lehnen1
Vb.
‘an einen stützenden Gegenstand stellen’,
reflexiv
‘sich an etw. stützen, gegen etw. stellen’.
Zugrunde liegen zwei Verben,
und zwar ein intransitives
ahd.
(h)linēn
(8. Jh.),
mhd.
linen,
lenen
‘lehnen, sich stützen’
mit
asächs.
hlinon,
mnl.
lenen,
loenen,
leunen,
nl.
leunen,
aengl.
hleonian,
hlinian,
engl.
to lean
und ein kausatives transitives
ahd.
(h)leinen
(um 1000),
mhd.
leinen
‘lehnen’,
nhd.
leinen
(bei
obd. Schriftstellern noch bis zum 18. Jh.)
mit
mnl.
leinen,
aengl.
hlǣnan.
Die Vermischung von intransitivem und transitivem Gebrauch
beginnt im
Mhd.,
worauf beide Formen wohl in dem
(neben
mhd.
leinen
stehenden)
md.
lēnen
zusammengefallen sind.
Beide Verben führen mit ablautendem
ahd.
(h)lēo
‘Grabhügel, Grabmal’
(8. Jh.),
asächs.
hlēo,
aengl.
hlǣw,
hlāw,
got.
hlaiw
‘Grab’,
hlain
‘Hügel’
sowie mit
aind.
śráyatē
‘heftet an etw., lehnt sich an, befindet sich’,
śráyati
‘lehnt, bringt an etw. an, legt auf etw.’,
griech.
klī́nein
(
κλίνειν)
‘(sich) neigen, (an)lehnen, niederlegen, beugen’
(s.
↗
Klinik,
↗
Klima,
↗
Klimakterium),
spätlat.
clīnāre
‘biegen, beugen, neigen’
(nach
lat.
acclīnāre
‘anlehnen’,
dēclināre
‘abändern, abweichen’,
s.
↗
deklinieren,
inclīnāre
‘hinneigen, hinwenden’),
lat.
cliēns
‘der sich schutzeshalber an einen Patron Anlehnende, Schutzbefohlener einer Gens’
(s.
↗
Klient),
lit.
šliẽti
‘anlehnen, stützen’,
šlýti
‘sich (zur Seite oder nach vorn) neigen’
auf
ie.
*k̑lei-
‘neigen, lehnen’,
Erweiterung der Wurzel
ie.
*k̑el-
‘neigen’
(s.
↗
Halde).
ablehnen
Vb.
‘zurückweisen, verweigern, nicht annehmen, ausschlagen, mißbilligen’
(um 1500),
daneben
(bis ins 18. Jh.)
ableinen.
auflehnen
Vb.
‘die Arme auf etw. stützen, auflegen’,
(reflexiv)
‘sich empören, widersetzen’,
mhd.
ūfleinen
‘auf-, anlehnen, befestigen’,
(reflexiv)
‘sich aufrichten, sich empören’,
(
md.)
ūflēnen,
obd.
(bis ins 18. Jh.)
aufleinen.
Lehne1
f.
‘Stütze eines Sitzmöbels für Rücken oder Arme’,
obd.
‘sanfter Berghang’,
ahd.
(h)lina
‘Rückenlehne, Lagerstätte’
(8. Jh.),
(h)lena
(10. Jh.),
mhd.
lene,
lin(e),
auch
‘Geländer, Galerie’.