Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

befreien

Grammatik Verb · befreit, befreite, hat befreit
Aussprache 
Worttrennung be-frei-en
Grundformfrei
Wortbildung  mit ›befreien‹ als Erstglied: Befreier · Befreiung  ·  mit ›befreien‹ als Binnenglied: herzbefreiend  ·  mit ›befreien‹ als Grundform: befreit
eWDG

Bedeutung

jmdn., etw., sich (durch Überwinden von Widerständen) frei machen
a)
jmdn., etw. aus der Gefangenschaft, aus einer bedrängten Lage in Freiheit setzen
Beispiele:
einen Gefangenen, den Gefesselten befreien
ein Tier aus der Schlinge befreien
jmdn. aus der widerrechtlichen Haft, aus den Händen der Verbrecher befreien
Deutschland wurde vom Faschismus befreit
Die Stadt vom Tyrannen befreien [ SchillerBürgschaft]
Und weil der Prolet ein Prolet ist / Drum wird ihn kein andrer befrein [ BrechtEinheitsfrontl.]
bildlich
Beispiel:
Vom Eise befreit sind Strom und Bäche [ GoetheFaustI 903]
sich befreien
Beispiele:
ein Staat, eine Nation befreit sich durch Waffengewalt, durch eine Revolution von der Okkupation
die Arbeiterklasse der sozialistischen Länder hat sich von der kapitalistischen Ausbeutung befreit
ein Volk befreite (= emanzipierte) sich von seiner Abhängigkeit
sich aus einer Umarmung befreien
b)
übertragen jmdn. erlösen
Beispiele:
jmdn. von Angst, Sorgen, Kummer, einer schweren Last befreien
jmdn. von einem Alpdruck, von Gewissensbissen, Hemmungen, Illusionen befreien
jmd. wird (durch Medizin, ärztliche Hilfe, durch den Tod) von seinen Leiden befreit
jmd. wird aus Not und Elend, aus einer peinlichen Situation befreit
befreien Sie mich von seiner Gegenwart!
befreiend (= erlösend, erleichternd)
Grammatik: oft im Partizip I
Beispiele:
ein befreiendes Wort
eine befreiende Tat, Wirkung
Tränen wirken befreiend
die Auseinandersetzung endete mit einem Scherz und einem befreienden Lachen
befreit (= erleichtert)
Grammatik: oft im Partizip II
Beispiele:
befreit aufatmen, loslachen
nach der Aussprache fühlte er sich innerlich befreit
c)
jmdn. von etw. befreienjmdm. etw. erlassen, jmdn. von etw. entlasten
Beispiele:
jmdn. von Steuern, Schulden, Abgaben befreien
jmdn. von der Arbeit, vom Militärdienst, einen Schüler (auf Grund eines ärztlichen Attestes) vom Turnunterricht befreien
jmd. ist von seinen Pflichten befreit
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

frei · Freiheit · befreien · Befreiung · freilich · Freibank · Freibeuter · Freibrief · Freidenker · Freigeist · Freihafen · Freihandel · Freiherr · Freifrau · Freimaurer · freimütig · Freimütigkeit · Freimut · Freistaat · Freistatt · Freistätte · Freitod · freiwillig · Freiwilligkeit · Freizeit
frei Adj. ‘unabhängig, unbeschränkt’, ahd. frī (um 800), mhd. mnd. mnl. vrī, nl. vrij, asächs. frī- in frīlīk ‘frei’, aengl. frēo, engl. free, got. freis gehören mit kymr. rhydd ‘frei’ zur Wurzel ie. *prāi-, *prī- ‘gern haben, schonen, friedlich-frohe Gesinnung’ wie auch aind. priyáḥ ‘eigen, lieb’, prīṇā́ti ‘erfreut, ergötzt, ermuntert, findet Gefallen an etw., genießt’, (vielleicht) griech. prāÿ́s (πραΰς, aus *πραι̯υ-?) ‘sanft, gelinde, zahm’, aslaw. prịjati ‘hold sein, beistehen’, mruss. prijat’ (npuяmь) ‘begünstigen, wohlgesinnt sein’, aslaw. prịjatelь, russ. prijátel’ (приятель) ‘Freund’ sowie freien, Freitag, Freund, Friede, Friedhof (s. d.). Vgl. dazu ahd. frīhelsī, aengl. frēols, got. freihals ‘Freiheit’, anord. frjāls ‘frei’, die wohl von der ‘Unantastbarkeit des Halses’ (eines freien Mannes im Gegensatz zum Unfreien) ausgehen. Die sich nur im Germ. und Kelt. vollziehende Entwicklung von ‘lieb’ zu ‘frei, unabhängig’ erklärt sich aus einer Vorstellung ‘zu denen gehörig, die man gern hat und schont’, also den Freunden, den Stammesgenossen (im Gegensatz zu den stammesfremden Unfreien und Kriegsgefangenen). – Freiheit f. ‘Unabhängigkeit’, ahd. frīheit (um 1000, Notker), mhd. vrīheit, auch ‘Privileg, privilegierter Bezirk’, vgl. nhd. Schloß-, Baufreiheit. befreien Vb. ‘unabhängig machen, erlösen’, mhd. bevrīen; vgl. mhd. vrīen, nhd. (älter) freien ‘frei machen’ (s. Gefreiter). Befreiung f. ‘Entledigung (von Verbindlichkeiten), Erlösung’ (15. Jh.). freilich Adv. ‘gewiß, bestimmt, allerdings’, mhd. vrīlīche(n) ‘unbehindert, freimütig, offenbar, unbekümmert, frischweg, ohne Zaudern’; vgl. ahd. frīlīh Adj. (9. Jh.), mhd. vrīlich ‘frei, schrankenlos, unbefangen’. Freibank f. ‘Verkaufsstand für wertgemindertes Fleisch’ (19. Jh.), älter ‘für alle Fleischer zur freien Benutzung stehender Verkaufsstand’ (16. Jh.). Freibeuter m. ‘Pirat, Seeräuber’ (16. Jh.), mnd. vrībǖter ‘mit Vollmacht zum Kapern feindlicher Schiffe ausgerüsteter Schiffsführer oder Seemann, Seeräuber’, nl. vrijbuiter. Freibrief m. ‘verbrieftes Privileg, Anrechtsurkunde’ (15. Jh.), heute meist übertragen ‘Erlaubnis’ (für sonst Unstatthaftes), älter ‘Freilassungsurkunde’ (für einen Unfreien). Freidenker m. ‘von Religion Unabhängiger, nur der Vernunft, den eigenen Anschauungen Verpflichteter’ (18. Jh.), Übersetzung von engl. freethinker, nach einer gleichnamigen englischen Wochenschrift; dazu Freidenkerei, freidenkerisch (18. Jh.). Freigeist m. ‘geistig unabhängiger Mensch’, zunächst ‘Ketzer, Religionsverächter’ (17. Jh.); früher bezeugt ist freier Geist ‘Ketzer, Sektierer’ (seit 14. Jh.); dazu Freigeisterei (18. Jh.). Freihafen m. ‘Hafen außerhalb des Zollgebietes’ (18. Jh.). Freihandel m. ‘von Zollschranken und anderen einzelstaatlichen Beschränkungen unbehinderter Handel’ (19. Jh.), Übersetzung von engl. free trade. Freiherr m. Freifrau f. dem Baron entsprechender Adelstitel, spätmhd. vrīherre ‘freier Edelmann’, vrīvrouwe. Freimaurer m. Angehöriger einer übernationalen Gemeinschaft mit humanitärer Zielstellung (18. Jh.). Der in England gegründete Geheimbund bedient sich der Symbole und Bräuche mittelalterlicher Bauhütten, aus denen sich der Name herleitet, engl. freemason, frz. franc-mac̦on (s. Steinmetz); Freimaurerei f. (18. Jh.). freimütig Adj. ‘offen, unerschrocken’, mhd. vrīmüetic; Freimütigkeit f. ‘Unerschrockenheit’ (16. Jh.), auch Freimut m. (17. Jh.), vereinzelt bereits mhd. vrīmuot. Freistaat m. ‘Republik’ (1768 von der Schweizer Eidgenossenschaft; nach Abschaffung der Monarchie 1918 nennen sich die meisten deutschen Länder Freistaat, heute noch die ehemaligen Königreiche Sachsen und Bayern). Freistatt, Freistätte f. ‘Zufluchtsort, Asyl’, im 14. Jh. bereits als Flurname, allgemein gebräuchlich seit dem 17. Jh. Freitod m. euphemistisch für ‘Selbstmord’ (Ende 19. Jh.), nach Vom freien Tod (Nietzsche, Zarathustra, 1883). freiwillig Adj. ‘aus eigenem Antrieb’ (16. Jh.), älter Freiwilligkeit f. ‘eigener innerer Antrieb’ (15. Jh.). Freizeit f. ‘arbeitsfreie Zeit, Zeit der Erholung’ (19. Jh.).

Thesaurus

Synonymgruppe
(sich) befreien · (sich) freikämpfen
Unterbegriffe
  • (sich) freistrampeln · (sich) freitreten
Assoziationen
Synonymgruppe
befreien · entlasten · erlösen · säubern
Assoziationen
Synonymgruppe
(sich) aus den Zwängen (einer Sache) befreien · (sich) vom Korsett (einer Sache) befreien  ●  (das) Joch (einer Sache) abschütteln  fig. · (das) Joch (einer Sache) abwerfen  fig. · (die) Fesseln (einer Sache) abstreifen  fig. · (sich) aus den Fesseln (einer Sache) befreien  fig. · (sich) befreien (von / aus)  Hauptform
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›befreien‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›befreien‹.

Verwendungsbeispiele für ›befreien‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Sie werden sich von dem Mahr, der Sie reitet, befreien müssen. [Kursbuch, 1966, Bd. 4]
In zwölf Tagen war das Mädchen von diesem Übel befreit. [Reile, Bonifaz (Hg.), Kneipp, Sebastian. Das große Kneippbuch, München: Beckstein 1939 [1903], S. 889]
Obwohl er sich ihnen nie restlos verschrieb, befreite er sich von ihnen dennoch später als andere. [Krellmann, Hanspeter: Kelemen. In: Die Musik in Geschichte und Gegenwart, Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1979], S. 23058]
Zu ihr ist der Christ befreit, und in ihr besteht der Glaube und seine Freiheit. [Ratschow, C. H.: Christentum. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1957], S. 20770]
Aber wir sind eine kleine Nation, und allein werden wir es nie schaffen, unser Land zu befreien. [Der Spiegel, 09.05.1983]
Zitationshilfe
„befreien“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/befreien>.

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