Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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austragen

austragen,
ahd. ûʒ tragan (Graff 5, 497), nnl. uitdragen.
1)
exportare, efferre, egerere, aus dem haus, stall, aus dem kasten, gefäsz tragen: den todten, die leiche austragen; etliche aus inen waren uber das gerete des ampts, denn sie trugens gezelet aus und ein (vulg. ad numerum enim et inferebantur vasa et efferebantur). 1 chron. 10, 28;
trag wir ein vollen seckel,
und ein lären wider aus.
Uhland 533;
er tregt mir mein nachtfuoter aus.
fastn. sp. 305, 18;
ir sprecht der trag die pfrünt aus.
649, 13;
mein man tregt mir das nachtmal aus.
771, 4;
du hast mir meine pfenbert tragen aus.
657, 34;
du tregst mir meine kleider aus.
H. Sachs I, 525ᵇ;
ich verspil mich oft bis ans hemd,
austrag ich kleider, bett und zin,
das geht oft als an galgen hin.
II. 2, 6ᵈ;
ein gutes ros hat mein herr,
dem musz ich den mist austragen.
fastn. sp. 563, 28;
wie das gesind in ihres herrn tödlichem hinzug anfiengen auszutragen, zu stelen, zu ketschen. Garg. 68ᵇ; brot, semmeln austragen, die briefe austragen. das bad austragen oder ausgieszen ist gleichviel mit ausbaden (oben sp. 827):
wolan so muostu sbad usztragen.
trag. Joh. K 2;
das weib muͦsz das bad ausztragen. Scheit grob. R 4; der unschuldig trägt das bad aus. Simpl. 2, 390; ich gedachte, dasz der ohne dem zornige und erschrockene fürst uns das bad würde austragen lassen. Felsenb. 4, 468. man sagt auch, das kind mit dem bade austragen, wie ausschütten.
2)
austragen, in vulgus efferre, unter die leute tragen, ausklatschen: sondern suchen etwas, das sie lestern mügen, gehen hin und tragens aus. ps. 41, 7; wenn ich ein solcher were, wie sie mich schenden und austragen. Luther 1, 58ᵃ; weil wir an dem sind, das wir nicht allein den unnützen lügnern antworten, so mich in diesen stücken austragen, sondern auch gerne den Jüden dienen wolten. 2, 243ᵃ; die mich mit meiner vertraweten jungfrawen Catharina von Bore austragen und berüchtigen. 3, 150ᵇ; der fromme Joseph hat sie (seine brüder) nicht ausgetragen, noch ein böse geschrei von inen gemacht. 4, 196ᵇ; wo dir ein unnütz maul fürkompt, das ein andern austregt. 405ᵃ; wenn du deinem nehesten ubel redest, die leute austregest und verleumbdest. 5, 377ᵃ;
und sind gut gspilen alle sander,
doch bald sie kummen von einander,
einander sie denn auch austragen.
H. Sachs I, 453ᵇ;
dasz sie es nicht gethan, das wil ich nicht austragen,
weil ichs nicht weisz, so möcht ich die unwarheit sagen.
Werders Ariost 4, 65;
viel besser, du bist fromm, läszt böses von dir sagen,
als dasz du böse bist und läszt dich fromm austragen.
pers. rosenth. 2, 18;
ein mitgeselle, der nur ein wenig mangel an mir gewahr wird, verlässet mich wol und träget mich aus. pers. baumg. 10, 5; mit lästerworten austragen. Opitz Arg. 1, 230; versorge das gesinde wol, sonst. wirst du unter den leuten ausgetragen. Weise kl. leute 373; es konnte nicht fehlen, die geschichte, das geheimnis wurde in der ganzen stadt ausgetragen.
3)
austragen, perferre, zu ende tragen: die frau trug das kind nicht ganz aus, brachte es zu frühe zur welt; ein ausgetragenes kind, reifes; die kuh trägt im nächsten monat aus; ich habe kraft, mein leiden auszutragen. Klinger 5, 358;
ich habe schon seit manchen langen tagen
nicht genossen, nur das leben so ausgetragen.
Göthe 13, 102.
4)
austragen, transigere, decidere, schlichten, ausmachen, zu ende bringen, in dem schon bei austrag erörterten sinn: ausgetragen und ausgerichtet. weisth. 3, 484; ob wir sprüch und vorderung zu einander gewonnen, sollen die ausgetragen werden nach der abred. Chmel Maximil. s. 85;
richter und schopfen, ir solt sitzen,
und hort uns zu mit klugen witzen,
was man vor euch hie habe zu klagen,
das ir uns das wolt recht austragen.
fastn. sp. 154, 23;
man hat heut noch mer sach auszutragen.
647, 18;
das er dem richter dank musz sagen,
als reht sol man im sein sach austragen.
704, 10;
heut werden komen zu gericht
die kinder Israel entwicht
und ir hendel vor mir austragen.
H. Sachs III. 1, 33ᵇ;
dasz sie ihre händel mit der faust austragen. Philand. 1, 601; das er die irrung vor den jüdischen rabinen zu Frankfurt austragen wolle. Ayrer proc. 2, 5; bist du ein rechtschaffener kerl, so nim ein gut pferd, ein gut schwert, ein gut paar pistolen und komm an den und den ort, da wollen wir uns vertragen und die sach austragen. Schuppius 316; Paulus wolte seine sache bei dem kaiser austragen. 594; wie gemeine klagen ausgetragen und gerichtet werden sollten. Niebuhr 2, 45.
5)
austragen, ertragen, betragen, efficere, conficere: es trägt nur ein paar thaler aus; das wird viel austragen; i. f. gn. hätten die wolle noch nicht verkauft, darum sie, was sie austrüge, noch nicht zu wissen machen konnten. Schweinichen 1, 363; über 487 th. nicht austragen. 1, 367;
das jagen ein unnöttiges ding heiszen,
welches den kosten nicht austrag.
Ayrer 326ᵃ;
eure reichshändel tragen doch wenig aus. mägdelob 56; ein oder zwei worte auf und ab werden nicht viel austragen. causenmacher 78; 300 pfund austragen. unw. doct. 916;
der alte disputiert, stellt tausend schwache gründe,
nach sykofanten art, er denkt, die menge trägts aus,
vor seine meinung her.
Wieland 4, 60;
da es nicht wenig für die künftige wirksamkeit der apostel in ihrem berufe austragen muste, wenn sie davon recht fest überzeugt wurden. Plank gesch. des christenth. 1, 306.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1853), Bd. I (1854), Sp. 1000, Z. 52.

austreugen

austreugen,
austrocknen, Stieler 2326. vgl. abtreugen und austrocken.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1853), Bd. I (1854), Sp. 1004, Z. 37.

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Zitationshilfe
„austragen“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/austragen>.

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