aleatorisch
Bedeutungsübersicht
- 1. [Musik, Literatur, Kunst] der Aleatorik entsprechend
- 2. [allgemeiner] vom Zufall abhängig, auf Zufall, zufälliger Auswahl beruhend
DWDS-Vollartikel
Bedeutungen
1.
Musik, Literatur, Kunst der Aleatorik (1) entsprechend
Kollokationen:
als Adjektivattribut: aleatorische Musik; die aleatorische Technik; das aleatorische Prinzip
Beispiele:
Lutoslawskis »Livre pour orchestre« ist ein schillerndes Stück Musik, das auch aleatorische, nicht bis ins Letzte vom Komponisten bestimmte Strukturen einbezieht. [Neue Zürcher Zeitung, 26.11.2001]
Er [Schtschedrin] ließ sich sowieso nicht wirklich einem Stil zuordnen, er komponierte mal aleatorisch, mal naturalistisch, mal seriell, mal folkloristisch, mal tiefgläubig, mal satirisch. [Die Welt, 15.12.2012]
»Ich [der Komponist Boulez] wollte aus meinem Vokabular absolut jede Spur des Überkommenen tilgen.« Und diese Grundhaltung gab er auch nicht auf, als er sich vom seriellen Regelwerk befreite und aleatorischen Techniken zuwandte[…]. [Der Standard, 07.01.2009]
Er [der Maler Goya] trug großflächig dunkle Aquarellfarbe auf dem Elfenbein auf und ließ dann einzelne Wassertropfen darauf fallen, um zu sehen, welche Assoziationen die verlaufende und fleckige Farbe in ihm wecken würde. Diese aleatorische Methode wurde jedoch nach der Ausgangsidee schnell in eine höchst subtile und auch wohldurchdachte Malerei überführt, wie die Bleistiftkonturen und ‑unterzeichnungen zeigen, die beide Dresdner Bilder aufweisen. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.05.2004]
Als John Cage 1956 bei seiner »Radio Music« wie wild am Weltempfänger drehte, wirkte dies wie eine erneute Demonstration seines aleatorischen Prinzips – Musik, die sich dem Zufall verdankt. [Neue Zürcher Zeitung, 13.06.2002]
Nach der Beschäftigung mit barocken und vorbarocken Stilen fand er [Fortner] über eine erweiterte Tonalität zu neoklassizistischen Formen, angeregt von Hindemith, Strawinsky, Reger, und beschäftigte sich nach 1945 mit Zwölftontechnik, mit seriellen und aleatorischen Kompositionsprinzipien. [Fath, Rolf: Komponisten – F. In: Reclams Opernlexikon, Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1998], S. 3098]
2.
allgemeiner vom Zufall abhängig, auf Zufall, zufälliger Auswahl beruhend
Beispiele:
[…] auch in der Schweiz will eine Volksinitiative dafür eintreten, den Nationalrat aus der Gesamtheit der Bevölkerung auszulosen. […] Dieses »aleatorische« Verfahren (nach dem lateinischen Wort »alea« für Würfel) wurde bereits von Aristoteles als Inbegriff der Demokratie angesehen und kann auf eine respektable Geschichte zurückblicken. [Neue Zürcher Zeitung, 17.05.2017]
Es wird, wie schon beim ersten Flug, wieder so sein, dass unter den Menschen, die da abtransportiert werden, solche sind, die gut integriert waren. Es wird, wie beim ersten Flug, wieder so sei, dass die Auswahl der Abzuschiebenden eine ziemlich zufällige, eine aleatorische, ist. [Süddeutsche Zeitung, 24.01.2017]
Über 1200 Fotos, Gemälde und Zeichnungen von 500 Künstlern tapezieren, dicht an dicht und aleatorisch angeordnet, alle verfügbaren vertikalen Flächen der Ausstellungsräume – ein 3 Meter hoher und 278 Meter langer »Riesen‑Wand‑Wurm«! [Neue Zürcher Zeitung, 06.08.2014]
Das aleatorische Verfahren der Tagung, bei dem jeder einen kleinen Redebeitrag zu leisten hatte, aber keiner außer den Veranstaltern wusste, wann er dran war, erinnerte ohnehin ein bisschen an Speed‑Dating. [Die Welt, 11.05.2012]
»Vor dem Ersten Weltkrieg konnte man sich auf die Rechtsprechung verlassen«, sagte ein alter Anwalt dem jungen Referendar, der seinen Dienst bei ihm antrat, »aber heute ist das aleatorische Moment in der Rechtsprechung so stark geworden, daß man oft nicht weiß, wie man dem Mandanten raten soll.« [Die Zeit, 03.05.1968, Nr. 18]
letzte Änderung:
Bedeutungsverwandte Ausdrücke
dem Zufall überlassen ·
unberechenbar ·
unkalkulierbar ·
unvorhersagbar ·
unvorhersehbar ●
aleatorisch geh. ·
erratisch geh.
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Typische Verbindungen zu ›aleatorisch‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›aleatorisch‹.
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