blaue Augen habend
blauäugig
Grammatik Adjektiv
Aussprache
Worttrennung blau-äu-gig
Wortbildung
mit ›blauäugig‹ als Erstglied:
↗Blauäugigkeit
Duden GWDS, 1999
Bedeutungen
1.
2.
naiv, ahnungslos, weltfremd
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
blau · blaublütig · blauäugig · Bläue · blauen · bläuen · bläulich · Blaubart · Blaubeere · Blausäure · Blaustrumpf
blau
Adj.
in der Farbe dem wolkenlosen Himmel ähnlich,
ahd.
(8. Jh.),
asächs.
blāo
‘blau’
(in allen Schattierungen),
mhd.
mnd.
blā,
mnl.
blā,
blau,
blaeu,
nl.
blauw,
anord.
blār
‘blau, dunkel, schwarz’,
schwed.
blå
setzt ein zur Wurzel
ie.
*bhel-
‘glänzen(d), weiß’
gehöriges
ie.
*bhlēu̯os
‘blau, gelb, blond’
(germ.
*blēwa-)
voraus
und ist verwandt mit
lat.
flāvus
‘goldgelb, rotgelb, blond’
und
lat.
fulvus
‘rotgelb, braungelb’.
blau
ist mit anderen germ. Farbadjektiven
(s.
↗blank,
↗brünett,
↗greis,
↗blond)
in roman. Sprachen entlehnt,
vgl.
frz.
bleu
‘blau’
(daraus
engl.
blue),
aprov.
blau
‘blau’.
Die meisten Farbbezeichnungen
sind anfangs noch nicht genau bestimmt;
so ist die ursprüngliche Bedeutung von
blau
wahrscheinlich
‘hell, glänzend’;
noch
ahd.
blāo
steht gelegentlich als adäquater Ausdruck für
lat.
flāvus
‘gelb’.
Erst im Mhd. wird
blau
deutlicher abgegrenzt,
zugleich tauchen Komposita für einzelne Abstufungen auf:
lāsūrblā
‘blau wie Lasur’,
liehtblā
‘hellblau’,
satblā
‘gesättigtes Blau, dunkelblau’,
wolkenblā
‘himmelblau’.
Im Nhd. folgen
schwarzblau,
blauschwarz,
graublau,
tiefblau,
kornblumenblau,
veilchenblau.
blau
begegnet in zahlreichen Wendungen.
Die Haut nimmt infolge von Schlägen blaue Färbung an,
daher
grün und blau schlagen
(Anfang 17. Jh.),
ein blaues (‘blutunterlaufenes’) Auge haben,
mit einem blauen Auge (‘glimpflich’) davonkommen.
Es wird mir blau vor den Augen
(heute
es wird mir schwarz vor den Augen)
als Zeichen beginnenden Schwindelgefühls
ist seit dem 16. Jh. bezeugt.
Daran schließt sich offenbar die neuerdings häufig gebrauchte Wendung
blau (‘betrunken’) sein
an.
Als Farbe der Sinnestäuschung
vor allem in dem seit dem 16. Jh. belegten Ausdruck
blauen Dunst vormachen
‘Unwahres glaubhaft zu machen suchen’.
Vielleicht hängt damit zusammen
sein blaues Wunder erleben
‘ganz verwundert sein’;
eine ähnliche Wendung aus dem 17. Jh. lautet
da sollte man seine blauen Wunder gesehen haben.
Nicht mit Sicherheit erklärbar ist die Redensart
ins Blaue hinein reden
‘ohne Plan und Zweck reden’.
Unter einem
blauen Brief
versteht man einen
‘Mahnbrief der Schule’;
im 19. Jh. bezeichnet man damit in Preußen
ein Schreiben des Königlichen Kabinetts
(nach den blauen Umschlägen);
in den 70er Jahren überträgt man den Ausdruck
auf die offiziell ergangenen Mahnungen an Offiziere und Beamte,
ihre Versetzung in den Ruhestand zu beantragen.
Die
blaue Blume
(Novalis
1802)
wird zum Sinnbild der Sehnsucht in der romantischen Dichtung.
Der
blaue Montag
ist ursprünglich vielleicht der Montag vor Fastnacht,
wegen der für diesen Tag vorgeschriebenen liturgischen (violetten) Farbe;
an diesem Tag wird nicht gearbeitet,
der Ausdruck daher allmählich auf alle Montage übertragen,
an denen man nicht seiner Arbeit nachgeht
(in diesem Sinne zuerst 1550,
anfangs auch
guter Montag
genannt);
danach
blaumachen
‘feiern, nicht arbeiten’.
blaues Blut
als Zeichen adliger Abstammung
(1. Hälfte 19. Jh.),
nach
span.
sangre azul
oder
goda
‘blaues’
oder
‘gotisches Blut’,
geht auf die durchschimmernden blauen Adern
der hellfarbigen (westgotischen) spanischen Adligen zurück;
dazu
blaublütig
Adj.
‘adlig’
(2. Hälfte 19. Jh.).
blauäugig
Adj.
‘mit blauen Augen ausgestattet’,
blauäugicht
(17. Jh.),
‘treuherzig, naiv’
(Mitte 19. Jh.).
Bläue
f.
‘blaue Färbung’,
ahd.
blāwī
(11. Jh.),
mhd.
blæwe.
blauen
Vb.
‘blau werden, sein’
(17. Jh.);
bläuen
Vb.
‘blau färben’,
mhd.
blæwen;
zuweilen auch
blauen
(Goethe).
bläulich
Adj.
‘ins Blaue spielend’
(17. Jh.);
älter sind
blawelich,
blaulicht,
blaulecht
(16. Jh.).
Blaubart
m.
‘Frauenmörder’
(Ende 18. Jh.),
nach dem französischen Märchen vom Ritter
Barbe-Bleue
‘Blaubart’,
der die Neugier seiner Frauen prüft und sie tötet,
wenn sie die Probe nicht bestanden haben.
Blaubeere
f.
landschaftliche,
besonders nordd. Bezeichnung für
‘Heidelbeere’
(18. Jh.);
vgl.
dän.
blåbær.
Blausäure
f.
farblose, sehr giftige Säure, Zyanwasserstoff;
von ihrem Entdecker
Scheele
1782 aus Berliner Blau dargestellt
und
Berliner-Blau-Säure
genannt.
Blaustrumpf
m.
im 17. und 18. Jh.
Schimpfwort für den damals vielfach blaue Strümpfe tragenden Gerichtsdiener
im Sinne von
‘Spitzel, Verräter’;
heute nur für eine
‘gelehrte Frau ohne weiblichen Charme’.
In dieser Bedeutung aus
engl.
bluestocking
übersetzt,
einer spöttischen Bezeichnung
für literarische Zirkel um 1750 in London
und deren Teilnehmerinnen.
Im Dt. vereinzelt um 1800,
danach durch
Börnes
„Pariser Briefe“
(1830)
allgemein bekannt.
Thesaurus
Synonymgruppe
↗ahnungslos
·
↗arglos
·
↗bedenkenlos
·
blauäugig
·
↗leichtgläubig
·
↗naiv
·
↗nichtsahnend
·
ohne Bedenken
·
↗sorglos
·
↗tumb
·
↗töricht
·
↗unbedarft
·
↗unbekümmert
·
↗vertrauensselig
●
an den Osterhasen glauben
ugs., fig.
·
↗an den Weihnachtsmann glauben
ugs., fig.
·
ganz schön naiv
ugs.
·
schön blöd
ugs.
Assoziationen |
|
Antonyme |
Synonymgruppe
blauäugig
·
idealisierend
·
romantisierend
·
↗träumerisch
·
verklärend
Assoziationen |
|
Typische Verbindungen zu ›blauäugig‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›blauäugig‹.
Verwendungsbeispiele für ›blauäugig‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Die Zuordnung scheint immer noch zwingend: Blonde, blauäugige Mädchen, da muss auch die Mutter urdeutsch sein.
Die Zeit, 11.03.2008, Nr. 12
Wir sind also keineswegs einäugig - wir sind aber auch nicht blauäugig.
Die Welt, 15.09.1999
Er war groß, schlank, blauäugig und trug eine goldgefaßte Brille.
Simmel, Johannes Mario: Der Stoff, aus dem die Träume sind, Güterlsoh: Bertelsmann u. a. [1973] [1971], S. 649
Andy, groß, breitschultrig, rotblond und blauäugig, lacht gern und laut.
Schulze, Ingo: Neue Leben, Berlin: Berlin Verlag 2005, S. 292
Schwindende Vorräte und drangvolle Enge hindern sie nicht, blond und blauäugig mehr und mehr zu werden.
Grass, Günter: Die Rättin, Darmstadt: Luchterhand 1986, S. 429
Zitationshilfe
„blauäugig“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/blau%C3%A4ugig>, abgerufen am 07.03.2021.
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