umgangssprachlich Fähigkeit oder Eigenschaft, unempfindlich, gleichmütig gegenüber Kritik, widrigen Umständen, Rückschlägen o. Ä. zu sein
Synonym zu Dickfelligkeit, dicke Haut
Kollokationen:
als Akkusativobjekt: ein dickes Fell haben, brauchen
hat Präpositionalgruppe/-objekt: ein dickes Fell gegen, gegenüber etw. [Kritik, Vorwürfen] (haben)
mit Adverbialbestimmung: ein ziemlich, besonders, ganz dickes Fell
Beispiele:
Am Ende des Gesprächs sagt [der Präsident] Hollande: »Ich habe ein dickes
Fell, ich bin kaltblütig«. Er werde nicht beim ersten
Gegenwind aufgeben, seine Verantwortung sei es, das Land in einem Kampf
anzuführen. [Der Spiegel, 29.03.2013 (online)]
[…] »Ich bin Tänzer, in dieser Branche braucht
man ohnehin ein dickes Fell. Nichts, was die Leute
sagen könnten, könnte mich jemals verletzen. Meine Familie hält zu mir,
meine Freunde, mein Team – mehr brauche ich nicht.« [Süddeutsche Zeitung, 19.09.2018]
[…] Schlangen rund um den Wohnblock, Fragen wie beim
Polizeiverhör: Wer heute eine Wohnung sucht, braucht nicht nur in
Großstädten ein dickes Fell. Der Wohnungsmarkt ist
vielerorts leergefegt, die Mieten gehen durch die Decke! [Bild, 17.04.2018]
Der portugiesische Schriftsteller und Nobelpreisträger blieb Zeit
seines Lebens eine streitbare Persönlichkeit. In einem Interview mit der
ZEIT sagte Saramago 2008 auf die Frage, ob ihn die Rolle des ewigen
Provokateurs nicht anstrenge: »Ach was, ich habe ein dickes
Fell.« […] [Die Zeit, 21.12.2010, Nr. 51]
Man muss ein ziemlich dickes Fell haben, um
das Leben in gewissen Phasen nicht als Zumutung zu empfinden. [Der Tagesspiegel, 25.05.2005]
[…] Mitch
Franke [deutscher Baseballspieler] muß Geduld,
Durchsetzungsvermögen und ein dickes Fell mitbringen,
um sich in Amerika durchzusetzen. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.12.2001]
a)
Phrasem:
⟨ein dickes Fell bekommen
(= gegenüber Ärger, Kritik, widrigen Umständen o. Ä. unempfindlich, gleichmütig werden)⟩
Beispiele:
Für den Schauspieler Adam Driver […]
ist die Armee eine gute Vorbereitung auf eine Karriere in Hollywood. »In
der Army ist der Umgangston rau, man bekommt schnell ein
dickes Fell. Als Soldat ist man sich seiner
Sterblichkeit sehr bewusst, so wie man sich in Hollywood immer am Rande
des Karrieretodes bewegt«, sagte Driver […] der deutschen Ausgabe des »Playboy«. [Die Zeit, 02.12.2015 (online)]
Die eierlegende Wollmilchsau ist
[…] in der Realität ein
tiefenentspanntes Arbeitstier, das vieles mit sich machen lässt und so
mit der Zeit ein ziemlich dickes Fell bekommt.
Ein dickes Fell zu haben, ist eine der Eigenschaften, mit denen sich
»Spitzenmitarbeiter« laut einer Studie des Harvard Business Manager vom
Durchschnitt abheben. [Süddeutsche Zeitung, 23.11.2015]
Ich bin jetzt knapp ein Jahr Tigers‑Trainer. Für mich als jungen
Coach[…] war Hamburg genau die
richtige Herausforderung, obgleich es zu Beginn viele Turbulenzen wegen
des fehlenden Geldes im Verein gab. Aber mit der Zeit habe ich auch ein
dickes Fell bekommen, schließlich haben wir
die Saison sportlich sauber, trotz des frühen Ausscheidens in den
Play‑offs, zu Ende gebracht. [Die Welt, 02.11.2000]
b)
Phrasem:
⟨sich ein dickes Fell zulegen
(= die Fähigkeit entwickeln, gegenüber Ärger, Kritik, widrigen Umständen o. Ä. unempfindlich, gleichmütig zu bleiben)⟩
Beispiele:
In seiner langen Karriere hat sich der inzwischen 32 Jahre alte
Torwart augenscheinlich ein dickes Fell zugelegt
– zu viele Rückschläge mußte er auf dem Weg zur Weltklasse verkraften. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.04.2005]
In der Zeit zwischen vier und sechs muss ich am Wochenende oft
zu Großraumdiskos. Die Mädels, die da alleine rauskommen, sehen in dem
adretten Taxifahrer dann die letzte Rettung des Abends und schmeißen
sich an mich ran. Oft steigen an diesen Orten auch die berüchtigten
Kleinstadt‑Gangster ein, die viel zu laut sind oder ins Auto kotzen. Da
muss man sich ein dickes Fell zulegen und auch
mal zurückschreien oder Leute abweisen. [jetzt-Magazin (SZ), 14.05.2018]
S[…] ist sich bewusst, dass kein
anderer Akteur im Fußball derart unter Beobachtung steht wie der
Bundesliga‑Schiedsrichter. Kaum eine Fußballsendung vergeht, in der
nicht mindestens drei, vier Entscheidung des Unparteiischen aus zig
Perspektiven betrachtet und kritisiert werden. […] Da muss man sich erst einmal ein
dickes Fell zulegen, an dem die Kritik
abprallen kann. [Welt am Sonntag, 03.09.2017, Nr. 36]