Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

Es wurden mehrere Einträge zu Ihrer Abfrage gefunden:

buhle, buhl, m.

buhle, buhl m.
amator und amasia, mhd. buole (Ben. 1, 280ᵇ), mnl. boel (Potter 1, 749. 755. 767), nnl. boel. kein ahd. puolo, ebenso wenig eine spur des worts im ags. und altn., engl. sagt man dafür lover, love, paramour. vocab. 1482 e 4ᵃ stellt neben einander bul auf hubscheit, amasius, bule ein unelich man, concubinarius; bule ein fraue auf hubscheit, amasia, bule ein unelich weip, concubinaria; concubina, ein bule, unkeusche person. Eichman voc. predic. d 7ᵃ. grammatisch geht bule auf beide geschlechter.
1)
buhle, der liebhaber: mhd.
herzelieber buol, ich wil dir wesen bî.
MSH. 3, 247ᵇ;
trût buole, waʒ meinet daʒ?
Heinzelin minnelehre 2316;
ach lieber buole mîn.
2379 (var.);
alsô half si irem buoln,
daʒ er kam sîn strâʒen.
GA. 2, 282;
lieber buol und geselle mîn,
du solt von mir getrœstet sîn.
Ls. 1, 183;
sît mir dîn triu ist worden schîn
an maneger rede, buole mîn,
sô wiʒʒest, daʒ nie lieber wart,
vil lieber buol Rûschart,
dekein lip ûf erde mir,
wan du bist, vergich ich dir.
1, 194;
ob ein frow ein buͦl im herzen hât,
daʒ ist ein grôʒ missetât.
2, 420;
mîn buol vil anders ist gemuot.
3, 64;
und ahtet anders niht ûf kein
in buolen wîs, als umb ein hâr.
3, 86;
wan ich noch nie buolen gewan.
3, 89;
waʒ sol ein buol, der nit gît?
3, 90;
ich wolt, welich frawe das erfür,
das ir pul sein er verlür,
di solt den zagen hassen.
Suchenwirt 25, 326;
nhd. ein herzog von Österrich kam,
den ich zu einem buͦlen nam,
der hat gemachet mir das kint.
Diocl. 4562;
mich dunkt er hab den leib verlorn,
den ich zu einem puolen het erkorn.
fastn. 458, 7;
Engelmar, der puole dein.
458, 13;
mein tausend schöner bul!
Hoffm. gesellsch. s. 16;
ein buhl erhört des wächters wort.
s. 51;
komm, komm herzliebster bule mein
und bring mir einen mann.
s. 274;
da du hast einen bulen zart,
dem du dich geren woltest schenken.
Spreng Il. 59ᵇ;
man sol dich nicht mehr die verlassene, noch dein land eine wüstunge heiszen, sondern du solt 'mein lust an ir', und dein land 'lieber bule' heiszen, denn der herr hat lust an dir und dein land hat einen lieben bulen. Es. 62, 4; denn wie ein lieber bule einen bulen lieb hat, so werden dich deine kinder lieb haben. 62, 5; aber das haus Israel achtet mein nichts, gleich wie ein weib iren bulen nicht achtet. Jer. 3, 20; darumb, du hure, wil ich samlen alle deine bulen, mit welchen du wollust getrieben hast. Ez. 16, 37; Ahala treib hurerei und brante gegen ire bulen. 23, 5; da ubergab ich sie in die hand irer bulen. 23, 9; ich wil meinen bulen nachlaufen, die mir geben brot, wolle, flachs, öle und trinken. Hos. 2, 5; und lauft iren bulen nach. 2, 13; allein sehet zu (schreibt Luther an eine klosterjungfrau von adel), das ir gottes segen auch suchet, das nicht eitel liebebrunst, sondern auch seiner gnaden gunst dabei sei, den ich euch wünsch gnädig zu sein mit eurem lieben bulen. Luthers br. 2, 445 (a. 1523);
wenn Dorgens scheler blick dem buhlen artig scheint.
daher in allen schulen
befiedert täglich sich
ein heer von jungen buhlen.
Bürger 18ᵃ;
so speiste sie zu Sterlyn ihren gatten,
da sie aus gold mit ihrem buhlen trank.
Schiller 405ᵇ;
stand sie bei ihrem buhlen süsz,
auf der thürbank und im dunkeln gang,
ward ihnen keine stunde zu lang.
Göthe 12, 187;
es war mein stummer blick
ein bittrer vorwurf ihr und ihrem buhlen.
9, 29.
2)
buhle, die geliebte: puel, amasia, glycerium. voc. 1482 z 8ᵇ; buͦl, metz, amica. Dasyp. 311ᵃ; das adj. meist männlich, zuweilen weiblich. mnl.
him is so vremde,
dat hi den boel gecreech so wel.
Potter 1, 749;
den seit hi dan al heimelike,
hoe dat hi een boel heeft,
die al na sinen wille leeft.
1, 755;
wi hou! ic heb minen boel gesien,
huden en mach mi niet misschien!
1, 767;
mhd. sîns buolen ein zertlich umbevanc.
Ls. 3, 115;
der entpeut dir, juncfrawlin,
weldistu sin bule sin.
Haupt 2, 450;
mein schöner puel.
mein puel laist mir gesellschaft zwar.
151;
er lobt ir sunder auf sein er,
daʒ er hab chainen puel mer.
Suchenw. 28, 118;
und spricht, liebe puel mein,
die chleinat sol dein aigen sein.
28, 201;
nhd. du muost dich heven aver aus
und steigen auf meins puolen haus.
ring 10ᵈ, 5;
wilt den buol derwerben dir
ze deiner chon nach rechter gir.
11ᵈ, 29;
o holder puol, mein paradeis.
12ᶜ, 10;
mir ist min buͦle von minem lande komen.
Diocl. 6086;
wer ist die hübsche frowe fin?
herre, eʒ ist min buͦle,
sit daʒ ich gieng zuͦ schuͦle,
sit ist sie mir liep gesin.
6111;
schweig, ich eilt eins zuͦ meim puͦlen.
fastn. 331, 36;
und solt ich darumb sterben,
ich wil mir auch ein puelen erwerben,
ich wil mir haben die Geuten,
die wil ich selber treuten.
398, 23;
ich hab ein jar ein lieben puln gehabt,
die hat mir oft mein herz mit freuden gelabt,
die hat mir ein nequam abgesetzt.
757, 35;
ich het ein hübschen pulen gewonnen,
den bracht ich zu mir in mein gaden,
den hat mir ein swetzer abgesetzt.
1010, 3;
ich weisz ein meidlein hübsch und fein,
das wollt mein steter buhle sein.
Hoffm. gesell. s. 19;
dem mägdlein ist er hold
von seinem buln läszt er nicht ab.
s. 27;
dasz er nicht mehr nach seim begehr
künnt mit seim buhlen scherzen.
s. 51;
und het ritterliche begir
ein spiesz mit euch zu brechen schier
von seiner puͦlen wegen zwar.
Teuerd. 85, 19;
als auch die andern theten,
die ir puͦlen am danz heten.
102, 65;
sein bul zielet im auf ein nacht.
H. Sachs I, 155ᵇ;
es ist affenspiel und thoren rat,
wo drei nach einem bulen gat.
Henisch 554, 30;
der will ein schönen bulen erjagen,
der musz ein schwere tasche tragen.
554, 36;
mein liebster bul ist mit reifen bunden.
554, 35;
den liebsten bulen den ich hab (l. han),
der ligt beim wirt im keller,
er hat ein hölzins röcklin an
und heiszt der moscateller.
Garg. 85ᵇ;
es het einer einen buͦlen, der welt die verlassen (es hatte einer eine geliebte, der wolte sie v.). Keisersb. sieben schwerter; und hab meiner frawen genomen iren allerbesten mantel, den ich ietzund trag zuͦ Barben meinem buͦlen, ich hab genomen den feinden, meinem bösen weib und bring das den freunden, meim lieben buͦlen. Alberchts von Eybe Menechmus 96ᵇ; ir solt wandern und die welt suchen und so ir mir also folget, werdet ir einen schönen bulen überkommen. buch der liebe 31, 2; des jünglings liebe so grosz zu der jungfrawen war, dasz er alle necht von Procida gen Ischia auf dem meer schwam, damit er sein allerliebsten bulen gesehn möchte. Bocc. 1, 283ᵃ; er sei gen Eisenach getragen worden, da er weiland seinen bulen (amicam) bekommen hab. Alberus wider Witzel H 4ᵃ; ich freu mich, dasz ich ein schönen lieben buͦlen hab. Petr. 63ᵃ; womit dienstu deim bulen? ein spiel bei Fischart nᵒ 131; mein bul die schönste. Henisch 554, 32; es ist kein wunder, dasz einem heftig verliebten in der thür seines buhlen die seele ausgehet. pers. rosenth. 5, 4; ein junggesell, der täglich einen neuen buhlen suchet. 6, 2; verordnete etliche, welche ihm seinen bulen wieder versöhnen sollten. 5, 19. Später wird diese form ungewöhnlich, und in deutlicheres buhlin oder buhlerin gewandelt; wenn Göthe noch einmal buhle verwendet, so setzt er es, wie einigemal schon frühere thaten, weiblich:
es war ein könig in Thule
gar treu bis an das grab,
dem sterbend seine buhle
einen goldnen becher gab.
3)
buhle wurde ehmals aber, auszerhalb dem liebesverhältnis, in traulicher anrede oder zuschrift auch unter nahen verwandten, zumal vornehmer und fürstlicher geschlechter gebraucht, fast im sinne von bruder, schwager, vetter, liebde, oder wie wir heute mit freund oder lieber, trauter, liebes herz! anreden. Reinbot läszt Georgs bruder, der ihn dringend zurückhalten will, ausrufen:
lieber buole Georîs!
558;
eia buole, blîp durch mîn bet!
748;
mahtu daʒ, buole, understân?
773;
die verwitwete Elisabeth, landgrafen Heinrich ihren schwager meinend, erklärt dessen abyeordneten:
wil ok min bule mich gewern,
daʒ ich nach uweme rade
behabe an siner gnade,
daʒ er mir mine widemen gebe.
Diut. 1, 437;
zu dienste was man ir gereit
nach eren, wie man solde,
wie lange si nu wolde
mit ir bulen (bei ihrem schwager) bliben da.
1, 438;
eine andere landgräfin Elisabeth von Hessen, in einem schreiben an landgr. Hermann ihren schwager (um 1371—73) redet ihn an 'herzeliebe bule' und die überschrift lautet: 'dem hochgebornen fursten Herman, landgr. zu Hessen, unserme herzinliebin bulen'. Landau ritterg. 164. 166; landgraf Otto nennt im j. 1311 seinen bruder bischof Ludwig 'seinen herrin und bulin'. Wenk hess. gesch. urk. 3, 178; wi Margareta wanne grevinne to Ravensberge bekennet openbarlike in desen breive, dat wi uns solen laten genuͦgen in den degedingen, de tuschen uns unt unsen bolen, heren Berenharde, den greven to Ravensberge sint gedegedinkt. a. 1332 in Höfers deutschen urk. s. 258; unse schedelüde scollen wesen, de erbaren vorsten hertoghe Rudolf van Sassen, unse buͦle, greve Albert van Anhalt unse swagher. a. 1340. daselbst s. 335; mit unsen leven boelen (freunden). Lisch urk. des geschl. von Hahn 2, 32. 33. andere beispiele sind schon von Frisch 1, 152ᵃ und Joh. Voigt in seiner abhandlung vom hofleben in Schmidts zeitschr. für geschichtsw. 2, 231 angezogen. in Püterichs ehrenbrief an herzogin Machthild von Österreich wird str. 6. 14. 16. 17. 29. 56. 80 deren puel frau Margareth, oder frau Gret von Porsberg genannt, die zu ihr in nahem verhältnis gestanden haben musz. geschwister bülich sind geschwister kinder (Reinwald henneb. id. 2, 51), nd. böleken kindere (Haupt 3, 91), Buhle, Böhlke, Bölke sind häufige eigennamen, z. b. Georgius bolekin bei Seibertz 526 (a. 1309); Georgius dictus bolike. 507 (a. 1305); Herimannus bolike. Kindlinger 2, 216. Agatha Kraftin von Ulm, an Felix Schwendi zu Zürich verheiratet, nennt sich in einem schreiben an grafen Eberhard von Würtenberg vom j. 1473 'in erberkeit ewer gnaden ufgenommener bul', sie war einmal auf hochzeiten seine tänzerin (partner, vgl. bühli) gewesen. Schmid schwäb. wb. 105, wie man seinen buhlen zu tanze führt, s. die stelle aus Teuerdank 102, 65. in einem alten schauspiel bei Mone 2, 41 redet ein soldat den andern an 'wachter, leve bole', wie vorher 'wachter leve vrunt' und nachher 'wachter leve neve'! es mag vielfacher anlasz gewesen sein, sich mit den traulichen namen buͦle, freund, geselle, gemahl und andern mehr anzureden, der arme Heinrich nennt des meiers töcherlein, das sich ihm anschlosz, 'gemahel, trûtgemahel'. auch die fromme Scolastica sagt zu Benedictus 'bule'. Pfeiffers myst. 108, 25. später erlosch diese verwendung des worts.
4)
den fleischern soll ein pfuscher des handwerks buhle heiszen. Wie nun ist buole, bole, buhle zu deuten? sich gleich ins ir. balach a fellow, a lad, a boy, oder gar ins skr. bâla, bâlaka puer, parvulus zu versteigen, scheint gefährlich. unmittelbar näher liegt uns das eigne bube, buobe und der gedanke, dasz aus buobele, ahd. puopilo, mit ausgestosznem B buole geworden sein könne, wie es ja auch im bua, bue der alpenbewohner (sp. 466) schwand. entspringen doch hân, hât, gît aus haben, habet, gibet, und wer nach andern beispielen sucht, könnte den namen Uhland, mhd. Uolant (Neidhart 8, 7) zurückführen auf Uobelant, colonus, das umgekehrte lantuobo (Graff 1, 74), obschon er auch entsprungen sein dürfte aus Uodillant (Meichelb. 981), wie Roland aus Hruodlant. die vorstellungen bub, knabe und buhle berühren einander zusehends, hatte doch Göthe erst gedichtet:
es war ein buhle frech genung,
war erst aus Frankreich kommen.
10, 249,
dann:
es war ein knabe frech genung.
1, 181;
der buhle, wie ihn alle stellen unter 1 nehmen, die ein rein sittliches verhältnis schildern, ist geradezu nichts als der unschuldige bue des alpenmädchens, und umgedreht, ganz wie bube ausartet in den sinn von nequam, schlägt auch buhle um in den von moechus und adulter, die geliebte wird zu einer bübin und buhlerin. nicht anders gewinnt das verbum buhlen den übeln sinn von buben. überrascht es nicht, dasz buobe und buole, zwei vorher ungebrauchte wörter auf einmal zusammen im laufe des 13 jh. auftauchen? Einwenden liesze sich, dasz die oberdeutschen hirten ihr bua, büa, bue, pui (pl. buabm, puibm) nur in büabl, büebl, bueberl, piabadl (Firmenich 2, 254ᵇ) verkleinern, nicht, meines wissens, in büal, pialn; dann, dasz bue, bua nicht auf mädchen übertragen wird, wie doch buole (unter 2), man erwäge aber bôbila (sp. 461). die jedenfalls alte anwendung des ausdrucks auf die fälle unter 3 erklärt sich aus der vorstellung des geliebten wie des knaben, setzt aber ein althergebrachtes, unanrüchiges wort voraus. dieser versuch buhle aus bube zu deuten läszt zugleich die annahme höherer urverwandtschaft beider mit bâla, bâlaka, balach, puer, puella unangefochten. s. auch buhlen, buhler, buhli.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 3 (1855), Bd. II (1860), Sp. 498, Z. 20.

buhlen

buhlen,
amare, venere uti, minnen, freien, begegnet noch nicht in rein mhd. quellen, wäre gleichwol möglich, die frühsten stellen aus dem Dresdner roseng. und aus den fastn. spielen sollen hernach beigebracht werden. voc. 1482 aa 2ᵃ hat pulen freien, Dasypodius 311ᵃ buͦlen liebhaben, amare, habere rem cum aliqua; nnl. boelen steht gleich dem schw. bola, dän. bole nur für unerlaubter liebe pflegen. ganz unverwandt ist den buchstaben nach das dän. beile, freien, um liebe werben, welches aus altn. biđla (wie seile aus sigla) entspringt und in der bedeutung sich berührt, aber erlaubtes werben meint. formell hätte buolen aus buobilen eine ähnliche wandlung erfahren.
1)
intransitiv, ohne casus,
a)
auf beide geschlechter zusammen bezogen: kom, lasz uns gnug bulen (vulg. inebriemur uberibus, was Luther vorher gab: lasz uns der brüste satt werden) bis an den morgen und lasz uns der liebe pflegen. denn der mann ist nicht daheime, er ist einen fernen weg gezogen. spr. Sal. 7, 18.
b)
auf männer: so ein junger gesell buͦlet in diser statt zur ee oder sunst. Frank weltb. 205ᵇ;
der welcher buhlet hat vil plag,
und der nicht buhlet het all tag
auch müh gnug sein herz zu verdrieszen.
es sei auch was es sei. die sing- und seitenschulen
die lernen uns bevor das wol vergunte buhlen,
und wie man sittsam wird.
Fleming 58 (59);
was bei schwärmen, trunk und buhlen
freier geister handwerk ist.
wer sonst bult, der bult mit reden, schreiben, winken, tanzen, pfeifen,
bauren bulen gar vil näher, bulen balde nur mit greifen.
Logau 3, 4, 68;
vgl. die 1, 1754 angezogne stelle.
c)
auf frauen:
ein frawe die da bult aus dem haus.
Keller alte schwänke s. 26;
die tochter buhlt. o straft sie nicht,
das gute kind will allen,
wie ihres vaters reim, gefallen.
Lessing 1, 20.
d)
auf thiere:
sticht selbst ein ferklin ab, würgt einen feisten han,
der unwerth (untüchtig) ist gemacht und nicht mehr buhlen kan.
Opitz 1, 157 (162);
wo sie auf der nechsten weide
zwene spatzen buhlen sehn.
Hagedorn 2, 153;
wie buhlen dort die turteltauben.
3, 35.
e)
buhlen wird gern gesagt von luft und fächelndem winde: flattert vielleicht in jenem buhlenden zephyr ein atom Anakreons? Schiller 700ᵇ. vgl. 3, b, buhler 2 und auch buhlerisch, freierisch.
2)
mit dem dat. der person, hofieren, den hof machen: das mochte sie vielleicht umb ires adels willen thun, oder sich vielleicht irer schöne übernam und daucht, er ir zu bulen nit wirdig were. Bocc. 1, 295ᵃ; nachdem aber etliche herren dem fräulein buhleten. Schweinichen 2, 33; da ich doch meinem itzigen weibe bis ins fünfte jahr buhlete. 2, 138;
auf deutsch ist welt ein weib, lateinisch ist sie mann,
drumb siht man, wie jetzt mann, jetzt weib ihr buhlen kan.
Logau 1, 6, 26;
buhler sind gemeinlich blinden, wer ihm selbst buhlt, der ist blinder,
dann der buhler buhlt dem buhler, buhlt und wird gebuhlt nicht minder.
2, 2, 36;
die sternen buhln der nacht, ziehn ihr ihr goldstück an.
Lohenst. Arm. 1, 1129;
ihrer vil schelten den Macchiavellum offentlich, lieben und buhlen ihm dennoch ingeheim. Butschky Patm. 424.
3)
buhlen, und die praep. um, werben, sich mühen.
a)
bezogen auf männer:
ich puolt umb eine eins wol zwir.
fastn. 340, 24;
do puolt ich umb unser mülnerin.
345, 25;
einer der eim umb sein eeweib pult.
711, 7;
auch was zierlich gmalt an der wand,
wie Vertumnus der jüngling zart
umb die Pomona buͦlen ward.
Wickram bilg. 76;
und ich gieng fur dir uber, und sahe dich an, und sihe es war die zeit, umb dich zu bulen, da breitet ich meinen gern uber dich. Ez. 16, 8; gehe noch eins hin und bule umb das bulerisch und ehebrecherisch weib. Hos. 3, 1; nun Ricardus umb dieselbige schöne frawe bulet. Bocc. 1, 161ᵃ; ein wittfrau sagt von zwein, die umb sie buleten. Lehmann 164; um dieselbe (fräulein) bulete ein teutscher fürst aus der nachbarschaft. Micrälius 2, 160;
Nisus buhlte stark um Nisam, dieses gab ihr viel beschwerden,
wolt ihn nicht, sie freit ihn aber? seiner also los zu werden.
Logau 3, zug. 59;
wärest du nie doch geboren, das wünscht ich dir, oder gestorben,
eh du um weiber gebuhlt.
Voss Il. 3, 41.
b)
auch diese construction gilt von winden und schmetterlingen:
(das kind, es) haschte schmetterlinge,
die um die rosen buhlten.
der zephyrn gleich um alle blumen scherzet,
um alle buhlt, doch nur die schönsten herzet.
dann wird sie auf andere werbungen erstreckt: do zmal was ouch der cardinal (von Sitten in) Zürich, der bulet umb Züricher, sie sölten mit im zum bapst zien. Plater 31
wir buhlten nicht um schätze, nein um ehre.
Gotter 1, 279;
wie lange schon buhlt ich nicht um das glück
vor euch zu stehn!
1, 268;
da wir buhlten um die ehre des gesanges. Göthe 16, 167; daher sind die künstler übler daran, die persönlich um den beifall des moments buhlen. 44, 267; um die gunst des volks buhlen, auram popularem captare;
kann wol was ungereimter sein, als zwei
unsinnige, die um dasselbe buhlen!
Schiller 241ᵇ;
o jetzt, jetzt lern ich sie verstehn, sie haben
nur um bewunderung gebuhlt.
295ᵇ;
doch von ferne dir nach sind stets drei künste geschlichen,
die mit wechselndem glück oft um dein lächeln gebuhlt.
4)
buhlen und die praep. mit,
a)
von männern: denn Juda bulet mit eines frembden gottes tochter. Maleachi 2, 11; und schämeten nicht einer dem andern zu offenbaren und ein ieglicher hätte gern mit ir gebulet. Susanna 11; maulchristen, welche einen scheinheiligen wandel äuszerlich führen, aber in heimlichen sünden stecken bis über die ohren und mit dem teufel buhlen. Schuppius 641;
wo bader und balbier mit Meditrinen buhlen.
der so die tochter will, musz mit der mutter buhlen.
550.
b)
von frauen: aber du (Judaea) sprichst, ich musz mit den frembden bulen und inen nachlaufen. Jer. 2, 25; und (Ahala) bulet mit allen schönen gesellen in Assyria. Ez. 23, 7; die hexe bekennt, mit dem teufel gebuhlt zu haben.
c)
anwendung auf naturerscheinungen: die kalte nachtluft stählte mich, ich buhlte, neckte mich mit den tausend augen der finsternis, die aus jedem busch uns entgegen blitzten. Bettine tageb. 4, 8; mit lufterscheinungen (phantomen) buhlen. Klinger 8, 122.
d)
andere anwendungen:
ein vogel ist es, und an schnelle
buhlt es mit eines adlers flug.
Schiller 74ᵇ;
ein quidam sagt, ich bin von keiner schule,
kein meister lebt, mit dem ich buhle (wetteifre).
Göthe 2, 292.
5)
transitives buhlen mit acc.
a)
von männern gesagt:
mir puolt auch niemant das schön weib,
denn es thu mir einer zu eim neid.
fastn. 633, 26;
die hausfrau pulstu durch gewin,
dich müsziggend zu prengen hin,
die dochter in pöser begir
dich zu erlustigen mit ir,
die meid zu hilf der kuplerei.
1075;
für war er buͦlt ein andres weib.
Uhland 170;
ein kurzer mann hiesz Hänselein,
der thät ein jungfrau bulen.
Hoffm. gesellsch. s. 230;
kein zager buͦlt kein schönes weib.
Scheit grob. E 1;
ein verzagt herz bult kein schön frawen.
H. Sachs IV. 3, 5ᵃ;
prudens dominatur astris,
und kan bulen schöne weib
in urbibus atque castris.
de fide meretr. 103;
wenn einer einem das weib wil buͦlen, so muͦsz er vor den man buͦlen. Keisersb. brösaml. 92; als so du einen lobst in sünden, das einer eim andern sein frauen buͦlet. s. d. m. 31ᵇ; denn bald nach der flucht hat er seines bruders weib gebulet. Melanchthons Daniel deutsch von Jonas 116; Machomet hett allein funfzehen hausfrauen all edel und der concubinen on zal, welche er all einschlieszen liesz, damit sie von niemant anderen gesehen oder gebuͦlt würden. Frank weltb. 122ᵃ; Tristan bulet euwer weib. buch der liebe 87, 2; der frawen man, die der bilger bulet. Bocc. 1, 168ᵇ; fraw Magdalena, wiewol sie lange zeit von dem herzogen gebulet was gewesen. 1, 219ᵃ; der im gute zeit fürgenommen hett, die jungfraw Simona zu bulen und lieb zu haben. 1, 234ᵃ; wie Anastasius ein fraw bulet. 1, 294ᵇ; denn ir wol kund und wissend war, dasz Friederich den falken on masz lieb hett und auch dasz sie Friedrich gebult hett. 1, 300ᵃ; wargenommen hette, dasz sie ein junger bürger bulet. 2, 36ᵇ; derselbig jung sie vor langer zeit gebulet hette. 2, 54ᵇ; mir hat einer gesagt, wie du ein junges schönes mägdlin hie bei nechst bulest. 2, 95; der kaufmann hette ein knecht, der das weib gern gebulet hett. alt. weisen exemp. 89ᵃ;
ward fro, verliesz gar bald die schulen,
begund eins bürgers frawen bulen.
Waldis Es. 4, 27.
b)
von frauen:
do si (Krimhilt) nun was gewachsen,
do pult si einen helt,
der was grosz ungelachsen,
zu dem sie sich geselt.
Dresdn. roseng. 3;
buͦlt er ein weib, buͦl ich ein man.
Uhland 170.
c)
diese fügung mit dem acc. scheint im 17 jh. erloschen, und nur zusammensetzungen würden sie heute noch gestalten, z. b.
ir habt dem mair sein weib ab pult.
fastn. 651, 34
liesze sich ebenso ausdrücken: abgebuhlt. s. hinwegbuhlen.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 3 (1855), Bd. II (1860), Sp. 501, Z. 37.

bulte, m.

bulte, m.
tuber, acervus, congeries, haufe, hügel: er legt seine kleider beisamen in ein bulten (einen haufen). Kirchhof wendunm. 113; scheint sonst nd.: dar ligt it up enen bulten, da liegts auf einem haufen. brem. wb. 1, 160; Voss, die kartoffelernte besingend, sagt:
wo man nur den bulten hebt,
schaut, wie voll es lebt und webt.
5, 28.
nnl. ist bult buckel, hügel und auch jeder haufe ist eine erhöhung. auch im teutonista bulten, tuber.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 3 (1855), Bd. II (1860), Sp. 514, Z. 23.

Im ¹DWB stöbern

a b c d e f g h i
j k l m n o p q r
s t u v w x y z -
bräuchlichkeit busereinen
Zitationshilfe
„buhlen“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/buhlen>.

Weitere Informationen …


Weitere Informationen zum Deutschen Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)