umgangssprachlich, oft abwertend ⟨jmd., etw. drückt auf die Tränendrüse⟩durch übertrieben gefühlvolle Darbietung, mitleiderregendes Erscheinungsbild o. Ä. zu Tränen rühren, starke sentimentale Gefühle hervorrufen
Beispiele:
Zum Schluss drückte der Verteidiger noch
auf die Tränendrüsen. Dieses Verfahren habe das
Leben seines Mandanten zerstört und dessen Ruf geschädigt. [Neue Zürcher Zeitung, 03.11.2014]
VW sollte nicht länger auf die Tränendrüse
drücken, endlich Charakter und echte Reue zeigen, zu den
Verfehlungen [im vom Konzern verursachten Abgasskandal] stehen und die Opfer
[VW-Kunden] anständig entschädigen. [Süddeutsche Zeitung, 01.08.2016]
Hat [Autor Charles] Dickens
auf die Tränendrüse gedrückt, um Kasse zu machen?
Die Antwort ist so simpel wie beherzigenswert für jeden Autor: Er hat
geschrieben, was er selber gern lesen würde. [Der Spiegel, 06.02.2012]
Auch die Streicher, die [im Film]
permanent auf die Tränendrüse drücken, kann man
getrost unter inszenatorischer Überambitioniertheit verbuchen. [Welt am Sonntag, 10.03.2019]
Während der eine mit seinen Texten eher auf die
Tränendrüse drückte, versuchte der andere Poet mit viel
Wortwitz nicht nur das Publikum zu begeistern, sondern auch die
siebenköpfige Jury von seinen Qualitäten zu überzeugen. [Fränkischer Tag, 03.03.2018]
Das Film‑Urteil fällt selbst nach der durchwachten Nacht
hervorragend aus. »Ein fantastisches Epos, die Spannung spitzt sich
fortwährend zu. Nur am Schluss wurde etwas zu sehr auf die
Tränendrüse gedrückt.« [Allgemeine Zeitung, 22.12.2003]
Nicht jede Spende kommt einem wohltätigen Zweck zugute, denn einige
undurchsichtige Spendenorganisationen drücken nur in
ihrem eigenen Interesse auf die Tränendrüsen. [Leipziger Volkszeitung, 20.12.2001]