Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

angesichts

Grammatik Präposition (mit Genitiv)
Aussprache 
Worttrennung an-ge-sichts
GrundformAngesicht
eWDG

Bedeutung

gehoben im Anblick, gegenüber
Beispiel:
angesichts der Küste, Gefahr, des Feindes, Todes
übertragen bei
Beispiel:
angesichts der Sachlage, Tatsache, Umstände, seiner Verdienste
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Gesicht · Angesicht · angesichts · Gesichtspunkt
Gesicht n. ‘Vorderseite des Kopfes, Antlitz, Miene’, ahd. gisiht f. ‘Gesicht, Anblick, Ausblick’ (8. Jh.), mhd. gesiht f. ‘das Sehen, Ansicht, Vision, Erscheinung, Gesichtssinn, Augen, Gesicht, Äußeres’ (daneben mhd. gesihte n. ‘Sehvermögen’, mnd. gesichte n. ‘Anblick, Ausblick’), asächs. gisiht, mnl. ghesicht(e), nl. gezicht, aengl. gesihþ, gesiht sind präfigierte Abstraktbildungen (westgerm. *ga-sehti-) zu dem unter sehen (s. d.) behandelten Verb und bezeichnen ursprünglich ‘das Sehen (des Auges), das Anblicken’, in älterer Sprache nur selten ‘den mit dem Gesichtssinn versehenen vorderen Teil des Kopfes, das Antlitz’. Der ältere Plur. Gesichte gilt heute (mhd. Gebrauch folgend) nur für ‘Erscheinungen, Visionen’ (im 18. Jh. noch ‘Mienen, Antlitze’), dann Gesichter ‘Antlitze’ (seit dem 17. Jh.). Neutrales Genus setzt sich im 16. Jh. durch. Gesicht entwickelt sich zum allgemeinen sprachlichen Ausdruck und verweist das in älterer Zeit üblichere Antlitz (s. d.) in die gehobene Sprache. Vgl. die Wendungen ein langes Gesicht machen ‘enttäuscht sein’ (18. Jh.), Gesichter schneiden ‘Fratzen ziehen’ (18. Jh.). – Angesicht n. ‘Gesicht’, ahd. anagisiht f., mhd. angesiht f., angesihte n. ‘das Ansehen, Sehvermögen, Gesicht, Aussehen’. angesichts Präp. ‘im Hinblick auf’ (15. Jh., zuerst angesicht). Gesichtspunkt m. ‘Blickwinkel, Betrachtungsweise’, im 16. Jh. von Dürer als Terminus des perspektivischen Zeichnens für mlat. punctum visus gebildet; übertragener Gebrauch seit Leibniz (unter Einfluß von frz. point de vue).
Zitationshilfe
„angesichts“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/angesichts#1>.

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angesichts

Grammatik Adverb
Aussprache  [ˈangəzɪçʦ]
Worttrennung an-ge-sichts
ZDL-Vollartikel

Bedeutung

gehoben im Anblick, gegenüber; wenn man etw. mit bedenkt
Beispiele:
Viele Experten rechnen mit einer Dauerflaute in Europas größter Volkswirtschaft angesichts von Handelskonflikten, schwächerer Weltkonjunktur und Brexit‑Unsicherheit. [Die Welt, 23.11.2019]
Liz Hurley, 35, britische Schauspielerin, wird angesichts von berühmten Männern ganz nervös. [Süddeutsche Zeitung, 29.12.2000]
Bis zum 2. März waren 17 Hubschrauber und zehn kleine Flugzeuge an der Rettungsaktion beteiligt, was angesichts von Zehntausenden, die noch von Wassermassen eingeschlossen waren, als zu wenig kritisiert wurde. [Archiv der Gegenwart, 2001 [2000]]
Und wenn es ihnen so geht wie mir an diesem Abend, dann wird manch einer auf einmal ins Grübeln kommen, wenn er vor der Hüttentür steht, angesichts von Wiesen, Wäldern, Bergen und Himmel. [Jahrbuch des Schweizer Alpen-Clubs. Zürich: Schweizer Alpen-Club 1994]

letzte Änderung:

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Gesicht · Angesicht · angesichts · Gesichtspunkt
Gesicht n. ‘Vorderseite des Kopfes, Antlitz, Miene’, ahd. gisiht f. ‘Gesicht, Anblick, Ausblick’ (8. Jh.), mhd. gesiht f. ‘das Sehen, Ansicht, Vision, Erscheinung, Gesichtssinn, Augen, Gesicht, Äußeres’ (daneben mhd. gesihte n. ‘Sehvermögen’, mnd. gesichte n. ‘Anblick, Ausblick’), asächs. gisiht, mnl. ghesicht(e), nl. gezicht, aengl. gesihþ, gesiht sind präfigierte Abstraktbildungen (westgerm. *ga-sehti-) zu dem unter sehen (s. d.) behandelten Verb und bezeichnen ursprünglich ‘das Sehen (des Auges), das Anblicken’, in älterer Sprache nur selten ‘den mit dem Gesichtssinn versehenen vorderen Teil des Kopfes, das Antlitz’. Der ältere Plur. Gesichte gilt heute (mhd. Gebrauch folgend) nur für ‘Erscheinungen, Visionen’ (im 18. Jh. noch ‘Mienen, Antlitze’), dann Gesichter ‘Antlitze’ (seit dem 17. Jh.). Neutrales Genus setzt sich im 16. Jh. durch. Gesicht entwickelt sich zum allgemeinen sprachlichen Ausdruck und verweist das in älterer Zeit üblichere Antlitz (s. d.) in die gehobene Sprache. Vgl. die Wendungen ein langes Gesicht machen ‘enttäuscht sein’ (18. Jh.), Gesichter schneiden ‘Fratzen ziehen’ (18. Jh.). – Angesicht n. ‘Gesicht’, ahd. anagisiht f., mhd. angesiht f., angesihte n. ‘das Ansehen, Sehvermögen, Gesicht, Aussehen’. angesichts Präp. ‘im Hinblick auf’ (15. Jh., zuerst angesicht). Gesichtspunkt m. ‘Blickwinkel, Betrachtungsweise’, im 16. Jh. von Dürer als Terminus des perspektivischen Zeichnens für mlat. punctum visus gebildet; übertragener Gebrauch seit Leibniz (unter Einfluß von frz. point de vue).
Zitationshilfe
„angesichts“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/angesichts#2>.

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