umgangssprachlich, abwertend immer (wieder) dasselbe; ein altbekanntes Thema; eine Thematik, Argumentation, Vorgehensweise o. Ä., die wegen ihrer häufigen Wiederholung in unveränderter Form längst bekannt ist und daher Überdruss, Ablehnung hervorruft
Kollokationen:
als Prädikativ: das alte Lied sein
mit Adverbialbestimmung: immer wieder das alte Lied
Beispiele:
Wenn wir Gewinn erzielen sollten, müsste bei uns die Vorspeise 90
Euro kosten – das ist in Pariser Top‑Restaurants heute normal, zahlt in
Deutschland aber kein Mensch. Kommt jetzt das alte
Lied, dass in Frankreich alles besser ist? Nicht alles. Aber
dort besteht immerhin kein Zweifel daran, dass große Küche zur Kultur
gehört. [Süddeutsche Zeitung, 29.09.2018]
Es ist immer das alte Lied: Wenn es einem
Verein dreckig geht, dann wollen sie damit alle nichts zu tun haben. Geht es
einem Verein gut, dann kommen sie alle raus aus den Löchern und sagen, sie
würden gerne mitmachen. [Bild, 04.02.2012]
Hier geht um das ewig alte
Lied, was man sich denn nur zu Weihnachten schenken soll. [Südkurier, 28.02.2004]
Immer das alte Lied, ständig der gleiche
Sermon, wenn’s ums Geld geht: »Wir lassen uns von den Managern nichts
vorschreiben, gar nichts«[…]:
[…] [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 03.11.1993]
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Phrasem:
⟨das alte Lied (von etw.) singen, spielen, anstimmen
(= immer wieder dasselbe sagen, erzählen, vortragen)
(= in Ermangelung neuer Ideen eine altbekannte Argumentation bis zum Überdruss wiederholen)⟩
Beispiele:
Die Erhöhung der Energiepreise – auch beim
Gas – in der Endphase des Wahlkampfes ist für die Politik unangenehm.
Deshalb singen die Parteien jetzt wieder das alte
Lied von den gierigen Konzernen, die sich rücksichtslos
eine goldene Nase verdienen wollen. [Die Welt, 07.09.2005]
[…] der Wachstums‑ und Beschleunigungswahn ist
ungebrochen. Kaum ging das Hochwasser zurück, wird im Bundestag wieder
das alte Lied angestimmt: Wachstum, Wachstum!
Das kann nicht die Antwort auf die Herausforderungen einer radikal
veränderten Welt sein. [Süddeutsche Zeitung, 16.07.2013]
George W. Bush ist vergessen, verdrängt die
Tatsache, dass Obama von ihm eine Volkswirtschaft im freien Fall
übernahm und auslöffeln durfte, was ihm Bush’sche Hybris und die
Finanzkrise eingebrockt hatten. […]
[Präsidentschaftskandidat] Mitt
Romney[…] singt
das alte Lied vom Grünschnabel Obama, der nie
etwas gemanagt habe, weder ein Unternehmen noch einen Bundesstaat. [Der Standard, 07.09.2011]
Die Budgetpolitik dürfte den Handel bestimmen. […] An der Wall Street wird auch in der neuen Woche
das alte Lied gespielt: Die zum Jahresende
drohende sogenannte Fiskalklippe
(= verschiedene Maßnahmen zur Begrenzung der Staatsverschuldung in den USA)
dürfte den Handel weiter bestimmen. [Der Standard, 09.12.2012]