Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

anreißen

Grammatik Verb · reißt an, riss an, hat angerissen
Aussprache 
Worttrennung an-rei-ßen
Wortzerlegung an-1 reißen1
Wortbildung  mit ›anreißen‹ als Erstglied: Anreißer1  ·  mit ›anreißen‹ als Grundform: Anriss1 · angerissen

Bedeutungsübersicht+

  1. 1. [umgangssprachlich] beginnen, etw. zu verbrauchen, etw. anbrechen
  2. 2. ...
  3. 3. ...
  4. 4. [landschaftlich] ...
  5. 5. [salopp] jmdn. aufdringlich, marktschreierisch anlocken, werben
eWDG

Bedeutungen

1.
umgangssprachlich beginnen, etw. zu verbrauchen, etw. anbrechen
Beispiel:
eine Schachtel Zigaretten, Vorräte, den Notgroschen anreißen
2.
Beispiel:
den (Außenbord)motor des Bootes anreißen (= in Gang bringen)
3.
Beispiel:
die Arme, Unterschenkel anreißen (= ruckartig anziehen)
4.
landschaftlich
Beispiel:
ein Streichholz, Feuerzeug anreißen (= anzünden)
5.
salopp jmdn. aufdringlich, marktschreierisch anlocken, werben
Beispiel:
Kunden anreißen
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

reißen · Reißbrett · Reißzeug · Reißen · abreißen · Abriß · anreißen · aufreißen · Aufriß · ausreißen · einreißen · verreißen · zerreißen · Reißer
reißen Vb. ‘entzwei-, auseinandergehen, gewaltsam (in einzelne Teile) auseinandertrennen, an etw. ziehen, zerren, sich teilen, trennen, lösen, (von Raubtieren) ein Beutetier töten’, reflexiv ‘sich ritzen, sich verletzen’, ahd. rīʒan ‘einritzen, schreiben’ (9. Jh.), mhd. rīʒen ‘reißen, zerreißen, einritzen, schreiben, zeichnen’, asächs. wrītan ‘zerreißen, verwunden, einritzen, schreiben’, mnd. wrīten ‘reißen, schreiben, zeichnen’, mnl. rīten, nl. rijten, aengl. wrītan ‘einritzen, reißen, schreiben, zeichnen’, engl. to write ‘schreiben’, anord. rīta ‘einritzen, schreiben’. Sichere außergerm. Beziehungen finden sich nicht. Man versucht, im Hinblick auf griech. rhīnós (ῥινός) ‘Haut von Mensch und Tier, besonders Rindshaut, der aus Rindshaut hergestellte Schild’, rhī́nē (ῥίνη, aus *u̯rīnā) ‘Feile, Raspel’ die germ. Formen an eine Dentalableitung zu ie. *u̯rei-, *u̯rī-, Erweiterung der Wurzel ie. *u̯er- ‘aufreißen, ritzen’, anzuschließen; s. auch reizen, Riß, ritzen. reißen bedeutet ursprünglich ‘ritzen’, speziell ‘(Runen)zeichen auf Buchenstäbchen einritzen’, dann ‘schreiben, zeichnen’ und (an ‘ritzen, einschneiden’ anschließend) ‘gewaltsam trennen’. – Reißbrett n. ‘Brett als Unterlage zum Anfertigen technischer und geometrischer Zeichnungen’, Reißzeug n. ‘Geräte zum technischen Zeichnen’ (Reißfeder, -schiene, -zirkel u. a.) schließen als Bildungen des 17. Jhs. an reißen ‘zeichnen’ an. Reißen n. ‘Gliederschmerzen, Rheumatismus’ (18. Jh.). abreißen Vb. ‘losreißen, gewaltsam abtrennen, abgehen, sich lösen, niederreißen, abbrechen, abnutzen’, früher auch ‘ein Bild im Umriß entwerfen’, mhd. aberīʒen ‘herabreißen, entreißen, rauben’; Abriß m. ‘das Niederreißen, Abbruch, Zeichnung, Entwurf, gedrängte Darstellung, Überblick’ (16. Jh.). anreißen Vb. ‘ein kleines Stück einreißen, einen kleinen Riß anbringen, zu verbrauchen beginnen’, in der Technik ‘Linien, Formen von Werkstücken vorzeichnen’, umgangssprachlich ‘durch marktschreierische Methoden Käufer anlocken’ (15. Jh.). aufreißen Vb. ‘gewaltsam öffnen, auseinanderreißen, sich öffnen, aufplatzen’, mhd. ufrīʒen; in der Technik ‘einen Aufriß zeichnen’; Aufriß m. ‘Zeichnung eines senkrechten Schnittes oder der Außenseite eines Gegenstandes, gedrängter Überblick, kurze Darstellung’ (17. Jh.). ausreißen Vb. ‘herausreißen, herausziehen, durch Reißen entfernen, durch Reißen kaputtgehen, sich lösen, die Flucht ergreifen, davonlaufen’, ahd. ūʒrīʒan (Hs. 12. Jh.), mhd. ūʒrīʒen; vgl. Reißaus nehmen ‘davonlaufen, fliehen’ (Ende 16. Jh.), aus dem Imperativ reiß aus! einreißen Vb. ‘einen Riß bekommen, einen Riß verursachen, abbrechen, zerstören, zur Gewohnheit werden’, frühnhd. ‘überhandnehmen’ (15. Jh.). verreißen Vb. ‘vernichtend kritisieren’, zuvor ‘durch vieles Tragen zerreißen (von Kleidern), in Stücke reißen, vernichten’, mhd. verrīʒen ‘zerreißen’. zerreißen Vb. ‘(gewaltsam) trennen, in Stücke reißen, auseinanderreißen, (durch Abnutzung) entzweigehen, ein Loch in ein Kleidungsstück reißen’, mhd. zerrīʒen ‘zerreißen, zerfetzen, zerfleischen’. Reißer m. ‘wer reißt, zerreißt, Gerät zum Zerreißen von Textilien’ (17. Jh.), ‘wer Käufer in den Laden lockt’ (gleichsam an sich reißt, s. oben anreißen), dann auch ‘Artikel, der sich gut verkauft’ sowie ‘spannungsvolles, auf Publikumswirksamkeit berechnetes Bühnenstück, Buch, Filmwerk’ (2. Hälfte 19. Jh.).

Typische Verbindungen zu ›anreißen‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›anreißen‹.

Verwendungsbeispiele für ›anreißen‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Die tatsächliche Komplexität der angerissenen Probleme wird nicht immer deutlich. [Die Zeit, 26.10.1979, Nr. 44]
In der Ecke klimpert ein Klavier, aber die Töne fallen ungehört zwischen das Gelächter und die angerissenen Diskussionen. [Die Zeit, 18.12.1981, Nr. 52]
Da wachsen die Pizzikato‑Berge, schichten sich mit dem Plektrum zart angerissene Gitarrenriffs auf. [Die Zeit, 10.02.1997, Nr. 06]
Insgesamt kennzeichnen die hier kurz angerissenen Forschungsergebnisse einen bemerkenswerten Wandel in den Partnerbeziehungen. [Die Zeit, 02.08.1985, Nr. 32]
Die Kollegen dort finden einen angerissenen Meniskus und minimale Verschleißerscheinungen. [Die Zeit, 19.05.2012, Nr. 21]
Zitationshilfe
„anreißen“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/anrei%C3%9Fen#1>.

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anreißen

Grammatik Verb · reißt an, riß an, hat angerissen
Aussprache  [ˈanʀaɪ̯sn̩]
Worttrennung an-rei-ßen
Wortzerlegung an-1 reißen2
Wortbildung  mit ›anreißen‹ als Erstglied: Anreißer2 · Anreißwerkzeug  ·  mit ›anreißen‹ als Grundform: Anriss2
eWDG

Bedeutungen

1.
Technik Linien, Formen von Werkstücken aufzeichnen, vorzeichnen
Beispiel:
Blech, ein Metallstück (nach Schablonen, mit dem Streichmaß) anreißen
2.
etw. anschneiden
Beispiel:
eine Frage, ein Problem anreißen
3.
Forstwesen einen Baumstamm anritzen
Beispiel:
die Bäume (zur Gewinnung von Harz) anreißen
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

reißen · Reißbrett · Reißzeug · Reißen · abreißen · Abriß · anreißen · aufreißen · Aufriß · ausreißen · einreißen · verreißen · zerreißen · Reißer
reißen Vb. ‘entzwei-, auseinandergehen, gewaltsam (in einzelne Teile) auseinandertrennen, an etw. ziehen, zerren, sich teilen, trennen, lösen, (von Raubtieren) ein Beutetier töten’, reflexiv ‘sich ritzen, sich verletzen’, ahd. rīʒan ‘einritzen, schreiben’ (9. Jh.), mhd. rīʒen ‘reißen, zerreißen, einritzen, schreiben, zeichnen’, asächs. wrītan ‘zerreißen, verwunden, einritzen, schreiben’, mnd. wrīten ‘reißen, schreiben, zeichnen’, mnl. rīten, nl. rijten, aengl. wrītan ‘einritzen, reißen, schreiben, zeichnen’, engl. to write ‘schreiben’, anord. rīta ‘einritzen, schreiben’. Sichere außergerm. Beziehungen finden sich nicht. Man versucht, im Hinblick auf griech. rhīnós (ῥινός) ‘Haut von Mensch und Tier, besonders Rindshaut, der aus Rindshaut hergestellte Schild’, rhī́nē (ῥίνη, aus *u̯rīnā) ‘Feile, Raspel’ die germ. Formen an eine Dentalableitung zu ie. *u̯rei-, *u̯rī-, Erweiterung der Wurzel ie. *u̯er- ‘aufreißen, ritzen’, anzuschließen; s. auch reizen, Riß, ritzen. reißen bedeutet ursprünglich ‘ritzen’, speziell ‘(Runen)zeichen auf Buchenstäbchen einritzen’, dann ‘schreiben, zeichnen’ und (an ‘ritzen, einschneiden’ anschließend) ‘gewaltsam trennen’. – Reißbrett n. ‘Brett als Unterlage zum Anfertigen technischer und geometrischer Zeichnungen’, Reißzeug n. ‘Geräte zum technischen Zeichnen’ (Reißfeder, -schiene, -zirkel u. a.) schließen als Bildungen des 17. Jhs. an reißen ‘zeichnen’ an. Reißen n. ‘Gliederschmerzen, Rheumatismus’ (18. Jh.). abreißen Vb. ‘losreißen, gewaltsam abtrennen, abgehen, sich lösen, niederreißen, abbrechen, abnutzen’, früher auch ‘ein Bild im Umriß entwerfen’, mhd. aberīʒen ‘herabreißen, entreißen, rauben’; Abriß m. ‘das Niederreißen, Abbruch, Zeichnung, Entwurf, gedrängte Darstellung, Überblick’ (16. Jh.). anreißen Vb. ‘ein kleines Stück einreißen, einen kleinen Riß anbringen, zu verbrauchen beginnen’, in der Technik ‘Linien, Formen von Werkstücken vorzeichnen’, umgangssprachlich ‘durch marktschreierische Methoden Käufer anlocken’ (15. Jh.). aufreißen Vb. ‘gewaltsam öffnen, auseinanderreißen, sich öffnen, aufplatzen’, mhd. ufrīʒen; in der Technik ‘einen Aufriß zeichnen’; Aufriß m. ‘Zeichnung eines senkrechten Schnittes oder der Außenseite eines Gegenstandes, gedrängter Überblick, kurze Darstellung’ (17. Jh.). ausreißen Vb. ‘herausreißen, herausziehen, durch Reißen entfernen, durch Reißen kaputtgehen, sich lösen, die Flucht ergreifen, davonlaufen’, ahd. ūʒrīʒan (Hs. 12. Jh.), mhd. ūʒrīʒen; vgl. Reißaus nehmen ‘davonlaufen, fliehen’ (Ende 16. Jh.), aus dem Imperativ reiß aus! einreißen Vb. ‘einen Riß bekommen, einen Riß verursachen, abbrechen, zerstören, zur Gewohnheit werden’, frühnhd. ‘überhandnehmen’ (15. Jh.). verreißen Vb. ‘vernichtend kritisieren’, zuvor ‘durch vieles Tragen zerreißen (von Kleidern), in Stücke reißen, vernichten’, mhd. verrīʒen ‘zerreißen’. zerreißen Vb. ‘(gewaltsam) trennen, in Stücke reißen, auseinanderreißen, (durch Abnutzung) entzweigehen, ein Loch in ein Kleidungsstück reißen’, mhd. zerrīʒen ‘zerreißen, zerfetzen, zerfleischen’. Reißer m. ‘wer reißt, zerreißt, Gerät zum Zerreißen von Textilien’ (17. Jh.), ‘wer Käufer in den Laden lockt’ (gleichsam an sich reißt, s. oben anreißen), dann auch ‘Artikel, der sich gut verkauft’ sowie ‘spannungsvolles, auf Publikumswirksamkeit berechnetes Bühnenstück, Buch, Filmwerk’ (2. Hälfte 19. Jh.).

Typische Verbindungen zu ›anreißen‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›anreißen‹.

Verwendungsbeispiele für ›anreißen‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Die tatsächliche Komplexität der angerissenen Probleme wird nicht immer deutlich. [Die Zeit, 26.10.1979, Nr. 44]
In der Ecke klimpert ein Klavier, aber die Töne fallen ungehört zwischen das Gelächter und die angerissenen Diskussionen. [Die Zeit, 18.12.1981, Nr. 52]
Da wachsen die Pizzikato‑Berge, schichten sich mit dem Plektrum zart angerissene Gitarrenriffs auf. [Die Zeit, 10.02.1997, Nr. 06]
Insgesamt kennzeichnen die hier kurz angerissenen Forschungsergebnisse einen bemerkenswerten Wandel in den Partnerbeziehungen. [Die Zeit, 02.08.1985, Nr. 32]
Die Kollegen dort finden einen angerissenen Meniskus und minimale Verschleißerscheinungen. [Die Zeit, 19.05.2012, Nr. 21]
Zitationshilfe
„anreißen“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/anrei%C3%9Fen#2>.

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