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Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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aufsteigen

aufsteigen,
ascendere, sich in die höhe erheben, nnl. opstijgen.
1)
mit den füszen aufsteigen:
und sihe eine leiter stund auf erden, die rüret mit der spitzen an den himel, und sihe die engel gottes stiegen dran auf und nider.
1 Mos. 28, 12;
sahe er ander siben küe aus dem wasser aufsteigen.
2 Mos. 41, 3;
die siben magere küe, die nach jenen aufgestigen sind.
41, 27;
und sahe einen andern engel aufsteigen von der sonnen aufgang.
offenb. Joh. 7, 2;
das thier, das aus dem abgrund aufsteiget.
11, 7.
man sagt auch aus dem bette, vom tische aufsteigen, oder beidemal blosz aufsteigen für aufstehen: heute habe ich dir schon lange für deine liebe und treue gedankt, ich stieg eine stunde früher auf als gewöhnlich. Göthe an fr. von Stein 2, 261; darauf stiegen wir verdrieszlich vom tische auf. 34, 227. aufsteigen, auf pferd, schif und wagen.
2)
angewandt auf sinnliche gegenstände, die man sich erheben sieht: die sonne stieg prachtvoll am himmel auf; der luftballon ist aufgestiegen; das gebirge steigt vor uns auf; sanft aufsteigende, von büschen und bäumen überschattete hügel. Göthe 31, 228; der boden ist aufsteigend, erhebt sich; die landschaft stieg bald rüstig auf und ab. J. Paul flegelj. 1, 53; das meer stieg lebendig auf. 1, 73; wir sahen die wellen höher aufsteigen; stolze eichen stiegen auf; wenn sie unter cypressen gelagert den lorbeer aufsteigen und früchte zugleich aus dem dunkeln laube hervorglühend erblickten. Göthe 22, 128; eine hohe flamme steigt auf; dichte rauchseulen sind aufgestiegen; ein gewitter steigt auf am himmel.
3)
angewandt auf innere oder abgezogene zustände: das herz stieg mir auf, schwoll; bei inen stieg auf diser wohn. Spreng Il. 118ᵃ; der gedanke ist in mir aufgestiegen; wann solche gedanken treuen lehrern auch aufsteigen. Schuppius 681; stieg keiner jungen dirne der einfall auf, gefall ich auch? Wieland; faszt mein geist die worte, aus denen ein so schwarzer, fürchterlicher sinn aufsteigt? Klinger 5, 363; seinen aufsteigenden stolz durch eine heilsame rückerinnerung niederzuschlagen. Schiller 714; der schmerz stieg höher auf bis zum herzen; diese speise steigt mir noch im magen auf (stöszt auf); wann die mutter aufsteiget. Ettners hebamme 69; der rauch irer qual wird aufsteigen von ewigkeit zu ewigkeit. offenb. Joh. 14, 11; mit wachsendem alter und immer aufsteigender ehr. Schuppius 786; wenn die wellen der rachgier in eurem herzen aufsteigen, so wolt ihr alles überschwemmen. 283; hier steigen so viele schwierigkeiten auf. Klinger 9, 129; erschienen die wahlbotschafter nach aufsteigender linie. Göthe 24, 304; erbfolge in aufsteigender linie.
4)
wo ein acc. dabei ausgedrückt wird, gewinnt aufsteigen die transitivbedeutung von besteigen:
Musa, Venus, Charis schauet,
wie Amoena staffeln bauet,
aufzusteigen euren thron.
Logau 1, 1, 3;
wer vermag wol einen berg
ohne schwachheit aufzusteigen?
Günther;
den thurm aufsteigen, ascendere turrim. doch ist die fügung unüblich und wol dem latein nachgeahmt. bei diesem transitiven aufsteigen fordert auch das praet. haben statt sein, obwol die ältere sprache jenes zuweilen mit dem intransitiven verknüpfte, in der Limburger chronik §. 76 heiszt es z. b. auch hatte es sich also verwandelt mit dem pfeifenspil und hatten aufgestiegen in der musica (waren höher aufgestiegen).
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1852), Bd. I (1854), Sp. 748, Z. 49.

aufsteigen, n.

aufsteigen, n.
ascensus: darumb ist gesang, reden, pfeifen, wenn das herzlich aufsteigen nicht da ist, gleich ein gebet, als die butzen in der menschen garten sind. Luther 1, 69ᵃ; war diese volksfeierlichkeit von den jahren 1780 bis etwa 1793 in ihrem aufsteigen und in der vollkommenheit. Tieck ges. nov. 2, 13; die ideen dienen zum aufsteigen in der reihe der bedingungen bis zum unbedingten. Kant 2, 305.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1852), Bd. I (1854), Sp. 749, Z. 30.

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Zitationshilfe
„aufsteigen“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/aufsteigen>.

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