dreist
Adj.
‘zudringlich, frech’,
Übernahme
(1. Hälfte 16. Jh.,
zunächst
dreiste,
dann
dreist,
Ende 16. Jh.,
daneben noch
driest,
drist
in
hd. Texten des 16./17. Jhs.,
bei
omd. Autoren des 18. und frühen 19. Jhs. gerundet
dreust)
von
mnd.
drīste
‘beherzt, kühn, wagemutig’,
auch
‘frech’,
in die Literatursprache,
das mit
asächs.
thrīst(i),
mnl.
drijst(e),
driest(e),
nl.
driest,
aengl.
þrīst(e)
am ehesten mit dem unter
dringen
(s. d.)
behandelten Verb zu verbinden und damit zu
ie.
*trenk-
‘stoßen, zusammendrängen, bedrängen’
zu stellen ist.
Wie
got.
þreihan
‘drängen’
steht das Adjektiv,
setzt man
germ.
*þrīstja-
aus
*þrinhstja-
voraus,
in grammatischem Wechsel
(h
–
g)
zu
dringen;
nach
n-Ausfall
folgt Dehnung des Vokals.
Als Ausgangsbedeutung ist,
im Hinblick auf die Zugehörigkeit zu
dringen,
‘kühn andrängend’
anzusetzen,
die in der Literatursprache des 19. Jhs. jedoch hinter
‘zudringlich, frech’
verblaßt.
Wenig wahrscheinlich ist dagegen Verwandtschaft mit
lat.
trīstis
‘finster gelaunt, traurig’
und ein zusammenfassender Ansatz
ie.
*treisti-
oder
*trīsti-
‘trotzig, finster gelaunt’.
Dreistigkeit
f.
‘Frechheit’
(Ende 16. Jh.),
von
mnd.
drīstichēt.
dummdreist
Adj.
‘dumm und frech zugleich’
(Mitte 17. Jh.),
von
nd.
dumm-drīste
‘kühn ohne Klugheit und Überlegung’,
mnd.
dumme dryste.
erdreisten
Vb.
‘(frech) anmaßen’
(16. Jh.,
geläufig seit dem 18. Jh.).
dreist
und seine Ableitungen und Zusammensetzungen
werden wohl durch die Buchung bei
Adelung
(1774)
im
Hd. heimisch.