Philosophie aus der Vernunft gewonnen, durch Denken erschlossen; erfahrungsunabhängig; aus Vernunftgründen, vernunftgemäß
Kollokationen:
als Adjektivattribut: apriorische Formen, Begriffe, Bedingungen, Elemente, Anschauungsformen, Grundlagen, Konstruktionen; eine apriorische Erkenntnis
Beispiele:
Im Allgemeinen gelten alle analytischen Urteile als a priori. Ihre urteilstheoretische Bedeutung haben die Begriffe a priori und a posteriori seit Mitte des 17. Jahrhunderts, spätestens aber seit Immanuel Kant. Von der neueren Verwendung abgeleitet bezeichnet apriorisches Wissen ein Wissen, das von Erfahrung unabhängig ist […]. Im Unterschied dazu steht empirisches oder erfahrungsabhängiges Wissen, das insbesondere durch eigene sinnliche Wahrnehmung gewonnen wurde. [VITAO, 07.03.2015, aufgerufen am 15.09.2018]
Wahn ist, psychopathologisch betrachtet, durch »apriorische Evidenz« gekennzeichnet, d. h., der Betroffene »weiß«, dass er mit seiner wahnhaften Überzeugung richtig liegt und sieht keinen Anlass für eine Überprüfung der Richtigkeit: Seine Gewissheit ist unabhängig von seiner Erfahrung. Der Patient kommt nicht auf die Idee, seine Behauptungen in irgendeiner Form zu beweisen oder zu rechtfertigen – sie sind ihm »unmittelbar evident«. Das bedeutet auch, dass die wahnhafte Idee bestehen bleibt, auch wenn sie im krassen Widerspruch zur Wirklichkeit bzw. zur Erfahrung der gesunden Mitmenschen steht. [psycholography, 23.04.2013, aufgerufen am 15.09.2018]
Vor allem aber führte er [Anselm von Canterbury] den ersten apriorischen, erfahrungsunabhängigen, rein logisch aus dem Begrifflichen entwickelten Beweis für das reale Dasein Gottes, den von Immanuel Kant sogenannten ontologischen Gottesbeweis. [Süddeutsche Zeitung, 21.09.2011]
Insbesondere von der Idee einer apriorischen Begründung der Naturgesetze geht auch zweihundert Jahre nach Kant noch einige Faszination aus. Hume hatte darauf hingewiesen, daß man aus der Erfahrung nicht sicher auf die Geltung von Naturgesetzen schließen kann. Naturwissenschaftler haben sich in Anerkennung dieses sogenannten Induktionsproblems zumeist einen hypothetischen Realismus zugelegt: Naturgesetze haben den Status von Hypothesen. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.01.2001]
Ein ethischer Imperativ muß im ontologischen Sinn kategorisch sein, ein Gebot apriorischer Vernunft, unabhängig von jeder Verfolgung empirisch gegebener Wünsche oder Interessen. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.07.1993]