicht · beaufsichtigen · aussehen · Aussehen · Aussicht · nachsehen · Nachsicht · vorsehen · Vorsehung · Vorsicht · vorsichtig · versehen · Versehen · Zuversicht
sehen Vb. ‘mit dem Gesichtssinn wahrnehmen’. Mit ahd. sehan (8. Jh.), mhd. sehen, asächs. sehan, mnd. sēn, mnl. sien, nl. zien, afries. sia, aengl. sēon, engl. to see, anord. sjā, schwed. se, got. saíƕan (germ. *sehwan) sind verwandt ahd. gisiuni ‘Anblick, Erscheinung, Aussehen’ (8. Jh.), asächs. siun ‘Auge’, aengl. sīen ‘Aussehen’, anord. sjōn ‘Blick, Auge’, got. siuns ‘Gesicht, Gestalt’; s. auch die Verbalabstrakta Sicht und Gesicht. Außergerm. sind vergleichbar air. rosc (aus *prosk‐ͧo-) ‘Auge, Blick’, alban. sheh ‘sieht’, hethit. šakuwa (Plur.) ‘Augen’ sowie auch griech. hépesthai (ἕπεσθαι) ‘folgen, begleiten’, aind. sácatē ‘begleitet, steht zur Seite, geht nach, folgt’, lat. sequī ‘(nach)folgen, begleiten, verfolgen, gehorchen’, air. sechithir ‘folgt’. Man nimmt daher eine Bedeutungsentfaltung ‘folgen, mit den Augen folgen, sehen’ an, hervorgegangen aus der Wurzel ie. *seku̯- ‘wittern, spüren’ (vom Hund bei der Jagd), die sich in einem zweiten Bedeutungsstrang zu ‘zeigen, ankündigen’ (s. sagen) entwickelt hat. – Sehe f. ‘Pupille, Sehvermögen, Ansicht’, ahd. seha (9. Jh.), mhd. sehe; heute noch landschaftlich. Seher m. ‘Prophet’ (16. Jh.); vgl. mhd. sternseher. sehenswürdig Adj. ‘berühmt, außergewöhnlich und daher des Ansehens wert’ (18. Jh.); Sehenswürdigkeit f. (Anfang 19. Jh.). Sehkraft f. ‘Sehvermögen des Auges’ (Anfang 18. Jh.), älter Sehenskraft (Ende 17. Jh.). absehen Vb. ‘durch Beobachtung erlernen, woraus erkennen, merken, überblicken’ (16. Jh.), ‘auf etw. abzielen’ (17. Jh., dazu s. Absicht), ‘verzichten’ (18. Jh.), mhd. abesehen ‘hinabsehen’; absehbar Adj. ‘überschaubar, erkennbar’ (18. Jh.), in absehbarer Zeit ‘bald’ (Ende 19. Jh.). ansehen Vb. ‘seinen Blick auf etw. richten, betrachten’, ahd. anasehan (8. Jh.), mhd. anesehen; Ansehen n. ‘Erscheinung’, auch (seit 16. Jh.) ‘Achtung, Wertschätzung’, mhd. anesehen ‘Anblick, Angesicht’; Ansicht f. ‘Seite, von der etw. betrachtet wird, Anblick, Bild’, auch (seit 19. Jh.) ‘Meinung’, ahd. anasiht (9. Jh.), mhd. anesiht ‘Anblick’; Ansichtskarte f. ‘Postkarte mit Landschaftsbild’ (Ende 19. Jh.); angesehen Part.adj. ‘geachtet’ (Anfang 18. Jh.); frühnhd. angesehen, (daß) … ‘in Anbetracht’. ansehnlich Adj. ‘angesehen, stattlich, wohlgefällig anzusehen’ (Ende 15. Jh.). aufsehen Vb. ‘emporschauen’, ahd. ūfsehan (um 900), mhd. ūfsehen; Aufsehen n. ‘(öffentliche) Beachtung’, spätmhd. ūfsehen; Aufseher m. ‘Aufsichtführender, Wächter’, spätmhd. ūfseher; Aufsicht f. ‘das Aufpassen, Kontrolle’ (16. Jh.); beaufsichtigen Vb. ‘(über etw.) die Aufsicht haben, kontrollieren’ (Anfang 19. Jh.). aussehen Vb. ‘einen bestimmten Anblick bieten’ (16. Jh.), vgl. mhd. ūʒsehen ‘hinaussehen’; Aussehen n. ‘äußere Erscheinung’ (17. Jh.), ‘Aussicht, Ausblick’ (16. Jh.); Aussicht f. ‘Blick in die Ferne’ (17. Jh.), ‘Zukunftsmöglichkeit, Erwartung’ (18. Jh.). nachsehen Vb. ‘hinterherschauen’, mhd. nāchsehen, auch ‘nachforschen’ (17. Jh.), ‘duldend geschehen lassen, verzeihen’ (16. Jh.); Nachsicht f. ‘verzeihende Haltung’ (18. Jh.), ‘Beaufsichtigung’ (17. Jh.). vorsehen Vb. ‘sich in acht nehmen, planen, in Aussicht nehmen’, ahd. furisehan ‘vorhersehen’ (8. Jh.), forasehan ‘vorhersehen, bedenken’ (9. Jh.), mhd. vür-, vorsehen ‘vorwärts sehen, sich in acht nehmen, wofür Sorge tragen’; Vorsehung f. ‘Schicksal’, mhd. vürsehunge ‘Obsorge, Schutz, Schicksal’; Vorsicht f. ‘Achtsamkeit, Behutsamkeit’, ahd. forasiht ‘Voraussicht, Vorsehung’ (um 1000, für lat. prōvidentia), spätmhd. vorsiht; vorsichtig Adj. ‘achtsam, behutsam’, ahd. forasihtīg ‘vorherschauend, voraussehend’ (um 1000), mhd. vür-, vorsihtic ‘voraussehend, einsichtig, verständig’. versehen Vb. ‘sich um etw. kümmern, ausstatten, ausrüsten, sich irren’, ahd. firsehan ‘verachten, verschmähen’ (8. Jh.), sih firsehan ‘bedacht sein’ (9. Jh.), mhd. versehen ‘vorhersehen, vorherbestimmen, besorgen, ausstatten, versorgen, übersehen, verachten, hoffen auf’; Versehen n. ‘Irrtum, unbeabsichtigter Fehler’ (17. Jh.), häufig aus Versehen ‘ohne Absicht’ (Anfang 19. Jh.). Zuversicht f. ‘Vertrauen in die Zukunft’, ahd. zuofirsiht ‘ehrfurchtsvolles Aufschauen, Hoffen’ (um 1000), mhd. zuoversiht.
Bedeutungsverwandte Ausdrücke
absehen (von) ·
aussparen
(sich) beherrschen (etwas zu tun) ·
Abstand nehmen (von etwas) ·
absehen (von) ·
aufhören (mit / zu + Infinitiv) ·
nicht machen ·
nicht tun ·
unterlassen ●
(etwas) bleibenlassen ugs. ·
(etwas) lassen ugs. ·
(sich etwas) verkneifen ugs. ·
(sich von etwas) fernhalten geh. ·
(von etwas) die Finger lassen ugs. ·
bleiben lassen ugs. ·
gar nicht erst versuchen ugs. ·
sausen lassen ugs. ·
sein lassen ugs.
Unterbegriffe |
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Assoziationen |
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Typische Verbindungen zu ›absehen‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›absehen‹.
Verwendungsbeispiele für ›absehen‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Abgesehen davon wäre es gewiß auch keine pädagogisch sinnvolle Lösung.
[Kursbuch, 1971, Bd. 24]
Aber davon abgesehen erhalten heute nur noch Damen diese höfliche Auszeichnung, aber beileibe nicht alle Damen.
[Meißner, Hans-Otto: Man benimmt sich wieder, Giessen: Brühl 1950, S. 222]
Abgesehen von einigen Übersetzungen haben die letzten anderthalb Jahrzehnte kaum europäische Arbeiten zur Geschichte des chinesischen Dramas hervorgebracht.
[Franke, Herbert: Sinologie, Bern: A. Francke 1953, S. 169]
Der Lehrer muß von beiden seine Methode absehen, zuletzt also von Gott selbst.
[Blättner, Fritz: Geschichte der Pädagogik, Heidelberg: Quelle & Meyer 1961 [1951], S. 48]
Wenn Sie erlauben, möchte ich da einmal von Personen absehen.
[Der Spiegel, 28.01.1980]
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