schaffen
Vb.
‘in eigener Leistung hervorbringen, gestalten’
und
(besonders
südd.)
‘arbeiten, zustande bringen’.
Das stark flektierende Verb
(mit
j-Präsens)
ahd.
skephen
‘(er)schaffen, (be)wirken, gestalten, ordnen, festsetzen’
und auch
‘(Wasser) schöpfen’
(8. Jh.)
entwickelt
(aus der Partizipialform
giscaffan)
einen neuen Präsensstamm mit dem Infinitiv
mhd.
schaffen,
nhd.
schaffen
(
schuf,
geschaffen).
Verwandt sind
asächs.
skeppian
‘(er)schaffen, bestimmen’,
aengl.
scieppan
‘(er)schaffen, bilden anordnen, machen’,
got.
gaskapjan
‘erschaffen’,
ferner
↗
schaben,
↗
Schaff,
↗
Schaft,
↗
Scheffel
(s. d.)
und die dort genannten Wortformen,
so daß,
ausgehend von einer Bedeutung
‘schnitzend gestalten’,
Anschluß an die Variante
ie.
*skā̌b(h)-
der Wurzel
ie.
*(s)kē̌p-,
*(s)kō̌p-,
*(s)kā̌p-
‘mit scharfem Werkzeug schneiden, spalten’
möglich ist.
Neben dem starken Verb
ahd.
skephen
(s. oben)
steht ein gleichlautendes schwaches
jan-Verb
ahd.
skephen
‘(er)schaffen, gestalten, bilden’
und
‘(Wasser) schöpfen’
(8. Jh.);
beide Verben haben sich anscheinend semantisch miteinander vermischt
(Weiteres s.
↗
schöpfen).
Weiterhin steht zum starken Verb die schwach flektierende Intensivbildung
ahd.
scaffōn
‘tun, bilden, zustande bringen, anordnen’
(8. Jh.),
mhd.
schaffen,
nhd.
schaffen
(
schaffte,
geschafft),
deren Infinitiv- und Präsensformen im
Mhd. und
Nhd.
mit denen des oben genannten starken Verbs zusammenfallen.
Für das starke Verb ist heute von einer Grundbedeutung
‘etw. hervorbringen, bewirken’,
für das schwache Verb von einer Grundbedeutung
‘einrichten, ordnen’
(weiter
‘anordnen, tätig sein, arbeiten, herbei-, wegbringen’)
auszugehen.
Starke und schwache Flexion zeigen entsprechend
mnd.
scheppen,
mnl.
sceppen
und
engl.
to shape
(mit dem Part. Prät.
shaped
und,
allerdings selten und älter,
shapen).
Zum schwachen Verb stellen sich
(auch bei teilweise starker Flexion bis ins 16. Jh.)
abschaffen
Vb.
‘aufheben, beseitigen’,
mhd.
abeschaffen
(14. Jh.),
südd.
auch
‘sich abarbeiten’;
anschaffen
Vb.
‘etw. in seinen Besitz bringen, sich aneignen’
(16. Jh.),
‘anordnen, verursachen’
(15. Jh.);
beschaffen1
Vb.
‘herbeiholen, besorgen’
(15. Jh.);
vgl.
ahd.
biscaffōn
‘gestalten, bilden’
(8. Jh.);
dagegen
beschaffen2
Part.adj.
‘geartet, geformt, befindlich’
(15. Jh.),
mhd.
‘vorhanden, durch das Schicksal bestimmt’,
zu (vorwiegend stark flektierendem)
mhd.
beschaffen
‘(er)schaffen, bestimmt oder zugeteilt sein, ordnen, verwalten, herbeibringen’.
Zum starken Verb gehören
erschaffen
Vb.
‘entstehen lassen, gestalten, formen’,
geläufig seit dem 16. Jh.;
nachschaffen
Vb.
‘gestaltend nachbilden’
(18. Jh.),
‘nachträglich anschaffen’
(17. Jh.).
Schaffe
f.
‘Leistung, (großartige) Angelegenheit’,
neugebildetes Verbalabstraktum der Jugendsprache
(20. Jh.);
zuvor
(ohne direkte Nachfolge)
mhd.
schaffe
‘Anordnung, Befehl’.
Schaffner
m.
‘Besorger, Ordner, Aufseher, Verwalter’,
mhd.
schaffenære,
scheffenære,
nach voraufgehendem
schaffære,
scheffære,
ahd.
scaffāri
(um 1000).
Seit dem 19. Jh. fast nur noch
für das Bedienungs- und Aufsichtspersonal bei Bahn und Post,
vgl.
Postschaffner,
Eisenbahnschaffner.
Den alten Stammsilbenvokal des starken Verbs
(nach
ahd.
skephen)
bewahren
(zu
ö
gerundet)
Geschöpf
n.
‘das Erschaffene, Geformte’
(15. Jh.),
anfangs auch Vorgangsbezeichnung im Sinne von
‘Erschaffung’;
Schöpfer2
m.
‘wer etw. erschafft, gestaltet’,
auch Bezeichnung des christlichen Gottes als des Erschaffers der Welt,
ahd.
skephāri
(9. Jh.),
mhd.
schepfære,
schephære
(vgl. früher bezeugtes
ahd.
skepho,
8. Jh.);
schöpferisch
Adj.
‘gestaltend, Neues erschaffend’
(18. Jh.);
Schöpfung
f.
‘Vorgang und Ergebnis des Gestaltens’,
mhd.
schepfunge,
schepfenunge
im Sinne des göttlichen Erschaffens der Welt,
seit dem 18. Jh.
‘Gesamtheit von Natur und Welt’,
auch
‘geistiges, künstlerisches Schaffen und sein Produkt’.