Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

aufrecken

aufrecken,
erigere, arrigere, emporrecken, emporrichten,
1)
zumal vom leib und von den gliedern:
und dein (der fichte) gerader leib bleibt immer aufgerecket,
kennt keine krümme nicht.
Logau 1, 8, 99 s. 192;
und tut gar pald sein kopf aufrecken,
und zeuht sein keplein von den orn.
fastn. sp. 226, 10;
das heiszt mit aufgerecktem hals dawider gelaufen. Luther 4, 449ᵃ;
mit aufgerecktem hals schnauft der beklommne stier.
Hagedorn 2, 124;
und haschen will ich, nymphe dich,
o fliehe nicht die rauhe brust,
mein aufgerecktes ohr!
Göthe 2, 187;
die menschen stehn mit aufgereckten mäulern da und beneiden euch, wenn ihr über die wälder dahin fahrt. 14, 108; ein stillstehender knabe, der den fusz aufgereckt. 39, 152; auf türkisch auf die runden mosquekirchen steigen und die finger in die oren stecken und das maul aufrecken und den leuten zur kirchen rufen, das uns der hals kracht. Garg. 155ᵃ; sasz fein lang, doch das ein has mit aufgereckten ohrn zwischen dem sattel und dem gesäsz unangestoszen wer durchgeloffen, wann er sich im stegreif stellt zu stallen. 177ᵃ, wozu man die formeln RA. 93 halte. am meisten hand und finger: recke deine hand auf gen himel, das es hagele uber ganz Egyptenland. 2 Mos. 9, 22; die priester aber reckten ihre hände auf gen himel. 2 Macc. 14, 34; hende aufrecken zu gott bedeut gebet zu gott. Luther 3, 25ᵇ;
bisz sie aufrecket beide hend,
sich mir ergab.
H. Sachs III. 3, 70ᵃ;
das er seine hand hette meineidig gemacht und sie unbillig gegen seim herrn und seiner oberkeit aufgestreckt. Fischart bienenk. 124ᵇ; gehilfen und eideshelfer recken auf:
und wer auch des mit mir sinn hat,
der reck ein finger auf itzunt.
fastn. sp. 813, 8;
wer mir wil helfen trauren,
der recke zwen finger auf.
Uhland 94;
ich bin bereit zum eid die finger aufzurecken.
Werders Ariost 5, 32;
ich stehe allhier mit aufgereckten fingern. Reutter kriegsordn. 23. und wie den staub vom rock abblasen übergeht in den rock abblasen heiszt es für die hand, die finger zum eid aufrecken auch den eid aufrecken:
doch wöll wir sammen schweren beid
zusam ein aufgereckten eid.
H. Sachs III. 2, 25ᶜ;
ihr wist, das ihr uns alle beid
schwuret ein aufgereckten eid.
III. 2, 27ᶜ;
bezeug wirs mit aufgrecktem eid.
III. 1, 108ᵈ;
in den weisthümern oft: bei starken aufgerakten eiden. 3, 699.
2)
von thieren, die sich aufrichten: wie ein aufgereckter löwe jagest du mich. Hiob 10, 16; ein drache in fürchterlichen windungen aufgereckt. Göthe 39, 56.
3)
von entfalteten fahnen: er redet von der sachen mit solchen worten, die man pfleget zu brauchen, wenn man saget und rhümet von einem groszen prechtigen heerzug eines gewaltigen mechtigen königs oder keisers, der zu felde zeucht mit aufgerecktem panier. Luther 2, 524ᵇ; gehen si mit aufgereckten fanen on alle tribut ausz und ein. Frank weltb. 137ᵇ. s. aufregen.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 3 (1852), Bd. I (1854), Sp. 706, Z. 50.

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Zitationshilfe
„aufrecken“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/aufrecken>.

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