ohne Kopfbedeckung
barhäuptig
Duden, GWDS, 1999
Bedeutung
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
bar · barfuß · barfüßig · barhaupt · barhäuptig · Bargeld · Barschaft
bar
Adj.
‘bloß’,
(übertragen)
‘ohne etw., nichts als’,
(vom Geld)
‘unmittelbar verfügbar’.
Ahd.
(10. Jh.),
mhd.
bar
‘nackt, bloß, unverhüllt, offen daliegend, frei von, ohne etw., rein, nichts als’,
mhd.
auch
(vom Geld)
‘offen aufgezählt’,
asächs.
bar,
mnd.
bār
(auch vom Geld),
mnl.
baer,
nl.
baar
(nur vom Geld),
aengl.
bær,
engl.
bare,
anord.
berr
(germ.
*baza-)
lassen sich vergleichen mit
lit.
bãsas,
lett.
bass,
aslaw.
bosъ,
russ.
bosój
(босой)
in der spezialisierten Bedeutung
‘barfuß’
sowie
(mit Gutturalsuffix)
armen.
bok
‘barfuß’.
Die meisten Formen führen mit Sicherheit auf
ie.
*bhosos
‘nackt, bloß’,
eine Adjektivbildung,
die wohl zur Wurzel
ie.
*bhes-
‘ab-, zerreiben, ausstreuen’
(vgl.
aind.
bábhasti
‘(zer)kaut, zerbeißt, verzehrt’)
gehört.
Sie liegt in erweiterter Form in
griech.
psḗn
(ψῆν)
‘reiben, schaben, kratzen’,
psēnós
(ψηνός)
‘kahlköpfig’,
psīlós
(ψιλός)
‘kahl, nackt, glatt, entblößt’
vor.
bar
wäre danach ursprünglich die kahlgewetzte,
abgeschabte Stelle der behaarten (Tier)haut.
Im älteren Dt. ist
bar
ein übliches Wort für
‘nackt, entblößt’,
es bezieht sich auf Körperteile
(s.
↗barfuß,
↗barhaupt)
wie auf Sachen (Schwert, Geld),
wird aber auch
(seit ahd. Zeit)
in übertragenem Sinne gebraucht.
Die Anwendung auf Geld vollzieht sich auf hd. Gebiet
und ist nd. erst im 16. Jh. bezeugt;
dafür im hansischen Sprachgebrauch
rēdes gelt,
gerēdes gelt
(mnd.
rēde,
gerēde
neben
berēde,
s.
↗bereit);
vgl.
in: Zur Ausbildung d. Norm d. dt. Literaturspr.
2 (1976) 192 ff.
Bares Geld
ist aus dem verhüllenden Behältnis gezogenes,
aufgezähltes, offen daliegendes Geld
und tritt in Gegensatz zu dem
erst durch schriftliche Zahlungsanweisung verfügbaren.
barfuß
‘mit bloßen Füßen’,
heute nur noch adverbial gebraucht im Unterschied zur Weiterbildung
barfüßig
Adj.
mhd.
barvuoʒ,
dazu die Weiterbildungen
mhd.
barvüeʒe,
-vüeʒic,
ahd.
barafuoʒi
(Hs. 12. Jh.).
Wie die germ. Parallelen
mnd.
bā̌rvōt,
mnl.
baervoet,
aengl.
bærfōt,
anord.
berfœttr
zeigen,
handelt es sich um ein altes Possessivkompositum.
barhaupt
‘mit bloßem Haupt, ohne Kopfbedeckung’,
heute nur adverbial;
barhäuptig
Adj.
(15. Jh.);
mhd.
barhoubet.
Bargeld
n.
(um 1400).
Barschaft
f.
(Anfang 15. Jh.).
Thesaurus
Synonymgruppe
ohne Kopfbedeckung
●
barhäuptig
geh.
Typische Verbindungen zu ›barhäuptig‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›barhäuptig‹.
Verwendungsbeispiele für ›barhäuptig‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Er ist barhäuptig so groß wie alle anderen mit Zylinder.
Die Welt, 09.09.2003
Er ging den ganzen langen Weg zur Stadt, barhäuptig, den Hut in der Hand, er begegnete niemandem.
Roth, Joseph: Radetzkymarsch, Köln: Kiepenheuer & Witsch 1978 [1932], S. 415
Die schimmerte zwischen den kahlen Köpfen der Männer und den einfallslos hängenden Haaren der barhäuptigen Frauen hindurch.
Der Tagesspiegel, 02.02.2005
Die Masse des Volkes ging weiterhin meist barhäuptig oder trug die Gugel.
o. A.: Lexikon der Kunst - K. In: Olbrich, Harald (Hg.), Lexikon der Kunst, Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1992], S. 24904
Sie war barfuß und barhäuptig wie Branko, und sie streifte, genauso wie er, zwischen den Ständen hin und her.
Held, Kurt: Die rote Zora und ihre Bande, Aarau: Sauerländer 1989 [1941], S. 33
Zitationshilfe
„barhäuptig“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/barh%C3%A4uptig>, abgerufen am 19.04.2021.
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