Charakter
m.
‘Gesamtheit der Wesenszüge, Eigenart eines Menschen oder einer Sache’,
mhd.
karacter
‘Buchstabe, Zauberschrift, Merkmal’,
von
lat.
charactēr,
griech.
charaktḗr
(
χαρακτήρ)
‘Werkzeug zum Graben, Gravieren, eingeritzter Buchstabe, körperliche und sprachliche Eigenart, Merkmal’,
im
Lat. auch
‘das den Tieren (auch Sklaven) eingebrannte Erkennungszeichen, der Stempel’,
zu
griech.
charássein
(
χαράσσειν)
‘spitzen, ritzen, eingraben, prägen’.
Die Bedeutung
‘Buchstabe, Zauberzeichen’
ist noch im 18. Jh. nachzuweisen.
Die bis ins 19. Jh. bezeugte Verwendung im Sinne von
‘Merkmal, Zeichen’
wird seit dem Ende des 17. Jhs.
auf Stand und Rang einer Person
(
den Charakter eines Sekretärs erhalten)
und in zunehmendem Maße seit der 1. Hälfte des 18. Jhs.
auf die Gesamtheit ihrer Wesenszüge,
auf ihre Eigenart bezogen.
Der
Charakter
ist also im wesentlichen das dem Menschen
‘Eingeritzte, Eingeprägte’
an psychischen und geistigen Eigenarten.
Diese Bedeutung liegt bereits im
Griech. vor,
wird aber im
Dt.,
wohl unter Einfluß von
frz.
caractère,
erneut entwickelt.
Auch die Verwendung von
Charakter
bei Sachobjekten
entsteht in der 1. Hälfte des 18. Jhs.
charakterisieren
Vb.
‘mit einem Zeichen, Merkmal versehen’
(17. Jh.),
‘einen Rang, Titel verleihen’
(17. Jh.,
anfangs häufig im Part. Prät.),
‘jmdn. oder etw. gemäß seiner Eigenart schildern, darstellen’
(18. Jh.),
aus
frz.
caractériser
entlehnt.
charakteristisch
Adj.
‘kennzeichnend, typisch’
(18. Jh.;
unklarer Frühbeleg bei
Paracelsus),
im 18. Jh. daneben gelegentlich
charakterisch.
Charakteristik
f.
im 17. Jh. von
frz.
caractéristique
(subst. Adj.)
übernommen,
‘Kennzeichen, Merkmal’
(17. bis 19. Jh.),
meist aber
‘Schilderung der Wesenszüge, Merkmale einer Person oder Sache, Charakterisierung’
(seit 18. Jh.).
Die Bedeutung
‘Kennzeichen, Merkmal’
wird im 20. Jh. ausschließlich durch
Charakteristikum
n.
ausgedrückt,
eine
nlat.,
seit dem 19. Jh. bezeugte Bildung
(im 18. Jh. vereinzelt mit
griech. Endung
Characteristicon).