Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

dirimieren

Grammatik Verb · dirimiert, dirimierte, hat dirimiert
Aussprache [diʀiˈmiːʀən]
Worttrennung di-ri-mie-ren
Wortbildung  mit ›dirimieren‹ als Erstglied: Dirimierung
Herkunft aus dirimerelat ‘unterscheiden, scheiden’
DWDS-Vollartikel

Bedeutungen

1.
A jmd. dirimiert (etw.)von einer Person, die einem entscheidungsberechtigten Gremium vorsitzt   (bei Stimmengleichheit in einer Abstimmung) durch sein Votum (1) eine Entscheidung (zugunsten einer der Optionen) herbeiführen
Beispiele:
Die Debatte um das Spendengeld hat inzwischen […] dazu geführt, dass sich die ursprünglich positiv eingestellte SPÖ gegen den Firmenausbau stellt. Damit wird es voraussichtlich im Gemeinderat diesen Mittwoch zu einem Patt zwischen ÖVP, FPÖ, Liste Salz und SPÖ, Grünen und der KPÖ kommen. In diesem Fall kann Bürgermeister P[…] dirimieren; das heißt, seine Stimme wird doppelt gezählt. Damit könnte Schwarz‑Blau das Projekt mit der denkbar knappsten Mehrheit durchsetzen. [Der Standard, 03.07.2019]
Nach zwei Jahren im Amt habe die Bürgermeister‑Partei bereits rund 15 Mal dirimieren (also die Entscheidung bei Stimmengleichheit mit der Zweitstimme herbeiführen) müssen. [»Wir brauchen neue Gastarbeiter im Pflegebereich«, 13.09.2021, aufgerufen am 08.11.2022]
Im Bauausschuss musste die SPÖ‑Vorsitzende bei Stimmengleichheit dirimieren. [Salzburger Nachrichten, 18.08.2021]
In diesem Fall müsste der Vorsitz die Entscheidung dirimieren – und weil die ÖVP im Kultur‑ und Sportausschuss den Vorsitz führt, wäre der Antrag abgelehnt worden. [Salzburger Nachrichten, 12.09.2014]
Der Gerichtshof entscheidet mit der Majorität der Stimmen; bei Stimmengleichheit dirimiert der Präsident. [Archiv der Gegenwart, 2001 [1945]]
2.
veraltet etw. dirimiert (sich)(sich) aufteilen, abtrennen, entfremden
Beispiele:
»Was wirklich ist, ist in sich notwendig«, sagt er [Hegel] in seiner Rechtsphilophie. »Die Notwendigkeit besteht darin, daß das Ganze in die Begriffsunterschiede dirimiert sei und daß dieses Dirimierte eine feste und aushaltende Bestimmtheit abgebe, die nicht totfest ist, sondern in der Auflösung sich immer erzeugt.« [Lukács, Georg: Geschichte und Klassenbewußtsein. Neuwied [u. a.]: Leuchterhand 1970 [1923], S. 81]
Urteilung wird […] auch als das Wesen des Selbstbewußtseins erwiesen, denn wenn es auch sich stets in Selbst und Anderes dirimiert, besteht es doch – als ein Lebendiges – in dem Spiel und Widerspiel dieser seiner konstitutiven Faktoren. [Gadamer, Hans-Georg: Wahrheit und Methode. Tübingen: Mohr 1960, S. 237]
Dirimentia (Dirimenzien, lat.), Scheidungsgründe, Ehehindernisse; dirimieren, trennen, scheiden. [Brockhaus’ Kleines Konversations-Lexikon. Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1906], S. 17512]
Der Begriff in seine abstracten Momente dirimirt, hat die Einzelnheit und Allgemeinheit zu seinen Extremen, und er selbst erscheint als die zwischen ihnen stehende Besonderheit. [Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 2. Nürnberg 1816]

letzte Änderung:

Zitationshilfe
„dirimieren“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dirimieren>.

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