Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

augentrost, m.

augentrost, m.
euphrasia, eine den augen wolthuende, heilsame wiesenblume, sonst auch augendienst genannt, nnl. oogentroost, schw. ögontröst, dän. öientröst, altn. augnafrô (augenruhe), ags. eágvyrt, engl. eyebright, wie mhd. der klee ougenbrehende heiszt und die euphrasia mit noch andern namen die tageleuchte, die weisze leuchte, der lichte tag, vgl. ags. däges eáge (tages auge) primula veris, engl. zusammengezogen in daisy. schottisch sagt man ee o' day (auge des tags) schön für mittag (Jamieson 1, 350 und suppl. 1, 361). trœsten aber wurde mhd. mehr gebraucht für wolthun in den augen:
ze sumere diu ougen trôsten schœne wise.
Servat. 822,
schöne wiesen thaten den augen im sommer wol, und blumentrost begegnet als eigenname. den gegensatz bildet der dorn im auge (s. auge 7).
gilgen, augentrost, narciss, vergiszmeinnicht.
es stunde quendel zwar, auch augentrost die fülle
und viel mehr kräuter da.
Fleming 641;
augentrost ist ein kraut, das soll da stehn,
wer getrost es mit augen an darf sehn,
dem musz lust zum herzen gehn.
gelber augentrost. Schnurr 1664 p. 228 juni. eine andere euphrasia pratensis rubra oder odontites hiesz zahntrost. Wie nun aus blumen insgemein kosenamen für frauen gewonnen werden, deutet sich leicht die anwendung von augentrost auf geliebte, den augen wolgefällige frauen, obschon sie auch ohne bezug auf das kraut gefaszt werden mögen. doch hat dies Weckherlin im sinn, weil er ehrenpreis, veronica damit verbindet:
mein augentrost, mein ehrenpreis!
821;
allgemeiner sind folgende stellen:
wann ihm sein augentrost den hohen sinn genommen.
Opitz 2, 146;
dadurch (durch ihren ausgesuchten anzug) ward sie den männern, wie von anfang so immer mehr, dasz wir es nur mit dem rechten namen nennen, ein wahrer augentrost. denn wenn der smaragd durch seine herliche farbe dem gesicht wol thut, ja sogar einige heilkraft an diesem edlen sinn ausübt, so wirkt die menschliche schönheit noch mit weit gröszerer gewalt auf den äuszern und inneren sinn. wer sie erblickt, den kann nichts übles anwehen. Göthe 17, 68.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1852), Bd. I (1854), Sp. 813, Z. 3.

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Zitationshilfe
„augentrost“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/augentrost>.

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