geben
Vb.
‘(hin-, dar)reichen, schenken, überlassen’.
Das
gemeingerm. Verb
ahd.
geban
(8. Jh.),
mhd.
geben,
asächs.
geƀan,
mnd.
gēven,
mnl.
ghēven,
nl.
geven,
aengl.
giefan
(
engl.
to give
ist aus dem
Nord. entlehnt),
anord.
gefa,
schwed.
giva,
got.
giban
(
germ.
*geban).
Herkunft ungesichert.
Das Verb wird allgemein mit
lat.
habēre
‘halten, haben, besitzen’,
habilis
‘handlich, geeignet’,
air.
gaibid
‘nimmt, ergreift, erhält’,
lit.
gabénti
‘fördern, transportieren, herbei-, fortschaffen’,
aruss.
gabati
‘bedrängen, verfolgen (?)’,
tschech.
(älter)
habati
‘raffen’,
poln.
gebać
‘anfechten, reizen, beunruhigen’
zu der in mehreren Varianten vorliegenden Wurzel
ie.
*ghabh-,
*ghab-,
*ghap-
‘fassen, nehmen’
(die letzte Variante wohl unter Einfluß der Wurzel
ie.
*kap-
‘fassen’,
s.
heben)
gestellt.
Der auffallende Bedeutungsunterschied
zwischen den
germ. Vertretern
und dem
ie. Wurzelansatz
(‘geben’
–
‘nehmen’)
wird damit erklärt,
daß hier eine
germ. Eigenbildung als Ersatz für
ie.
*dō-
‘geben’
vorliegt,
die sowohl lautlich
(im Vokalismus der Stammsilbe)
wie inhaltlich unter dem Einfluß von
germ.
*neman
(s.
nehmen)
als Gegenwort steht
(was man hat, auswählend ergreift, „nimmt“,
kann man darreichen, schenken, „geben“).
–
Die reiche Bedeutungsentfaltung des Verbs
führt zu zahlreichen Präfixbildungen mit weiteren Ableitungen.
abgeben
Vb.
‘(einen Teil) hergeben, abtreten, überlassen, darstellen, sein’
reflexiv
‘sich beschäftigen, befassen’,
frühnhd.
ab(e)geben,
vgl.
ahd.
abageban
‘verlassen, im Stich lassen’
(9. Jh.);
Abgabe
f.
‘zu entrichtende Leistung, Überlassung’
(2. Hälfte 17. Jh.).
angeben
Vb.
‘(aus)sagen, anzeigen, verraten, bestimmen, prahlen, aufschneiden’,
mhd.
an(e)geben,
auch
‘(ein Kleid) anlegen’;
Angabe
f.
‘Aussage, Prahlerei, Aufschneiderei’
(Anfang 16. Jh.);
Angeber
m.
‘Denunziant, Aufschneider’,
frühnhd.
angeber
‘Anfänger, Anstifter’;
angeblich
Adj.
‘vermeintlich’
(1. Hälfte 18. Jh.).
aufgeben
Vb.
‘zur Weiterleitung übergeben, erledigen lassen, verzichten, zurücktreten’,
mhd.
ūfgeben;
Aufgabe
f.
‘Übergabe zur Weiterleitung, Auftrag, Verzicht’,
mhd.
ūfgābe.
ausgeben
Vb.
‘austeilen, aushändigen, verkünden, Geld verbrauchen, spendieren’,
reflexiv
‘seine Kräfte verbrauchen, verausgaben’,
ahd.
ūʒgeban
‘(her)ausgeben, ausschütten’
(9. Jh.),
mhd.
ūʒgeben;
Ausgabe
f.
‘Austeilung, Aushändigung, Verkündigung, Verbrauch an Geld, Edition, Nummer einer Zeitung, Zeitschrift’,
spätmhd.
ūʒgābe;
ausgiebig
Adj.
‘reichlich’
(Mitte 18. Jh.).
begeben
Vb.
reflexiv
‘sich aufmachen, gehen, sich ereignen, geschehen’,
sich einer Sache begeben
‘auf etw. verzichten’,
ahd.
bigeban
‘verlassen, aufgeben’
(10. Jh.),
mhd.
begeben;
Begebenheit
f.
‘Ereignis, Geschehen’
(1. Hälfte 17. Jh.).
beigeben
Vb.
‘mitgeben, hinzufügen, zur Verfügung stellen, nachgeben, sich fügen’
(1. Hälfte 16. Jh.);
Beigabe
f.
(1. Hälfte 19. Jh.).
eingeben
Vb.
‘einflößen, einreichen’,
mhd.
īngeben
‘übergeben, überweisen’;
Eingabe
f.
‘das Einflößen, schriftlicher Vorschlag, Gesuch’,
spätmhd.
ingābe;
Eingebung
f.
‘plötzlich auftauchender Gedanke, Intuition’
(1. Hälfte 15. Jh.).
ergeben
Vb.
‘als Ergebnis hervorbringen’,
reflexiv
‘zustande kommen, sich hingeben, widmen, die Waffen strecken, sich dem Feind ausliefern’,
ahd.
irgeban
‘(von sich) geben, heraus-, übergeben, sich jmdm. ausliefern, Rechenschaft ablegen’
(8. Jh.),
mhd.
ergeben
‘zeigen, herausgeben, übergeben, anheimgeben, einträglich sein’,
reflexiv
‘sich in jmds. Gewalt geben, sich fügen’;
Ergebung
f.
‘das Sichergeben, Unterwerfung, Ergebenheit’
(14. Jh.);
ergeben
Part.adj.
‘gefügig, hingebungsvoll, wohlgeneigt’,
in frühnhd. Zeit aus dem Part. Prät.
mhd.
ergeben
‘sich durch Gelübde dem Mönchsleben ergeben habend’;
Ergebenheit
f.
‘demütige Hingabe, Fügsamkeit’,
mhd.
ergebenheit
‘Klostergelübde’;
Ergebnis
n.
‘Resultat’
(um 1800);
ergiebig
Adj.
‘ertragreich, fruchtbar’
(16. Jh.).
freigebig
Adj.
‘gern gebend, großzügig’,
Freigebigkeit
f.
(1. Hälfte 16. Jh.).
hingeben
Vb.
‘weg-, fortgeben, verschenken’
(15. Jh.),
reflexiv
‘sich aufopfern, sich widmen’
(18. Jh.);
vgl. schon
ahd.
hinageban
‘hingeben, übergeben, preisgeben’
(um 1000);
Hingabe
f.
‘Opferbereitschaft, Leidenschaft’
und gleichbed.
Hingebung
f.
(1. Hälfte 19. Jh.),
älter im Sinne von
‘das Weg-, Fortgeben’
(
Hingebung
seit dem 17. Jh.,
Hingabe
seit dem 18. Jh.);
hingebungsvoll
Adj.
‘voll Eifer, Aufopferung’
(1. Hälfte 19. Jh.).
nachgeben
Vb.
‘nicht standhalten, Widerstand aufgeben, sich fügen, erschlaffen, locker werden’,
spätmhd.
nāchgeben
‘zulassen, einräumen’;
nachgiebig
Adj.
‘nicht standhaltend, keinen Widerstand entgegensetzend, schlaff, leicht umzustimmen, fügsam’
(18. Jh.).
übergeben
Vb.
‘aushändigen, überantworten, ausliefern, für etw. freigeben’,
reflexiv
‘sich erbrechen’,
mhd.
übergeben
‘übertreffen, beeinträchtigen, verletzen, verzichten’,
reflexiv
‘sich aufgeben, schuldig bekennen’;
Übergabe
f.
‘Aushändigung, Auslieferung’
(Ende 15. Jh.).
umgeben
Vb.
‘ein-, umschließen’,
ahd.
umbigeban
‘umgeben, umstellen’
(8. Jh.),
mhd.
umbegeben;
Umgebung
f.
‘einen Ort umgebende Landschaft, jmdn. umgebender Kreis von Menschen’
(um 1800;
vorher dafür
Environs,
nach gleichbed.
frz.
environs
Plur.),
älter im Sinne von
‘das Herumgeben, Umhängen’
(Ende 15. Jh.).
Untergebener
m.
‘wer einem Vorgesetzten dienstlich unterstellt ist’
(um 1600),
substantivierte Form zum Part.adj.
untergeben
‘einem Vorgesetzten dienstlich unterstellt’,
eigentlich Part. Prät.
zu heute nicht mehr üblichem
untergeben
‘unter Aufsicht stellen’,
ahd.
untargeban
‘unterwerfen, unterstellen’
(um 800),
spätmhd.
undergeben.
vergeben
Vb.
‘weggeben, austeilen, verschenken, verzeihen’,
meist reflexiv
‘seinem Ansehen schaden’,
nur reflexiv
‘sich beim Austeilen (der Spielkarten) irren, falsch geben’,
ahd.
firgeban
‘vergeben, schenken, einräumen’
(8. Jh.),
mhd.
vergeben;
Vergebung
f.
‘das Vergeben, Vergabe, Verzeihung’,
spätmhd.
vergebunge
‘Verzeihung’;
vergebens
Adv.
‘vergeblich, erfolglos, umsonst, nutzlos’,
spätmhd.
vergeben(e)s,
mit sekundärem
s
für gleichbed.
mhd.
vergebene
‘geschenkweise, unentgeltlich, umsonst, unnütz, vergeblich’,
Adverb zum Part. Prät.
mhd.
vergeben;
vgl.
ahd.
firgebano
Adv.
‘umsonst, ohne Gegenleistung’
(um 1000).
vergeblich
Adj.
‘erfolglos, nutzlos, umsonst’,
zuerst
md.
vergebelich
(15. Jh.),
vgl.
mhd.
frühnhd.
vergebenlich
(wohl gekürzt aus
vergebendlich).
zugeben
Vb.
‘hinzufügen, dazugeben, für richtig erklären, einräumen, gestehen’
(15. Jh.),
vgl. schon
ahd.
zuogeban
‘hinzufügen, zuteilen, verteilen’
(9. Jh.),
dagegen
mhd.
zuogeben
‘tapfer auf jmdn. eindringen, jmdm. zusetzen’;
Zugabe
f.
‘was zusätzlich über die pflichtgemäße Leistung oder Menge hinaus gegeben wird’,
spätmhd.
zuogābe
‘Zugabe, Mitgift’.