dreist
Grammatik Adjektiv
Aussprache
Wortbildung
mit ›dreist‹ als Erstglied:
Dreistheit · Dreistigkeit
·
mit ›dreist‹ als Letztglied:
dummdreist · tolldreist
·
mit ›dreist‹ als Grundform:
erdreisten
Bedeutungsübersicht
- 1. ziemlich unverschämt
- 2. [salopp] dient als Verstärkung
eWDG
Bedeutungen
1.
ziemlich unverschämt
Beispiele:
ein dreistes Benehmen, Wesen, Lächeln
eine dreiste Herausforderung, Zumutung
jmdn. mit dreisten Drohungen einschüchtern
ein dreister (= zudringlicher) Bursche
ein dreistes (= vorwitziges) Kind
er kam mit immer dreisteren Forderungen
saloppjmd. ist dreist und gottesfürchtig (= unverfroren, ohne Skrupel)
etw. dreist fordern, sagen, behaupten, durchsetzen
jmdn. dreist ansehen, belügen
2.
salopp dient als Verstärkung
Grammatik: adverbiell
a)
b)
sogar, selbst
Beispiel:
dreist wenn Sie der Chef wären, das dürften Sie sich nicht erlauben
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
dreist · Dreistigkeit · dummdreist · erdreisten
dreist Adj. ‘zudringlich, frech’, Übernahme (1. Hälfte 16. Jh., zunächst dreiste, dann dreist, Ende 16. Jh., daneben noch driest, drist in hd. Texten des 16./17. Jhs., bei omd. Autoren des 18. und frühen 19. Jhs. gerundet dreust) von mnd. drīste ‘beherzt, kühn, wagemutig’, auch ‘frech’, in die Literatursprache, das mit asächs. thrīst(i), mnl. drijst(e), driest(e), nl. driest, aengl. þrīst(e) am ehesten mit dem unter dringen (s. d.) behandelten Verb zu verbinden und damit zu ie. *trenk- ‘stoßen, zusammendrängen, bedrängen’ zu stellen ist. Wie got. þreihan ‘drängen’ steht das Adjektiv, setzt man germ. *þrīstja- aus *þrinhstja- voraus, in grammatischem Wechsel (h – g) zu dringen; nach n-Ausfall folgt Dehnung des Vokals. Als Ausgangsbedeutung ist, im Hinblick auf die Zugehörigkeit zu dringen, ‘kühn andrängend’ anzusetzen, die in der Literatursprache des 19. Jhs. jedoch hinter ‘zudringlich, frech’ verblaßt. Wenig wahrscheinlich ist dagegen Verwandtschaft mit lat. trīstis ‘finster gelaunt, traurig’ und ein zusammenfassender Ansatz ie. *treisti- oder *trīsti- ‘trotzig, finster gelaunt’. – Dreistigkeit f. ‘Frechheit’ (Ende 16. Jh.), von mnd. drīstichēt. dummdreist Adj. ‘dumm und frech zugleich’ (Mitte 17. Jh.), von nd. dumm-drīste ‘kühn ohne Klugheit und Überlegung’, mnd. dumme dryste. erdreisten Vb. ‘(frech) anmaßen’ (16. Jh., geläufig seit dem 18. Jh.). dreist und seine Ableitungen und Zusammensetzungen werden wohl durch die Buchung bei Adelung (1774) im Hd. heimisch.
Thesaurus
Synonymgruppe
dreist ·
impertinent ·
penetrant ·
unverschämt ·
vorlaut ·
wüst ●
dummdreist ugs. ·
kackendreist derb ·
kackfrech derb ·
nassforsch ugs. ·
rotzfrech ugs.
Assoziationen |
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Synonymgruppe
(ein) starkes Stück ·
(eine) Frechheit ·
(eine) Unverschämtheit ·
(etwas) spottet jeder Beschreibung ·
dreist ·
haarsträubend ·
hanebüchen ·
jeder Beschreibung spotten ·
skandalträchtig ·
unerhört ·
unglaublich ·
unsäglich ·
unverschämt ●
hagebüchen veraltet ·
nichts für schwache Nerven übertreibend ·
(da) bleibt einem die Spucke weg ugs., fig. ·
(da) hört sich doch alles auf! ugs. ·
(das ist) der Gipfel der Unverschämtheit ugs. ·
(das) schlägt dem Fass den Boden aus! ugs. ·
(das) schlägt dem Fass die Krone ins Gesicht ugs., scherzhaft-ironisch, salopp ·
(das) setzt dem ganzen die Krone auf! ugs. ·
(dazu) fällt einem nichts mehr ein ugs. ·
(ein) dicker Hund ugs., fig. ·
(eine) Zumutung! ugs. ·
(etwas) geht auf keine Kuhhaut ugs. ·
Ist das (noch) zu fassen!? ugs. ·
also so etwas! ugs. ·
bodenlos ugs. ·
das Allerletzte ugs. ·
das Letzte ugs. ·
das ist (ja wohl) die Höhe! ugs. ·
heftig! ugs. ·
ja gibt's denn sowas!? ugs. ·
kaum zu fassen ugs. ·
man fasst es nicht! ugs. ·
nicht zu fassen ugs., Hauptform ·
unmöglich ugs.
Assoziationen |
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Synonymgruppe
anmaßend ·
dreist ·
flapsig ·
respektlos ·
unartig ·
ungebührend ·
ungebührlich ·
ungehobelt ·
ungehörig ·
ungeschliffen ·
ungesittet ·
ungezogen ·
unmanierlich ·
unverfroren ·
unverschämt ●
frech Hauptform ·
präpotent österr. ·
(einen) Ton am Leib (haben) ugs., kommentierend ·
dreibastig ugs., regional ·
frech wie Dreck ugs. ·
impertinent geh. ·
kodderig ugs. ·
koddrig ugs. ·
kotzbrockig derb ·
nassforsch ugs. ·
nickelig ugs. ·
pampig ugs. ·
patzig ugs. ·
rotzfrech ugs. ·
rotzig ugs. ·
rotznäsig ugs. ·
schnodderig ugs. ·
unbotmäßig geh.
Assoziationen |
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Synonymgruppe
dreist ·
frech ·
frecherweise ·
frechweg ·
glatt ·
kaltschnäuzig ·
unverfrorenerweise ·
unverschämterweise ●
frecherdings geh., scherzhaft
Assoziationen |
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Synonymgruppe
(etwas) dreist (tun) ·
(sich) erdreisten (zu + Infinitiv) ·
(sich) nicht genieren (zu) ·
die Unverfrorenheit besitzen (zu) ·
frech genug sein (zu) ·
unverschämt genug sein (zu) ●
so schamlos sein (zu) variabel
Assoziationen |
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Typische Verbindungen zu ›dreist‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›dreist‹.
Verwendungsbeispiele für ›dreist‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Nicht aus persönlichem Interesse, sagt er, immer noch von oben herab, aber nicht mehr in der dreisten Haltung, mit verschränkten Armen wie vorhin.
[Reimann, Brigitte: Franziska Linkerhand, Berlin: Neues Leben 1974, S. 914]
Aber wenn es so lange gut geht, werden sie eben dreist.
[Reger, Erik [d.i. Dannenberger, Hermann]: Union der festen Hand, Kronberg/Ts.: Scriptor 1976 [1931], S. 331]
Das erste datierbare Werk der savoyischen Zeit ist die dreist.
[Besseler, Heinrich: Dufay. In: Die Musik in Geschichte und Gegenwart, Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1954], S. 28633]
Dagegen paßt sein brillanter Stil ausgezeichnet zu den kurzen Phrasen in seinen dreist.
[Thibault, G.: Busnois. In: Die Musik in Geschichte und Gegenwart, Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1952], S. 2164]
Daß sie sich mit meinen Thesen in keiner Weise befaßt, muß ich hinnehmen; daß sie dennoch behauptet, es zu tun, ist dreist.
[konkret, 1991]
Zitationshilfe
„dreist“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dreist>.
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