betrachten
Vb.
‘aufmerksam ansehen, beschauen, überlegen’.
Die Präfixbildung
ahd.
bitrahten
(8. Jh.),
bitrahtōn
(9. Jh.),
mhd.
betrahten
bedeutet
(wie das Simplex
ahd.
trahten,
trahtōn,
mhd.
trahten)
‘bedenken, erwägen, überlegen’
(so noch im 18. Jh.;
zu Herkunft und Verwandtschaft s.
trachten).
In frühnhd. Zeit
tritt
betrachten
in Korrelation zu
sehen,
schauen,
und über
‘nachdenklich mit den Augen sehen, schauen’
entwickelt sich die heute übliche Bedeutung
‘ansehen, beschauen’.
–
Betracht
m.
nur noch in den festen Verbindungen
in Betracht kommen
‘in Frage kommen’,
in Betracht ziehen
‘berücksichtigen’,
außer Betracht bleiben
‘unberücksichtigt bleiben’;
aus der
obd. Kanzleisprache
(1. Hälfte 16. Jh.).
Vorauf geht
mhd.
betrahte,
betraht
f.
‘Erwägung, Überlegung’.
Neben
in Betracht
auch
in Betrachtung
und
in Anbetracht
(16. Jh.).
Betrachtung
f.
‘das Betrachten, Überlegung, Erwägung’,
mhd.
betrahtunge
‘innere Anschauung’,
in der Mystik
‘Versenkung in die Werke Gottes’;
frühnhd.
auch
‘das Sinnen, Nachdenken’.
beträchtlich
Adj.
‘ziemlich groß, erheblich, bedeutend’,
frühnhd.
beträchtlich,
betrachtlich
‘was in Betracht kommt, Beachtung verdient’,
spätmhd.
betrehteclīche
Adv.
‘mit Überlegung’.
Häufiger wird das Wort im 18. Jh.,
wo es unter Einfluß von
frz.
considérable
‘ansehnlich, beträchtlich’
die Bedeutung
‘groß’
annimmt.