Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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bat

bat,
ablaut von bitten.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1853), Bd. I (1854), Sp. 1157, Z. 18.

bate, m.

bate, m.
sowol baptismi sponsor als filiolus baptismatis, das heutige pathe, der mhd. schreibung gemäsz (Ben 1, 93ᵃ) und nach der üblichen umsetzung des fremden P in deutsches B. Stieler 77; bathe. unw. doct. 672.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1853), Bd. I (1854), Sp. 1157, Z. 24.

batten

batten,
frugi esse, prodesse, juvare, proficere, frommen, fruchten, im Westerwald, in Hessen, in der Wetterau sehr üblich, Alberus erklärt batt durch proficit und das synonyme hilft, Dasypodius 179ᶜ expedit, es ist nutz, es battet;
die sonne gab des fleisches schatten,
er meint, es solt in etwas batten,
er greif darnach und war nicht faul.
das stroh, das er in schuen hatt,
wiewol michs warlich wenig batt,
das nam ich, als herauszer guckt,
und hab es hinder im verschluckt.
39;
als er nun lang gebetten hatt
und sah doch, dasz in wenig batt.
97;
geh du am saubern ort,
und lasz in in dem dreck umb watten,
das wirt dich an dein schuͦhen batten.
Scheit grob. E 3ᵇ;
hat euch die leussalb nichts gebatt.
T 1ᵇ;
und denken nur, was sie mag batten,
wann sie han viel acker und matten.
ganskönig H 5ᵃ;
du glaubst und glaubst und weist nicht was,
was meinst, das dich werd patten das?
W. Spangenberg fangbriefe F 6ᵇ;
was batt dein übelsehen?
Uhland 680;
es batt noch hilft nichts. Fischart bienenk. 34ᵃ; ja dasz man die gewissen mit keinen neuen geboten binden mag, das batt uns nichts, ebensowenig als ein frühmesz auf den abend. 47ᵃ; dasz ... alles sein leiden uns nicht hat können batten. 75ᵇ; und ob man sich schon zu gott bekehrte, das kan nicht batten, es sei dann, dasz man vollkommenlich bezale. 106ᵃ; und hiewider hilft noch battet alles nichts, was die ketzer einwerfen. 107ᵃ; aber es battet sie wie muterkraut für herzgesperr und heisze eschen für blatrige füsz. 244ᵇ; es soll dich wol etwas batten, dasz ich da sitz. Garg. 151ᵇ. Stieler führt 719 an: es battet mich nichts, nihil conducit; was batt es, dasz man den stall zumacht, wenn die kühe weg sein? nach Henisch 198. batt es nichts, so schadt es nichts ist eine noch heute gangbare redensart; es will nichts batten sagt man in Schwaben (Schmid 1, 36) und im Elsasz, für die allemannische mundart zeugen zwei stellen aus Hebel (ausg. 5):
du grobe burst, se battets nüt.
212;
's het alles nit ghulfen und battet.
298;
in der schweizerischen sollte man das wort erwarten, doch geben es weder Maaler, noch Stalder und Tobler an, Stalder 1, 143 hat ein batten, aber in der bedeutung von bastgen, bezwingen, überwältigen. der bairischen und östr. volkssprache scheint es heute ganz fremd. Desto üblicher bleibt es in der niederdeutschen:
wente gi konnet noch so manigen rat,
de ju lichte wol baten mach.
Reineke 1305;
de konnen nicht an enen baten.
3652;
it mach mi schaden, it mach mi baten.
3700;
mochte ik ju mit mineme live baten.
5313;
dat sulve Reinken nicht vele batede.
6362;
in welchen stellen allen kein baten des mnl. gedichts entspricht, doch unteriiegt das nnl. baten keinem zweifel. Hält man nun das mhd. bate, nhd. batte zum mnl. baet, bate, nd. bate, das nhd. batten zum nd. und nnl. baten, so musz die abgehende lautverschiebung auffallen und man hat eben darum das wort für ein unhochdeutsches, aus der niederdeutschen sprache erborgtes angesehen. bei genauerer forschung ergibt sich umgedreht, dasz die hochdeutsche form hier in vollem rechte steht und das nl. nd. baten aus baden verderbt ist, wie längst schon gramm. 1, 494 (ausg. von 1822) nachgewiesen wurde. niemand kann glauben, dasz ein mhd. dichter wie Alber batelôs für baʒelôs geschrieben oder ganze hochdeutsche landschaften batten aus baʒen gemacht haben sollten, umsoweniger als ein ahd. baʒên melius habere (Graff 3, 223) wirklich bestand. dies baʒên ist aber mit baten ganz unverwandt und baten fordert zur wurzel ein goth. bad, nicht bat, folglich ein ahd. pat, nicht paʒ; baten hat auch gar nicht die bedeutung bene se habere, melius se habere, vielmehr die völlig verschiedne von juvare, proficere. die schreibung baden: bestaden bei Herbort, dessen gedicht ans nd. streift, hatte guten grund. Wie nun, sollte ahd. keine spur des ausdrucks übrig sein? alte glossen gewähren unpata lentus, wobei man sich alsogleich jenes persönlichen unbate nequam erinnert, wie schon das auslautende a ein fem. anzeigt; noch mehr, fragm. theot. p. 20 steht in Christi amore promptissimus verdeutscht: in Christes minniu batast gagarawiter, das will nicht sagen optime (beʒist) paratus, sondern promptissime ad juvandum paratus, = funsist gagarawiter. Dazu stimmt aber badmen juvari (sp. 1075) und die von Schmeller verfehlte auslegung eines alts. ausdrucks, der es zur sicherheit bringt, dasz nd. baten für baden steht:
idisi fêngun gibada an iro brioston.
Hel. 172, 11,
mulieres ceperunt juvamen in pectoribus;
thêm mannum ward gihêlid môd,
gibadi an iro briostun.
97, 9,
viris restitutus est animus, auxilium datum pectoribus eorum; wie sich damit aber die deutung von underbadôn 148, 5 vertrage, musz für einen andern ort aufgespart bleiben. von der verwandtschaft dieses ahd. pata, alts. gibada mit ahd. petti, goth. badi, vielleicht auch mit ahd. pato, ags. beado, altn. böd pugna soll unter dem worte bett lectus die rede sein. hier genügte es batten als rein hochdeutsch gerechtfertigt und seine herkunft aus basz abgewiesen zu haben.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1853), Bd. I (1854), Sp. 1158, Z. 4.

batzet

batzet,
rudis, aus batze, wie massiv aus masse, derb, grobgebacken: warumb macht sich iedermann so breit, grosz und batzet? Frank parad. 14; sich batzet machen. Schmeller 1, 228; eine batzete lüge, derbe lüge.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1853), Bd. I (1854), Sp. 1160, Z. 68.

bitten

bitten,
rogare, goth. bidjan, ahd. pittan, mhd. bitten, alts. biddian, nnl. bidden, ags. biddian, engl. beg für bed, altn. biddja, schw. bedja, dän. bede. falsch ist es, wie sonst oft geschah und noch von Adelung aufgestellt wird, im praet. bath für bat zu schreiben. unmittelbar verwandt scheinen lat. petere (1, 1052) und impetrare, wie sich die begriffe des bittens und erlangens sonst begegnen (s. betteln 1, 1729). beide petere und bitten könnten ursprünglich die bedeutung von procumbere, cadere ad terram enthalten haben, und wie petere terram hiesz was alts. erda sôkian, mhd. erde suochen, ags. hrusan sêcan = zu boden fallen, petere lectum, somnum, ins bett fallen (1, 1723. 1724), das bett suchen, die federn suchen; gerade so musz auch bitten, beten und betteln von dem demütigen und armen gelten, der vor gott die knie beugt, vor dem reichen niederfällt, dessen füsze sucht (ad ejus pedes procumbit). das bett war das lager, worauf der müde mensch niederfällt (1, 1722), denn auch nieder, nidar, deorsum bezieht sich auf ein altes niþan labi, cadere. hiernach kann sich auch πτωχός und goth. bidagva (1, 1736) aufklären und wir begreifen, warum petere salutem fuga, sein heil in der flucht suchen, ansuchen, nachsuchen und gesuch (bitte) gesagt wird. bedenklicher ist schon ein zusammenhang zwischen bitten und binden (altn. binda, praet. batt) und fesseln, gestützt auf die analogie zwischen δέω und δέομαι.
1)
bitten hat den acc. der person, einigemal auch der sache: so ir den vater etwas bitten werdet in meinem namen, vulg. si quid petieritis patrem in nomine meo. Joh. 16, 23; wil ich allein dieses einen jeden bitten. Melanchth. im corp. doctr. chr. 521; aber, wenn ich dich etwas bitten dürfte. Wieland 10, 75;
nur folge mir, ich bitte dich nur dies.
Göthe 12, 241;
erst gestern must ich ihn nothwendig etwas bitten.
7, 49.
doch wird in diesem etwas der acc. undeutlich gefühlt, und wir sagen nicht: ich bitte dich geld, brot, wie lat. rogo te numum, panem. inzwischen gestattet sich Lohenstein das leben bitten. Arm. 1, 520 und man hört auch: eins bitte ich dich, bitte mich alles in der welt, nur das nicht. die ältere sprache, und schon die gothische, setzte die sache in den gen.: þishvah þei bidjiþ attan. Joh. 16, 23; baþ þis leikis. Matth. 27, 58, ahd. bat thes lîchamen; odo wer ist fon iu manno, then oba bitit sîn sun brôtes, ja ni gibit her imo stein. Matth. 7, 9; mhd. stellen gibt Ben. 1, 169ᵇ, auch Keisersb. hat noch: sie baten in seiner gnade. ausg. der jud. J 3. nhd. gebrauchen wir statt des gen. die praep. um: so in sein son bittet umbs brot. Matth. 7, 9; oder so er in bittet umb einen fisch. 7, 10; bat in umb den leib Jesu. 27, 58; er bittet dich umbs leben. ps. 21, 5; ich bitte dich um geduld, um verzeihung.
stecke den degen ein,
ich bitte dich drum!
Göthe 12, 242.
2)
der acc. der person kann wegbleiben, und dennoch die sache im gen. oder mit der praep. um stehn: mhd. urloubes bitten. nhd. um urlaub bitten; da ich umb disen knaben bat. 1 Sam. 1, 27; und hast nicht um reichthumb, noch umb gut gebeten. 2 chron. 1, 11; bitten umb antwort. 1 Macc. 12, 18; um das wort bitten. Klinger 7, 15; darf ich um ihren namen bitten? bei älteren schriftstellern begegnet zuweilen der gen: sie baten frides, musten frides bitten; sie baten herberge. Kirchhof wendunm. 189. doch gilt auch der blosze acc. der sache:
ich bitte nicht gnade,
aber lasz um den tod, gottmensch erbarmer dich bitten.
Klopstock Mess. 19, 110;
ich hab urlaub gebeten. Göthe 8, 92. 42, 117;
ein zeichen bat ich, wenn ich bleiben sollte.
9, 21;
doch schone seiner, wenn du mit ihm sprichst,
das bitt ich eifrig.
9, 39.
oder daneben wird die person mit der praep. von ausgedrückt: aber eins bitte ich von dir. 2 Sal. 3, 13; eins bitte ich vom herrn, das hette ich gerne. ps. 27, 4.
nur eines bitt ich von euch allen.
Hagedorn 3, 106;
und da er eine gunst von ihm sich bitten sollte.
Wieland 9, 223;
nur das bitte ich mir von euch. zuweilen unterbleibt der acc. der sache: wer sie bäte, wer weisz was sie thäte.
3)
im abhängigen satz kann dasz, ob, oder der inf. stehen: bittet aber den herrn, das aufhöre solch donnern und hageln gottes. 2 Mos. 9, 28; bitte den herrn, das er die schlangen von uns neme. 4 Mos. 21, 7; sie baten in aber, das er längere zeit bei inen bliebe. apost. gesch. 18, 20; wir bitten dich bald zu kommen; er bat ihn das zimmer zu verlassen. Luther entbehrt auch das zu: so bitt ich nun für gut aufnemen. br. 2, 397; auch bitte ich mir eine vergebliche fürbitte zu thun in gnaden günnen. 2, 668; bat, ob ich nicht könnte.
4)
bitten verbindet sich mit flehen: wer denn bittet und flehet. 1 kön. 8, 38; wer denn bittet oder flehet unter allerlei menschen. 2 chron. 6, 29;
zu bitten dacht ich, flehend siehst du nun
die dringende.
Göthe 9, 340.
man sagt, demütig, fuszfällig, unter thränen bitten; sie bat ihn mit heiszen thränen; hoch und theuer bitten; vermanet und bat Tobiam hoch. Tob. 8, 22; er sprach, du hast ein hartes gebeten. 2 kön. 2, 10; hinter gott und vor gott bitten = aufs inständigste; ich bitte dich um alles in der welt, um gottes willen; um tausend gottes willen.
5)
bitten mischt sich mit beten, wie schon 1, 1696 gesagt wurde:
den ganzen tag bat er sein paternoster her.
Pfeffel 1, 146,
für betete, und in der kirchensprache: laszt uns zu gott bitten! für beten. Luther sagt aber, bete zu gott. ps. 42, 9. er geht bitten = betteln.
6)
häufig für einen bitten, intercedere: lasz in fur dich bitten. 1 Mos. 20, 7; bittet fur mich. 23, 8; bittet den herrn fur mich. 2 Mos. 8, 8; Mose bat fur das volk. 4 Mos. 21, 7; für einen kranken in der kirche bitten lassen. Luther braucht gegen einen statt bei einem bitten: das ir wollet bitten gegen meine gnädigsten herren umb guten rat. br. 2, 334; das die gute zwei leutlin, dafur ich gegen e. k. f. g. zu Wittemberg bat, das sie solten bekomen ein amptlin. 4, 475. ich bitt vor zorn. Philand. 2, 57 meint, ich warne vor zorn, bitte nicht zu zürnen.
7)
es ist dafür gebeten = das wird nicht geschehn, unterbleiben: o dafür ist gebeten, dasz man mirs weis macht. Lessing 1, 334; sachte, dafür wird gebeten sein! Schiller 201ᵇ; dafür ist in allen kirchen gebeten.
8)
bitten für freien, zur braut bitten (vgl. bittel):
kümt witfraw her vom wüten,
wann niemand sie wil bitten?
Logau 3, zug. 5.
9)
bitten = einladen, invitare, zur theilnahme an einer handlung bitten: zu gaste, zur kindtaufe, hochzeit, leiche bitten; auf ein glas wein, auf ein butterbrot bitten;
welcher teufel pat dich her?
Haupt 8, 510;
ich pin zu der sach gepeten.
fastn. sp. 568, 1;
zog auszer denen, die der archon hatte bitten lassen, verschiedene herbei, die nicht geladen waren. Wieland 19, 298.
10)
vor bitte kann das pronomen ich zuweilen unterbleiben (gramm. 4, 218), wenn es, fast adverbialisch, eingeschaltet wird: reiche mir das buch, bitte; thu ihm den gefallen, bitte, bitte; vgl. engl. pray, pray tell me. aber auch mit pronomen: I pray; ich bitte dich ums himmels willen!
wer nahms? ich bitte sie!
Göthe 7, 86;
und um verwunderung, in die rede einfallend, auszudrücken: ich bitte! ich bitte dich! aber ich bitte, wie konntest du dich so vergessen! nun, da bitt ich einen!
11)
höflich, mildernd, einwendend, grob, wenn ich bitten darf. Lessing 1, 588; wenn man bitten darf. Schiller 182ᵇ; ich musz sehr bitten; ich bitte sehr.
12)
bitten ist lang, befehlen kurz. bittens und wünschens geht viel in den sack.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 1 (1854), Bd. II (1860), Sp. 51, Z. 71.

bitten, n.

bitten, n.
preces: dringendes, unausgesetztes bitten; das du erhörest das bitten und beten deines knechts. 2 chron. 6, 19;
auch ich, mein vater,
vereinige mein bitten mit dem seinen.
Schiller 608ᵃ.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 1 (1854), Bd. II (1860), Sp. 53, Z. 55.

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Zitationshilfe
„bitten“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/bitten>.

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