Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

aufstecken

aufstecken,
affigere, praefigere, anstecken, vorstecken.
1)
das haupt des getödteten aufstecken: sein haupt wurde zu ewigem schimpf, schanden und spott aufgesteckt. Schuppius 562; sein (Herders) gepudertes haar war in eine runde locke aufgesteckt. Göthe 25, 297; derjenige theil ihrer haare, der noch aufgesteckt ist, mildert durch weibliche zierlichkeit ihr sprödes ansehen, dagegen der herabhängende das männlichwilde vermehrt. 39, 24; blumen am haar, schleifen am arm aufgesteckt; hanenfedern, die darnach beiderseits hausherrn einander zu leid aufsteckten. Garg. 194ᵇ.
2)
einen hut an der stange aufstecken; ein kreuz am kirchthurm, eine fahne am dach aufstecken. ein licht, einen kranz aufstecken, eine rute am spiegel aufstecken. ein kleid mit nadeln, vorhänge am fenster aufgesteckt; den pferden heu aufstecken, auf die raufe;
Priapus hat das zelt mit grünem aufgesteckt.
Fleming 615.
3)
feuer aufstecken, wie anstecken: ein liecht aufstecken, anzünden. sch. und ernst 129;
Prometheus hat uns wol ein klares liecht gegeben,
ein feuer aufgesteckt, dem rechten nachzustreben.
Opitz 1, 54.
4)
ein ziel aufstecken:
dasz diejenigen, welche frömmigkeit als zweck und ziel aufstecken, meistens heuchler werden.
Göthe 22, 236;
heute dank ich deiner heiligen asche, dasz du mir ein ziel der ruhe und gnügsamkeit aufgesteckt hast.
Klingers th. 2, 139;
er bleibt weit hinter dem aufgesteckten ziel.
5)
aufstecken, einhalten, feierabend machen: es ist schon spät, da wollen wir aufstecken; noch eine nadel, dann kannst du aufstecken sagt die mutter zur strickenden tochter. studentisch, ein colleg aufstecken, aufgeben, an nagel hängen; und allgemein, das werd ich wol aufstecken müssen.
6)
nichts aufstecken, nichts erreichen; er hat den handel mit der und der waare aufgegeben, weil er findet, dasz er nichts dabei aufstecke. kaum vom aufstecken des kranzes am ziel und am gipfel entnommen, sondern von dem des lohns oder verdienstes bei der arbeit.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1852), Bd. I (1854), Sp. 746, Z. 7.

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Zitationshilfe
„aufstecken“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/aufstecken>.

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