Kindersprache, sonst salopp
a)
Ausdruck des Missfallens
drückt Ekel, Abscheu aus
Beispiele:
»Bäh, ist das eklig!« [Der Tagesspiegel, 03.12.2018]
Beim Anblick von Blattläusen und einer Spinne reichten die
Reaktionen der Kinder von »igitt« und »bäh«
bis hin zu »sieht doch voll cool aus«. [Südkurier, 25.10.2019]
»Als Kind mochte ich keine Bohnen, mehlig, matschig, einfach
bäh!« [Bild am Sonntag, 10.05.2015]
Salat? Bäh! Spargel? Igitt! Pilze?
Ekelhaft! [Spiegel, 07.01.2013 (online)]
Schon Kinder lernen, dass Stuhl und Urin
»bäh« sind, und auch Ohrenschmalz wird
von fürsorglichen Eltern mit Eifer verfolgt. [Die Welt, 14.08.2010]
drückt den Befehl aus, ein Ekel erregendes Verhalten zu beenden oder zu unterlassen
Synonym zu pfui (d)
Beispiele:
Bäh, lass mich in Ruh! [Immer wieder sonntags – 08/07/2012, 08.07.2012, aufgerufen am 01.09.2020]
Sie [die Mütter] sagen »äh bäh!«
und hauen uns auf die Finger, wenn wir an uns herumfummeln. [Der Spiegel, 12.01.1981, Nr. 3]
Ich wundere mich. Denke an meine
»Beziehung« zu Tom. Der in aller Öffentlichkeit:
»Bäh … faß mich nicht an!« geschrien und
mich weggescheucht hat, als ich ihn streicheln wollte. [Merian, Svende: Der Tod des Märchenprinzen, Hamburg: Buntbuch-Verl. 1980, S. 121. Zitiert nach: Merian, Svende: Der Tod des Märchenprinzen, Hamburg: Buntbuch-Verl. 1980.]
Wenn du einem Kinde warnend und abmahnend
zurufst »bäh
bäh«, so ziehst du das Gesicht im Abscheu
zusammen, um die Wirkung zu verstärken. [Riemkasten, Felix: Yoga für Sie, Gelnhausen: Schwab 1966, S. 94. Zitiert nach: Riemkasten, Felix: Yoga für Sie, Büdingen-Gettenbach: Lebensweiser-Verl. 1953.]
drückt Ablehnung oder Geringschätzung aus
Beispiele:
Montag bäh, Wochenende hurra, Arbeit
bäh, Urlaub hurra und erst recht der
Sommerurlaub, hee‑ey, ab in den Süden! [Süddeutsche Zeitung, 09.08.2014]
Mir scheint, das Wort Kindergarten ist in der Pädagogik pfui
bäh geworden. Behörden reden nur noch von
Kindertagesstätte oder Kindertageseinrichtung, auch in Gesetzen hat
der Garten ausgedient. [Aachener Zeitung, 25.08.2020]
»Bäh, Scheißwetter«, sagte eine
Freundin und kündigte an, sich ins Bett zu verkrümeln und Serien zu
gucken, anstatt mit spazieren zu gehen. [Fränkischer Tag, 24.10.2018]
Wenn nun alle plötzlich toll finden, was lange Zeit
bäh war, wird dann das, was vorher immer
alle toll fanden, automatisch ein bisschen
bäh? [Süddeutsche Zeitung, 19.12.2015]
b)
begleitet von einem (auch nur angedeuteten) Herausstrecken der Zunge; drückt Spott, spöttische Geringschätzung oder Genugtuung aus
Synonym zu ätsch
Beispiele:
Er streckt Maja die Zunge heraus, singt
»Bäh, bäh,
bäh«, verdreht die Augen. [Berliner Morgenpost, 08.03.2014]
Hier, so scheint es, streckt der Philosoph seine Zunge mit einem
kräftigen »Bäh« heraus als wolle er sagen: Ich
zähle immer noch, das Modell Marx ist weder überholt noch eingelöst. [Schweriner Volkszeitung, 23.05.2018]
Im Interview des Kabelnachrichtensenders MSNBC streckte sie die
Zunge heraus und sagte laut »bäh!«. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.08.2002]
»Bäh!« Billa streckte ihr die Zunge
heraus und rannte dann fort mit Geschrei, den Weg zum Dorf
hinunter. [Viebig, Clara: Das Weiberdorf, Briedel u. Mosel: Houben 1996, S. 41. Zitiert nach: Viebig, Clara: Das Weiberdorf, Berlin: Fontane 1900.]
Ausdruck der Abgrenzung, Selbstbehauptung oder verzweifelten Gegenwehr
Beispiele:
Bäh, das ist mir doch egal! [Wie es so weit kommen konnte, 26.11.2011, aufgerufen am 01.09.2020]
»Bäh – Ihr könnt mich
mal.« [Heute beginnt die Abstimmung bei Janas Dekathlon, 29.09.2011, aufgerufen am 01.09.2020]
Als die
Jungpioniere der 2. Klasse ein Liedchen anstimmten, das Hans‑Jürgen
kennt, fiel er fröhlich ein – leider ziemlich falsch, so daß die
Mädchen zu kichern anfingen. Unser Sohn rächte sich sofort, indem er
ihnen die Zunge herausstreckte und kräftig
»bäh!« rief. [Berliner Zeitung, 30.08.1961]
c)
imitiert ein lautes Weinen mit weit geöffnetem Mund
Beispiele:
»Bäääh« – Watson schreit wie ein kleines
Baby. [Hamburger Abendblatt, 17.06.2000]
Bääh, ich kann Spotify nicht mehr bescheißen … [Gegen Scheinfamilien: Spotify gleicht GPS-Positionen ab, 19.09.2018, aufgerufen am 19.08.2020]
Und schmeiße fröhlich eine CD rein, auf der das vermeintliche
Programm drauf ist. Installieren klappt, Lizenzschlüssel steht drauf –
aber o weh, es war die ganz alte Version. Mit der kriege ich meine Mind
Maps nicht auf. Bääh! [Blog – OAZE – Online-Akademie, 29.09.2016, aufgerufen am 01.09.2020]
Nachdem ich hier gestern mit dem Füßchen rumgestampft und
»Bäääh!« geheult hatte wegen der Hausarbeit
[…], hab ich ein
bisschen rumgegoogelt, weil ich dann doch wieder dachte, besser
konstruktiv als destruktiv – und jo, das hat sich wirklich gelohnt! [Das SPSS-APA-Style-Formatierungs-Wunder, 15.03.2013, aufgerufen am 31.08.2020]
Die kleine Lotta (18 Monate) weinte nach dem Ringer‑Finale:
Bääh, Papa aua‑aua … [Bild, 15.08.2008]