Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

bleiben

Grammatik Verb · bleibt, blieb, ist geblieben
Aussprache 
Worttrennung blei-ben
formal verwandt mitRückbleibsel, Überbleibsel
eWDG

Bedeutungen

1.
in einer Handlung fortfahren, einen Zustand nicht ändern
a)
einen Ort nicht verlassen
Beispiele:
in der Stadt, im Zimmer bleiben
bei jmdm. (ein paar Tage, über Nacht) bleiben
er blieb noch eine Weile bei uns
nicht (mehr länger) bleiben können
zu Hause, zum Abendbrot bleiben
im Bett bleiben
das Geld, der Besitz blieb in der Familie
bleiben Sie bitte am Apparat!
das Stück bleibt auf dem Spielplan
auf dem Weg bleiben
etw. bleibt im Dunkeln (= unaufgeklärt)
diese Worte blieben mir im Gedächtnis (= ich habe diese Worte nicht vergessen)
bildlich
Beispiele:
auf seinem Posten bleiben
jmd., etw. muss im Rahmen, in seinen Grenzen bleiben (= jmd., etw. darf nicht über das Ziel hinausgehen)
kein Stein ist auf dem anderen geblieben (= alles wurde zerstört)
umgangssprachlicher sieht, wo er bleibt (= er sieht, wie er am besten Vorteile gewinnen kann)
umgangssprachlichauf der Strecke bleiben (= nicht weiter können)
salopp bleib, wo der Pfeffer wächst! (= komm mir nicht zu nahe!)
saloppbis in die Puppen (= sehr lange) bleiben
sprichwörtlich bleibe im Lande und nähre dich redlich
sprichwörtlichSchuster, bleib bei deinem Leisten! (= strebe nicht aus deinem Lebenskreis!)
gehobenHier ist unsers Bleibens / Nicht mehr [ SchillerBraut v. MessinaIV 5]
Sport im Windschatten bleibenden vom Wind nicht getroffenen Raum einnehmen
Beispiel:
der Fahrer, Läufer blieb im Windschatten seines Vordermannes
verhüllend umkommen
Beispiele:
er ist im Krieg geblieben
im Kampf bleiben
Ihr Vater war auf See geblieben [ LeipBergung10]
b)
einen bestimmten Zustand beibehalten
Beispiele:
frei, standhaft, konsequent, gut, anständig, sachlich, schweigsam, kalt, ungerührt, wachsam bleiben
unerwähnt, ungenannt bleiben
ledig, (jmdm.) treu bleiben
lebendig, gesund, neutral bleiben
allein bleiben
ungestraft, unversehrt bleiben
jmd., etw. bleibt unbekannt
etw. ist unklar geblieben
das bleibt sich gleich
es bleibt alles, wie es war
dabei bleibt es!
ich bleibe dabei! (= ich gehe nicht davon ab!)
bestehen, erhalten bleiben
hängen, kleben, sitzen, stehen, liegen, stecken bleiben
Sportungeschlagen (= unbesiegt) bleiben
die Zigarre blieb brennen
jmd., etw. bleibt verborgen, verschwunden, unvergesslich
das Fenster, die Tür bleibt geöffnet
das Amt, die Gaststätte, dieser Eingang bleibt heute geschlossen
eine Sache bleibt unerledigt
der Brief blieb unbeantwortet
der Schein bleibt gewahrt
etw. bleibt abzuwarten
das muss ein Wunsch bleiben
jmdm. etw. schuldig bleiben
etw. bleibt mein Eigen
von etw. verschont bleiben
die Auseinandersetzung blieb mir erspart
wir bleiben Freunde, die alten
er blieb Herr der Situation
guten Muts bleiben
es wird ein Rätsel bleiben
eine Frage bleibt offen
mir blieb keine andere Wahl
es bleibt zu hoffen, dass …
sprichwörtlichwas Recht ist, muss Recht bleiben
salopper kann mir gestohlen bleiben (= ich will nichts von ihm wissen)
saloppda blieb kein Auge trocken (= alle waren gerührt)
Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind [ GoetheErlkönig]
ich werde / Ein Landsverräter ihnen sein und bleiben [ SchillerWallenst. TodI 3]
mit Präposition
Grammatik: in Verbindung mit »am«, »an«
Beispiele:
am Leben bleiben
Sportam Ball bleiben (= den Ball beim Spiel nicht verlieren)
an der Macht bleiben
Grammatik: in Verbindung mit »auf«
Beispiele:
jmdm. auf den Fersen, auf der Spur bleiben (= jmdn. verfolgen)
auf dem Laufenden bleiben
Grammatik: in Verbindung mit »aus«
Beispiel:
das muss aus dem Spiel bleiben (= das darf nicht hineingezogen werden)
Grammatik: in Verbindung mit »außer«
Beispiel:
etw. bleibt außer Acht, außer Betracht
Grammatik: in Verbindung mit »bei«
Beispiele:
bei einer Ansicht, Aussage, Behauptung, der Wahrheit bleiben
scherzhaftbei diesem Wein können wir bleiben (= diesen Wein wollen wir weitertrinken)
bei der Arbeit bleiben
bei der Sache bleiben (= sich von etw. nicht ablenken lassen)
bei guter Laune bleiben
es bleibt alles beim Alten
Grammatik: in Verbindung mit »in«, »im«
Beispiele:
im Amt bleiben
im Gleichklang bleiben
im Rückstand bleiben
in Gang, Bewegung, Ruhe bleiben
das Schiff blieb in Fahrt
die Bestimmung blieb in Kraft
in Kontakt, Verbindung bleiben
in (der) Mode, Übung bleiben
in Gefangenschaft bleiben
Es kann der Frömmste nicht im Frieden bleiben, / Wenn es dem bösen Nachbar nicht gefällt [ SchillerTellIV 3]
Grammatik: in Verbindung mit »ohne«
Beispiele:
etw. bleibt ohne Folgen, Wirkung (auf jmdn.)
bleiben Sie ohne Sorge!
Grammatik: in Verbindung mit »unter«
Beispiel:
was ich dir gesagt habe, bleibt unter uns (= was ich dir gesagt habe, erfährt niemand)
bleibenddauernd, immerwährend
Grammatik: oft im Partizip I
Beispiele:
ein bleibender Erfolg, Gewinn, Eindruck
das ist von bleibendem Wert
eine bleibende Erinnerung
jmdm. ein bleibendes Andenken bewahren
er hat sich mit dieser Tat ein bleibendes Denkmal gesetzt
Verhaßt sei mir das Bleibende [ GoetheNatürl. TochterIII 2]
2.
übrig sein
Beispiele:
es blieb eine (letzte), keine Hoffnung
jmdm. bleibt (noch) Zeit, ein kleiner Rest
eine Stunde bleibt uns noch
da sie zu spät kamen, blieben für sie nur die hinteren Bänke
verhüllendkein Kind ist ihr geblieben (= alle Kinder sind gestorben)
es blieb keine andere Wahl
viel Geld bleibt uns nicht
ihr blieb kein Trost
Dieser Tabak war das einzige, das uns noch blieb [ BrechtGuter Mensch1]
mir bleibt die Verzweiflung der Verdammten [ SchillerStuartV 10]
Dieses Wort ist Teil des Wortschatzes für das Goethe-Zertifikat A1.
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

bleiben · verbleiben · Verbleib · unterbleiben · übrigbleiben · Überbleibsel · bleibenlassen · Hinterbliebene(r) · Bleibe
bleiben Vb. ‘einen Ort nicht verlassen, einen bestimmten Zustand beibehalten, übrig sein’, ahd. bilīban ‘(weg-, unter)bleiben’ (8. Jh.), mhd. belīben, blīben, mnd. mnl. blīven, nl. blijven, aengl. belīfan sind Präfixbildungen zu einem untergegangenen Simplex germ. *līƀan, zu dem auch die Kausativa ahd. leiben ‘hinterlassen, übriglassen’, aengl. lǣfan, anord. leifa gehören. Die germ. Formen verbinden sich mit aind. limpáti ‘schmiert, klebt (an)’, griech. lípos (λίπος) ‘Fett’, lit. lìpti ‘kleben (bleiben), klebrig sein’, aslaw. prilьpěti ‘anhaften’ und führen auf ie. *leip- ‘mit Fett beschmieren, kleben’, eine Erweiterung der Wurzel ie. *lei- ‘schleimig, schmieren’ (s. Leim), so daß für bleiben von ‘klebenbleiben, haften’ auszugehen ist (dazu s. auch leben). Möglich ist für germ. Formen mit der Bedeutung ‘übrigbleiben, -lassen’ aber auch ursprüngliche Zugehörigkeit zur Wurzel ie. *leiku̯- (s. elf und leihen). – verbleiben Vb. ‘an einem Aufenthaltsort oder in einem Zustand bleiben’, ferner ‘übereinkommen’, mhd. verblīben, verlīben ‘bleiben, ausbleiben’; dazu Verbleib m. ‘das Verweilen, Aufenthaltsort’ (aus der Kanzleisprache des 18. Jhs.). unterbleiben Vb. ‘nicht geschehen, nicht stattfinden’, seit frühnhd. Zeit belegt, doch vgl. spätmhd. underblībunge. übrigbleiben Vb. ‘als Rest zurückbleiben’ (15. Jh.), älter (heute umgangssprachlich, vornehmlich nordd.) überbleiben, mhd. überbelīben, mnd. ōverblīven, nl. overblijven; vgl. ahd. urbarlīban ‘übrigbleiben’ (9. Jh.); dazu Überbleibsel n. ‘kleiner Rest’ (17. Jh.); vgl. nl. overblijfsel. bleibenlassen Vb. ‘unterlassen, nicht mehr tun’, mhd. in der Fügung belīben lāʒen. Hinterbliebene(r) m. f. ‘Angehörige(r) eines Verstorbenen, Leidtragende(r)’ (18. Jh.), substantiviertes Part. Prät. zu dem heute untergegangenen Verb hinterbleiben ‘zurückbleiben’ gegenüber einem Scheidenden, Weggehenden. Bleibe f. ‘Aufenthaltsort, Unterkunft, Herberge’ (19. Jh.), besonders durch die Jugendbewegung verbreitet; älter, heute aber aufgegeben, sind gleichbed. Bleibeort m. und Bleibestätte f. (17. Jh.).

Thesaurus

Synonymgruppe
(sich) aufhalten · Zeit verbringen · bleiben · herumstehen · verbleiben · verweilen  ●  Wurzeln schlagen  ugs., ironisch, fig. · weilen  geh.
Unterbegriffe
  • (sich) nicht vom Fleck rühren · (sich) nicht von der Stelle bewegen · (sich) nicht wegbewegen · da bleiben, wo man ist · wie angewurzelt dastehen
Assoziationen
Synonymgruppe
(sich) halten (an) · bleiben (bei) · festhalten (an) · nicht abgehen (von) · nicht aufgeben
Assoziationen
Antonyme
  • bleiben (bei)
Synonymgruppe
(unentdeckt) bleiben · auf Eis gelegt worden sein · auf Eis liegen · ausgesetzt sein · eingefroren sein · ruhen
Synonymgruppe
Synonymgruppe
(sich) halten · bleiben · durchhalten · erhalten bleiben · fortbestehen · fortdauern · fortleben · sich behaupten · sich über die Zeit retten · standhalten · weiter bestehen · weiterbestehen · überdauern · überleben  ●  dicke Bretter bohren  ugs., fig.
Assoziationen
  • (sich) halten (an) · bleiben (bei) · festhalten (an) · nicht abgehen (von) · nicht aufgeben
  • (eine) schwere Aufgabe  ●  hartes Brot fig.
  • (etwas) unbeirrt fortsetzen · (jemanden) nicht anfechten · (sich) nicht abbringen lassen (von) · (sich) nicht beirren lassen · (unbeirrt) weitermachen wie bisher · aufrechterhalten · bleiben (bei) · dabei bleiben · fest im Blick behalten · festhalten an · nicht abgehen von · nicht ablassen von · nicht aus den Augen verlieren · seiner Linie treu bleiben · standhaft bleiben  ●  (sich) nicht aus dem Konzept bringen lassen fig. · Kurs halten fig.
  • (sich) Respekt verschaffen · (sich) behaupten · (sich) nicht unterkriegen lassen · nicht klein beigeben  ●  (sich) nicht unterbuttern lassen fig. · (sich) nicht alles gefallen lassen ugs. · (sich) nicht die Butter vom Brot nehmen lassen ugs., fig.
  • Falle · Fußangel · Hindernis · Schwierigkeit  ●  dickes Brett, das gebohrt werden muss ugs., sprichwörtlich · harte Nuss ugs., sprichwörtlich, fig.
Synonymgruppe
(etwas) unbeirrt fortsetzen · (jemanden) nicht anfechten · (sich) nicht abbringen lassen (von) · (sich) nicht beirren lassen · (unbeirrt) weitermachen wie bisher · aufrechterhalten · bleiben (bei) · dabei bleiben · fest im Blick behalten · festhalten an · nicht abgehen von · nicht ablassen von · nicht aus den Augen verlieren · seiner Linie treu bleiben · standhaft bleiben  ●  (sich) nicht aus dem Konzept bringen lassen  fig. · Kurs halten  fig.
Assoziationen
Synonymgruppe
(sich) fortsetzen · (so) weitergehen (es) · bleiben
Synonymgruppe
(hartnäckig) bleiben (bei)  ●  seinen Stiefel durchziehen  ugs. · seinen Streifen durchziehen  ugs.
Assoziationen
Synonymgruppe
(eine) treue Seele (sein) · (jemandem / einer Sache) die Treue halten · (jemandem / einer Sache) treu bleiben · (jemandem / einer Sache) treu ergeben bleiben · (jemanden) nicht fallen lassen · (jemanden) nicht vergessen · bleiben (bei) · zu jemandem halten
Assoziationen
Synonymgruppe
(sich) halten (an) · (unter / über / im Rahmen von etwas) bleiben · einhalten · nicht abweichen (von) · nicht übertreten · respektieren (Grenzen)

Typische Verbindungen zu ›bleiben‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›bleiben‹.

Verwendungsbeispiele für ›bleiben‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Man denkt normalerweise, unbekannt gebliebene große Kunst gebe es nicht. [Die Zeit, 26.04.2013, Nr. 18]
Es werde auch kein übrig gebliebenes Geld aus dem Jahr 2008 verwendet. [Die Zeit, 04.05.2009, Nr. 13]
Und bittet Gott, dann hilft er Euch, gesund zu bleiben. [Hannover, Heinrich: Die Republik vor Gericht 1975 – 1995, Berlin: Aufbau-Taschenbuch-Verl. 2001 [1999], S. 295]
Frauen, die sich das nicht trauen, bleiben besser zu Hause. [Hars, Wolfgang: Nichts ist unmöglich! Lexikon der Werbesprüche, München: Piper 2001 [1999], S. 149]
Und doch blieb er hartnäckig auf der Spur des Ästhetischen. [Safranski, Rüdiger: Friedrich Schiller, München Wien: Carl Hanser 2004, S. 347]
Zitationshilfe
„bleiben“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/bleiben>.

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