Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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dacht

dacht,
ellychnium, ahd. und mhd. dâht tâht n. seit dem 16ten jahrhundert kommt daneben docht tocht vor mit schwankendem geschlecht, m. f. und n.; jetzt ist m. im gebrauch und docht vorherschend, doch in der volkssprache noch das dacht. der pl. dachte und dachten, dächte und döchte, dachter. Luther braucht in der bibel tocht n. Dasypodius und Schönsleder dacht, Henisch daacht 529. Stieler führt tacht m. pl. tächte, docht und tocht an 2245. Frisch docht dacht tacht m. 1, 200ᵇ. Steinbach dacht n. mit dem pl. dachte und dachter. Günther gebraucht dacht und docht. niederl. dafür lemmet, engl. wick, das deutsche wicken, wickel, ahd. wicco Schmeller 4, 21. Schmid 530. dacht ist ein gedrehter faden, der Vocab. incipiens teut. hat dachte lumen, funale, und nord. ist thâttr filum, funis, aber die abstammung ist dunkel. Gramm. 2, 44 wird ein verlorenes starkes verbum dagan dôg lucere vermutet und daht mit kurzem a als das leuchtende in der lampe betrachtet: dazu würde stimmen dasz Fischart taache schreibt und in der Schweiz (Stalder 1, 258) tägel dägel sowol brennender docht, licht, als lampe heiszt.
1.
dacht in einem liecht oder zauche Vocab. teut. 1482. dacht oder faden das. ein dacht oder wiechen in der amplen Dasypod. 61ᵃ. liecht mit drei dachten Schönsleder K. kerze von eim dacht, kerzen mit viel dachten Henisch 629. baumwollentacht, werkin tacht, brennendes tacht. kerze von éinem tacht. kerze mit einem dicken tacht. tacht ausblasen, anbrennen Stieler 2245. eine grosze lampe mit vier dachten Felsenburg 1, 175. der lichtzieher drehet dachte Steinbach 1, 250.
2.
fieng an zu brennen ein dacht und ernert sich mit öl Cyrillus 78ᵇ. das glimmend tocht wird nicht auslöschen Jes. 42, 3. das sie verleschen wie ein tocht verlescht 43, 17. die zott an der ampel oder liecht, daraus das dacht brennt Alberus. das mark aus den binsen gibt gute dächt und wiechen in den ampeln zu brennen Tabernaemont. Kräuterb. 567. die ampel und der taache verschlucken vil öls und werden doch nit feiszter darvon Garg. 24ᵇ.
ir dacht brennt ungetränkt
das trübe dacht des schwarzen todtenlichts
617.
dasz kein genieslich docht bei meiner liebe brennt
1049.
ein unauslöschlich docht, so ihre (der liebe) ampel trägt.
1065.
die dacht auf solche weise übersalbet und beschmieret Mich. Wiedemann März 64. weisze seide gibt die tacht das. anhang 49. unverbrennlicher asbestin zur tocht 49. sie tragen ampeln, in welchen kein öl, kein dacht, folgsam kein andacht war Abraham a S. Clara 1, 324. ich habe öl zugegossen und den dacht gereinigt Lessing 3, 562.
er trifft das lichte tocht, es zittert und löscht aus.
Zachariä 1, 17.
glühend als ein dacht (vor liebe)
Götz 2, 96.
drum krieche nur, du kleiner dacht, hinein,
mein lämpchen brennt fürwahr sonst gar zu helle.
Gökingk Lieder zweier liebenden 76.
vom docht den rothen butzen streifen
E. Mörike Thurmhahn.
3.
bildlich.
wie sorgsam hast du nicht den fast verloschnen dacht
zu neuen flammen angefacht!
Thümmels Reise 2, 4.
es erlosch, ach! mit dem strahl ihres blicks auch ihr tocht Stolberg 4, 35.
schenk, erneue die flammendochte des lebens
diesem niedergebrannten löschenden stumpen.
4.
sprichwörter. er hat keinen dacht in seiner lampe ist unverständig, geistlos. putzen wollen alle den dacht, aber keiner will öl zugieszen. dachten sind keine lichter Simrock 1474.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 3 (1855), Bd. II (1860), Sp. 668, Z. 42.

denken

denken,
cogitare, goth. þagkjan þaggkjan þankjan, ahd. dankjan denkjan, mhd. denken, alts. thenkjan, altfries. thanka thenkja, nnl. denken, ags. þencean þencan, engl. to think, altnord. þenkja, schwed. tänka, dän. tänke. es stammt von dem verlornen dinke danc dunken (Gramm. 2, 60), zu welchem auch die verba danken, dünken gehören und bezeichnet wie diese eine bewuszte thätigkeit des geistes, entgegengesetzt einer unwillkürlichen empfindung, ein schweigendes reden; etwas nachdrücklicher ist gedenken und hat noch eigene bedeutungen.
1.
die fähigkeit des denkens besitzen. das thier denkt nicht. dieser knabe fieng früh an zu denken.
hat hier die ratze nicht gedacht?
verriet die rettungsart die sie so wol erlesen,
so schön vollführt, kein geistig wesen
das zweifelt, forscht und schlüsse macht?
Hagedorn 2, 16.
und so ein hirn das trefflich denken soll,
wird künftig auch ein denker machen
Göthe 41, 105.
2.
cogitare im allgemeinen sinn, ohne die richtung der gedanken anzuzeigen. alles denken ist nichts anderes als ein vorstellen durch merkmale Kant 1, 385. denken ist vorstellungen in einem bewusztsein vereinigen 3, 222. wie kann ein mann ein ding lieben, das ihm zum trotz auch denken will? ein frauenzimmer das denkt ist eben so ekel als ein mann der sich schminkt Lessing 2, 166. ich rede nicht, aber ich denke meinen theil. der henker traue den mädchen, ich glaube sie lesen einem aus den augen was man denkt Möser 9, 122. Göthe sagt gerne dieses ereignis gab uns zu denken, wir hatten dabei viel zu denken. ich will dir zugeben dasjenige was in dir denk, sei ein geist und wesentlich von deinem körper verschieden. worauf gründest du aber die hoffnung dasz dieser geist noch denken werde, wenn dein leib durch den tod die form verliert, die ihn zu deinem leib machte? Wieland. er ist ein denkender kopf. die fähigkeiten seiner (des menschen) denkenden natur Kant 8, 367. die denkende stirne Klinger. der kopf ist mir wüste vom vielen schreiben, treiben und denken Göthe 29, 280. das alte manuscript macht mir manchmal zu denken, wenn ich es vor mir sehe 29, 293.
heiter klangen sogleich die gläser des wirthes und pfarrers,
doch unbeweglich hielt der dritte denkend das seine.
40, 241.
er sagte er sei der rechte,
der für sie alle dächte
41, 164.
verbannt war der sinne flüchtige lust,
und der mensch griff denkend in seine brust
Schiller 51ᵃ.
denk ich, so bin ich. wohl! doch wer wird immer auch denken!
oft schon war ich und hab wirklich an gar nichts gedacht.
95ᵃ.
sein herz entglüht für eine neue tugend,
die stolz und sicher und sich selbst genug
von keinem glauben betteln will. er denkt!
265ᵇ.
früh lernte
vom eitlen weltgeräusche nicht zerstreut,
dein geist sich sammeln, denkend in sich gehen
ders.
was ich denke darf ich sagen,
'das wort ist frei' sagt der general
323ᵃ.
Eymann sprang denkend in das zweite stockwerk J. Paul Hesperus 1, 93. oft seh ich nur was ich denke, oft fühle ichs, und wenn ichs höre, da erschütterts mich Bettine briefw. 1, 264. es ist wärme im geist, wir fühlen es, die wangen glühen vom denken 1, 265. unser höchstes wirken ist denken, gibt es vielleicht geister die noch höheres wirken haben als denken? und was mag das sein? nein, denken ist das grosze lebensmeer der gottheit, aus dem entspringt alles wirken Bettine an Clemens Brentano 458.
wenig sagen, vieles denken
läszt sich bei dem biereinschenken
Arnim Schaub. 3, 266.
3.
statt ich denke sagt man, um die innerlichkeit des denkens zu bezeichnen, meine seele, mein herz denkt. mein herz dachte nicht daran ich bin nicht auf den gedanken geraten. keine menschenseele hat daran gedacht. aber sein herz dacht gar vil anders, denn er gleubet inen nicht 1 Mos. 45, 26. wiewol ers nicht so meinet und sein herz nicht so denket, sondern sein herz stehet zu vertilgen und auszurotten nicht wenig völker Jesaia 10, 7. gleichbedeutend wird im ahd. und mhd. muot gesetzt,
joh thaz io thenkit irô muat
Otfr. 4. 1, 4.
ob er (der muot) anders wolte denken
MS. 1, 87ᵃ.
so auch im herzen denken schon im ahd. und mhd., s. Gramm. 4, 837.
dacht doch im herzen darneben
Theuerd. 95, 202.
als aber das volk im wahn war, und dachten alle in ihren herzen von Johanne ob er vielleicht Christus wäre Lucas 3, 15. da aber Jesus ire gedanken sahe, sprach er 'warum denket ir so arges in euern herzen'? Matth. 9, 4. Lucas 5, 22. dann heimlich aussinnen und zwar böses, und beider könige herz wird denken wie sie einander schaden thun, und werden ober einem tische felschlich mit einander reden Daniel 11, 27. und thut nicht unrecht den widwen, waisen, frembdlingen und armen, und denke keiner wider seinen bruder etwas arges in seinem herzen Zachar. 7, 10. stellet sich freundlich, kann auch dazu weinen, aber im herzen denket er wie er dich in eine grube fälle Sirach 12, 16. ihr herz denkt ganz anders Lessing 2, 365.
4.
mit einem andern zusatz. ich dachte in meinem sinn, ich dachte bei mir, bei mir selbst. er dachte in seinem sinn 'so wird es gehen'. da dachten sie bei sich selbst und sprachen 'das wirds sein, das wir nicht haben brot mit uns genommen' Matth. 16, 7. Lucas 20, 14. darnach aber dachte er bei sich selbst Luc. 18, 4. ich gedachte aber solches bei mir 2 Cor. 2, 1. der löw gedacht in im selbs Steinhöwel Äsop 31 (1555).
5.
nahe liegt die bedeutung von gesinnt sein, eine bestimmte ansicht hegen, eine gute oder böse. wie denkt er überhaupt? was hat er für einen character? man weisz wie er denkt. er denkt redlich, aber er denkt auch leichtsinnig. er hat bei dieser gelegenheit schlecht, niedrig gedacht.
der edler denkt als mancher fürst gedacht
Hagedorn 1, 12.
'es ist wahr' sagte er zu sich selbst, 'ein mensch, der so lebt wie Hippias, musz so denken: und wer so denkt wie Hippias, würde unglücklich sein, wenn er nicht so leben könnte' Wieland.
wie einer denkt, ist einerlei
Göthe 3, 273.
wir denken königlich
und achten einen freien muthgen tod
anständiger als ein entehrtes leben
Schiller 404ᵇ.
Lothar war ein ebenso woldenkender als tapferer und staatsverständiger fürst 1037. Griechen und Römer können vielleicht keinen andern vortheil von dieser schulfreundschaft aufzeigen als den, dasz der mensch damals gleich gut dachte und handelte J. Paul. dürfen wir auch so denken? Iffland Werke 11, 80.
6.
denken sich erinnern. man sagt im gemeinen leben ich will dir denken helfen ich will dirs in erinnerung bringen. gedenkkunst (kunst das gedächtnis zu stärken) ist folgendes gedicht überschrieben,
die kunst die denken lehrt
wird nicht gar hoch geehrt:
kunst wird vielmehr geehrt
die das vergessen lehrt
Logau 3. 140, 17.
lange denken viel erlebt haben, bei jahren sein Schmeller 1, 383. grosze herren denken lange irae magnatum plumbeae sunt Stieler 291. von dem unpersönlichen es gedenkt mir unter 22. in der bairischen mundart auch transitiv, einen denken sich eines erinnern Schmeller.
man vint manigen arm man,
der zechen (zehn) fürsten denken kan
dén krieg wird mancher denken
Körner Hist. volksl. 275.
s. den abschnitt 11.
7.
wie man bei einer rede auf etwas wichtiges mit dem ausdruck hört! aufmerksam macht, so sagt man bei einem unerwarteten ereignis denkt! denkt euch! denke einer! denkt einmal was geschehen ist. denkt, er ist entflohen. was kann dann, denk einer, der wein zu verzehren haben? Kirchhof Milit. discipl. 117. denke einer consideret quis Frisch 1, 190ᶜ.
denkt nur, Nathan, was
mir eben jetzt mit ihm begegnet
Lessing 2, 257.
das alles will ich ihm nun weisen
und ruf ihn. denkt!
das.
sie (die gerechtigkeit) drückt das auge bei der hälfte deiner verbrechen zu und läszt es, denk doch! und läszt es bei dem rade bewenden Schiller 122ᵇ.
mein vater, denken Sie!
Göthe 7, 78.
nun denk! vor drei nächten ist mir diese (verstorbene) schwester erschienen Bettine 1, 104.
8.
will man etwas, um es geringschätzig zu behandeln, für eine täuschung, unmöglichkeit erklären, eine ironische verwunderung ausdrücken, so sagt man ich dachte gar! so etwas sollte geschehen sein! er will als schauspieler auftreten. ich dächte gar, er kann ja kein wort vorbringen, wenn er unter menschen ist. auch wol elliptisch lieber gar! ich dachte was mich bisse; s. oben 1, 1401.
ich deinen schöpfs gesehen? ich dachte was mir fehlte!
nun wird er wol den wildfang niemals zähmen.
doch nein, ein mittel half geschwind,
und eh vier wochen noch vergiengen,
war sein Johann fromm wie ein kind.
wie? liesz er ihn ins zuchthaus bringen?
ich dachte gar. warum nicht lieber auf den bau?
er wuszt ihn besser zu bezwingen,
er gab ihm eine böse frau
Gellert 1, 235.
A. doch ich komme zu weit in text. Sie verstehen mich doch nicht. B. ach, denkt doch Lessing 2, 387. ich dachte wunder welche freude ich Ihnen machen würde Kotzebue Dramat. spiele 3, 355.
9.
die richtung des denkens wird im allgemeinen angedeutet durch ein zugefügtes adverbium. er denkt scharfsinnig, gründlich, tief. er denkt weiter hat auch die zukunft vor augen. er denkt zurück an die vergangenheit. gleichwie ein zimmermann (wenn er ein neues haus bauet) nicht weiter denket, denn dasz ers also mache, dasz es einen bestand habe 2 Maccab. 2, 30.
die antwort fiel mir schwer,
ich dachte hin und her ich überlegte die sache nach mehreren seiten
wozu dieser traurige seitenblick? 'vorwärts' denkt der sieger 2, 177.
ihr habt auch nicht allein den grütze,
der scharf und zierlich denken kann
oder das partic. wird zu einem die richtung der gedanken bezeichnenden substantiv gesetzt. der höchste vorwurf für denkende menschen ist der mensch Winkelmann 1, 246. der denkende (der über seine kunst nachsinnende) künstler ist noch eins so viel werth Lessing. Arbon, ein denkender künstler Göthe 15, 275. auszer dem physischen, sagte der geistliche, das uns oft unüberwindliche schwierigkeiten in den weg legt und worüber ich einen denkenden arzt zu rathe ziehe, finde ich die mittel vom wahnsinne zu heilen sehr einfach 19, 246. Carstens war der denkendste und strebendste (künstler) von allen ders.
10.
das gedachte kann auf vielfache weise ausgedrückt werden, in einem andern satz, durch einen mit dasz oder wie verbundenen abhängigen satz. ich dachte wie wird das ausgehen. er ist schon zu bette, dachte ich. du kannst denken dasz ich erschrak. dasz er die aufgabe lösen werde, ist nicht zu denken nicht zu erwarten. ich furchte mich und dachte du würdest deine töchter von mir reiszen 1 Mos. 31, 31. sie denken nur wie sie in dempfen Psalm 62, 5. da dacht ich 'wolan, ich wil sein nicht mehr gedenken' Jerem. 20, 9.
dasz ihr nicht denkt es sei umbsunst.
Wolgemut Esopus 2, 253.
ein tyrann denkt dahin (schlieszt so): hat er nicht der leute willen,
dasz er seinen willen doch mit den leuten mag erfüllen.
Logau 2, 59, 27.
ein jeder examiniere sich selbsten und denk wie lange er in die narrenschul gegangen hab Schuppius 651. nur noch so viel kraft sie (die glasglocke) entzwei zu schlagen und du bist gerettet! gedacht, gewagt. ich zog die maske ab Göthe 19, 298. bei einfachem satz folgt häufig der infinitiv, wo denken dann meist absicht, willen, vorsatz, hoffnung ausdrückt.
mit pferden auf ein roszmarkt kamen,
die sie dachten theuwer zu verkaufen
Waldis Äsop 144ᵇ.
wenn eim das glück freundlich zulacht,
mit dem ein jeder freundschaft macht
und denket sein alls zu genieszen,
mit seinem gut ihrn kummer büszen.
Wolgemut Esopus 2, 268.
er sprach hör wol, wilt nit ablan,
denkst noch mehr schaden zu thun
2, 360.
ich dachte durch solches
ihr und ihrem gemahl mich ehrerbietig zu zeigen.
Göthe 10, 178.
ich dachte sie hier zu finden. ich dachte ihn zu begrüszen. im mhd. fehlt noch zu.
der dâhte im eine werben des künic Gunthers muot.
Nibel. 324, 3.
si gedâhten sich mit dienste dem künic Heteln geverren.
Gudrun 263, 4.
Luther gebraucht beides einmal neben einander. das er (Kain) dachte reich werden und sich zu setzen 4, 33ᵃ. in der bibel nur mit zu, nu denkt ir euch zu setzen wider das reich des herrn 2 Chron. 13, 8. und denken mir das leben zu nehmen Psalm 31, 14. und dachten seine knechte mit list zu dempfen 105, 25. aber die verechter denken nur zu freveln Sprüche Sal. 13, 2. da dacht ich meinen grim uber sie auszuschütten und all meinen zorn über sie gehen zu lassen Hesek. 20, 8.
11.
activ mit dem accus. kommt es bei Otfried einigemal vor, z. b.
sunta thia wir thenken
2. 21, 36,
einmal bei Tatian; vergl. Graff 5, 151. im mhd. nur wenn es in gedanken fassen, ausdenken heiszt Benecke 1, 342. 347. einen denken sich eines erinnern ist unter 6 erwähnt. Luther gebraucht es nicht mit einem subst., aber mit einem adject. alle die mich hassen, rawnen (reden heimlich) mit einander wider mich und denken böses über mich Psalm 51, 8. die aber guts denken, den wird trew und güte widerfaren Sprüche 14, 22. wer mit den augen winket, denkt nicht guts 16, 30 warum denket ir so arges in euern herzen? Matth. 9, 4. das kommt heute nicht selten vor, man sagt ich habe dieses und jenes gedacht. hast du dabei etwas gedacht? man kann alles und nichts dabei denken. wissen Sie nicht was ich denke? Lessing 2, 169. da denk ich so was! so was, was sich nur denken läszt 2, 185. ich habe verschiedenes, bezüglich auf kunst und nachahmung gedacht Göthe 29, 5.
verflucht! zur rechten zeit fällt einem nie was ein,
und was man gutes denkt, kommt meist erst hinterdrein.
7, 78.
etwa in der mitte des 18ten jahrhunderts erscheint wieder das substantivum, auch das persönliche pronomen in dieser construction, doch nicht bei jedem; man setzt lieber den reflexiven dativ hinzu. Klopstock gebraucht diesen acc. am häufigsten und scheint einen höhern ausdruck darin zu sehen, hat auch wol zuerst gesagt den gedanken denken.
wo Scipionen, Flaccus und Tullius,
urenkel denkend, tönender sprach und sang.
Klopstock 1, 6.
schön ist, mutter natur, deiner erfindung pracht
auf die fluren verstreut, schöner ein froh gesicht,
das den groszen gedanken
deiner schöpfung noch einmal denkt
1, 69.
erstaunt über seine so späte wahl, dacht ich nur ihn 2, 43. 9, 37. Cäcina denkt vielleicht jetzt, da wir uns so schnell entschlieszen, eine that die seinen vierzigsten feldzug mit triumph endigen kann 9, 220.
wie erhebt sich das herz, wenn es dich, unendlicher, denket
ders.
er dachte die zukunft
und den vergang voll seelenangst
Mess. 2, 629.
in der ersten ausgabe steht
dachte der zukunft
und dem vergangnen voll seelenangst nach.
Lazarus dachte den tod und die auferstehung vom tode.
4, 658.
warum fühl ich alsdann im überwallenden herzen
neue gedanken, von denen mir vormals keiner gedacht war.
4, 792.
einen gedanken denken
4, 854.
darf ich diesen gedanken hinauszudenken, es wagen.
5, 659.
fleuch, ich denke nur gott der wesen schöpfer und richter.
5, 215.
und dachtest
deinen tod
9, 313.
sie saszen verstummt und dachten den ausgang
13, 901.
sie dachten des groszen hirten
tod
14, 675.
da noch der staub nicht war, noch nicht, den staub zu beleben,
diese seele, da warest du schon und dachtest versöhnung.
18, 695.
o du, den ich jetzt denke
ein mensch der den erlöser am kreuze denkt Lessing 6, 15.
wenn du mit innerer zufriedenheit
die groszen thaten denkst, die du voll mut verrichtet.
Zachariä 1. dedicat
da denkt mein geist mit preis und dank
die schickung im zusammenhang
die welt denkt alsdann nicht den freund, nicht den vertrauten, nicht den scherzhaften bei dieser oder jener gelegenheit, wo der scherz eine tugend war; nicht den mann der sich, indem er schrieb, einmal zerstreuen wollte; der mit seinem besten freunde oder mit seiner freundin zum vergnügen redete, der sich mit fleisz vergasz und eben daher schön redete: sondern sie denkt den und den mann, der diese oder jene bedienung, dieses oder jenes ernsthafte amt, diese oder jene jahre hat; sie denkt seine geschäfte, seine schriften, seine freunde, sein glück oder unglück dabei Gellert 3, 5. und ich denke, Sie mögen es nun zugeben oder nicht, Sie und Ihre tugendhafte gattin mit in dieser zahl 6, 196.
noch denk ich mit entzücken dich,
du götterstand der ersten liebe
Wieland 9, 171.
(als) alles tief eingeschlafen war;
doch nur das fräulein immerdar
voll fieberangst noch wachte
und seinen ritter dachte
Bürger 53ᵃ.
ein ganzes volk mit allen sinnen
vergnügen in sich sog,
und wenn der vorhang fiel, nur dich, nur dich noch dachte.
Gotter 1, 190.
der mutter schenk ich,
die tochter denk ich
Göthe 2, 242.
es horcht der verbannte
in nächtlichen höhlen
der alte die lieder
denkt kinder und enkel
und schüttelt das haupt
9, 79.
du denkst nur dich und denkst den fürsten nicht
9, 212.
die welt ist so leer, wenn man nur berge, flüsse und städte darin denkt 20, 41. Therese war ihm noch viel werther geworden, seitdem er das kind in ihrer gesellschaft dachte 20, 115. er muste jenen augenblick denken, wo sie sich ihm so unverhofft gewidmet hatte 22, 107. die enge und gedrängtheit des ganzen denkt man nicht ohne es gesehen zu haben ders. dasz es unmöglich war, nur irgend eine per sönlichkeit zu denken, wozu diese seelenenthüllungen passen möchten ders. in der zehnten strophe ist unter liebe das edelste bedürfnis geistiger, vielleicht auch körperlicher vereinigung gedacht 45, 322. und dachte tausend gedanken ders.
mich denkend sieh es freundlich an
47, 185.
dieser gedanke den ich eben dachte Klinger 1, 379. diesen kühnen gedanken denk ich nur im stillen 2, 69. gib mir den mann, den ich jetzt denke, den ich anbete Schiller 188ᵇ
denn er denkt gar zu tiefe sachen
325ᵇ.
ich müste
die that vollbringen, weil ich sie gedacht,
nicht die versuchung von mir wies?
382ᵃ.
wol der gedanke bringt die ganze welt hervor,
der, welchen gott gedacht, nicht den du denkst, o thor.
du denkst sie, ohne dasz darum entsteht die welt
und ohne dasz, wenn du sie wegdenkst, sie wegfällt.
12.
das partic. prät., meist in verbindung mit einem adverbium, deutet auf den ausgesonnenen entwurf einer geistigen arbeit. mhd.
nu wart zu Rôme ein spil gedâht
Athis C* 45.
deswegen wünschte ich gut gedachte, gut ausgeführte monumente Göthe 17, 205. dein brief ist so wol geschrieben und so gescheidt und klug gedacht dasz sich nichts mehr dazu setzen läszt 19, 150. als thor und in der groszen entfernung, aus der man es schon gewahr wird, ist es nicht gut gedacht, denn erst in der nähe erkennt man das verdienst des gebäudes 27, 61. ein bescheidener tempel, wie er sich für eine so kleine stadt schickte und doch so vollkommen, so schön gedacht dasz er überall glänzen würde 27, 185. lampen mit allerlei geistreich gedachten figuren behängt 28, 62. kehren wir nochmals zu Raphaels cartonen zurück und sprechen aus, dasz sie alle männlich gedacht sind 29, 25. es ist kein buchstabe darin (in den liedern), der nicht gelebt, genossen, gelitten, gedacht wäre, und sie sprechen mich nun alle desto lebhafter an 29, 86. Erwin und Elmire ist so gut als fertig, es kommt auf ein paar schreibselige morgen an: gedacht ist alles 29, 114. ich lese jetzt wieder stellen, so wie ich sie aufschlage, um mich an jeder seite zu ergötzen, denn es ist durchaus köstlich gedacht und geschrieben 29, 120. wer es auch in der entfernung durchsieht, wird bald merken welch monstroses mittelding zwischen compilation und eigen gedachtem werk dieses voluminose opus geworden ist 29, 121. die Peterskirche ist gewis so grosz gedacht und wol gröszer und kühner als einer der alten tempel 29, 180.
13.
die gedankenrichtung wird am häufigsten durch eine präposition ausgedrückt.
a.
an etwas denken, gedenken, es sich ins gedächtnis rufen, berücksichtigen. im ahd. und mhd. nicht selten,
dâhta ih an die alten daga
Notk. Ps. 76, 6.
an die Hagnen frâge denken si began
Nibel. 949, 2.
weitere beispiele Gramm. 4, 838. Benecke 1, 343. und setzest mir ein ziel, das du an mich denkest Hiob 14, 13. wir aber denken an den namen des herrn unsers gottes Psalm 20, 8. wenn ich mich zu bette lege, so denke ich an dich 63, 7. wenn ich betrübt bin, so denke ich an gott 77, 4. sie dachten nicht an seine hand des tages, da er sie erlösete von den feinden 78, 42. der herr denkt an uns und segnet uns 115, 12. denn er dachte an uns, da wir unter getrückt waren, denn seine güte weret ewiglich 136, 23. denn er denkt nicht viel an das elend leben, weil gott sein herz erfreuet Pred. Sal. 5, 19. darumb wil ir der herr nicht, sondern er denkt nu an ire missethat und wil ire sunde heimsuchen Jerem. 14, 10. und Tobias dachte an die rede des engels Tob. 8, 2. setze ihn nicht neben dich, dasz er nicht nach deinem stuhl trachte, und zuletzt an meine wort denken müssest, und dich denn gereuen wird Jesus Sir. 12, 12. und denke an deinen eid 36, 10. lasz die traurigkeit nicht in dein herz, sondern schlage sie von dir und denke ans ende und vergisz des nicht 38, 26. denke ich gnädiglich an eure treue und freundschaft 2 Macc. 9, 21. und alsbald krähete der hahn, da dachte Petrus an die worte Jesu Matth. 26, 75. ein weib, wenn sie gebieret, so hat sie traurigkeit, denn ire stunde ist kommen: wenn sie aber das kind geboren hat, denket sie nicht mehr an die angst um der freude willen dasz der mensch zur welt geboren ist Joh. 16, 21. und mich verlanget dich zu sehen (wenn ich denke an deine threnen) auf das ich mit freuden erfüllet würde 2 Timoth. 1, 4. denn irer sünden reichen bis in den himel und gott denkt an iren frevel Offenb. 18, 5.
sie denkt nicht eines an (es fällt ihr niemals ein) dasz ihre schwelgerei
der bloszen dürftigkeit und krankheit mutter sei
Opitz 1, 58.
an keinen schweren fall, den sie begangen hätte,
denkt Cypria, sie fällt oft, aber nur ins bette.
Logau 1. 106, 45.
es ist ihm selbst bewust (man denkt ihm auch sehr dran),
die mutter hat ihn bracht und hatte keinen mann
1. 186, 79.
bürger wollen obenan für den edelleuten sitzen,
gold und perlen, seid und sammt kan sie billich drüber schützen:
gold und perlen, seid und sammt zeucht sie für sich selbst empor,
denn er denket immer dran, dasz es war des adels vor.
2. 138, 99.
doch engel, denk auch stäts an den,
den stern und ufer warten sehen
denkend an die schmach des hauses,
denkend an des sohnes jugend,
denkend an des sohns gefahren
und an seines feindes macht
Herder 5, 73.
ergehts euch wol, so denkt an mich
Göthe 1, 179.
an den noch niemand dachte
41, 165.
H. dachtest du denn gar nicht
an kind und weib? (nahmst du keine rücksicht auf weib und kind?)
T. lieb weib, ich dacht an euch,
drum rettet ich den vater seinen kindern
der sturm nimmt überhand. gehabt euch wol,
ich nehme herberg in dem dorf, denn heut
ist doch an keine abfahrt mehr zu denken sie ist unmöglich.
539.
Es entwickeln sich noch besondere bestimmtere bedeutungen, die auf die wirkungen der erinnerung sich beziehen. es wird so kommen, denke an mich erinnere dich meiner worte. ich habe dir gute lehren gegeben, denke auch daran beachte, befolge sie auch. ich darf diese reise nicht unternehmen, ich musz an das hohe alter meines vaters denken seinen nahen tod befürchten. ich darf das nicht erlauben, ich musz an meine ehre denken sie berücksichtigen. ich habe an meine kinder gedacht (für sie gesorgt) und einiges zurück gelegt. der verschwender denkt nicht an die zukunft bedenkt nicht dasz er sich in armut stürzt. sobald es meine lage erlaubt, werde ich an dich denken werde ich dir hilfe, beistand gewähren.
o groszer (Jesu) denke nicht an meinen faulen sinn damit
ich nicht deshalb gestraft werde
verachtung? wer denkt daran? wem kommt das in den sinn? Lessing 1, 165. gleichgültig ist die seele nur gegen das, woran sie nicht denkt ders.
nun seid ihr getränket
dasz ihr daran denket
Uhland Ged. 370.
b.
auf einen denken münzen.
dar zuo sprach sie und lachet
'sälich muosz er werden,
der nach dir wil verderben.'
daz was auf Pertschin do gedacht,
der ir fröd und wunne pracht.
Wittenweiler Ring 11, 43.
ein grab soll beide umschlieszen. komm, schleunige anstalt zu machen, und dann lasz uns auf Arabella denken sehen was wir für sie thun können, wie wir für sie sorgen Lessing 2, 89. auf etwas denken nachsinnen, überlegen wie etwas zu erreichen, zu erlangen ist. er denkt auf seinen nutzen, auf den schaden des andern. er denkt auf ein mittel sich zu bereichern, auf eine list seinen zweck zu erreichen, auf neue streiche seiner art. er denkt darauf, wie er seine kinder glücklich mache. er sollte auf seine rettung, seine flucht denken. die wilde horde dachte nur auf zerstörung, mord, raub und brand.
ir ietweder gedâhte sêre
ûf des andern unêre
Iwein 2578.
mîn herze ist leides überladen,
daz ich ûf iuweren schaden
immer sol gedenken
7460.
darauf musz der könig selbst denken.
Rollenhagen Froschm. L iiij.
ich hatte wol vermeint, auch schon mir vorgenommen
zu dir, o Grecien, in kurzer zeit zu kommen,
du werthe nachbarin, ich dachte ganz auf dich,
und wolte nun dahin wo Hämus unter sich
die wolken selber läszt
Opitz 2, 46
ohne not wird die bewacht
die auf unzucht nie gedacht:
nur vergebens wird bewacht
die auf unzucht hat gedacht
Logau 3. 17, 73.
wie kan doch ohne sorg ein mann geruhig schlafen,
wenn er auf morgen denkt wer ihm will essen schaffen.
Olearius Rosenth. 7, 20.
wir sorgen für das zeitliche: auf das ewige aber wird nicht einst gedacht Butschky Patmos 345. auf böses denken mala moliri Stieler 291. ich dachte an nichts weniger als auf mittel wieder geliebt zu werden Wieland 2, 34. kurz die ganze natur kam aus ihrem geleise, und ihren untergang zu verhüten muszte auf ein schleuniges mittel gedacht werden 10, 117.
indem sie hin und her
auf wege denkt
ders.
wie sehr bedaure ich, dasz du in dem augenblick auf den abschied denkst, da du so eben aller herzen gewonnen hast Klinger 10, 205.
denk auf deine rettung
vergeszt jetzt alles, darauf denkt allein,
wie ihr sie unterwürfig wollt empfangen
ders.
wir werden wol auf eine zweite auflage denken müssen Schiller an Göthe 223.
c.
in. in dîn hantwerc dâhta ih in factis manuum tuarum meditabar Notk. 142, 5.
ein jeder denkt in seinen sack,
gott geb wo ein andr bleiben mag
Eyering 2, 123.
bei Henisch in einigen sprichwörtlichen redensarten, es denkt ein jeder in seinen sack quilibet sui curam gerit 676. mancher denkt in die mühle, der keinen sack drin hat 678.
d.
nach bezeichnet ein verlangen, wie auf.
der helt dâhte nâch prîse
wen her was vil êrin gir
Athis A**, 29.
sô gedenke ich nâch dem gruoze,
den sô minneclîchen suoze
gît ir mündel rôsen rôt
MS. 1, 197ᵇ.
dasz sie verstockt nach keiner demut denken Luther Briefe 2, 14. etlich die nicht darnach denken, kriegen das haus voll kinder 2, 599. lasset uns wol darnach denken 4, 29ᵇ. sie denkt nach eim acker und keuft in und pflanzt einen weinberg von den früchten irer hende Sprüche Sal. 31, 16. sie denken nicht darnach, das sie sich kereten zu irem gott Hosea 4, 5.
des todes tod warst du. nun schreibt man über schreiben,
dasz du so lange doch nicht wollest auszen bleiben.
ein jeder denkt nach dir, begehret dich bei sich.
mit dem 17ten jahrh. hört dieser gebrauch von nach auf. er denkt allgemach nach hause patriam tandem meditatur Stieler 291. heute sagt man er denkt nach haus seine gedanken sind nach haus gerichtet. die alte sprache braucht in diesem fall gegen.
so denke ich sâ gegen Nürenberc,
wie sanfte mir dâ wære
MS. 2, 67ᵇ.
noch bei Henisch, als du zu s. Jacob bist, so denke nicht gen haus 676.
e.
über einen denken einen beurtheilen, kommt in der alten sprache nicht vor: wir sagen wie denkst du über ihn? hälst du ihn für fähig dazu? ich weisz nicht wie ich über ihn denken soll. alle die mich hassen rawnen mit einander wider mich und denken böses über mich? Psalm 41, 8. s. von einem denken.
f.
um drückt sorgliches nachdenken aus. mhd.,
denken umbe einen man
Kolocz. 82, 211.
über das lagen mir die sachen, so ich denselben tag gehört und gesehen ohn unterlasz im sinn, ich dachte nicht soviel um essenspeise und meiner erhaltung nach Simpliciss. 1, 55. eigenthümlich schreibt Göthe an Schiller ich habe in allen meinen papieren herumgedacht und finde nichts, womit ich Ihnen zum almanach zu hülfe kommen könnte 501.
g.
von einem denken im mhd., wo es jedoch ziemlich selten ist (Ben. 1, 343), soviel als an einen denken. in Luthers bibel kommt es nicht vor, doch noch bei Fleming,
mein herze denkt von ihr ohn unterlasz
528.
häufiger steht es aber wie über, in der bedeutung von schätzen, beurtheilen. was denkt man davon? denkt man gutes von ihm? ich habe von diesem mann besser gedacht.
ir solt solhs von mir nit denken
Theuerd. 64, 27.
und dann hoffe ich Sie auch schon dadurch, dasz ich Ihnen alles sage was ich von Ihnen denke, auf meine seite zu bringen Gellert 5, 340.
lern, Salomo, des hohen höhe
und denk nicht klein von gott
Klopstock 9, 56.
sie (die betrachtungen) haben überdiesz oft die unvollkommenheit, dasz sie uns veranlassen klein von gott zu denken. nicht so würdig als wir können, nenne ich schon klein von gott denken 11, 212. wenn einer diejenigen Altfranken nicht ehrt, die grosz vom vaterlande denken 12, 100.
denk besser von mir, könig
Schiller 216ᵃ.
ich höre, Sire, wie klein,
wie niedrig Sie von menschenwürde denken
278.
er musz anders von
mir denken
304ᵇ.
wenn sich der allvermögende lord Lester
so tief zu mir herunterläszt, ein solch
bekenntnis mir zu thun, so darf ich wol
ein wenig höher denken von mir selbst
und ihm in groszmut ein exempel geben
421.
sprich mir ein freundliches wort! nur so viel, dasz du nicht unhold
von mir denkst; ich lasse dich dann und gehe zufrieden.
Mörike Idylle 92.
h.
wider einen denken einem entgegen sein, kommt in der alten sprache vor; vergl. Graff 5, 153. Gramm. 4, 838. Benecke 1, 343. noch im Theuerd.
welher dar (wagt) darwider denken,
den will ich gleich lassen henken
64, 27.
jetzt ist es auszer gebrauch.
14.
der gegenstand des denkens steht im goth. und ahd. bei Otfried und Notker nicht selten auch im genitiv; vergl. Gramm. 4, 837. Graff 5, 151. 152. im mhd. gewöhnlich bei gedenken Ben. 1, 342. 347, was auch in der heutigen sprache lieber gebraucht wird. es heiszt dann so viel als an etwas denken, häufig soviel als sich einer sache erinnern; vergl. den abschnitt 6. denke mein, denke unser in der ferne. ich denke hie einer prophecei, die von D. Carlstad gesagt ward Luther 3, 55. ich denke der alten zeit, der vorigen jare Psalm 77, 6. herr, zörne nicht zu seer und denke nicht ewig der sünden Jesa. 64, 9.
wie würde der fromb wirt uns schenken,
im allerbesten sein zu denken
H. Sachs 4. 3, 85ᵃ.
liegend auf dem todtenbette,
seine letzte stund erwartend
denkt er nur der ewigkeit
ich denke dein, wenn mir der sonne schimmer
vom meere strahlt
Göthe 1, 65.
denkst du der stunde noch wol, wie auf dem brettergerüste
du mich der höheren kunst ernstere stufen geführt
1, 316.
wie denn auch jener villegiatur nicht im mindesten gedacht worden 29, 182.
dasz der entjochte mensch jetzt seiner pflichten denkt.
Schiller 25ᵃ.
der eignen rettung denkt jetzt keiner mehr
392.
der strafe denke, die die heilge kirche
der mangelhaften beichte droht
443.
des heiszen sonnenbrandes
der forscher wenig denkt,
der sich in Griechenlandes
entrückte welt versenkt
du denkst der kindlich frohen laute,
du denkst der selgen blicke noch
Uhland Ged. 21.
so wenn ich vergangner tage,
glücklicher, zu denken wage,
musz ich stäts genossen missen,
theure, die der tod entrissen
66.
auch mit beziehung auf die strafe, die durch die erinnerung an das verbrechen hervorgerufen wird, darumb dasz ewr gedacht wird umb ewr missethat und ewr ungehorsam offenbart ist, das man ewr sünde sihet in alle ewerem thun. ja darumb das ewr gedacht wird, werdet ir mit gewalt gefangen werden Hesek. 21, 24.
15.
glauben, vermuten, dafür halten, sich vorstellen, opinari, in mentem ducere, sentire. denkst du die sache mit geld abzumachen? denkt ihr furcht stecke dahinter? denkt er ich sei seines gleichen? du wirst denken ich sei dabei gewesen. ich dachte einen palast zu finden und fand eine ärmliche hütte. wer hätte das gedacht! sich vorgestellt! ruft man bei einem unerwarteten ereignis. er wird sich zu verantworten wissen, denk ich. konnte ich denken dasz er sein wort brechen werde?
ich kan nit denken was er kan
Theuerd. 47, 100.
ich furchte mich und dachte du würdest deine tochter von mir reiszen 1 Mos. 31, 31. und nu bekümmert euch nicht und denkt nicht das ich darümb zürne, das ir mich hieher verkauft habt 45, 5 mein herr, denke nicht das alle knaben, die kinder des königs todt sind, sondern Amnon ist allein todt 2 Sam. 13, 32. und einer, genannt Eleasar, merket einen elephanten der war höher und besser gerüstet denn die andern, und dachte der könig wäre darauf 1 Macc. 6, 43. darum dachte Jonathas nicht das sie wegzögen bis morgens früe 12, 29. und dachte gott kan auch wol von den todten erwecken Hebr. 11, 19. solcher mensch denke nicht das er etwas von dem herrn empfahen werde Jac. 1, 7.
dachten wol es wär vom Liendl gschehen
H. Sachs 4. 3, 61.
denkt nicht das man im danken wird
Eyering 3, 474.
drum so hat an einen nagel sie sie (ihre jungfrauschaft) neulich aufgehenkt,
klagt nur dasz so viel sie nagel nicht kan haben als sie denkt
Logau 1. 176, 45.
die prediger sagen auf den canzeln was sie müssen, aber nicht allemal was sie denken oder wissen Elisab. v. Orleans 82. gott läszt alle menschen mit so unterschiedlichen humoren geboren werden, dasz es unmöglich ist, dasz eins wie das andere denken kan 96. Sie haben mich, dächte ich (sollte ich meinen), genug ausgescholten Gellert 2, 180. D. ich denke das ist nur ein trost, den ein geiziger vater oder mutter für ihre kinder erdacht haben, die sie wider willen zu einer liebe zwangen. O. das dächte ich nicht 2, 258. so dächten Sie nicht dasz meine frau sterben sollte 2, 341. ich dächte Sie kämen 3, 188. ich dächte nicht dasz ich eben so schön wäre. ich dächte so ein mann wäre schon eines briefes werth 6, 51. ich dächte du hörtest mich kaum, so schleich ich J. Paul Siebenkäs 2, 7. ich werde aber nicht gedacht haben dasz eine so schöne person nicht reden kann ders. wollte der himmel Sie dächten wahr ders. hätte ich doch nicht gedacht dasz du so verliebt wärest ders.
dacht ichs doch! habe ich es mir doch vorgestellt!
Lessing 2, 219.
Sittah. wo bist du, Saladin, wie spielst du heut?
Saladin. nicht gut? ich dächte doch
2, 226.
und ich dächte doch sie hätte noch zehnmal gescheidter gethan 2, 369.
ich dächte zwar das blieb uns ja
noch immer übrig
2, 258.
ich denk ich bracht ihn gar zu thränen
thäten sich angreifen über vermögen,
dachten es brächt ihnen groszen segen.
Schiller 327ᵇ.
glauben dasz man schön sei,
dächt ich, ist erlaubt
Göthe 1, 32.
wer hätte gedacht dasz ein brief, der ganz im entgegengesetzten sinne geschrieben war, ihn endlich zu einer entschlieszung hindrängen sollte? 19, 143. und was den knaben betrifft, den, dächt ich, nähmen Sie selbst zu sich 20, 82. wenn man denkt er höre auf, so fängt er erst recht an 29, 239. denke ich denn auch (konnte ich glauben) dasz sie so wild sein wird? ders.
dacht ichs doch! wissen sie nichts vernünftiges mehr zu erwidern,
schieben sies einem geschwind in das gewissen hinein.
Schiller 95ᵃ.
denken Sie dasz ich
vor Ihrer rache zittere?
302.
davon, denk ich,
weiszt du nicht mehr zu sagen als ein andrer
340ᵃ.
der sturm, ich mein, wird da sein eh wirs denken
517ᵃ.
denn wenn
du pfeifst, so springt der hund jedwedes mal
aus seinem ofenloch und denkt es gelte ihm.
du denkest dasz der dorn dich sollte schützen,
allein der dorn dient der begier zum sporn
auf thörigte meinungen geht die redensart narren denken! Bernd Deutsche sprache in Posen 38.
16.
den gedanken als eine ermahnung, einen befehl äuszern. du hast viel geredet und vergeblich, ich dächte du schwiegest. er ist schon lange da, ich dächte er gienge. ich dächte man machte es so, wie ich gesagt habe.
17.
in der erwartung leben, hoffen. ich denke das unternehmen gelingt. ich denke die sache zu erlangen. ich dachte ihn mit meinen gründen zu überzeugen. sie hat ihn schon lange erwartet, und denkt noch immer er werde kommen. wird er sein wort halten? ich denke doch.
18.
bedenken, erwägen. nu müget ir denken was euch zu thun ist Richter 18, 14. denket das der herr helfen kann und fürchtet ihn mit ernst Weish. 1, 1. ehre deinen vater von ganzem herzen und vergisz nicht wie sauer du deiner mutter worden bist und denke das du von inen geboren bist Sirach 7, 30. er (der töpfer) musz denken wie ers fein glasure 38, 34. und denket wie er früe aufstehe den herrn zu suchen 39, 6.
denk was du hie verdienen magst,
so du in tugent nit verzagst
Rousseau stellt eine allgemeine, bisher verschleierte wahrheit auf, die souveraineté des volks, ohne dabei zu denken, aus welchen geschöpfen dieser souverain zusammengesetzt ist Klinger 11, 192.
denke wie mannigfach bald die, bald jene gestalten
still entfaltend, natur unsern gefühlen geliehn!
Göthe 1, 329.
o denk, o denke
wem du gehörest
41, 235.
denke wie du andern männern vor deiner ehe das leben sauer gemacht Iffland Werke 11, 91.
19.
eine absicht hegen, etwas vorhaben, im sinne haben, wollen. ich denke morgen abzureisen. wohin denkst du zu gehen? ich dachte bald wieder heim zu kehren. er denkt hoch hinaus er will ein vornehmer mann werden. elliptisch, ich denke nach Hamburg ich habe vor nach Hamburg zu reisen, wann denken Sie nach Berlin? ebenso im lateinischen (Heynatz Deutscher antibarb. 1, 290), inde cogito in Tusculanum, deinde Arpinum Cicero ad Att. 1, 8. deinde Arpinum volebamus 9, 1. in Pompejanum statim cogito ad div. 7, 4. wo denkst du hin? wohin willst du gehen? oder wo denkt er hinaus? quo tendit Frisch 1, 191ᶜ. man sagt aber auch so, wenn etwas nicht ausführbar ist. eine zumutung abweisend erwidert man ich denke nicht daran das zu thun fällt mir nicht ein, oder eine voraussetzung, ich habe nicht von ferne daran gedacht.
wir wellen hie unser leben
für die gevangenen geben,
die diser Sameiten hant
denket füeren in ir lant.
Livl. reimchronik 4809.
der gerechte hält sich weislich gegen der gottlosen haus, aber die gottlosen denken nur schaden zu thun Sprüche Sal. 21, 12. was gilts? es sol gehen wie ich denke, und sol bleiben wie ichs im sinn habe Jesa. 14, 24. was ich sage, das lasse ich komen: was ich denke, das thue ich auch ders. da dacht ich meinen grim uber sie auszuschütten Hesek. 20, 8.
A. wer sind die reuter? wo denkt ihr hinaus?
B. ei, lieber stallbruder, wo gehört ir zu haus?
Lustig gespräch der teufel (1542) G 1ᵃ.
bit, saget mir on alles gefer
wie es alda zugehet
und wie es umbs land zu Braunschweig stehet,
wo der herzog Heinrich mag sein,
denn wir denken auch zu ihm hinein
G 1ᵇ.
wilkomen, fraw Abigael,
wo denkt ir aus?
Hayneccius 3 newe schöne comoedien (1582) act 2. scene 3.
ich weisz dasz meine glut sich denkt zu hoch zu heben.
hierher gehört auch die redensart gedacht, gethan, die schnelle ausführung des entschlusses bezeichnend.
es schlug mein herz: geschwind zu pferde!
es war gethan fast eh gedacht
Göthe 1, 75.
gethan wie gedacht!
1, 230.
20.
einem etwas denken.
a.
einem etwas bestimmen, zudenken destinare, wie auch im mhd. (Benecke 1, 348ᵃ). das es kriegen die eisenfresser, den (denen) es nie gedacht ist Luther 5, 413ᵇ. es ist einem andern gedacht und mir beschert Henisch 676.
b.
eine handlung, meist eine böse, nicht vergessen, um sie bei gelegenheit zu vergelten, gewöhnlich gedenken. der hasz nimmt sich zeit, um tief einzuwurzeln und es seinem gegner zu denken dafür rache zu nehmen Kant 10, 277.
warte, Basco, warte,
ich denk es dir, du ungezähmter thor
Göthe 10, 237.
kommt denn kein nachbar? hätt ich doch nicht geglaubt dasz sie mirs so denken sollten 11, 23.
Reinecke sprach 'das tröstet mich sehr; ich denk es euch wieder,
komm ich diesmal nur los'
40, 142.
im niederd. steht hier ich denke des wedder. doch verflucht, nun werd ich ihn beleidigt haben, und wie ich merke, so denkt ers einem leicht Klingers Theater 3, 182.
c.
einem denken, gedenken eines verstorbenen beim gottesdienst durch ablesung seines namens gedenken Schmeller 1, 383.
21.
sich denken.
a.
mit dem acc. der person. darüber habe ich mich schier zum narren und fantasten gedacht Heinr. Jul. v. Braunschw. Susanna 1, 1. er hat sich in das trügliche spielwerk so hineingedacht dasz es ihn allenthalben begleitet Kant 3, 360. du denkst dich was rechts (zu sein). Egmonts haare sind gescheidter als dein hirn Göthe 8, 244. du könntest dich wahnsinnig daran denken Schiller 162. dasz er nemlich nie schrieb ohne sich über dieselbe sache voll gelesen zu haben, dasz er nie las ohne sich vorher darüber hungrig gedacht zu haben J. Paul Hesp. 1, 130.
b.
mit dem dat. der person. sich in gedanken vorstellen, schon im mhd. Ben. 1, 343ᵃ. wir sagen denke dir mein erstaunen. denke dir, ein fremder tritt herein.
Tewrdank im nichts geferlichs dacht
Theuerd. 31, 20.
Unfalo sich des nit genug mocht
verwundern und im heimlich dacht
'ich sich mich will helfen kein list'
70, 60.
der verstand bezieht die vorstellung auf ein object d. i. er denkt sich etwas vermittelst derselben Kant 5, 9. es läszt sich so hübsch denken was da alles geschehen würde Gellert 5, 464.
wirst du dich doch nicht schämen so zu scheinen
wie er die menschen all sich denkt?
Lessing 2, 270
wenn ich mir
sie lediglich als christendirne denke,
sie sonder alles das mir denke, was
allein ir so ein jude geben konnte
2, 333.
was sollen wir uns bei diesem worte denken? ders.
als er sich das heil der erlöseten dachte
denkt euch ein mädchen das jetzt hold,
jetzt finster sich gestaltet
Gotter 1, 89.
das haus gieng (denke dir den streich!)
gieng gestern auf im feuer
1, 162.
wer lacerten gesehen, der kann sich die zierlichen mädchen
denken, die über den platz fahren dahin und daher.
Göthe 1, 366.
die mondscheine sind hier wie man sich sie je denkt oder fabelt 29, 57.
darum lob ich dich, Hermann, dasz du mit reinem vertrauen
auch ein mädchen dir denkst in diesen traurigen zeiten,
und es wagtest zu frein im krieg und über den trümmern.
40, 251.
ich denke mir die liebe in diese friedliche brust Schiller 316. vermuten, glauben. ich dachte mir es würde alles gut gehen. ich dachte mir er würde kommen. so wie ich mir die welt und das leben denke, so ist es doch das alltägliche und gleichgültige Tieck.
niemals denken kann ichs mir,
dasz ein frühling wieder grüne,
wann der winter auf der bühne
steht in seiner starren zier.
und nicht denken kann ichs mir,
dasz ein winter sich erkühne
abzubrechen diese grüne
die sich hebt im lenzrevier
22.
unpersönlich, es denkt mir ich erinnere mich, ich habe die erinnerung davon, häufiger es gedenkt mir. es denkt mir noch das ich einen ahornbaum zu Basel auf S. Peters platz gesehen habe, derselbig ist auf fünfzehen oder sechzehn elen hoch M. Sebiz 284.
ich bin nicht alt, doch denkt mir das
da wehrete sie mit händen und füszen ab, sagte 'sitzt still, sitzt still, es denkt mir noch wol der tag dasz ich eueres gleichen war' Schuppius 543. sind Sie sein diener? 'ja, so lang als mirs denkt' Göthe 14, 83.
ganz ohne beispiel, prinz,
so lang mir denkt dasz ich dem könig diene.
Schiller 283ᵇ.
so auch es denkt mich.
mich gedenkt dasz vor alten jahren,
da wir noch junge mäuslin waren.
Rollenhagens Froschmeuseler.
es denkt mich noch ein spiel bei meinen jungen jahren,
drinn ich ein könig war, da andre knechte waren.
Logau 1. 1, 84.
mich denkt die liebe zeit, dasz nichts bei kräften blieb,
was nicht Cleopatra selbsthändig unterschrieb.
Lohenstein Cleop. 41, 263.
mich denkt des ausdrucks noch recht wol, des einst
du selber dich von ihm bedientest
Lessing 2, 238.
23.
sprüche und sprichwörter. der mensch denkts, gott lenkts oder wir denkens, gott schickts.
es ist keim basz als in seim haus,
und denkt drein (seine gedanken sind dorthin gerichtet),
wan er schon ist draus
Fischart Ehzuchtbüchlein 46.
bei Henisch 677—679. er denkt dasz S. Peter ein schüler war, er denkt drei meil hinter gott.
besser schweigen und gut denken,
denn mit reden ein andern kränken!
das herz denkt oft vil anders als der mund redet. denket an den alten mann an das herannahende alter. denk nit dran, so thut es dir nimmer wehe. denk nimmer dran was dir ist than (gethan). der esel und der treiber denkt nicht eins. ein jeder denke an sich selbs, so denket er weiters. es denkt ein jeder in seinen sack, wie er sein capell besingt suam quisque homo rem meminit. es denket einer nicht allzeit dahin er zielet. es ist keinem wol, ohn der im wol meinet oder denket. es soll einer nicht alles sagen was er denket. ein jeder denket oder prüfet sein bestes. es kommt nicht allzeit wie mans denkt.
hast du ein haus,
denk nicht daraus
bleib darin.
mancher denkt in die mühle, der keinen sack drin hat. was der nüchter denkt, das redt oder thut der volle. wie das herz denkt, so spricht der mund. wer einem armen hilft, der denkt an sich selbst. wer einem andern dient, der denke nicht dasz man ihm danken werd. wer guts denket, dem widerfährt trew und güte. ein jeder denkt sein unglück sei das gröszte. wer einen fusz hinein kriegt, der denkt mit dem ganzen leib hinnach zu folgen. wer mancherlei denkt, der denkt nichts, macht auch nichts guts. bei Simrock 1533 —1543. ich denk mein theil ich halte meine meinung zurück. 'ich denks' sagt der faulenz, möcht er nicht ja sagen. er denkt länger als seine mutter. man musz immer weiter denken als man kommt.
was ich denk und thu
trau ich andern zu.
denk nichts was nicht alle leute wissen dürfen. s. bedenken. gedenken. nachdenken. verdenken.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1856), Bd. II (1860), Sp. 927, Z. 49.

denken, n.

denken, n.
die denkkraft, vis mentis, das nachsinnen, cogitatio, meditatio. durch das denken zu wege bringen cogitatione assequi Stieler 292. es übersteigt alles denken.
als er in solchem denken sasz
Theuerd. 78, 83.
es ist mein längstes denken meine frühste, älteste erinnerung Französ. Simpliciss. 1, 233.
denn lernten sie zu viel verstehn,
so habt ihr furcht sie möchten endlich mit schlusz und
denken weiter gehn
begiebt sich auch zuletzt mein denken in die weite
414.
zierlich denken und süsz erinnern
ist das leben im tiefsten innern
Göthe 2, 255.
des denkens faden ist zerrissen
12, 88.
und in den sälen, auf den bänken
vergeht mir hören, sehn und denken
12, 94.
all mein sehnen will ich, all mein denken
in des Lethe stillen strom versenken,
aber meine liebe nicht
Schiller 1ᵃ.
wenn auf des denkens freigegebnen bahnen
der forscher jetzt mit kühnem glücke schweift
25ᵇ.
den flug
des denkens hemme ferner keine schranke
als die bedingung endlicher naturen
279ᵇ.
so weit die welle meines lebens rinnt,
soll sie mein einzig träumen sein und denken
606ᵇ.
das blosze denken ist grenzenlos, und was keine grenze hat, kann auch keine überschreiten ders. viel denken, mehr empfinden und wenig reden Göthe.
doch bleibt was liebes immer
so im reden, so im denken
ders.
ein hain, worin sich Amor gern verliert,
wo ernstes denken oft mit leichtem scherz sich gattet.
und jetzt fiels auch wie schuppen mir vom auge.
erinnrungen belebten sich auf éinmal
im fernsten hintergrund vergangner zeit:
und wie die letzten thürme aus der ferne
erglänzen in der sonne gold, so wurden
mir in der seele zwei gestalten hell,
die höchsten sonnengipfel des bewusztseins.
ich sah mich fliehn in einer dunkeln nacht,
und eine lohe flamme sah ich steigen
in schwarzem nachtgraun, als ich rückwärts sah.
ein uralt frühes denken muszt es sein,
denn was vorhergieng, was darauf gefolgt,
war ausgelöscht in langer zeitenferne
alles denken kann nur das gemeine, nie das göttliche, nur das todte, nicht das lebendige auflösen und ändern J. Paul. er suchte sich auf ihre seite zu ziehen durch den gedanken, dasz sie nicht wie er den minervenshelm, den fallschirm und fallhut des denkens, philosophierens, und der autorschaft gegen die stösze und steine des lebens nehmen könne ders. Siebenkäs 3, 58. bei menschen denken, gewöhnlich gedenken, post hominum memoriam Eyering 2, 661. sprichw. das denken ist zollfrei cogitationis poenam nemo patitur Stieler 292. um denken kann man keinen kränken Simrock 1541.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1856), Bd. II (1860), Sp. 939, Z. 51.

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Zitationshilfe
„dacht“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/dacht>.

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