Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

beherrschen

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GrammatikVerb · beherrscht, beherrschte, hat beherrscht
Aussprache 
Worttrennung be-herr-schen
Wortzerlegung be- herrschen
Wortbildung  mit ›beherrschen‹ als Erstglied: Beherrscher · Beherrschung · beherrschbar
 ·  mit ›beherrschen‹ als Binnenglied: allbeherrschend · feldbeherrschend · marktbeherrschend
 ·  mit ›beherrschen‹ als Grundform: beherrscht
eWDG

Bedeutungen

1.
über etw., jmdn. herrschen, etw., jmdn. in der Gewalt haben
a)
Beispiele:
ein Reich, das Land, Volk beherrschen
den Markt beherrschen
eine Situation beherrschen
die Politik beherrscht sein Denken
Sanftmut beherrscht ihr ganzes Wesen
jmd. ist von einem Gefühl, Wunsch beherrscht
Sportden Gegner beherrschen (= ihm überlegen sein)
Wenn die Herrschenden gesprochen haben / Werden die Beherrschten sprechen […] [ BrechtMutter14]
b)
etw., sich zähmen, zügeln
Beispiele:
seine Leidenschaften, Zunge, Worte, Miene beherrschen
seinen Zorn beherrschen
mit ruhiger, beherrschter Stimme sprechen
ein beherrschtes Auftreten
er ist, erscheint stets beherrscht
sich beherrschen
Beispiele:
jmd. kann sich nur mühsam beherrschen
ich weiß mich zu beherrschen
saloppich kann mich beherrschen! (= ich werde es keinesfalls tun!)
2.
etw. meisterhaft können
Beispiele:
eine Sprache beherrschen
er beherrscht Französisch
die Rechtschreibung beherrschen
Gesetze, Regeln beherrschen
der Schauspieler beherrscht seine Rolle
die Technik (des Klavierspielens) gut beherrschen
etw. vollkommen, virtuos, souverän, mit Meisterschaft beherrschen
Zwar beherrschte er die Form nicht völlig und verbeugte sich zu früh […] [ Th. MannKönigl. Hoheit7,26]
3.
ein bestimmendes Charakteristikum von etw. bilden
Beispiele:
die Höhenzüge beherrschen die ganze Landschaft
die Kirchtürme beherrschen das Stadtbild
das Westufer wird von Fjorden und Inseln beherrscht
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
herrschen · Herrscher · anherrschen · beherrschen · Beherrschung · vorherrschen
herrschen Vb. ‘die Gewalt eines Herrn haben, befehlen, regieren’, ahd. hērisōn (um 900), mhd. hērschen, hē̌rsen ‘Herr sein, die Macht eines Herrn haben’ sowie (aus dem Hd. übernommen?) mnd. hērschen, mnl. heerscen, nl. heersen ist zum Komparativ des unter hehr (s. d.) behandelten Adjektivs gebildet (ahd. hēriro) und bedeutet daher eigentlich ‘älter, würdiger sein’, wird aber bald inhaltlich an das unter Herr (s. d.) dargestellte Substantiv angelehnt. Im Mhd. bzw. Nhd. wird rs zu rsch weiterentwickelt. – Herrscher m. ‘wer herrscht, Gewalt, Macht ausübt, Regent’, ahd. hērisāri ‘Herrscher, Imperator’ (11. Jh.), mhd. herscher. anherrschen Vb. ‘herrisch anreden, anfahren’ (Mitte 19. Jh.). beherrschen Vb. ‘über etw. oder jmdn. Gewalt, Macht haben, regieren, (seine Gefühle) in der Gewalt haben, zügeln, bezwingen’ (15. Jh.); dazu Beherrschung f. ‘Herrschaft, Regierung, Regiment, das Bezähmen, Sichzügeln, Diszipliniertsein’ (15. Jh.). vorherrschen Vb. ‘vor anderem Einfluß, Wirkung haben, überwiegen, dominieren’ (15. Jh., geläufig seit 19. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

ausüben (Macht, Amt) · beherrschen · geltend machen (Einfluss)

beherrschen · herrschen · managen · regeln

beherrschen · bestimmen was gemacht wird · dominieren · vorherrschen · überragen · überwiegen  ●  die erste Geige spielen ugs., fig.
Assoziationen
  • (die) Oberhand haben · (einen) Vorteil haben · (sich) durchsetzen (gegenüber) · bestimmen (können), was gespielt wird · das Momentum haben · im Vorteil sein · mehr Einfluss haben · mehr Einfluss nehmen (können) · mehr zu sagen haben  ●  (jemandem etwas) diktieren können fig. · am längeren Hebel sitzen fig. · das Spiel bestimmen fig. · am Drücker sein ugs.

(einer Sache) mächtig (sein) · (etwas) beherrschen · (etwas) können · beherrschen (zu) · fähig sein · im Stande sein (zu) · imstande sein (zu) · in der Lage sein · umgehen können (mit)  ●  (jemandem) gegeben sein geh. · drauf haben ugs., salopp · vermögen (zu) geh.
Unterbegriffe
  • (etwas) im Schlaf können · (etwas) sehr gut können · Meister sein (in) · absolut sicher (sein) (in) · aus dem Effeff beherrschen · meisterlich beherrschen · sehr gut beherrschen · vorwärts und rückwärts herunterbeten können  ●  (etwas) rückwärts pfeifen können ugs.
Assoziationen
  • (eine Sache) beherrschen · Fähigkeiten haben  ●  (es) (einfach) draufhaben ugs. · (etwas) auf dem Kasten haben ugs. · (schwer) was drauf haben ugs. · das Zeug dazu haben ugs. · im Griff haben ugs. · viel auf dem Kasten haben ugs. · was können ugs.
  • Könner · der richtigen Dreh raushaben · die Kunst (des/der ...) beherrschen · wissen, wie es geht · wissen, wie es gemacht wird · wissen, wie man's richtig macht · wissen, wie's gemacht wird  ●  (sein) Handwerk verstehen fig. · Gelernt ist gelernt! ugs., sprichwörtlich · den Bogen (he)raushaben ugs., fig.
  • firm · fähig · qualifiziert · tauglich  ●  fit ugs.
  • (der) Situation gewachsen (sein) · (die) Sache im Griff haben · Herr der Lage (sein / bleiben)  ●  (das) Heft nicht aus der Hand geben fig. · (eine schwierige) Situation meistern variabel · (sich) das Heft (des Handelns) nicht aus der Hand nehmen lassen fig.

beeinflussen · beherrschen · lenken · manipulieren · steuern · verändern
Oberbegriffe
  • (mit etwas) in Wechselwirkung treten (Sache) · aufeinander einwirken · interagieren · sich gegenseitig beeinflussen
Unterbegriffe
Assoziationen

(sich) beherrschen (etwas zu tun) · Abstand nehmen (von etwas) · absehen (von) · aufhören (mit / zu + Infinitiv) · nicht machen · nicht tun · unterlassen  ●  (etwas) bleibenlassen ugs. · (etwas) lassen ugs. · (sich etwas) verkneifen ugs. · (sich von etwas) fernhalten geh. · (von etwas) die Finger lassen ugs. · bleiben lassen ugs. · gar nicht erst versuchen ugs. · sausen lassen ugs. · sein lassen ugs.
Unterbegriffe
Assoziationen
  • (darauf) verzichten (noch ... zu) · (einer Sache) nicht weiter nachgehen · (es) bewenden lassen (mit) · auf sich beruhen lassen · es belassen (bei) · nicht weiterverfolgen  ●  (etwas) mag sein Bewenden haben (mit) geh., kommentierend · (etwas) nicht noch weiter (zu tun) brauchen ugs.
  • absagen (Termin) · ausfallen lassen (regelmäßige Termine) · streichen  ●  canceln engl. · abblasen (Feier, Veranstaltung) ugs.
  • (ein Vorhaben) nicht weiterverfolgen · vergessen (können)  ●  (sich etwas) aus dem Kopf schlagen fig. · (sich) verabschieden (von etwas) fig. · (sich etwas) abschminken ugs., fig. · (sich etwas) in die Haare schmieren können derb, fig. · (sich etwas) von der Backe putzen ugs., salopp · abhaken (können) ugs. · knicken können ugs., salopp · nicht weiter d(a)rüber nachdenken ugs.
  • (einer Sache) nichts hinzuzufügen (sein) · (es) belassen bei · es bewenden lassen (mit / bei) · sein Bewenden haben (mit / bei)  ●  (es) ist gut (mit) ugs. · (etwas) soll (mal) genug sein ugs.
  • gar nicht erst anfangen (etwas / mit etwas) · nicht antreten (Stelle, Ausbildung, Dienst) · nicht machen (Ausbildung, Fortbildung, Schulung ...) · sausen lassen (Studium, Ausbildung)
  • (jemanden) verschonen (mit) scherzhaft · (sich / jemandem etwas) ersparen floskelhaft · (sich etwas) schenken floskelhaft · (sich etwas) sparen floskelhaft · verzichten (auf) floskelhaft
  • (die) Finger lassen (von) · nicht anfassen · nicht anrühren  ●  nicht anpacken ugs. · nicht gehen an ugs.
  • (einer Sache) ein Ende machen · (sich) abwenden von · (sich) verabschieden von · aufgeben · beenden · fallen lassen · fallenlassen · hinter sich lassen · sausen lassen · stoppen · vergessen  ●  (einen) Schlussstrich ziehen fig. · Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. sprichwörtlich · beerdigen fig. · über den Haufen werfen (Planungen) fig. · (davon) Abschied nehmen ugs. · ablassen (von) geh. · abräumen (politische Position) ugs., fig. · ad acta legen geh., bildungssprachlich · an den Nagel hängen ugs., fig. · den Rücken kehren ugs., fig. · einstampfen ugs., fig. · sterben lassen ugs., fig. · zu Grabe tragen ugs., fig. · über Bord werfen ugs., fig.
  • nicht zur Nachahmung empfohlen  ●  (etwas) besser lassen ugs.

(sich) beherrschen · (sich) im Griff haben · (sich) im Zaum halten · (sich) mäßigen · (sich) nicht gehen lassen · (sich) unter Kontrolle haben · (sich) zusammennehmen · (sich) zusammenreißen · (sich) zügeln · an sich halten · nicht die Selbstbeherrschung verlieren · seinen Emotionen (Temperamenten o.ä.) nicht freien Lauf lassen  ●  (dreimal) tief schlucken ugs. · (seine) Zunge hüten geh., veraltend, literarisch · den Ball flach halten ugs., fig. · den Ball flachhalten ugs., fig. · nicht ausklinken ugs. · nicht ausrasten ugs.
Assoziationen
  • (sich) nicht aus der Ruhe bringen lassen · (sich) nicht kirre machen lassen · (sich) unbeeindruckt zeigen · Ruhe bewahren · die Ruhe selbst (sein) · durch nichts aus der Ruhe zu bringen (sein) · ruhig bleiben  ●  tiefenentspannt (sein) ironisch · (etwas) kann jemandem nichts anhaben ugs. · (sich) nicht anfechten lassen (von) geh., veraltend · cool bleiben ugs. · die Contenance wahren geh. · die Ruhe weghaben ugs., regional · ruhig Blut bewahren ugs.
  • (durch etwas) nicht zu erschüttern (sein) · eiskalt bleiben · eiskalt reagieren · gleichgültig reagieren · sich (durch etwas) nicht beeindrucken lassen · sich durch etwas nicht tangieren lassen · sich durch nichts erschüttern lassen · sich nicht aus der Ruhe bringen lassen · unbeeindruckt reagieren  ●  ruhig Blut bewahren ugs.
  • Haltung bewahren · sich zusammenreißen  ●  (die) Arschbacken zusammenkneifen derb · (die) Contenance wahren geh., franz.
  • (die) Kontrolle behalten (über) · im Zaum halten · in Zaum halten · mäßigen · unter Kontrolle halten · zügeln  ●  in Schach halten fig.
  • (sich) korrekt verhalten · den guten Ton wahren · die Form wahren · höflich bleiben  ●  der Etikette Genüge tun geh.
  • sich mäßigen · sich zurückhalten  ●  Zurückhaltung üben geh. · an sich halten ugs. · sich (etwas) verkneifen ugs. · sich Zurückhaltung auferlegen geh. · sich am Riemen reißen ugs., fig. · sich bremsen ugs., fig. · sich einbremsen ugs., österr., süddt. · sich in Zurückhaltung üben geh. · sich zurücknehmen geh.

(eine Sache) beherrschen · Fähigkeiten haben  ●  (es) (einfach) draufhaben ugs. · (etwas) auf dem Kasten haben ugs. · (schwer) was drauf haben ugs. · das Zeug dazu haben ugs. · im Griff haben ugs. · viel auf dem Kasten haben ugs. · was können ugs.
Assoziationen

(etwas) beherrschen · (etwas) kontrollieren · (etwas) unter Kontrolle haben · kontrolliert werden von · unter jemandes Kontrolle stehen  ●  (irgendwo) das Sagen haben ugs. · am Drücker sein ugs., fig. · sagen, wie es zu laufen hat ugs.
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›beherrschen‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›beherrschen‹.

Verwendungsbeispiel für ›beherrschen‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Das Ritual der langen Reden, die die Diskussion ersetzten, beherrschte er wie alle kommunistischen Führer. [Brandt, Willy: Erinnerungen, Berlin: Ullstein 1997 [1989], S. 179]
Ich wollte an dieser Stelle lachen, aber ich beherrschte mich. [Genazino, Wilhelm: Die Liebesblödigkeit, München, Wien: Carl Hanser Verlag 2005, S. 2]
Als ich aber dann heimwärts fuhr, beherrschte mich nicht mehr jene niederdrückende Empfindung, mit leeren Händen zu kommen. [Braun, Lily: Memoiren einer Sozialistin. In: Lehmstedt, Mark (Hg.) Deutsche Literatur von Frauen, Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1911], S. 2003]
Er beherrschte die fünf Tänze der Zeit wie kein anderer Musiker, und er blieb bei diesen Tänzen durch 55 Jahre. [Nick, Edmund: Strauß (Familie). In: Die Musik in Geschichte und Gegenwart, Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1965], S. 21086]
Er kannte das Land nicht, und er beherrschte seine Sprache nicht. [Die Zeit, 13.04.2000, Nr. 16]
Zitationshilfe
„beherrschen“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/beherrschen>.

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