Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

augbraue, augbraune

augbraue, augbraune,
schwankend in bedeutung, geschlecht und gestalt des zweiten worts. skr. bhrû supercilium, gr. ὀφρύς, ir. gal. abhra, armor. abrant, altsl. br′′v′, russ. brov', poln. brwi, goth. brahv n., ahd. prâwa f., prâ n., mhd. brâwe und brâ; altn. brâ f. cilium, brûn f. und brŷn n. pl. supercilium. Dasypodius setzt augbraw cilium, ober augbraw supercilium, augbrawenhaar palpebrae, Maaler 38ᵈ augbrawen beides palpebrae und supercilium, wie schon ahd. oucprâ palpebrae, mhd. brâ bald supercilium bald palpebrae. Luther 6, 500ᵇ: ich bin als lange nie on pein gewesen, als ein augenbraw zu der andern möcht kommen. Fischart schreibt den pl. augbroen (wie pfo für mhd. pfâ, pfâwe, nhd. pfau); Luther aber 3 Mos. 14, 8 an den augbrunen und kühn Hiob 3, 9 die augenbrün der morgenröte, vulg. ortus surgentis aurorae, LXX Ἑωσφόρος ἀνατέλλων, augenlieder der morgenröte, vgl. Hiob 41, 9. schon nach dem altn. brûn neben brâ musz man der form braune neben braue ihr recht lassen, sie scheint auszerdem bestätigt durch das gr. πρών hügel, anhöhe, das lat. frons frontis und jenes abrant; mehr davon und über die wurzel unter dem einfachen braue, braune. Das nhd. neutrum neben dem fem. bezeugen folgende stellen:
strich dem heiligen das kinn,
das augbran.
Herder 6, 63. 19, 12;
sein finsteres, überhangendes, buschiges augenbraun. Schiller 129; mit verdrusz und unwillen sieht man, wie Priestley in seiner geschichte der optik, und so manche vor und nach ihm, das heil der farbenwelt von der epoche eines gespalten sein sollenden lichtes her datieren und mit hohem augbraun auf die älteren und mittleren herabsehen. Göthe 52, xvii. gewöhnlich aber gilt weibliches augbraue oder augbraune in der bedeutung von supercilium unterschieden von wimper (d. i. wintbrâ) palpebra: zarte dunkle sanftgezogene augenbrauen. Göthe 19, 85; meine augbrauen sind versengt. Göthe an fr. v. Stein 1, 317. s. augenbraune. Von alters her waren die augbrauen nicht nur ein wesentlicher bestandtheil der schönheit, sondern auch in ihrer regsamkeit zeichenhaft und bedeutungsvoll. die dichter vergleichen ihre krümmung dem bogen und der schlange, in den serbisehen gesängen heiszen die augbrauen egel (pijavitze), die augenlider schwalbenflügel; schwarze brauen, als säszen zwei krähen über den augen ist ein altnordisches bild (Vilk. saga cap. 1), fast wie skr. kâkapaks̑a, krähenflügel die locke bezeichnet. bekannt ist ihr winken, ἐπινεύειν ὀφρύσι und das supercilium gerere, jenes herabsehen mit hohem augbraun, sie aufziehen, werfen oder sinken lassen drückt wechselsweise stolz, ernst, zorn, trauer, müde und heiterkeit aus, bhrûks̑êpâlâpa heiszt skr. die augbrauensprache. sîga lætr þû brŷn for brâr, fallen lässest du brauen auf wimper, sagt die edda, du bist dem schlafe nah. meine augbraunen sollen über euch herhangen wie gewitterwolken. Schiller 117; zuweilen die frümettliche augbroen oder das vespasianisch cacantis faciem ablegen. Garg. 15; ir augbroen waren wie ein gewelb von ebenholz. 76ᵇ; regt die stirn, augbroen und ohren. 230ᵃ; mit sawrgerünzelten augbrawen. Weckherl. 557; mord sasz in den düstern winkeln ihrer borstigen augbrauen. Fr. Müller 3, 283. vgl. augenblick.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1852), Bd. I (1854), Sp. 788, Z. 35.

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Zitationshilfe
„augbraue“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/augbraue>.

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