dominant
GrammatikAdjektiv · Komparativ: dominanter · Superlativ: am dominantesten
Aussprache [domiˈnant]
Worttrennung do-mi-nant
Wortzerlegung dominieren -ant2
Wortbildung
mit ›dominant‹ als Letztglied:
prädominant
·
mit ›dominant‹ als Grundform:
Dominante
Herkunft aus gleichbedeutend dominānslat < dominārīlat
‘herrschen’
Bedeutungsübersicht
eWDG und ZDL
Bedeutungen
1.
vorherrschendWDG
Kollokationen:
mit Adverbialbestimmung: wirtschaftlich dominant
als Adjektivattribut: eine dominante Marktstellung, Marktposition
Beispiele:
das dominante Element ist in diesem Stück der RhythmusWDG
Angst und Unbehagen sind dominante Gefühle in
der Coronakrise. [Der Tagesspiegel, 05.06.2021]
Drittens dürften die genannten Zahlungsanbieter (noch) keine
dominante Marktstellung haben, sondern
konkurrieren miteinander und mit Bargeld um Kundschaft. [Neue Zürcher Zeitung, 26.05.2021]
Sex bleibt also vor allem deshalb die
dominante Form der Fortpflanzung, weil auf diese
Weise die genetischen Vorteile am besten erhalten bleiben. [Süddeutsche Zeitung, 26.05.2015]
Nicht ganz so evident ist das Verhältnis [von Seinsstruktur und Seinsmodus] bei Qualität und Quantität,
denn es gibt Seinsgebiete, auf denen das Quantitative ganz zurücktritt,
während die Qualitäten dominant sind. [Hartmann, Nicolai: Der Aufbau der realen Welt. Berlin: de Gruyter 1940, S. 1]
a)
von Eigenschaften, Eindrücken überwiegend, hauptsächlich, herausstechend
Kollokationen:
mit Adverbialbestimmung: städtebaulich dominant
Beispiele:
Manchmal ist eine Farbe dominant, doch
auch da, wo Kowski eine üppige Palette einsetzt, entsteht nie der
Eindruck von Buntheit. [Leipziger Volkszeitung, 05.08.2020]
Weiß ist die dominante Farbe, vom Brunnen
im hinteren Bereich aus strahlt die Architektur etwas Beruhigendes aus. [Saarbrücker Zeitung, 19.08.2021]
Der Konformismus des Nonkonformismus ist eines der
dominantesten Merkmale der Hipster‑Kultur. [Die Zeit, 21.07.2016]
In den Medien, in der Werbung, in der Popkultur ist Sex das
dominante Signal, und die einst streng
verpönte Pornografie ist jedermann zugänglich. [Die Zeit, 01.06.2011]
Das laute oder leise Unbehagen, das uns gegenüber Menschen
befällt, die ihre körperlichen Verrichtungen offener besprechen oder
benennen, die diese Verrichtungen weniger verdecken und zurückhalten als
wir, ist eine der dominanten Empfindungen, die in
dem Urteil »barbarisch« oder »unzivilisiert« zum Ausdruck kommen. [Elias, Norbert: Über den Prozeß der Zivilisation. Soziogenetische und psychogenetische Untersuchungen. Bd. 1. Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1992 [1939], S. 7]
b)
Psychologie sich (gegen andere) durchsetzend; (anderen gegenüber) überlegen, von höherem Status
Kollokationen:
mit Adverbialbestimmung: gesellschaftlich, politisch dominant
als Adjektivattribut: ein dominantes Männchen, Weibchen; eine dominante Mutter, Rolle
als Adverbialbestimmung: dominant auftreten, spielen, agieren, wirken
in Koordination: dominant und aggressiv, souverän, selbstbewusst
Beispiele:
Die Frau war mit einer dominanten Mutter
aufgewachsen, die die Bedürfnisse der Tochter ignorierte, und mit einem
angepassten Vater, der »unterm Pantoffel« stand. [Süddeutsche Zeitung, 24.04.2021]
In jeder Gruppe gibt es ein klar
dominantes Männchen, das allerlei Privilegien
beansprucht. [Süddeutsche Zeitung, 29.07.2021]
In die Kategorie Diskreditierung von Frauen fällt
[…] die Zuschreibung »ehrgeizig«. Bei
Männern würde man sagen: durchsetzungsstark,
dominant oder entschlossen. [Die Welt, 01.04.2021]
Wären alle beim FC Bayern mit der gebotenen Ernsthaftigkeit in
die Partie gegangen, hätten sie am Ende nicht noch zittern müssen. »So
etwas ist hier in Köln nicht unser Anspruch. Wir waren
dominant, aber nicht souverän«[…]. [Welt am Sonntag, 01.11.2020]
Nach vorläufigen, noch unveröffentlichten Ergebnissen
kritisieren fast zwei Drittel der befragten Aufsichtsräte, dass wenige
dominante Persönlichkeiten oft Beiträge
anderer Aufsichtsräte einschränkten. [Süddeutsche Zeitung, 28.01.2020]
Wir hatten aber nicht bedacht, daß Klassenfreundschaften
wesentlich schwächer sind als die dominanten
Straßenfreundschaften, daß die Schüler Klassenkameraden sogar daran
hinderten, mitzukommen. [[Autorenkollektiv am Psychologischen Institut der Freien Universität Berlin]: Sozialistische Projektarbeit im Berliner Schülerladen Rote Freiheit. Frankfurt a. M.: Fischer Bücherei 1971, S. 11]
c)
Biologie andere Erbanlagen überdeckend
in gegensätzlicher Bedeutung zu rezessivWDG
Kollokationen:
als Adverbialbestimmung: dominant vererbt, auftretend
Beispiele:
eine dominante ErbeigenschaftWDG
ein dominantes MerkmalWDG
Das Gen für die rote Fellfarbe wird
dominant über das X‑Chromosom vererbt, wovon
die weibliche Katze zwei (XX) und der Kater eines (XY) hat. [Münchner Merkur, 17.09.2021]
Im Menschen gibt es Gene, die sich entweder
dominant oder rezessiv (zurücktretend)
vererben. Bei den in der Studie untersuchten Mutationen ist der Fall
dagegen nicht so klar: Manche von ihnen sind
dominant – es reicht also, wenn entweder das
von der Mutter stammende Gen oder das vom Vater mutiert ist, damit sich
die Veränderung auswirkt. Andere sind dagegen rezessiv. [Rhein-Zeitung, 09.07.2021]
Er [Mendel] bewies, dass rezessive,
also nicht dominante Merkmale eine Generation
überspringen können – bei Menschen gilt das etwa für die Haarfarben
Blond oder Rot. [Die Welt, 14.05.2020]
Da das genetische Merkmal einer blauen Iris rezessiv vererbt
wird, das einer braunen Pigmentierung jedoch
dominant und weitaus mehr Menschen einen
Fortpflanzungspartner aus einer anderen Ethnie haben (vor hundert Jahren
heiratete man zu mehr als 80 Prozent innerhalb der gleichen ethnischen
Gruppe), ist ein Rückgang des Bevölkerungsanteils mit blauen Augen eine
deutlich zu beobachtende Konsequenz. [Welt am Sonntag, 27.07.2014]
Man spricht von den rein weiß vererbenden Tieren als homozygot
dominant, von den rein bunt vererbenden als
homozygot rezessiv, von den andern, die wieder im Verhältnis 1:3
aufspalten[,]
als heterozygot. [Schlipf, Johann Adam: Schlipfs populäres Handbuch der Landwirtschaft. Berlin: Parey 1918, S. 1]
2.
besonders im Sadomasochismus die aktive Rolle beim Intimverkehr spielend (indem dem Partner z. B. Schmerzen zugefügt oder Anweisungen gegeben werden)
in gegensätzlicher Bedeutung zu devot
Kollokationen:
als Adjektivattribut: der dominante Part
Beispiele:
Die Frau habe […] vorher ihr
Einverständnis zu Gewaltanwendung durch den Mann in einer
dominanten Rolle beim Sex gegeben, so dass diese
zunächst nicht rechtswidrig gewesen sei. [Der Spiegel, 01.03.2013 (online)]
Beim Sex ist er gern dominant. [Bild am Sonntag, 24.06.2018]
Christine (39) steht auf dominanten Sex:
»Nenn! Mich! Herrin!« [Bild, 20.05.2014]
Auf dem Papier entsteht eine Info‑Grafik: »Einstecker« sind »devot«,
»masochistisch« oder »passiv«; »Austeiler« sind
»dominant«, »sadistisch« und »aktiv«. [Berliner Zeitung, 14.02.1995]
Auf rund 30 Männer, die gern die Peitsche schwingen würden, kommen
in den Annoncen durchschnittlich nur zwei unterwerfungsbereite
Masochistinnen. Hingegen bieten sich jede Menge masochistisch veranlagte
Männer an: Schlanker, hübscher junger Mann wäre gerne, als süßes Mädchen
verkleidet, das fügsame Spielzeug einer sehr
dominanten älteren Dame. [Der Spiegel, 01.10.1990]
letzte Änderung:
Zum Originalartikel des WDG gelangen Sie hier.
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
dominieren · dominant · Dominante
dominieren Vb. ‘vorherrschen, überwiegen, überragen’, im 14. Jh. aus lat. dominārī ‘herrschen’ entlehnt, zu lat. dominus ‘Herr, Gebieter’. – dominant Adj. ‘vorherrschend’ (18. Jh.), lat. domināns (Genitiv dominantis), Part. Präs. zu dominārī; heute meist dominierend. Dominante f. fünfter Ton (Quinte) einer Tonleiter, als musikalischer Begriff seit dem 17. Jh. verwendet (vgl. frz. dominante), seit dem 18. Jh. auch in dt. Texten; in der Substantivierung des Adjektivs (s. oben) ‘vorherrschendes Merkmal’ (19. Jh.).
Bedeutungsverwandte Ausdrücke
befehlshaberisch ·
bestimmend ·
dominant ·
herrisch ·
tonangebend
beherrschend ·
bestimmend ·
dominant ·
dominierend ·
führend ·
herrschend ·
maßgebend ·
maßgeblich ·
tonangebend ·
vorherrschend ●
(das) Maß aller Dinge (sein) Redensart ·
prädominant geh., bildungssprachlich, lat.
Assoziationen |
|
am ausgeprägtesten ·
am stärksten ausgeprägt ·
ausschlaggebend ·
beherrschend ·
bestimmend ·
dominant ·
dominierend ·
entscheidend
Assoziationen |
|
Psychologie
anmaßend ·
arrogant ·
dominant ·
großtuerisch ·
hochfahrend ·
hoffärtig ·
vermessen ·
überheblich ·
übertrieben selbstbewusst ●
präpotent österr. ·
insolent geh.
Oberbegriffe |
|
Assoziationen |
|
Antonyme |
|
Haupt... ·
Kern... ·
Leit... ·
bestimmend ·
dominant ·
maßgeblich ·
wesentlich(ste/r) ·
wichtigste(r)
Assoziationen |
aufdringlich (Geruch, Duft) ·
dominant ·
durchdringend ·
in die Nase stechen(d) ·
intensiv ·
penetrant ·
sich vordrängen(d) ·
stark ●
alles andere überdecken(d) variabel ·
wie ein siebenstöckiges Freudenhaus ugs.
Typische Verbindungen zu ›dominant‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›dominant‹.
Allel
Auftreten
Baumart
Erbgang
Figur
Marktposition
Marktstellung
Mutation
Mutter
Männchen
Part
Persönlichkeit
Position
Rolle
Spezies
Spielweise
Stellung
Vater
Weibchen
agieren
auftreten
auftretend
autosomal
derart
rezessiv
unvollständig
vererben
vererbt
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Dominante Dominantseptakkord Dominanz Dominat Dominicaner |
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