Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

archaisch

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GrammatikAdjektiv
Aussprache 
Worttrennung ar-cha-isch
Wortbildung  mit ›archaisch‹ als Erstglied: archaisieren
Herkunft zu archá͞iosgriech (ἀρχαῖος) ‘ursprünglich, altertümlich, alt’ < archḗgriech (ἀρχή) ‘Anfang, Ursache, Ursprung’
Duden, GWDS, 1999

Bedeutungen

1.
a)
der Vor-, Frühzeit angehörend oder aus ihr überkommen, vor-, frühzeitlich
b)
Psychologie entwicklungsgeschichtlich älteren Schichten der Persönlichkeit angehörend
2.
altertümlich, veraltet
3.
der Frühstufe eines Stils, besonders der vorklassischen Epoche der griechischen Kunst angehörend, entstammend
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Archaismus · archaisch · archaistisch · archaisierend · Archäologie · archäologisch · Archäologe
Archaismus m. ‘altertümliche Redewendung und Sprachform’, in der Kunst ‘Nachahmung archaischer Formen’, Entlehnung (Mitte 18. Jh.) von spätlat. arc(h)aismos, griech. archaïsmós (ἀρχαϊσμόϛ) ‘Altväterlichkeit, Nachahmung der Alten, veralteter Sprachgebrauch’, dem Verbalabstraktum von archaïzein (ἀρχαἱζειν) ‘altertümlich sein, altertümeln’, einem Denominativum zu griech. archá͞ios (s. unten). Frz. archaïsme und engl. archaism sind bereits im 17. Jh. bezeugt und können die Aufnahme der dt. Entsprechung befördert haben. – archaisch Adj. ‘altertümlich, frühzeitlich, aus der Frühstufe der Kunstentwicklung, besonders der griechischen Kunst, stammend’, entlehnt (Mitte 19. Jh.) unter Einfluß von gleichbed. frz. archaïque aus spätlat. archaicus ‘alt’, griech. archaïkós (ἀρχαϊκόϛ) ‘altertümlich, altväterlich’, zu griech. archá͞ios (ἀρχαῖος) ‘ursprünglich, altertümlich, alt’, das zu griech. archḗ (ἀρχή) ‘Anfang, Ursache, Ursprung, Herrschaft, Regierung’ gebildet ist. Voraus gehen das seltener verwendete archaistisch Adj. ‘archaische Formen nachahmend’ (1. Hälfte 19. Jh.) und gleichbed. archaisierend Part. Präs. (2. Hälfte 18. Jh.). Archäologie f. ‘Wissenschaft von den Überresten einer alten Kultur, Altertumskunde’ (2. Hälfte 18. Jh.), unter Einfluß von frz. archéologie (um 1600) aus griech. archaiología (ἀρχαιολογία) ‘Erzählung alter Geschichten, Altertumskunde’, vgl. griech. archá͞ios (s. oben) und s. -logie; dazu archäologisch Adj. (2. Hälfte 18. Jh.) und Archäologe m. (Ende 18. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

antiquiert · archaisch · auf den Müllhaufen der Geschichte (gehörend) · veraltet · überaltert · überholt  ●  in die Mottenkiste (gehörend) fig. · (Das ist doch) Achtziger! ugs. · aus der Mottenkiste (stammend) ugs., fig. · old school ugs., engl. · von gestern ugs.
Assoziationen
  • aus der Zeit gefallen (sein)  ●  (die) Zeit ist stehengeblieben fig. · hinter dem Mond (leben) fig., abwertend
  • (sich) in eine andere Zeit versetzt fühlen (durch einen Anblick oder eine Erfahrung) · wie aus der Zeit gefallen (wirken)
  • alt · alt und grau (sein / werden) · angejahrt · gealtert · gehobenen Alters · im Rentenalter · im reifen Alter von · in fortgeschrittenem Alter · in vorgerücktem Alter · nicht mehr der (die) Jüngste · nicht mehr ganz (so) jung · vorgerückten Alters · ältlich  ●  (die) jungen Alten Schlagwort · auf meine (deine, seine...) alten Tage ugs. · fortgeschrittenen Alters geh. · in (jemandes) reife(re)n Jahren geh. · in Ehren ergraut geh. · in die Jahre gekommen ugs. · in die Tage gekommen ugs. · in hohen Jahren stehen geh. · in höheren Jahren stehen geh. · oll derb · viele Jahre auf dem Buckel haben ugs. · zwischen 80 und scheintot derb, variabel
  • anachronistisch · antiquiert · mittelalterlich · überholt  ●  Steinzeit fig., abwertend · finsteres Mittelalter fig., abwertend · gestrig fig. · rückständig abwertend · steinzeitlich fig., abwertend · verstaubt fig. · von Vorgestern fig. · vorgestrig fig. · vorsintflutlich fig., abwertend · (auf den) Müllhaufen der Geschichte (gehörend) ugs. · (das) wussten schon die alten Griechen ugs. · (ein) Anachronismus geh.
  • (ein) Auslaufmodell (sein) · Geschichte (sein) · Vergangenheit sein · altbacken · altmodisch · anachronistisch · antiquiert · hat seine Chance gehabt · hat sich überlebt · hatte seine Chance · nicht mehr Stand der Technik · nicht mehr State of the Art · nicht mehr auf der Höhe der Zeit · nicht mehr in Mode · nicht mehr in die (jetzige) Zeit passen · nicht mehr zeitgemäß · unmodern · veraltet · überholt  ●  Old School engl. · aus der Zeit gefallen (sein) fig. · ausgedient haben auch figurativ · vorsintflutlich fig. · zum alten Eisen gehören(d) fig. · (der/die/das) gute alte (...) ugs. · Die Zeiten sind vorbei. ugs., Spruch · Schnee von gestern ugs. · abgelutscht ugs., salopp · abgemeldet ugs. · aus der Mode (gekommen) ugs. · ausgelutscht ugs., salopp · damit lockt man keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervor ugs., sprichwörtlich · der Vergangenheit angehören geh. · durch ugs., Jargon · démodé geh., franz. · gehört entsorgt ugs. · hat seine besten Zeiten hinter sich ugs. · hat sich erledigt ugs., fig. · museumsreif ugs., scherzhaft-ironisch · nicht mehr aktuell ugs. · nicht mehr angesagt ugs. · nicht mehr up to date ugs., veraltend · out ugs. · passé ugs., veraltend · uncool ugs. · vorbei ugs. · war mal. (Heute ...) ugs.
  • aus der Zeit gefallen · nicht in die Zeit passen(d) · unzeitgemäß
  • (...) der alten Schule · (von) der alten Garde  ●  alter Schule fig. · vom alten Schrot und Korn fig. · vom alten Schlag ugs.
  • ewiggestrig · fortschrittsfeindlich · gegen jegliche Neuerung(en) · im Gestern leben(d) · nicht in der Gegenwart angekommen · reaktionär · reformunwillig · rückschrittlich · zurückgeblieben  ●  Früher war alles besser. ugs., Spruch · antimodernistisch geh. · rückwärtsgewandt geh. · vergangenheitsverklärend geh.
  • altehrwürdig · althergebracht · altüberliefert · angestammt · gebräuchlich · hergebracht · herkömmlich · klassisch · konventionell · tradiert · traditionell · überliefert  ●  von Alters her geh. · überkommen geh.

altmodisch · archaisch · gestrig · ohne Schick · unmodern · veraltet  ●  altes Eisen ugs., fig.
Assoziationen

alt · altertümlich · antik · archaisch · frühzeitlich · uralt  ●  urdenklich veraltet

archaisch · aus Urzeiten (stammend) · uralt · urtümlich

Typische Verbindungen zu ›archaisch‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›archaisch‹.

Verwendungsbeispiele für ›archaisch‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Allmählich hörte das archaische Märchen auf, mir gleichgültig zu sein. [Reich-Ranicki, Marcel: Mein Leben, Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt 1999, S. 112]
Die archaische Darstellungsweise ist daher unvollständig und ihre realistische Deutung nicht richtig. [Feyerabend, Paul: Wider den Methodenzwang, Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1976, S. 333]
Aber vielleicht darf man das archaische Denken noch nicht allzusehr logisieren. [Hirschberger, Johannes: Geschichte der Philosophie, Bd. 1: Altertum und Mittelalter. In: Mathias Bertram (Hg.) Geschichte der Philosophie, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1948], S. 2483]
Archaisch im Sound wirkt seine Musik, höchst avanciert in der Form. [Die Zeit, 23.09.1999, Nr. 39]
Heute, läßt sie durchblicken, kenne sie durchaus auch dieses archaische Moment der Jagd. [Die Zeit, 26.11.1998, Nr. 49]
Zitationshilfe
„archaisch“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/archaisch>.

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