bilden
Vb.
‘formen, gestalten, hervorbringen, darstellen, sein’,
übertragen
‘erziehen, die geistigen Anlagen entwickeln’,
ahd.
biliden
‘formen, gestalten, zum Beispiel geben, nachahmen’
(9. Jh.)
und
bilidōn
‘abbilden, nachahmen, Vorbild sein, gestalten’
(8./9. Jh.,
vom 10. Jh. an vorherrschend),
postnominale Ableitungen von
ahd.
bilidi
(s.
↗
Bild),
fallen zusammen in
mhd.
bilden
‘mit Bildern verzieren, gestalten, nachbilden, vorstellen’
(vgl. gleichbed.
mnd.
bē̌lden,
bilden
und
nl.
beelden
‘bilden, abbilden, malen’).
Das bis heute ein Formen realer Gegenstände,
namentlich ein Gestalten visuell erfaßbarer Kunstwerke
(
bildende Kunst,
18. Jh.,
anfangs im Plur.)
bezeichnende Verb
findet im Sprachgebrauch der Mystiker
auch Anwendung auf den geistig-seelischen Bereich;
von der Mitte des 18. Jhs. an
und besonders in der Klassik wird
bilden
zum Ausdruck für die Bestrebungen der bürgerlich-humanistischen Pädagogik;
gleichzeitig werden daher auch das Part.adj.
gebildet,
das das Erziehungsergebnis kennzeichnet,
und dessen Substantivierung
der Gebildete
üblich.
Sich anschließende Präfixbildungen sind
abbilden
Vb.
‘im Bilde darstellen’
(16. Jh.;
dazu
Abbildung
f.
‘bildliche Wiedergabe’,
2. Hälfte 16. Jh.);
ausbilden
Vb.
‘mit bestimmten Kenntnissen und Fertigkeiten versehen’,
auch
‘entwickeln, formen’,
mhd.
ūʒbilden
‘eine Nachbildung zeigen’
(dazu
Ausbildung
f.
‘Schulung, Entwicklung’,
1. Hälfte 17. Jh.);
einbilden
Vb.
reflexiv
‘sich der Wirklichkeit widersprechende Vorstellungen machen, sich etw. in den Kopf setzen’,
mhd.
īnbilden
‘einprägen, in der Seele abbilden’
(bei den Mystikern),
im älteren
Nhd. (reflexiv) noch allgemein
‘sich etw. vorstellen’,
dann
‘sich falsche Vorstellungen machen’
(auch hinsichtlich des eigenen Wertes);
dazu gehören
Einbildung
f.
‘falsche Vorstellung, Überheblichkeit’,
mhd.
īnbildunge
‘das Einbilden, In-die-Seele-Senken’,
das Kompositum
Einbildungskraft
f.
‘Phantasie’
(1. Hälfte 17. Jh.,
vereinzelt im 16. Jh.)
sowie das in jüngerer Zeit sich verselbständigende
eingebildet
Part.adj.
‘überheblich’
(17. Jh.).
Bildner
m.
‘Gestalter, Former’,
ahd.
bilidāri,
bilideri
‘Bildner, Gestalter, Schöpfer’
(9. Jh.?),
mhd.
bildære,
bildenære
‘Bildner, Schöpfer’,
auch
‘Vorbild, Muster’,
nhd.
Bilder
‘Schöpfer’
noch bis ins 18. Jh. neben sich schließlich durchsetzendem
Bildner,
das jetzt auf die gehobene Ausdrucksweise beschränkt ist
oder als zweites Kompositionsglied z. B. in
Bühnen-,
Kostüm-,
Maskenbildner
vorkommt.
bildsam
Adj.
‘formbar’,
übertragen auch
‘für Lehren empfänglich, erziehbar’,
vereinzelt
spätmhd.
bildsam
‘vorbildhaft’,
nhd. in den heutigen Verwendungen
seit Mitte des 18. Jhs.
Bildung
f.
‘der Vorgang des Entfaltens der geistigen Anlagen, des Erziehens sowie dessen Ergebnis’,
auch
‘Schaffung, Formung’
und
‘Gestalt’,
ahd.
bilidunga
‘Widerschein, Abbild’
(11. Jh.),
bei
Notker
(für
lat.
imāginātio)
‘Vorstellung, Vorstellungskraft’
(vgl.
asächs.
unbiliðunga
‘Unförmigkeit’,
11. Jh.),
mhd.
bildunge
‘Bildnis, Gestalt, Muster’,
in der Mystik
‘Phantasie’;
nhd. zunächst vor allem
‘bildliche Darstellung, Abbild’
und
(sehr verbreitet im 18. Jh.)
‘Gestalt’,
seit Mitte des 18. Jhs.
(dem Verb
bilden
entsprechend,
s. oben)
auch
‘geistig-seelische Formung des Menschen, Erziehung’.