Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

brauchen

Lesezeichen zitieren/teilen ausklappen
GrammatikVerb · braucht, brauchte, hat gebraucht
Aussprache 
Worttrennung brau-chen
Wortbildung  mit ›brauchen‹ als Erstglied: Brauchwasser · brauchbar  ·  mit ›brauchen‹ als Letztglied: abbrauchen · anbrauchen · aufbrauchen · ausbrauchen · gebrauchen · missbrauchen · verbrauchen
eWDG

Bedeutungen

1.
etw., jmdn. nötig haben
a)
etw., jmdn. benötigen, einer Sache, jmds. bedürfen
Beispiele:
der Weitsichtige braucht eine Brille zum Lesen
zu einem, für einen Rock braucht man zwei Meter (Stoff)
Geld, Zeit, Ruhe, Hilfe, Rat, Trost, eine Kur, jeden Cent brauchen
das neue Unternehmen braucht seine Zeit (= muss sich in Ruhe entwickeln können)
er braucht früh lange (Zeit), um fertig zu werden
wie lange braucht man bis dahin?
ich hole mir, was ich brauche
was ich nicht brauche, bringe ich zurück
spöttischdas könnte ich so brauchen! (= das wäre mir lästig!)
ich brauche dich
er braucht dringend jemanden, der sich um ihn kümmert
ich brauche keinen Vormund
dich brauchen wir gerade (= du kommst wie gerufen)
spöttischdich brauchen wir gerade (= du störst uns)
ich kann dich jetzt nicht brauchen (= du störst mich jetzt)
gehoben
Grammatik: mit Genitiv, unpersönlich
Beispiele:
es braucht keines Beweises, keines weiteren Wortes mehr
braucht es noch vieler Beteuerungen?
b)
»nicht« + brauchen + Infinitiv mit »zu«
Grammatik: verneint
Beispiele:
etw. nicht zu tun brauchen (= etw. nicht tun müssen)
morgen brauche ich nicht zu kommen
eine solche Behandlung brauche ich mir nicht gefallen zu lassen (= muss ich mir nicht gefallen lassen)
das hättest du ihm nicht zu sagen brauchen! (= hättest du ihm besser nicht gesagt!)
du brauchst gar nicht zu lachen! (= solltest lieber nicht lachen!)
niemand braucht es zu wissen (= niemand soll es wissen)
es braucht nicht gleich zu sein (= es hat Zeit)
umgangssprachlich
Grammatik: ohne »zu«
Beispiele:
du brauchst dich nicht darum bemühen
das hättest du ihm nicht sagen brauchen
man braucht nicht mehr heizen
brauchen + »nur« + Infinitiv mit »zu«
Beispiele:
du brauchst es nur zu sagen
er brauchte nur zu rufen
2.
etw. verwenden, gebrauchen
Beispiele:
könntest du diese Jacke brauchen?
er ist zu allem zu brauchen
er weiß seine Feder, Zunge wohl zu brauchen (= schreibt, spricht gut)
er brauchte seine Fäuste (= er schlug zu)
er brauchte seine Beine (= er lief davon)
sie brauchte ein Fremdwort, das mir unbekannt war
etw. anwenden
Beispiele:
alle Vorsicht brauchen
Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt [ GoetheErlkönig]

Dieses Wort ist Teil des Wortschatzes für das Goethe-Zertifikat A1.

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
brauchen · Brauch · Brauchtum · brauchbar · Brauchbarkeit · gebrauchen · Gebrauch · mißbrauchen · Mißbrauch · verbrauchen · Verbrauch · Verbraucher
brauchen Vb. ‘nötig haben’, ahd. brūhhan, brūhhen ‘genießen, nutzen, ausüben’ (8. Jh.), mhd. brūchen, asächs. brūkan, mnl. brūken ‘brauchen, genießen’, afries. brūka ‘nötig haben’, aengl. brūcan ‘nützlichen Anteil haben’, engl. to brook ‘gebrauchen’, got. brūkjan ‘genießen, sich erfreuen, gebrauchen’ (germ. *brūk-) zeigen unterschiedliche Flexionsweisen (stark im Aengl., schwach im Got., sonst starke Präsens- und schwache Präteritalformen). Verwandtschaftlich nahe steht wohl lat. fruī ‘genießen, Nutzen ziehen’ und frūx, frūctus (s. Frucht). Das nur aus dem Germ. und Ital. zu erschließende ie. *bhrūg- ‘Frucht, genießen, gebrauchen’ ist vielleicht Gutturalerweiterung des in Brosame (s. d.) und seinen Verwandten mit s-Erweiterung vorliegenden ie. *bhrē̌u-, *bhrū̌- ‘abschaben, abstreifen, zerschlagen, zerbrechen’ (zur Wurzel ie. *bher- ‘mit einem scharfen oder spitzen Werkzeug bearbeiten, schneiden’). Für ie. *bhrūg- könnte daher eine älteste Bedeutung ‘sich Früchte zum Genuß abbrechen oder abstreifen’ erschlossen werden. Die semantische Entwicklung des dt. Verbs führt von ‘nützlichen Anteil haben, genießen’ über ‘nutzen, gebrauchen’ zu seit dem 17. Jh. üblichem ‘nötig haben’. – Brauch m. ‘Gewohnheit, Sitte’, ahd. brūh (10./11. Jh.), mhd. brūch. Brauchtum n. ‘volkstümliche Sitten und Gebräuche’ (20. Jh.). brauchbar Adj. ‘geeignet’, spätmhd. brūchbar; dazu Brauchbarkeit f. (18. Jh.). gebrauchen Vb. ‘benutzen, verwenden’, ahd. gibrūhhan, gibrūhhen (11. Jh.), mhd. gebrūchen; Gebrauch m. ‘Verwendung’, mhd. gebrūch. mißbrauchen Vb. ‘in unstatthafter Weise gebrauchen’, ahd. missabrūhhan (9. Jh.), mhd. missebrūchen (s. miß-); Mißbrauch m. (16. Jh.; vgl. ahd. missibrūhhida, 9. Jh.). verbrauchen Vb. ‘völlig verwenden, abnutzen, verschleißen’, ahd. firbrūhhen (10./11. Jh.), mhd. verbrūchen; Verbrauch m. (18. Jh.); Verbraucher m. (19. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

Bedarf haben · bedürfen · benötigen · brauchen · haben müssen
Assoziationen

erfordern  ●  brauchen ugs. · nötig haben ugs.
Assoziationen

(Zeit) erfordern · (Zeit) in Anspruch nehmen · (eine Zeit) brauchen · (eine Zeit) dauern · (sich) erstrecken (über)  ●  (eine Zeit) währen geh. · gehen (/ gehen über) ugs.
Assoziationen

(etwas) brauchen · (etwas) gebrauchen können · (etwas) vertragen können · (etwas) wird jemandem (/einer Sache) guttun

erforderlich sein · erfordern · man braucht · nottun · notwendig sein · nötig sein · vonnöten sein  ●  (einer Sache) bedürfen geh. · (es) bedarf (einer Sache) geh. · (es) braucht (etwas) geh. · (etwas) brauchen ugs.
Assoziationen
  • (es gibt) keine andere Möglichkeit · (es gibt) keinen anderen Ausweg · (etwas) geht nicht anders · (sich) nicht vermeiden lassen · als einzige Möglichkeit (bleiben) · alternativlos (sein) · das Einzige sein, was geht · die einzige Möglichkeit sein · es gibt keine Alternative (zu) · es muss sein · keine andere Möglichkeit sehen · keine andere Wahl haben · keinen (anderen) Ausweg finden · nicht anders können (und) · nicht umhinkommen (zu) · nicht umhinkönnen (um) · nichts anderes tun können (als) · unvermeidbar sein  ●  (an etwas) führt kein Weg vorbei fig. · (an etwas) geht kein Weg vorbei. fig. · In der Not frisst der Teufel Fliegen. Sprichwort · es sich nicht (immer) aussuchen können Spruch · Es muss (einfach). ugs., Spruch · Wat mutt, dat mutt. ugs., Sprichwort, norddeutsch · anders geht's (nun mal) nicht ugs. · nicht d(a)rum herumkommen ugs.
  • erforderlich · geboten · notwendig · nötig · unabweisbar · unausweichlich · unentbehrlich · unerlässlich · unvermeidlich · zwingend · zwingend geboten  ●  (eine) conditio sine qua non geh., lat. · unbedingt nötig ugs.
  • (dringend) nötig sein · (es) besteht dringender Bedarf (an) · (etwas dringend / unbedingt) benötigen · (etwas dringend / unbedingt) brauchen · angeschafft werden müssen · gefunden werden müssen  ●  hermüssen ugs.

(dringend) nötig sein · (es) besteht dringender Bedarf (an) · (etwas dringend / unbedingt) benötigen · (etwas dringend / unbedingt) brauchen · angeschafft werden müssen · gefunden werden müssen  ●  hermüssen ugs.
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›brauchen‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›brauchen‹.

Verwendungsbeispiele für ›brauchen‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Um Hand in Hand zu arbeiten, braucht man sich nicht zu lieben. [Kurz, Robert: Schwarzbuch Kapitalismus, Frankfurt a. M.: Eichborn 1999, S. 373]
Die Nation brauchte nur noch ihre Beteiligung an der Macht zu erobern. [Schwanitz, Dietrich: Bildung, Frankfurt a. M.: Eichborn 1999, S. 164]
Wenn es zu arg wird, geht er hinaus und braucht irgendeinen Palliativ. [Safranski, Rüdiger: Friedrich Schiller, München Wien: Carl Hanser 2004, S. 465]
Seine Meditationen, einmal erlernt, brauchten nur jeden Morgen eine halbe Stunde praktiziert zu werden. [Werckmeister, Otto Karl: Das gelbe Unterseeboot und der eindimensionale Mensch. In: ders., Ende der Ästhetik, Frankfurt a. M.: S. Fischer 1971, S. 119]
Um neue Strukturen zu schaffen, brauchen wir auch die Hilfe der Politik. [Der Spiegel, 20.03.2000]
Zitationshilfe
„brauchen“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/brauchen>.

Weitere Informationen …

Diesen Artikel teilen:

alphabetisch vorangehend alphabetisch nachfolgend
Bräu
Braubottich
Brauch
brauchbar
Brauchbarkeit
Brauchtum
Brauchtumsfigur
Brauchtumszone
Brauchwasser
Brauchwasseranlage

Worthäufigkeit

selten häufig

Wortverlaufskurve

Wortverlaufskurve 1600−1999
Wortverlaufskurve ab 1946

Geografische Verteilung

Bitte beachten Sie, dass diese Karten nicht redaktionell, sondern automatisch erstellt sind. Klicken Sie auf die Karte, um in der vergrößerten Ansicht mehr Details zu sehen.

Verteilung über Areale

Bitte beachten Sie, dass diese Karten nicht redaktionell, sondern automatisch erstellt sind. Klicken Sie auf die Karte, um in der vergrößerten Ansicht mehr Details zu sehen.

Weitere Wörterbücher

Belege in Korpora

Referenzkorpora

Metakorpora

Zeitungskorpora

Webkorpora

Spezialkorpora