⟨jmd. ist belesen⟩jmd. hat viel gelesen
belesen
Grammatik partizipiales Adjektiv
Aussprache
Worttrennung be-le-sen
formal verwandt mitlesen1
Wortbildung
mit ›belesen‹ als Grundform:
Belesenheit
eWDG
Bedeutung
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
lesen · Lese · Ährenlese · Auslese · Blütenlese · Nachlese · Traubenlese · Weinlese · auslesen · erlesen · erlesen · auserlesen · verlesen · belesen · Lesebuch · Leser · leserlich · Lesung
lesen
Vb.
‘den Sinn von Schriftzeichen erfassen, Schrift durch Sprechen wiedergeben, vorlesen, Vorlesungen halten, auflesen, sammeln, ernten’,
ahd.
lesan
(8. Jh.),
Prät. Plur.
lārum
(mit grammatischem Wechsel von
r
und
s),
mhd.
lesen
‘auswählend sammeln, aufheben, an sich nehmen, (sich ver)sammeln, in Ordnung bringen, wahrnehmen, erblicken, (vor)lesen, als Lehrer vortragen, Messe lesen, erzählen, berichten’,
asächs.
lesan
‘sammeln, auflesen, lesen’,
mnd.
mnl.
lēsen,
nl.
lezen
‘lesen’,
aengl.
lesan
‘zusammenlesen, sammeln’
(daraus mundartlich
engl.
to lease
‘Ähren lesen’),
anord.
lesa
‘auflesen’
(die Bedeutung
‘lesen’
ist aus dem Mnd. entlehnt),
schwed.
läsa
‘lesen, lernen, studieren’,
got.
lisan
‘auflesen, sammeln’
sind vergleichbar mit
lit.
lèsti
‘picken, pickend fressen’,
lasýti
‘picken, auslesen, aussuchen, auswählen’,
hethit.
leššāi-
‘auflesen’
und führen auf eine Wurzel
ie.
*les-
‘sammeln, auflesen’.
Gemeingerm. ist die Bedeutung
‘auflesen, sammeln’,
zu der im Dt. und Nl. noch
‘Geschriebenes lesen’
hinzutritt.
Dieselbe Bedeutungsentwicklung liegt vor in
lat.
legere
‘auflesen, sammeln, auslesen, auswählen, (vor)lesen’
und
griech.
légein
(λέγειν)
‘auflesen, sammeln, sagen, sprechen, vortragen, vorlesen’
(s.
Legion
und
Lexikon).
Möglicherweise ist für das Germ. vom Aufsammeln und Deuten
der zur Weissagung ausgestreuten Runenstäbe auszugehen.
Die Bedeutung
‘Geschriebenes lesen’
wird sich unter dem Einfluß von
lat.
legere
entwickelt haben.
Die ursprüngliche Bedeutung
‘(auf-, ein)sammeln, auflesen’
ist bis heute in
Ähren,
Holz,
Trauben lesen,
die von
‘aussondern, verlesen’
in
Linsen,
Erbsen lesen
bewahrt. Dazu auch
Lese
f.
‘das Auf-, Einsammeln, Ernte’,
besonders
‘Weinernte’
(Anfang 18. Jh.),
aus älterem
Weinlese
(s. unten)
gekürzt;
Ährenlese
f.
(18. Jh.),
zuvor
Ährlese
(1700);
Auslese
f.
‘Auswahl’
(18. Jh.),
‘die ausgewählte Menge, die Besten, Elite, Wein aus ausgelesenen Trauben’
(19. Jh.);
Blütenlese
f.
‘Sammlung ausgewählter Gedichte oder Prosastücke’
(Ende 18. Jh.),
s. auch
Anthologie;
Nachlese
f.
‘das Nachsammeln (von Ähren, Weintrauben), Nachernte’
(17. Jh.);
Traubenlese
f.
(17. Jh.);
Weinlese
f.
(15. Jh.).
auslesen
Vb.
‘prüfend herauslesen, aussuchen, als untauglich aussondern, zu Ende lesen’,
ahd.
ūʒlesan
‘heraussuchen, aussondern’
(10. Jh.),
mhd.
ūʒlesen
‘auswählen, zu Ende lesen’.
erlesen
Vb.
heute noch in gehobener Sprache für
‘auswählen, durch Lesen aneignen’,
ahd.
irlesan
(9. Jh.),
mhd.
erlesen
‘durch Lesen erforschen, bis zu Ende lesen, erwählen’;
dazu
erlesen
Part.adj.
‘ausgesucht, von hervorragender Qualität’
(16. Jh.),
daneben gleichbed.
auserlesen
Part.adj.
mhd.
ūʒerlesen.
verlesen
Vb.
‘Schlechtes, Ungeeignetes aussondern, öffentlich vorlesen’,
reflexiv
‘sich beim lauten Lesen versprechen, falsch lesen’,
mhd.
verlesen
‘öffentlich vorlesen’.
belesen
Part.adj.
‘durch vieles Lesen gut unterrichtet, gebildet’
(17. Jh.),
zu
belesen
‘durchlesen, gründlich lesen’
(17. Jh.);
vgl. schon
Wohlbelesenheit
(16. Jh.).
Lesebuch
n.
‘Buch mit nach besonderen Gesichtspunkten zusammengestelltem Lesestoff, zumal für Schulkinder’
(18. Jh.).
Leser
m.
‘wer (Bücher) liest’,
ahd.
lesā̌ri
‘(Vor)leser eines Buches, Traubenleser’
(Hs. 12. Jh.),
mhd.
lesære
‘(Vor)leser, Weinleser’.
leserlich
Adj.
‘gut zu lesen, leicht zu entziffern’
(17. Jh.),
älter
leslich
(Ende 15. Jh.),
daneben
lesenlich
(15. Jh.).
Lesung
f.
‘das Lesen von Büchern, das laute Lesen von Texten, besonders im Gottesdienst’
(15. Jh.),
‘Beratung über Gesetzentwürfe, Haushaltsvorlagen, Verträge im Parlament, in der Volksvertretung’
(2. Hälfte 19. Jh.),
nach
engl.
reading (of a bill),
eigentlich
‘Vorlesen eines Gesetzentwurfs’.
Thesaurus
Synonymgruppe
Assoziationen |
|
Typische Verbindungen zu ›belesen‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›belesen‹.
Verwendungsbeispiele für ›belesen‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Niemand kann so belesen sein wie Schrott, am besten, wir glauben ihm alles.
[Die Zeit, 17.09.2003, Nr. 38]
Der belesene Arzt erwähnte dies beiläufig, aber nicht ohne Stolz.
[Die Zeit, 19.07.1968, Nr. 29]
Er ist einer der belesensten Maler, von geradezu enzyklopädischem Wissen.
[Die Zeit, 14.02.1955, Nr. 07]
Baums ist nicht nur belesen, er lässt auch gerne lesen.
[Süddeutsche Zeitung, 17.05.2004]
Sie war ebenso neugierig und belesen, hatte aber längere Beine und dichtete nicht.
[Nadolny, Sten: Die Entdeckung der Langsamkeit, München: Piper 1983, S. 225]
Zitationshilfe
„belesen“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/belesen>.
alphabetisch vorangehend | alphabetisch nachfolgend |
---|---|
belernen beleihen beleihbar beleidigte Leberwurst beleidigen |
beleuchten beleumden beleumunden belfern belgisch |
Weitere Wörterbücher
- Deutsches Wörterbuch (¹DWB)
- Deutsches Wörterbuch, Neubearbeitung (²DWB)
- Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache (WDG)
Belege in Korpora
Referenzkorpora
Metakorpora
Zeitungskorpora
Webkorpora
Spezialkorpora
- DTA-Erweiterungen (1465–1969)
- Archiv der Gegenwart (1931–2000)
- Polytechnisches Journal
- Filmuntertitel
- Gesprochene Sprache
- DDR
- Politische Reden (1982–2020)
- Bundestagskorpus (1949–2017)
- A. v. Humboldts Publizistik (dt., 1790–1859)
- Nachrichten aus der Brüdergemeine (1819–1894)
- Der Neue Pitaval (1842–1890)
- Briefe von Jean Paul (1781–1825)