Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

beharren

Grammatik Verb
Aussprache 
Worttrennung be-har-ren
Wortbildung  mit ›beharren‹ als Erstglied: beharrsam
eWDG

Bedeutungen

1.
zäh festbleiben, nicht nachgeben
Beispiele:
gehobenstumm, reglos, fest, unentwegt beharren
gehobenin einer Stimmung stolzer und beharrender Hoffnungslosigkeit [ Th. Mann11,211]
auf, bei etw. beharrenfest auf etw. bestehen, zäh an etw. festhalten
Beispiele:
entschieden, hartnäckig, eigensinnig, trotzig, unbedingt auf etw. beharren
auf seiner Meinung, Überzeugung beharren
er beharrte auf seinem Standpunkt, bei seinem Entschluss
sie hat auf ihrem Willen, Recht beharrt
jmd. beharrt bei einem Irrtum
Die Königin aber beharrte darauf, sie habe die verbotene Tür nicht geöffnet [ GrimmMarienkind28]
Sie … beharrten dabei, keine Kraft mehr zu haben [ Bergengr.Pelageja64]
in etw. beharrenstandhaft in etw. sein, fest in etw. bleiben
Beispiele:
in Liebe, Treue, Freundschaft, Tapferkeit beharren
im Glauben beharren
etw. beharrt (= bleibt) in seiner Ruhelage
2.
etw. hartnäckig behaupten
Beispiel:
»Doch, du mußt es wissen«, beharrte Höfel [ ApitzNackt39]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

harren · ausharren · beharren · beharrlich · Beharrlichkeit · Beharrungsvermögen · verharren
harren Vb. ‘sehnsüchtig, geduldig warten’. Die Herkunft des erst im Mhd. auftretenden Verbs (mhd. harren) ist nicht geklärt. Größere Verbreitung erfährt es in frühnhd. Zeit vom omd. Raum aus, besonders durch Luther. Heute vornehmlich in Präfixbildungen: ausharren Vb. ‘aushalten, geduldig warten’ (15. Jh.). beharren Vb. ‘zäh festhalten, standhaft sein, nicht nachgeben’, mhd. beharren; beharrlich Adj. ‘zäh, standhaft, hartnäckig’ (15. Jh.); Beharrlichkeit f. (17. Jh.; um 1500 Beharrlicheit); Beharrungsvermögen n. ‘Fähigkeit, fest an einer Stelle, einem Fleck zu bleiben’ (Ende 18. Jh.), in der Physik ‘Trägheit’ (Mitte 19. Jh.). verharren Vb. ‘zäh festhalten, aushalten’, spätmhd. verharren.

Thesaurus

Assoziationen
Synonymgruppe
(sich) gedulden · (sich) in Geduld fassen · (sich) in Geduld üben · abpassen · abwarten · ausdauern · ausharren · beharren · harren · zuwarten  ●  warten  Hauptform · nicht ungeduldig werden  ugs. · teufen  ugs., plattdeutsch, regional
Assoziationen
  • Ausdauer · Beharrlichkeit · Geduld
  • (etwas) geschehen lassen · den Dingen ihren Lauf lassen · nicht aktiv werden (in einer Sache) · nichts machen · nichts tun · nichts unternehmen  ●  (die) Dinge treiben lassen negativ · (die) Hände in den Schoß legen fig. · keinen Finger rühren fig. · tatenlos zusehen negativ · untätig bleiben Hauptform
  • (abwarten bis) Gras über etwas gewachsen ist · aussitzen (wollen) · darauf spekulieren, dass etwas (mit der Zeit) vergessen wird  ●  Wenn du lange genug am Fluss sitzt, siehst du irgendwann die Leiche deines Feindes vorbeischwimmen. sprichwörtlich, variabel · auf ein Wunder warten fig. · hoffen, dass sich etwas von selbst erledigt variabel
  • Attentismus · auf Risikovermeidung bedacht  ●  Appeasement-Politik fachspr.
  • (den) Moment herbeiwünschen (an dem ...) · (etwas) kaum erwarten können · (etwas) nicht erwarten können · ungeduldig erwarten · ungeduldig warten auf  ●  auf heißen Kohlen sitzen fig.
  • (es) nicht eilig haben (mit) · (sich) endlos Zeit lassen (mit) · (zeitlich) nach hinten schieben · Zeit verstreichen lassen · auf den letzten Drücker erledigen · aufschieben · hinausschieben · retardieren · verdrängen · verschieben · verschleppen · verzögern · zurückhalten  ●  (etwas) liegen lassen fig. · (etwas) (sehr) ruhig angehen lassen ugs. · auf die lange Bank schieben ugs., fig. · hintanstellen geh. · prokrastinieren fachspr. · vor sich herschieben ugs., fig., Hauptform
  • (jemandem) auflauern · (seinen) Beobachtungsposten beziehen · (sich) auf die Lauer legen
  • (die Dinge) auf sich zukommen lassen · (einfach) abwarten · darauf warten, was kommt · keine vorschnelle(n) Entscheidung(en) treffen (wollen)  ●  Abwarten und Tee trinken. Spruch · nicht übers Knie brechen (wollen) fig. · Erst tun mer mal garnix, dann schau'n mer mal, und dann wer'n mer scho' seh'n. ugs., scherzhaft, süddt., Spruch, variabel · abwarten! ugs., variabel · der Dinge harren, die da kommen (werden / mögen / sollen) geh., Redensart · ma kucken! ugs., ruhrdt. · schau'n mer mal! ugs., Spruch · schau'n wir mal! ugs., Spruch

Typische Verbindungen zu ›beharren‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›beharren‹.

Verwendungsbeispiele für ›beharren‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Wir alle haben das Bestreben, in der einmal begonnenen Bewegung zu beharren. [Schädel, E.: Das Sprechenlernen unserer Kinder, Leipzig: Brandstetter 1905, S. 75]
Müssen sie jedoch so stur darauf beharren, auch in allem recht zu bekommen? [Die Zeit, 29.11.1996, Nr. 49]
Sie beharrten bei dem Hearing in Bonn auf Änderung des Paragraphen 116. [Die Zeit, 07.03.1986, Nr. 11]
Ich beharre also darauf, daß wir einmarschierten, um amerikanische Bürger zu schützen. [Der Spiegel, 14.11.1983]
Aber die Verwaltungen beharren gleichwohl hartnäckig auf ihrem unzulässigen Gebaren. [Der Spiegel, 13.04.1981]
Zitationshilfe
„beharren“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/beharren>.

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