ohne jegliche Vorbereitung; spontan und improvisiert
siehe auch aus dem Handgelenk
Kollokationen:
als Präpositionalattribut: Reden, Verse aus dem Stegreif
als Adverbialbestimmung: aus dem
Stegreif dichten, singen, reden
Beispiele:
Aber Wut und Zorn sind keine guten Ratgeber. Unsere Gesellschaft
scheint einen Teil der Menschen verloren zu haben. Deren Ängste entladen
sich jetzt mit abstoßenden Szenen auf der Straße. Mich erschreckt das, und
ich weiß aus dem Stegreif auch keine Lösungen, auch,
weil das Ganze seit Jahren schon unterwegs ist.
[…] [Welt am Sonntag, 02.09.2018]
[…]
»Gerhard als Ehemann ist ganz unkompliziert. Er liest mir manchmal Gedichte
von Goethe, Rilke oder Schiller vor. Er kann aus dem
Stegreif heraus Hamlet zitieren.« […] [Bild, 19.07.2018]
Johann Gottlieb Fichte fiel als Zehnjähriger dadurch auf, dass er die
Sonntagspredigt seines Pfarrers aus dem Stegreif
memorierte. [Die Zeit, 31.10.2017]
Leider kann ich dir gerade aus dem Stegreif
keine konkreten Studien nennen. [psycholography, 05.05.2013, aufgerufen am 15.09.2018]
Einprägsame Reklamesprüche fraßen sich in die Hirne der Menschen und
dominierten die tagtägliche Kaufentscheidung im Supermarkt und im
Online‑Shop. Jeder meiner Freunde konnte mindestens ein Dutzend
aus dem Stegreif aufsagen. [C’t, 1999, Nr. 3]
Angeblich konnte sie [Marie Gouze] kaum
lesen und schreiben, aber sie war fähig, aus dem
Stegreif ein Theaterstück zu diktieren, und so verfaßte sie
ein vielfältiges Werk. [Der Spiegel, 30.01.1989]
Inwieweit bedeutende Filme aus dem Stegreif
entstanden sind, wird nicht mehr zu erforschen sein, weil der Regisseur nach
Vollendung eines anerkannten und belobigten Werkes uns nur ungern in die
Mühen der täglichen Arbeit einweihen und um so mehr von der genialen
Schöpferkraft, die ihn stündlich aufs neue inspiriert und beflügelt, reden
wird. [Knef, Hildegard: Der geschenkte Gaul, Berlin: Ullstein 1999 [1970], S. 411]
[…] Ich war […] Rektor der Universität Würzburg und hatte als solcher viel zu tun, besonders mußte ich mich daran gewöhnen, bei jeder Gelegenheit eine Rede zu halten. Solche Reden sind mir früher sehr schwer geworden, bis die Gewöhnung und Übung mir die Aufgabe erleichterte. Aber Reden aus dem Stegreif sind auch heute nicht meine Stärke. [Wien, Wilhelm: Ein Rückblick. In: Simons, Oliver (Hg.), Deutsche Autobiographien 1690–1930, Berlin: Directmedia Publ. 2004 [1930], S. 73185]
Er begann gewaltig aus dem Stegreif zu reden, wurde
jedoch durch die heftige Bewegung plötzlich unwohl und endete seine
Ansprache auf eine ungewöhnliche und unfeine Weise. [Hesse, Hermann: Peter Camenzind, Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1974 [1904], S. 83]