Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

aussehen

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GrammatikVerb · sieht aus, sah aus, hat ausgesehen
Aussprache 
Worttrennung aus-se-hen
Wortzerlegung aus- sehen
Wortbildung  mit ›aussehen‹ als Binnenglied: gut aussehend · gutaussehend  ·  mit ›aussehen‹ als Grundform: Aussehen · Aussicht
Mehrwortausdrücke  wie das blühende Leben aussehen

Bedeutungsübersicht

  1. 1. nach jmdm., etw. erwartend sehen, Ausschau halten
  2. 2. das Aussehen haben
    1. a) ⟨jmd., etw. sieht gut aus⟩ jmd., etw. erweckt äußerlich einen guten Eindruck, wirkt äußerlich gut
    2. b) ⟨etw., jmd. sieht nach etw. aus⟩ etw., jmd. lässt etw. vermuten
  3. 3. ⟨mit jmdm., etw. sieht es gut, schlecht aus⟩ mit jmdm., etw. steht es gut, schlecht
eWDG

Bedeutungen

1.
nach jmdm., etw. erwartend sehen, Ausschau halten
Beispiele:
er sah am Fenster lange nach ihr aus
umgangssprachlicher sah sich [Dativ] (fast) die Augen nach ihr aus (= suchte angestrengt, ununterbrochen, sie zu entdecken)
Gustav Schmedecke sah nicht mehr nach dem Wetter aus [ ViebigBerliner Novellen191]
2.
das Aussehen haben
a)
jmd., etw. sieht gut ausjmd., etw. erweckt äußerlich einen guten Eindruck, wirkt äußerlich gut
α)
von Lebewesen   dem Gesichtsausdruck, den Gesichtszügen nach
Beispiele:
der junge Student sieht klug aus
sein Vater sah immer ernst aus
du siehst in der letzten Zeit auffallend schlecht aus
er sieht ganz blass aus (= hat eine blasse Gesichtsfarbe)
gesund, erholt, müde, elend, krank aussehen
ärgerlich, traurig, wütend aussehen
saloppsauer aussehen (= ein saures Gesicht machen)
sie sieht aus wie Milch und Blut
er sieht aus wie ein Affe
er sah aus wie der Tod (= leichenblass)
umgangssprachlicher sieht aus wie drei Tage Regenwetter (= er sieht griesgrämig aus)
umgangssprachlicher sieht aus wie das Leiden Christi (= er sieht schlecht aus)
umgangssprachlicher sieht aus ein Stück Malheur (= er sieht beklagenswert aus)
umgangssprachlicher sieht aus, als ob er nicht bis drei zählen könnte (= er sieht aus, als ob er sehr dumm wäre)
umgangssprachlichdu siehst aus, als ob du kein Wässerchen trüben könntest (= du siehst aus, als ob du absolut nichts Böses tun könntest)
dem ganzen Äußeren nach
Beispiele:
sie sieht in dem neuen Kleid gut aus
sie sieht sehr gepflegt aus
als ich meinen Bekannten nach langer Zeit wieder traf, sah er fremd und verändert aus
der Strolch sah zum Fürchten aus
salopper sieht verboten, verhauen aus (= er sieht seltsam, unmöglich aus)
umgangssprachlichwie du bloß (in dem Mantel) aussiehst!
eine blendend aussehende Dame
ein verdächtig aussehendes Individuum
nach dem Urlaub sah ich braun aus wie eine Nuss
saloppnach dem Regenguss sah sie aus wie ein gerupftes Huhn
salopp, abwertender sieht aus wie ein Pfingstochse (= aufgeputzt)
das Kind sieht wie geleckt, wie aus dem Ei gepellt aus (= das Kind sieht tadellos sauber aus)
die Kücken sahen wie kleine Federbällchen aus
übertragen
Beispiel:
salopp, spöttischso siehst du aus! (= das könnte dir so passen, da hast du dich geirrt!)
β)
von Sachen
Beispiele:
die Wohnung sieht sehr gepflegt aus
der Festtagsbraten sieht appetitlich aus
das Kleid sah frisch gewaschen aus
die Sprünge des Clowns sahen komisch aus
umgangssprachlichdie Lage sieht nicht rosig aus
saloppseine Position sah wacklig aus
saloppdie Sache sieht faul aus (= ist nicht in Ordnung)
die ganze Angelegenheit sieht merkwürdig, zweifelhaft aus
der Horizont sah wie Feuer aus
das sieht wie Kupfer aus
hier sieht es wie in einer Räuberhöhle aus
nach der Schlägerei hat es in der Kneipe übel, wüst ausgesehen
das sieht bloß so aus (= das scheint bloß so)
In dieser Zeit sahen die nämlichen Berge und Hügel wilder, zerrissener, phantastischer, romantischer aus als je [ BindingMoselfahrt8]
b)
etw., jmd. sieht nach etw. ausetw., jmd. lässt etw. vermuten
Beispiele:
der Himmel sieht nach Schnee aus
es sieht nach Regen aus
das sieht nach Zank und Streit aus
das sieht nach nichts aus (= das macht einen unbedeutenden Eindruck)
salopp, spöttischdanach siehst du gerade aus! (= das traue ich dir nicht zu!)
Die Mutter richtete mir meine schäbigsten Kleider so, daß es nach etwas aussah (= dass es einen guten Eindruck machte) [ SeghersErster Schritt7]
3.
mit jmdm., etw. sieht es gut, schlecht ausmit jmdm., etw. steht es gut, schlecht
Beispiele:
mit ihm sieht es jetzt schlimm aus
mit seinen Aussichten sah es misslich aus
saloppdamit sah es windig aus
so erbärmlich es auch mit Theodors physischem Zustande aussehen mochte [ E. T. A. Hoffm.Serapionsbrüder4,10]

Dieses Wort ist Teil des Wortschatzes für das Goethe-Zertifikat A1.

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
sehen · Sehe · Seher · sehenswürdig · Sehenswürdigkeit · Sehkraft · absehen · absehbar · ansehen · Ansehen · Ansicht · Ansichtskarte · angesehen · ansehnlich · aufsehen · Aufsehen · Aufseher · Aufsicht · beaufsichtigen · aussehen · Aussehen · Aussicht · nachsehen · Nachsicht · vorsehen · Vorsehung · Vorsicht · vorsichtig · versehen · Versehen · Zuversicht
sehen Vb. ‘mit dem Gesichtssinn wahrnehmen’. Mit ahd. sehan (8. Jh.), mhd. sehen, asächs. sehan, mnd. sēn, mnl. sien, nl. zien, afries. sia, aengl. sēon, engl. to see, anord. sjā, schwed. se, got. saíƕan (germ. *sehwan) sind verwandt ahd. gisiuni ‘Anblick, Erscheinung, Aussehen’ (8. Jh.), asächs. siun ‘Auge’, aengl. sīen ‘Aussehen’, anord. sjōn ‘Blick, Auge’, got. siuns ‘Gesicht, Gestalt’; s. auch die Verbalabstrakta Sicht und Gesicht. Außergerm. sind vergleichbar air. rosc (aus *prosk‐ͧo-) ‘Auge, Blick’, alban. sheh ‘sieht’, hethit. šakuwa (Plur.) ‘Augen’ sowie auch griech. hépesthai (ἕπεσθαι) ‘folgen, begleiten’, aind. sácatē ‘begleitet, steht zur Seite, geht nach, folgt’, lat. sequī ‘(nach)folgen, begleiten, verfolgen, gehorchen’, air. sechithir ‘folgt’. Man nimmt daher eine Bedeutungsentfaltung ‘folgen, mit den Augen folgen, sehen’ an, hervorgegangen aus der Wurzel ie. *seku̯- ‘wittern, spüren’ (vom Hund bei der Jagd), die sich in einem zweiten Bedeutungsstrang zu ‘zeigen, ankündigen’ (s. sagen) entwickelt hat. – Sehe f. ‘Pupille, Sehvermögen, Ansicht’, ahd. seha (9. Jh.), mhd. sehe; heute noch landschaftlich. Seher m. ‘Prophet’ (16. Jh.); vgl. mhd. sternseher. sehenswürdig Adj. ‘berühmt, außergewöhnlich und daher des Ansehens wert’ (18. Jh.); Sehenswürdigkeit f. (Anfang 19. Jh.). Sehkraft f. ‘Sehvermögen des Auges’ (Anfang 18. Jh.), älter Sehenskraft (Ende 17. Jh.). absehen Vb. ‘durch Beobachtung erlernen, woraus erkennen, merken, überblicken’ (16. Jh.), ‘auf etw. abzielen’ (17. Jh., dazu s. Absicht), ‘verzichten’ (18. Jh.), mhd. abesehen ‘hinabsehen’; absehbar Adj. ‘überschaubar, erkennbar’ (18. Jh.), in absehbarer Zeit ‘bald’ (Ende 19. Jh.). ansehen Vb. ‘seinen Blick auf etw. richten, betrachten’, ahd. anasehan (8. Jh.), mhd. anesehen; Ansehen n. ‘Erscheinung’, auch (seit 16. Jh.) ‘Achtung, Wertschätzung’, mhd. anesehen ‘Anblick, Angesicht’; Ansicht f. ‘Seite, von der etw. betrachtet wird, Anblick, Bild’, auch (seit 19. Jh.) ‘Meinung’, ahd. anasiht (9. Jh.), mhd. anesiht ‘Anblick’; Ansichtskarte f. ‘Postkarte mit Landschaftsbild’ (Ende 19. Jh.); angesehen Part.adj. ‘geachtet’ (Anfang 18. Jh.); frühnhd. angesehen, (daß) … ‘in Anbetracht’. ansehnlich Adj. ‘angesehen, stattlich, wohlgefällig anzusehen’ (Ende 15. Jh.). aufsehen Vb. ‘emporschauen’, ahd. ūfsehan (um 900), mhd. ūfsehen; Aufsehen n. ‘(öffentliche) Beachtung’, spätmhd. ūfsehen; Aufseher m. ‘Aufsichtführender, Wächter’, spätmhd. ūfseher; Aufsicht f. ‘das Aufpassen, Kontrolle’ (16. Jh.); beaufsichtigen Vb. ‘(über etw.) die Aufsicht haben, kontrollieren’ (Anfang 19. Jh.). aussehen Vb. ‘einen bestimmten Anblick bieten’ (16. Jh.), vgl. mhd. ūʒsehen ‘hinaussehen’; Aussehen n. ‘äußere Erscheinung’ (17. Jh.), ‘Aussicht, Ausblick’ (16. Jh.); Aussicht f. ‘Blick in die Ferne’ (17. Jh.), ‘Zukunftsmöglichkeit, Erwartung’ (18. Jh.). nachsehen Vb. ‘hinterherschauen’, mhd. nāchsehen, auch ‘nachforschen’ (17. Jh.), ‘duldend geschehen lassen, verzeihen’ (16. Jh.); Nachsicht f. ‘verzeihende Haltung’ (18. Jh.), ‘Beaufsichtigung’ (17. Jh.). vorsehen Vb. ‘sich in acht nehmen, planen, in Aussicht nehmen’, ahd. furisehan ‘vorhersehen’ (8. Jh.), forasehan ‘vorhersehen, bedenken’ (9. Jh.), mhd. vür-, vorsehen ‘vorwärts sehen, sich in acht nehmen, wofür Sorge tragen’; Vorsehung f. ‘Schicksal’, mhd. vürsehunge ‘Obsorge, Schutz, Schicksal’; Vorsicht f. ‘Achtsamkeit, Behutsamkeit’, ahd. forasiht ‘Voraussicht, Vorsehung’ (um 1000, für lat. prōvidentia), spätmhd. vorsiht; vorsichtig Adj. ‘achtsam, behutsam’, ahd. forasihtīg ‘vorherschauend, voraussehend’ (um 1000), mhd. vür-, vorsihtic ‘voraussehend, einsichtig, verständig’. versehen Vb. ‘sich um etw. kümmern, ausstatten, ausrüsten, sich irren’, ahd. firsehan ‘verachten, verschmähen’ (8. Jh.), sih firsehan ‘bedacht sein’ (9. Jh.), mhd. versehen ‘vorhersehen, vorherbestimmen, besorgen, ausstatten, versorgen, übersehen, verachten, hoffen auf’; Versehen n. ‘Irrtum, unbeabsichtigter Fehler’ (17. Jh.), häufig aus Versehen ‘ohne Absicht’ (Anfang 19. Jh.). Zuversicht f. ‘Vertrauen in die Zukunft’, ahd. zuofirsiht ‘ehrfurchtsvolles Aufschauen, Hoffen’ (um 1000), mhd. zuoversiht.

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

(den) Anschein erwecken (dass) · (den) Eindruck vermitteln (dass) · (irgendwie) daherkommen · aussehen · erscheinen · wirken  ●  (sich) ausnehmen geh. · anmuten geh. · ausschauen ugs., süddt. · rüberkommen ugs.
Assoziationen

(die) Annahme ist berechtigt (dass) · (es) spricht einiges für die Annahme (dass) · (jemanden) zu der Annahme berechtigen (dass) · annehmen dürfen · aussehen (nach etwas) · denkbar sein · hindeuten (auf etwas) · scheinen (dass) · sprechen (für etwas) · vorstellbar sein · zu vermuten sein  ●  nicht von der Hand zu weisen sein geh. · zu vermuten stehen (dass) geh.
Assoziationen

(einen kerngesunden / stabilen / fahrigen / ... ) Eindruck machen · (entspannt / ausgeruht / nervös / ,,,) wirken · (gut / schlecht / gesund / gut erholt ...) aussehen  ●  (fesch / zünftig / ...) ausschauen ugs., süddt.

Typische Verbindungen zu ›aussehen‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›aussehen‹.

Verwendungsbeispiele für ›aussehen‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Das sieht wie ein Paradox aus, ist es aber nicht. [Schwanitz, Dietrich: Bildung, Frankfurt a. M.: Eichborn 1999, S. 406]
Die Wirklichkeit sah komplizierter aus, aber es ist nie gelungen, sie voll zu rekonstruieren. [Brandt, Willy: Erinnerungen, Berlin: Ullstein 1997 [1989], S. 247]
Darum sieht alles hinter Glas so viel besser aus, leichter beieinander wohnend. [Bloch, Ernst: Das Prinzip Hoffnung Bd. 2, Berlin: Aufbau-Verl. 1955, S. 265]
Fast sah es so aus, als sei wieder der Frieden für immer eingekehrt. [Seston, William: Verfall des Römischen Reiches im Westen. Die Völkerwanderung. In: Propyläen Weltgeschichte, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1963], S. 21160]
Insgesamt sieht die Lage doch weit besser aus als vor einem Jahr. [Der Spiegel, 14.02.2000]
Zitationshilfe
„aussehen“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/aussehen>.

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