⟨jmd. verliert die Fassung⟩sein inneres Gleichgewicht, die Kontrolle über seine Emotionen verlieren; sich nicht mehr beherrschen (können)
siehe auch die Nerven verlieren, Synonym zu aus der Fassung geraten
Kollokationen:
mit Adverbialbestimmung: völlig, kurz, schnell, beinahe die Fassung
verlieren
Beispiele:
Eine 37‑jährige Frau […]
verlor
[…] völlig die
Fassung, weil sie in der Justizvollzugsanstalt Amberg einen
Gefangenen besuchen wollte, aber leider zu spät kam. […]
Dies wollte die Frau nicht akzeptieren, […] geriet immer mehr in
Rage. [Mittelbayerische, 17.03.2021]
Angesprochen auf seine Ex‑Freundin, verliert
er kurz die Fassung, da rutscht ihm ein Schimpfwort
raus, das er sofort mit einer kleinen Geste wieder einfängt: »Machen wir
lieber den Deckel drauf«, soll das wohl heißen. [Welt am Sonntag, 22.03.2015]
Der Chorsaal mit der Raumnummer 800 war berüchtigt als Zuchthalle:
Wenn er [der Domkapellmeister]
die Fassung verlor, büßte er seinen Anstand ein – aus
dem netten älteren Herrn wurde ein wütender, schreiender,
klavierdeckeldreschender Diktator. [Süddeutsche Zeitung, 02.07.2020]
Als jemand sie [Chelsea Clinton]
kürzlich nach der einstigen Affäre ihres Vaters [Bill Clinton] mit einer Praktikantin fragte,
verlor sie beinahe die
Fassung. Meist aber wirkt sie fröhlich und
sanftmütig[…]. [Süddeutsche Zeitung, 10.04.2013]
Was muss passieren, damit Sie ausrasten?
[–] Ich kann schnell die Fassung
verlieren, wenn Menschen sich bewusst sachlichen Argumenten
verschließen. [Leipziger Volkszeitung, 05.05.2006]
Dass er [Adolf Eichmann] damals
die Fassung verloren hatte, unbeherrscht gewesen
war und seine Aggressionen durchgebrochen waren, erschien ihm als Makel, wo
er sich doch sonst so viel darauf zugute hielt, »frei von Gebrüll und
Rüpeleien« gewesen zu sein. [Die Zeit, 23.03.2000]
[»]Und jetzt heißt es: ein Saboteur! Das ist
also euer Arbeiterstaat. Ihr seid nicht besser als die Nazis.« Da
verliert der Direktor die
Fassung und schlägt dem Arbeiter ins Gesicht. Der
Geohrfeigte behält das letzte Wort: »Das kostet dich die Stellung, Direktor.
Das ist nicht wie bei Hitler.« [Engler, Wolfgang: Die Ostdeutschen. Berlin: Aufbau-Taschenbuch-Verl. 2000 [1999], S. 287]