Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

den Geist aufgeben

Die Wendung kann statt des bestimmten Artikels auch ein Possessivpronomen wie etwa seinen, ihren enthalten.
Grammatik Mehrwortausdruck · wird nur im Singular verwendet
Aussprache 
Hauptbestandteile Geist1 aufgeben

Bedeutungsübersicht+

  1. 1. [umgangssprachlich, salopp] ⟨etw. gibt den Geist auf⟩ besonders von technischen Gebrauchsgeräten: die Funktionstüchtigkeit einbüßen, versagen; kaputtgehen
  2. 2. [veraltet, noch dichterisch, verhüllend] ⟨jmd. gibt seinen Geist auf⟩ sterben
ZDL-Vollartikel

Bedeutungen

1.
umgangssprachlich, salopp etw. gibt den Geist aufbesonders von technischen Gebrauchsgeräten   die Funktionstüchtigkeit einbüßen, versagen; kaputtgehen
Kollokationen:
mit Adverbialbestimmung: etw. gibt plötzlich, endgültig, langsam den Geist auf
mit Aktivsubjekt: ein Gerät, Auto gibt den Geist auf; ein Motor, Akku, Computer, Kühlschrank, Laptop gibt seinen Geist auf
Beispiele:
Viele Nachbarn haben ein zweites, abgemeldetes Auto im Vorgarten stehen, das bei Bedarf wieder angeworfen werden könnte. Manchmal geht die verbeulte Kiste auch an irgendeinen Nachbarn, dessen alte Möhre endgültig den Geist aufgegeben hat […]. [Die Welt, 22.10.2019]
Ich befürchte, dass die [Geflügel-]Schere bei häufigem Gebrauch relativ früh ihren Geist aufgibt, wenn sie schon beim ersten Hähnchenknochen versagt. [Süddeutsche Zeitung, 15.12.2018]
Mein Vater nennt es nicht: das Herz. Er nennt es: die Pumpe. Als sei es ein Gerät, das den Geist aufgibt, gegen das man noch dreimal schlägt, um zu sehen, ob es nicht doch wieder anspringt[…]. [Zeit Magazin, 23.03.2017]
Für Anwendungsbereiche wie eine Autowerkstatt kann es schon ausreichen, einen Laptop zu wählen, der nur über ein verstärktes Gehäuse verfügt. Der darf dann auch mal von der Werkbank fallen, ohne gleich den Geist aufzugeben. [Süddeutsche Zeitung, 12.04.2010]
[…] wenn die Waschmaschine den Geist aufgibt, der Computer sich nicht mehr bedienen lässt oder das Klavier neu gestimmt werden muss: Der Fiskus übernimmt in jedem Fall einen Teil der Kosten für Wartung oder Reparatur. [Welt am Sonntag, 09.08.2009]
Wir haben uns an ein reibungsloses Funktionieren der Technik gewöhnt. Was für eine große Rolle sie spielt, merken wir erst, wenn sie ihren Geist einmal aufgibt. [Die Zeit, 22.04.2009]
[…] schon beim Einschalten muss er die Tasten der Fernbedienung sehr fest drücken, weil die Batterien beinahe leer sind. […] Minuten später gibt die Fernbedienung endgültig ihren Geist auf. [Die Welt, 03.01.2004]
2.
veraltet, noch dichterisch, verhüllend jmd. gibt seinen Geist aufsterben
Beispiele:
Alle dachten, nun stürbe sie, und dann wäre es gewiß kein schöner Tod gewesen, so mitten unter ohnmächtigen Weibern den Geist aufzugeben. [Thelen, Albert Vigoleis: Die Insel des zweiten Gesichts, Düsseldorf: Claassen 1981 [1953], S. 437]
Er [Octavian] war so klug, die Augen niederzuschlagen. Ich wette, daß er sie [Kleopatra] nie gesehen hat. Der schlaue junge Kerl war mit seinem Panzer gerüstet. Sie hätte es sonst mit ihrer Haut versucht und sich an ihn geschmiegt, gerade während Antonius den Geist aufgab. […] [Canetti, Elias: Die Blendung, München: Hanser 1994 [1935], S. 490]
Die Sklaven holten die Herrin von Tula aus ihrem Palast hervor, mißhandelten sie, banden sie kreuzweise an einen Yuccabaum und schossen so lange mit Pfeilen nach ihr, bis sie den Geist aufgab. [Stucken, Eduard: Die weißen Götter, Stuttgart: Stuttgarter Hausbücherei [1960] [1919], S. 588]
Die beiden Rivalen gehen sofort mit vereinten Kräften auf den Gouverneur los; der starke Tai‑Tai zerbricht ihm die Kinnlade, und Lobu stößt ihm sein Schwert durch den Bauch, daß der Bösewicht gleich aufbrüllend den Geist aufgibt. [Scheerbart, Paul: Immer mutig! In: Deutsche Literatur von Lessing bis Kafka, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1902], S. 144646]

letzte Änderung:

Thesaurus

Synonymgruppe
(jemandem) schlägt die Stunde · (jemandes) letztes Stündlein hat geschlagen · (seinen) letzten Atemzug tun · ableben · das Zeitliche segnen · erlöschen · in die ewigen Jagdgründe eingehen · verdämmern · verscheiden · versterben · wegsterben  ●  (die) Augen für immer schließen  verhüllend · (die) Reihen lichten sich  fig. · abtreten  fig. · aus dem Leben scheiden  fig. · davongehen  fig. · entschlafen  fig., verhüllend · fallen  militärisch · gehen  verhüllend · heimgehen  fig., verhüllend · sanft entschlafen  verhüllend, fig. · seinen letzten Gang gehen  fig. · sterben  Hauptform · uns verlassen  verhüllend · vom Stangerl fallen  fig., bairisch · von der Bühne (des Lebens) abtreten  fig. · von uns gehen  fig. · (den) Arsch zukneifen  vulg., fig. · (den) Löffel abgeben  ugs., fig., salopp · (seine) letzte Fahrt antreten  ugs., fig. · dahingehen  geh., verhüllend · dahingerafft werden (von)  ugs. · dahinscheiden  geh., verhüllend · den Geist aufgeben  ugs. · den Weg allen Fleisches gehen  geh. · die Grätsche machen  ugs., salopp · die Hufe hochreißen  derb, fig. · dran glauben (müssen)  ugs. · in die Ewigkeit abberufen werden  geh., fig. · in die Grube fahren  ugs., fig. · in die Grube gehen  ugs. · ins Grab sinken  geh., fig. · ins Gras beißen  ugs., fig. · sein Leben aushauchen  geh. · seinen Geist aufgeben  ugs. · seinen Geist aushauchen  geh. · vor seinen Richter treten  geh., religiös, fig. · vor seinen Schöpfer treten  geh., fig.
Unterbegriffe
  • eines natürlichen Todes sterben · keines gewaltsamen Todes sterben
  • den nassen Tod erleiden · den nassen Tod finden · ersaufen · in den Fluten umkommen · untergehen  ●  ertrinken Hauptform · absaufen ugs. · versaufen derb
  • (den) Hungertod sterben · an Nahrungsmangel zugrunde gehen · bei/in einer Hungersnot umkommen · vor Hunger sterben  ●  verhungern Hauptform · hungers sterben geh., veraltet
  • abkratzen derb · abnippeln derb · elendig sterben derb · elendig verrecken derb · hopsgehen derb · krepieren ugs. · verrecken derb
  • aus dem Leben gerissen werden · aus der Mitte des Lebens gerissen werden · in Schönheit sterben · mit wehenden Fahnen untergehen  ●  jung sterben Hauptform
  • ersticken
  • abkacken derb · abkratzen derb, Hauptform · abnibbeln derb · abnippeln derb · abschnappen derb · abschrammen derb · den Arsch zukneifen derb · hopsgehen ugs., salopp
  • (den) Tod erleiden · (den) Tod finden · (ein) Opfer (des / der ...) werden · (jemanden) das Leben kosten · (sein) Leben lassen · (sein) Leben verlieren · es gibt (...) Tote · getötet werden · tödlich verunglücken · umkommen  ●  draußen bleiben veraltend, historisch · ums Leben kommen Hauptform · (jemanden) dahinraffen geh. · dahingerafft werden geh. · draufgehen (bei) ugs., salopp · hopsgehen ugs., salopp · tot bleiben ugs., regional, veraltet · vor die Hunde gehen ugs., sprichwörtlich · zu Tode kommen geh. · über den Deister gehen ugs., salopp, norddeutsch · über den Jordan gehen ugs., salopp · über die Wupper gehen ugs., regional, salopp
  • an Blutverlust sterben  ●  verbluten Hauptform
  • (den) Kältetod erleiden · erfrieren
  • (sein) Leben geben · (sein) Leben opfern · (sich) opfern
  • (seinen Verletzungen, einem Leiden) erliegen · dahingerafft werden (von)  ●  sterben an Hauptform · von seinem Leiden erlöst werden verhüllend
  • an Wassermangel zugrunde gehen  ●  verdursten Hauptform
  • (ur)plötzlich sterben · plötzlich tot sein · tot umfallen  ●  (jemanden) ereilt der Tod geh.
  • als er ans Sterben kam · als er nun sterben sollte · als er sich zur letzten Ruhe begab · als er sich zur letzten Ruhe bettete
  • (es) geht zu Ende (mit jemandem) · (jemandes) Tage sind gezählt · (jemandes) Zeit ist gekommen · (jemandes) letzte Tage sind gekommen · in den letzten Zügen liegen  ●  (bald) gehen verhüllend, fig. · im Sterben liegen Hauptform · (jemandem) wachsen schon Flügel derb, sarkastisch · ans Sterben kommen geh., veraltend · es bald hinter sich haben ugs., salopp · es nicht mehr lange machen derb · seine Tage beschließen geh.
  • als Held sterben · für das Vaterland sterben  ●  auf dem Feld der Ehre sein Leben lassen veraltet · auf dem Feld der Ehre sterben veraltet · draußen bleiben verhüllend, veraltet · fallen militärisch, Hauptform
Assoziationen
  • auf dem Feld der Ehre sein Leben gelassen · gefallen · getötet worden  ●  auf dem Feld der Ehre gefallen pathetisch · den Heldentod gestorben pathetisch · im Feld geblieben fig., verhüllend · draußen geblieben ugs., Jargon
  • (seinen Verletzungen) erlegen · gestorben · nicht mehr sein · nicht mehr unter den Lebenden · nicht mehr unter uns (weilen) · seligen Angedenkens (nachgestellt) · seligen Gedenkens (nachgestellt) · verschieden · verstorben  ●  (nur) mit den Füßen zuerst fig. · hat uns verlassen verhüllend, fig. · selig (nachgestellt) veraltet · tot Hauptform · tot und begraben Verstärkung · von uns gegangen verhüllend, fig. · (jemand) hat es hinter sich derb · aus dem Leben geschieden geh., verhüllend, floskelhaft · dahingegangen geh., verhüllend, fig. · dahingeschieden geh., verhüllend, fig. · draufgegangen (bei) ugs. · draußen geblieben fachspr., militärisch, Jargon · es ist aus (mit jemandem) ugs. · gefallen fachspr., militärisch, Jargon · gehimmelt ugs. · unterm Torf ugs., salopp, fig. · verblichen geh. · weg vom Fenster ugs., fig.
  • (den) Freitod wählen · (die) (letzte) Konsequenz ziehen · (sein) Leben wegwerfen · (sich) (selbst) richten · (sich) (selbst) töten · (sich) (selbst) umbringen · (sich) das Leben nehmen · (sich) etwas antun · (sich) vom Leben zum Tode befördern · Hand an sich legen · Selbstmord begehen · Suizid begehen · durch eigene Hand sterben · seinem Leben ein Ende machen · seinem Leben ein Ende setzen  ●  (sich selbst) (den) Garaus machen geh. · (sich) den Tod geben geh. · (sich) ein Leid antun (lit.) geh. · (sich) ein Leids antun (lit.) geh., verhüllend · (sich) entleiben geh. · (sich) wegschmeißen derb
  • auslöschen · ermorden · killen · meucheln · tot... · umbringen · ums Leben bringen  ●  (jemandem) (den) Lebensfaden abschneiden fig. · (jemandem) das Lebenslicht auslöschen fig., variabel · ins Jenseits befördern fig. · töten (absichtlich) Hauptform · zum Schweigen bringen fig. · zur Strecke bringen fig. · (jemandem) den Garaus machen ugs. · abmurksen ugs. · abservieren ugs., salopp, fig. · ausknipsen ugs., fig., salopp · entleiben geh. · in die ewigen Jagdgründe schicken ugs., fig. · ins Gras beißen lassen ugs., fig. · ins Nirwana befördern ugs. · kaltmachen ugs. · totmachen ugs. · um die Ecke bringen ugs., fig. · umlegen ugs. · vom Leben zum Tode befördern geh. · über die Klinge springen lassen ugs., fig.
  • arbeiten bis zum Schluss · in Ausübung seiner Tätigkeit sterben · in den Sielen sterben · in treuer Pflichterfüllung sterben · jemand arbeitet, bis er tot umfällt
  • knapp überleben · noch einmal mit dem Leben davonkommen · reanimiert werden · von den Toten auferstehen  ●  dem Tod ein Schnippchen schlagen fig. · dem Tod von der Schippe springen fig. · wieder auferstehen (von den Toten) biblisch · beinahe draufgehen bei derb, variabel
  • Ableben · Abschied · Exitus · Hinscheiden · Lebensende · Sterben · Versterben  ●  (jemandes) Tod Hauptform · Abberufung verhüllend, fig. · Heimgang religiös · Hinschied schweiz. · Sterbefall fachspr., Amtsdeutsch
  • absterben (Pflanzen) · verdorren · vertrocknen  ●  eingehen (Pflanzen) Hauptform · kaputtgehen ugs.
  • eingehen (Tiere) · krepieren · sterben · verenden
  • Leiche · Leichnam · Toter · sterbliche Hülle · sterbliche Überreste · toter Körper
  • in Massen sterben · in Massen umkommen · massenhaft sterben · sterben wie die Fliegen
  • Abgelebter · Dahingegangener · Dahingeschiedener · Ermordeter · Gefallener · Leiche · Verblichener  ●  Entschlafener verhüllend · Toter Hauptform · Verstorbener Hauptform · Getöteter geh. · Verschiedener geh.
  • Todeskandidat · Todgeweihter  ●  Sterbende weibl. · Sterbender männl. · (ein) Moribunder geh. · Moribundus geh.
Zitationshilfe
„den Geist aufgeben“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/den%20Geist%20aufgeben>.

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