Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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ausbragen

ausbragen,
bei den kürschnern, die felle über ein scharfes, breites eisen ziehen. etwa für ausprägen?
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1852), Bd. I (1854), Sp. 834, Z. 38.

bragen

bragen,
heiszt den kürschnern die felle über ein scharfes eisen ziehen. wahrscheinlich eins mit braken, ausbraken. s.brak.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1854), Bd. II (1860), Sp. 292, Z. 18.

ausbrechen

ausbrechen,
evellere, egerere, erumpere, nnl. uitbreken, die transitiven bedeutungen 1—12 vorausgehend, die intransitiven 13—22 nachfolgend. vgl. ahd. arprechan, ûʒarprechan und ûʒprechan (Graff 3, 263. 264).
1)
den zahn, die zähne ausbrechen: ihnen die ausgebrochene zän zum paternoster an hals henken. Garg. 207ᵇ; schickte zu einem balbierer und liesze dem sohn ein par zähn ausbrechen. Schuppius 812; du must dir deinen weinzahn ausbrechen lassen.
2)
ohnmächtigen und im krampf liegenden die eingeklemmten daumen:
man bricht der jungen frau die daumen aus.
Gellert 1, 84.
3)
bäumen und pflanzen die tauben äste, das laub und obst ausbrechen: die äpfel ausbrechen, dann auch den baum ausbrechen; den auswuchs an den weinreben, die geizen an den lotten ausbrechen. Bronner 52. s. ausgeizen; der pflanze das herz ausbrechen; durch Gretchens entfernung war der knaben- und jünglingspflanze das herz ausgebrochen, sie brauchte zeit, um an den seiten wieder auszuschlagen. Göthe 25, 39; trauben ausbrechen, vgl. ausbruch; einen kern ausbrechen, aus der schale. mhd.
sî bœse unkrût darunder,
daʒ breche er ûʒ besunder.
Walth. 103, 22.
4)
der weber bricht einen faden aus, wenn er den unrecht aufgezognen abreiszt und an den gehörigen ort bringt.
5)
einen nagel, pflock ausbrechen, ausreiszen. die thürangeln ausbrechen.
6)
steine, erz aus dem boden ausbrechen, aushauen; so sol er die steine ausbrechen, darin das mal ist. 3 Mos. 14, 40; grosze und köstliche steine ausbrechen. 1 kön. 5, 17; gemarkstein ausgebrochen. weisth. 2, 170.
7)
ein stück ausbrechen: dem rad, der scheibe ist ein stück, die ecke ausgebrochen; so eckig, zackig und ausgebrochen auch immer das erste viertel (des mondes eines schriftstellers) vor der welt hangen möge. J. Paul 5, v; ich bin völlig der meinung, dasz man das repetier- und das halbe räderwerk ausbrechen könnte, ohne das vorlege- oder zeigewerk zu beschädigen. Tit. 1, 37.
8)
wachs und honig ausbrechen, ausschneiden, ausnehmen aus den stöcken, dann auch die bienen ausbrechen.
9)
der bierbrauer bricht das bier aus, indem er es aus pfanne oder bottich in die rinne schöpft.
10)
weidmännisch, das schwarzwild bricht die erde aus, wühlt aus.
11)
ausbrechen, evomere: gift und galle ausbrechen;
da kam Petrin und las was er vor euch gesprochen,
darüber hab ich lung und herz schier ausgebrochen.
Gryphius 2, 472.
12)
allgemein elicere, entlocken, emittere: sie brechen den geiz ausz. Keisersb. sieben scheiden 5; den hasz gedarst du nit uszbrechen. chr. bilgr. 141; du brichest den grollen usz. ebenda;
von solcher arbeit ward ihm heisz,
das im die müd ausbrach den schweisz.
Waldis Esop 4, 5.
13)
intransitiv, erumpere, das feuer bricht aus, gleichsam aus seinen banden. auch das licht bricht aus, wie der tag anbricht, die nacht einbricht.
14)
das gewässer, die quelle bricht aus: da get der brunnen über und bricht aus (über seinen rand). Frank weltb. 166ᵇ; Viadrus, die Oder, der zuͦletzt bei Caminum in das mör ausbricht. 33ᵃ; ein wunderbares ausbrechen süszer quellen mitten im ocean. Humboldt ans. der nat. 1, 254.
15)
an einem tage und zu derselben stunde brach das ungewitter aus.
der sturm bricht heftig aus.
16)
sie fliehen fur diesem spruch, rauschen fur uber, als brennet inen der kopf, das inen der schweisz ausbricht.
Luther 3, 522;
ein heftiger schweisz brach ihm über hals und kopf aus.
17)
der dieb, der gefangene bricht aus und entrinnt: die belagerten brechen aus, fallen aus; sechstausend menschen brachen aus der stadt hinaus. Schiller 827; aus dem lager schosz der feind auf mich und viele brachen aus mich aufzufangen. Klinger 2, 100; der damm brach an zwei orten aus.
18)
die blume bricht aus, aus der knospe, geht auf, bricht auf:
du warst vor wenig wochen
ein knöspchen blosz,
nun thut, kaum ausgebrochen,
das röslein grosz.
Voss 4, 90.
19)
die zähne brechen aus, schieben. die blattern brechen aus.
20)
das gerücht bricht aus;
und obwol Herodotus diesem gemeinen gerüchte, so zweifelsohne von den kaufleuten ausbrach, nicht wil beifall geben.
schaw da bricht gleich aus an den tag
unser ehgesterige sag.
H. Sachs III. 1, 93ᶜ;
es brach melde aus. Schweinichen 2, 202; eine sage war ausgebrochen. 2, 89; nachdem allerlei reden ausbrachen. 3, 301; würde solch geschrei ausbrechen. Kirchhof disc. mil. 8; die heimlichkeit bricht aus. Garg. 249ᵇ; wann jemandes geheimnis bei vielen ausgebrochen ist, so kan man es durch keine kluge bemühung wieder geheim machen. pers. baumg. 7, 4. auch blosz, es bricht aus, wird bekannt, lautbar; da das ausbricht. Kirchhof disc. mil. 9; Davids namen brach aus in allen landen. 1 chron. 15, 17.
21)
andere fälle: von mitternacht wird das unglück ausbrechen über alle die im lande wonen. Jer. 1, 14; an allen orten ist auch euer glaube an gott ausgebrochen. 1 Thess. 1, 8; das Christus wort weiter ausbreche und in der welt angenommen werde. Luther 6, 201ᵃ; du weist sovil sovil du thuͦst, du glaubst sovil sovil du durch die lieb thetig auszbrichst. Frank sprichw. 1, 62ᵃ;
ich hab ein groszes hausgesind
von knecht, mägd, auch weib und kind,
durch die der mord würd brechen aus,
drumb trag den todten bald hinaus.
H. Sachs II. 2, 41ᵈ;
und ist ihre sprache weit ausgebrochen. Micrälius 2, 133;
als nun war ausgebrochen weit
deren von Straszburg willigkeit.
Fischart gl. schif 91;
und wenns schon von dem bader ausbrech,
dasz er das übel hett gethan,
könd wir ihm doch helfen davon.
Ayrer 166ᵃ;
man munkelt in dem rath, bei voller gasterei
bricht man was härter aus.
Gryphius 1, 273;
itz bricht der meineid aus.
1, 395;
der schauspieler kann ohnstreitig unter der maske mehr contenance halten, seine person findet weniger gelegenheit auszubrechen (hervorzutreten), und wenn sie ja ausbricht, so werden wir diesen ausbruch weniger gewahr. Lessing 7, 251; näher berührte mich die zwischen Voss und Stolberg ausbrechende mishelligkeit. Göthe 32, 178; die pest, die cholera ist ausgebrochen, ein concurs ist ausgebrochen.
22)
ausbrechen in worte und geberden, erumpere in vocem, in verba: da ich auf sie zueilen und meine freude über diesen unverhoften anblick in geberden und vielleicht in ausrufungen ausbrechen lassen wollte. Wieland 2, 35; in fluch, in drohung ausbrechen. Gotter 2, 4; brach sie in unbändiges weinen aus. Göthe 25, 279; brach er sogleich mit selbstgefälligkeit in behaglichen scherz aus. 25, 348; auf einmal in ein lautes lachen ausbrach. 25, 350; brach sie in ein lautes gelächter aus. 26, 11; brach ich in gotteslästerliche reden aus. 26, 30; hier war ein Christus, bei dessen anblick ein Göttinger professor in den bittersten thränengusz sollte ausgebrochen sein. 31, 217; in eine thränenflut ausbrechen. Klinger 3, 103; wenn alle freudigen hofnungen in die wirklichkeiten ausbrechen. Bettine br. 2, 173; falschheit bricht zuletzt in eine berufsmäszige betrügerei aus. Rabener 4, 72. auch bloszes ausbrechen:
und Juno, frei von rachbegier,
brach aus: sohn Jupiters.
Ramler 1, 39;
Moor in den anblick versunken, bricht heftig aus, o unbegreiflicher finger. Schiller 134; vergebt einem jünglinge, dasz er es wagt, in kühnen worten vor euch auszubrechen. Klinger 2, 96. mit wider und gegen: dasz er nach der verlornen schlacht bei Philippi voll unwillens wider die tugend ausgebrochen, dasz sie ein eitler, leerer name sei. J. E. Schlegel 3, 466; mit heftigem eifer gegen ihn ausbrechen. Wieland 1, xix; sollten wir einst, brach der aufgebrachte general gegen den französischen residenten aus, sollten wir einmal gegen Frankreich fechten. Schiller 992ᵃ.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1852), Bd. I (1854), Sp. 834, Z. 67.

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aufstemmen ausgeizen
Zitationshilfe
„ausbrechen“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/ausbrechen>.

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