Adel
m.
‘Abstammung, Geschlecht, landbesitzende und herrschende Klasse im Feudalismus’,
ahd.
adal
n.
(8. Jh.),
mhd.
adel
n. m.
‘edles Geschlecht’,
mnd.
ādel
m. n.,
mnl.
nl.
adel,
anord.
aðal
n.
‘Art, Begabung, Hof, Erbgut, Eigentum’
sowie
(als Bestimmungswort in Zusammensetzungen)
asächs.
aðal-,
aengl.
æþel-,
got.
aþala-.
In den spätmittelalterlichen Schriften der Mystiker
gewinnt das Wort auch die Bedeutung
‘edle, tugendhafte Gesinnung, Vollkommenheit’.
Von
Adel
abgeleitet ist das Adjektiv
edel
(s. d.).
Eng verwandt ist das dehnstufig ablautende,
inzwischen untergegangene
germ.
*ōþala
‘in der Familie (Sippe) erblicher Besitz’,
vgl.
ahd.
uodil,
asächs.
ōðil,
aengl.
ōþel,
ēþel,
anord.
ōðal
‘Erbgut, Eigentum, Heimat’
(nach dem letzteren ist
nhd.
Odal
‘Familieneigentum an Grund und Boden’
neugebildet).
Da sich verwandte Formen außerhalb des Germ.
nicht mit Sicherheit nachweisen lassen,
bleibt die Herkunft von
Adel
schwierig.
Von einigen wird auf Grund der
germ. Zeugnisse
als ursprüngliche Bedeutung
‘Klasse mit erblichem Grundbesitz’
angenommen,
vgl.
Neckel
in: PBB
41 (1916) 385 ff.
Dagegen möchten andere mit
Schrader
Reallex.
2 (1929) 466
und neuerdings wieder
Pokorny
1, 71
eine Verbindung zu
ahd.
atto
‘Vorfahre, Ahn’
(10. Jh.),
got.
atta
‘Vater’
herstellen und an
ie.
*ā̌tos,
*atta
‘Vater, Mutter’
anschließen,
das als Lallwort der Kindersprache weit verbreitet ist,
vgl.
lat.
atta
‘Vater’,
griech.
átta
(
ἄττα)
‘Väterchen’,
aind.
attā
‘Mutter, ältere Schwester’,
aslaw.
otьcь,
russ.
otéc
(
отец)
‘Vater’,
und auch in nicht-ie. Sprachen anzutreffen ist,
z. B.
ungar.
atya,
türk.
ata
‘Vater’.
Doch vgl. dazu
Betz
in: Festgabe Hammerich
(1962) 9 ff.
Die beste Erklärung bietet
Szemerényi
in: Word
8 (1952) 42 ff.,
der
germ.
*aþala-
‘vornehme Abstammung’
auf
ie.
*atalo-
‘Nachkommenschaft’
zurückführt,
eine Bildung mit der Präposition
ie.
*at(i)
‘über etw. hinaus’
zur Wurzel
ie.
*al-
‘wachsen, nähren’
(s.
alt).
–
adeln
Vb.
‘in den Adelsstand erheben’,
auch
‘hervorheben, auszeichnen’,
mhd.
adelen
‘auszeichnen’
(vgl.
ahd.
intadelen
‘entarten’,
11. Jh.);
frühnhd.
daneben auch
edelen
(15. Jh.).
ad(e)lig
Adj.
‘aus edlem, aus altem Geschlecht, tugendhaft’,
ahd.
adallīh
(8. Jh.),
mhd.
adellich.