frei
Adj.
‘unabhängig, unbeschränkt’,
ahd.
frī
(um 800),
mhd.
mnd.
mnl.
vrī,
nl.
vrij,
asächs.
frī-
in
frīlīk
‘frei’,
aengl.
frēo,
engl.
free,
got.
freis
gehören mit
kymr.
rhydd
‘frei’
zur Wurzel
ie.
*prāi-,
*prī-
‘gern haben, schonen, friedlich-frohe Gesinnung’
wie auch
aind.
priyáḥ
‘eigen, lieb’,
prīṇā́ti
‘erfreut, ergötzt, ermuntert, findet Gefallen an etw., genießt’,
(vielleicht)
griech.
prāÿ́s
(
πραΰς,
aus
*πραι̯υ-?)
‘sanft, gelinde, zahm’,
aslaw.
prịjati
‘hold sein, beistehen’,
mruss.
prijat’
(
npuяmь)
‘begünstigen, wohlgesinnt sein’,
aslaw.
prịjatelь,
russ.
prijátel’
(
приятель)
‘Freund’
sowie
freien,
Freitag,
Freund,
Friede,
Friedhof
(s. d.).
Vgl. dazu
ahd.
frīhelsī,
aengl.
frēols,
got.
freihals
‘Freiheit’,
anord.
frjāls
‘frei’,
die wohl von der
‘Unantastbarkeit des Halses’
(eines freien Mannes im Gegensatz zum Unfreien)
ausgehen.
Die sich nur im
Germ.
und
Kelt. vollziehende Entwicklung von
‘lieb’
zu
‘frei, unabhängig’
erklärt sich aus einer Vorstellung
‘zu denen gehörig, die man gern hat und schont’,
also den Freunden, den Stammesgenossen
(im Gegensatz zu den stammesfremden Unfreien und Kriegsgefangenen).
–
Freiheit
f.
‘Unabhängigkeit’,
ahd.
frīheit
(um 1000,
Notker),
mhd.
vrīheit,
auch
‘Privileg, privilegierter Bezirk’,
vgl.
nhd.
Schloß-,
Baufreiheit.
befreien
Vb.
‘unabhängig machen, erlösen’,
mhd.
bevrīen;
vgl.
mhd.
vrīen,
nhd.
(älter)
freien
‘frei machen’
(s.
Gefreiter).
Befreiung
f.
‘Entledigung (von Verbindlichkeiten), Erlösung’
(15. Jh.).
freilich
Adv.
‘gewiß, bestimmt, allerdings’,
mhd.
vrīlīche(n)
‘unbehindert, freimütig, offenbar, unbekümmert, frischweg, ohne Zaudern’;
vgl.
ahd.
frīlīh
Adj.
(9. Jh.),
mhd.
vrīlich
‘frei, schrankenlos, unbefangen’.
Freibank
f.
‘Verkaufsstand für wertgemindertes Fleisch’
(19. Jh.),
älter
‘für alle Fleischer zur freien Benutzung stehender Verkaufsstand’
(16. Jh.).
Freibeuter
m.
‘Pirat, Seeräuber’
(16. Jh.),
mnd.
vrībǖter
‘mit Vollmacht zum Kapern feindlicher Schiffe ausgerüsteter Schiffsführer oder Seemann, Seeräuber’,
nl.
vrijbuiter.
Freibrief
m.
‘verbrieftes Privileg, Anrechtsurkunde’
(15. Jh.),
heute meist übertragen
‘Erlaubnis’
(für sonst Unstatthaftes),
älter
‘Freilassungsurkunde’
(für einen Unfreien).
Freidenker
m.
‘von Religion Unabhängiger, nur der Vernunft, den eigenen Anschauungen Verpflichteter’
(18. Jh.),
Übersetzung von
engl.
freethinker,
nach einer gleichnamigen englischen Wochenschrift;
dazu
Freidenkerei,
freidenkerisch
(18. Jh.).
Freigeist
m.
‘geistig unabhängiger Mensch’,
zunächst
‘Ketzer, Religionsverächter’
(17. Jh.);
früher bezeugt ist
freier Geist
‘Ketzer, Sektierer’
(seit 14. Jh.);
dazu
Freigeisterei
(18. Jh.).
Freihafen
m.
‘Hafen außerhalb des Zollgebietes’
(18. Jh.).
Freihandel
m.
‘von Zollschranken und anderen einzelstaatlichen Beschränkungen unbehinderter Handel’
(19. Jh.),
Übersetzung von
engl.
free trade.
Freiherr
m.
Freifrau
f.
dem Baron entsprechender Adelstitel,
spätmhd.
vrīherre
‘freier Edelmann’,
vrīvrouwe.
Freimaurer
m.
Angehöriger einer übernationalen Gemeinschaft
mit humanitärer Zielstellung
(18. Jh.).
Der in England gegründete Geheimbund
bedient sich der Symbole und Bräuche mittelalterlicher Bauhütten,
aus denen sich der Name herleitet,
engl.
freemason,
frz.
franc-mac̦on
(s.
Steinmetz);
Freimaurerei
f.
(18. Jh.).
freimütig
Adj.
‘offen, unerschrocken’,
mhd.
vrīmüetic;
Freimütigkeit
f.
‘Unerschrockenheit’
(16. Jh.),
auch
Freimut
m.
(17. Jh.),
vereinzelt bereits
mhd.
vrīmuot.
Freistaat
m.
‘Republik’
(1768 von der Schweizer Eidgenossenschaft;
nach Abschaffung der Monarchie 1918
nennen sich die meisten deutschen Länder
Freistaat,
heute noch die ehemaligen Königreiche Sachsen und Bayern).
Freistatt,
Freistätte
f.
‘Zufluchtsort, Asyl’,
im 14. Jh. bereits als Flurname,
allgemein gebräuchlich seit dem 17. Jh.
Freitod
m.
euphemistisch für
‘Selbstmord’
(Ende 19. Jh.),
nach
Vom freien Tod
(
Nietzsche,
Zarathustra,
1883).
freiwillig
Adj.
‘aus eigenem Antrieb’
(16. Jh.),
älter
Freiwilligkeit
f.
‘eigener innerer Antrieb’
(15. Jh.).
Freizeit
f.
‘arbeitsfreie Zeit, Zeit der Erholung’
(19. Jh.).