Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.
  1. Startseite
  2. Deutsches Wörterbuch (¹DWB)
  3. Eintrag zu ›auflegen‹

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

Es wurden mehrere Einträge zu Ihrer Abfrage gefunden:

aufgelegt

aufgelegt,
dispositus und bene dispositus, gestimmt, aufgeräumt: wer richtig raisonniert, erfindet auch, und wer erfinden will, musz raisonnieren können, nur die glauben, dasz sich das eine von dem andern trennen lasse, die zu keinem von beiden aufgelegt sind. Lessing 7, 429; wenn der lehrer scharfsinnig genug ist, so wird er die genies der schüler bei dieser gelegenheit leichtlich prüfen und unterscheiden können, zu welcher kunst oder wissenschaft ein jedes derselben aufgelegt ist. 6, 24; schwermut und traurigkeit machen die seele nach und nach schlaf, weichmütig und mehr als gewöhnlich zu zärtlichen eindrücken und regungen aufgelegt. Wieland 1, 313; sein herz war zur dankbarkeit, zur freundschaft und zum wolthun aufgelegt. 7, 151; die eigenschaften durch welche die luft zur erzeugung der winde aufgelegt ist. Kant 6, 76; die saiten sind so innig zum beben aufgelegt, dasz sich der ton von der saite losreiszt. Claudius 1 und 2, 27; die Deutschen sind mehr zu philosophen als zu kunstgenies aufgelegt. Hippel 11, 26; du bist heute ungemein aufgelegt über andere zu spotten; der vater war nicht gut aufgelegt. Tieck 2, 360; legt man das buch weg, so fühlt man sich zu nichts aufgelegt. Das wort scheint dem it. disposto, franz. disposé nachgebildet, doch für disporre und disposer sagt man nicht auflegen. die participia der anderen bedeutungen unseres auflegens gehören nicht hierher.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 3 (1852), Bd. I (1854), Sp. 656, Z. 47.

auflege, f.

auflege, f.
ἐπίθεμα: ein gar gut auflege oder umbschlag für grosze heubtwehe. Bartisch augend. 77. Stieler 1114 hat auch anlege pensum, angelegtes gespinst. das f. bestätigt durch ahd. analegi, scaftlegi u. a. m. vgl. auflegewasser.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 3 (1852), Bd. I (1854), Sp. 683, Z. 66.

auflegen

auflegen,
imponere, nnl. opleggen, häufig nahe grenzend an das legen auf einen, auf etwas, doch so, dasz der von der praep. regierte acc., sobald blosze partikel eintritt, im dativ steht: ich lege die hand auf dich = ich lege dir die hand auf.
1)
sinnlich: wenn die apostel die hände auflegten. apost. gesch. 8, 18; so ich jemand die hände auflege. 8, 19; den arm, den elenbogen auflegen. zumal ausbreiten, vorlegen: das tuch, die decke auflegen;
die tischtücher man da auf lait.
fastn. sp. 782, 26;
messer und gabel auflegen; das brot auflegen; legt brot auf! 1 Mos. 43, 31; das man ander frisch brot auflegen solt. 1 Sam. 21, 6; zundeten die lampen an und legten die schaubrot auf. 2 Macc. 1, 8; folgends ward der tisch entdeckt und ein tapet aufgelegt. Garg. 163ᵇ; dem ochsen das joch auflegen, dem pferde den sattel; mache du das schwere joch leichter, das er uns aufgeleget hat. 1 kön. 12, 4; kein satel nit auflegen. Soltau 448; dem rücken schwere last auflegen, dem arm harte fessel. waaren auflegen, auslegen, ausstellen, étaler:
leg auf kneht! lasz schauen
die man und die frauen.
fastn. sp. 680, 4;
bücher auflegen, vorlegen, verlegen (s. hernach unter 5); würfel auflegen. Garg. 48ᵇ (mhd. für legen. MS. 2, 6ᵃ); karten auflegen, aufschlagen, ausspielen, in verschiednem sinn: indem sie (die kartenschlägerin) die karten mischte und zum zweiten mal auflegte. Göthe 25, 279; nachdem er seine karten drei jahre vor uns verborgen gehalten hat und noch verborgen hält, sollen wir die unsrigen auflegen. 21, 109 (vgl.karte); meine erste beschäftigung war, die müllersche sammlung (von mineralien) wieder vor mir aufzulegen. Göthe an Knebel 547; briefe und urkunden auflegen; und wer will dran zweifeln, so doch der papst gut brief drum auflegt, dasz im die heilige befohlen haben. Fischart bienenk. 118ᵃ. den augen die binde, der wunde das pflaster auflegen: auflegen und eingeben (pflaster auflegen und arznei eingeben). Garg. 161ᵃ; schminke auflegen; fett auflegen, fett werden, das thier will nicht auflegen, fett ansetzen, legt zu viel fett auf; holz auflegen, forstmännisch vom baum, der viel äste treibt.
2)
figürlich, einem etwas auflegen, auferlegen: man legte dem könige auf, sich in die angelegenheiten Deutschlands fernerhin nicht weiter einzumengen. Schiller 916; ich weisz, was die delicatesse dem prinzen auflegt. 741; ein amt, eine pflicht auflegen; ewer aufgelegtes ampt. Luther 3, 324ᵇ. einen namen auflegen, nomen imponere, gewöhnlicher beilegen, zulegen: legen sie mir keinen spottnamen auf. Gotter 3, 279. eine frage auflegen, vorlegen; eine commission von theologen, denen die frage aufgelegt wurde. Schiller 812. ein leid, herzenleid auflegen; ietz sol er (der Türk) den ein not auflegen, die sein glauben nit wöllen annemen oder bekennen. Frank weltb. 105ᵇ; rücksichten auflegen: die dritte forderung an den menschen zu machen und ihm rücksicht gegen die gesellschaft aufzulegen. Schiller 1126; zins, abgabe, steuer auflegen; und sol man in umb geld strafen, wie viel des weibs man im auflegt. 2 Mos. 21, 22; den eid auflegen: wenn jemand wider seinen nehesten sündigen wird und wird im ein eid aufgelegt. 2 chron. 6, 22.
3)
zumal bedeutete auflegen schuld geben, zur last legen, eine schuld, schande, laster aufbürden, imputare: wenn jemand ein weib nimpt und wird ir gram und legt ir was schendlichs auf. 5 Mos. 22, 14; derhalb wolle euer heiligkeit bösen falschen lestermeulern nicht glauben geben, die vom Luther anders sagen oder im auflegen. Luther 1, 144ᵃ; solt uns zuvor gesagt und vermanet haben, ehe er uns solche grosze laster öffentlich fur aller welt auflegt. 3, 50ᵇ; was heltestu von dem geist, der Christo thar (darf) auflegen und sagen. 3, 54ᵇ; wirdestu auszen bleiben und dich aufgelegter sache nicht entledigen. 3, 133ᵇ; der aufrhur halben, die uns der meuchler auflegt und böslich ertichtet. 5, 307ᵇ; verantwortung der aufgelegten aufrhur. 6, 6; das ich solchen eid nicht ertichtet habe, wie mir wird aufgelegt. 6, 20ᵇ; wie herzog Georg seinem lieben todten vetter auflegt. 6, 32ᵃ; den unsern wird mit unwarheit aufgelegt, das sie gute werk verbieten. 6, 366ᵃ; und wiewol im gerne (etwas zur last) wäre aufgeleget worden, so hat er zuletzt mit der rechnung ehrlich bestanden. Luthers br. 5, 411; wir streiten nicht aus eignem frevel, fürwitz oder stolz, wie uns von etlichen aufgelegt wird. Melanchthon bedenken aufs interim. 1548 bl. 1. heute veraltet.
4)
auflegen, zulegen, adjicere: s. Antonius botschaft hat an etlichen orten die becken beredt, das ihn (ihnen) ieder ein schwein zuͦ seinen auflegt. Frank weltb. 135ᵃ; bei einem gethanen gebot noch auflegen (höher bieten); das agio auflegen.
5)
auflegen, wieder auflegen, errichten: haben die abgöttischen tempel in den grund verbrandt und über 30 kirchen auflegen lassen. Micrälius a. P. 2, 255. gewöhnlich heiszt auch ein buch auflegen es von neuem drucken, obgleich erste auflage sonst die erste ausgabe ist. in anderm sinne Lichtenberg: wenn es der himmel für nöthig und nützlich finden sollte, mich und mein leben noch einmal aufzulegen. 1, 17.
6)
auflegen, disponere, begegnet nur im part. praet.:
blos weil mich die natur zum mitleid aufgelegt.
Günther;
belege des adjectivisch verwandten part. oben unter aufgelegt.
7)
sich auflegen bedeutet (wie unter 1) sich auf etwas legen, sich mit dem elnbogen auflegen, auf den tisch legen, stützen;
einem armen kleinen kegel,
der sich nicht besonders regt,
hat ein ungeheurer flegel
heute grob sich aufgelegt.
Göthe 1, 155.
der übergang in sich auflehnen, das auch ein aufstützen ist, liegt aber nahe, und diesen verstand scheinen andere frühere stellen mit sich auflegen zu verbinden: warum solt ich mich wider in als einen sterkern auflegen? ne Hercules quidem contra duos. Mich. Neander syll. locor. 112ᵇ; leget sich aber einer mit im auf und gibt böse wort für verwendte reden, der machet ein solchen menschen rasend. Mathesius 119ᵃ;
wan auch die schäflein ubel auf
sich jemal solten legen,
und auf dem feld mit holem bauch
der weid noch brunnen pflegen.
Spee trutzn. 210.
sich bei einem auflegen, schmarotzen.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 3 (1852), Bd. I (1854), Sp. 683, Z. 70.

auflegen, n.

auflegen, n.
impositio, in mehrfachem sinn: so ist der verstand dieses textes klar, das Jacobus auflegen nicht das heubtstück ist. Luther 3, 264ᵇ; er habe es aber durch sein gebet und durch das auflegen seiner hände wunderbar am leben erhalten. Göthe 20, 300; das leise, freundliche auflegen der linken hand auf die schulter des in purpur gekleideten.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 3 (1852), Bd. I (1854), Sp. 685, Z. 23.

Im ¹DWB stöbern

a b c d e f g h i
j k l m n o p q r
s t u v w x y z -
← aufbähen … … aufstempeln →
Zitationshilfe
„auflegen“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/auflegen>.

Weitere Informationen …

Weitere Informationen zum Deutschen Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)